Große Seekarspitze und Breitgrieskarspitze aus dem Hinterautal


Publiziert von Sn87 , 3. September 2016 um 15:07.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum: 2 September 2016
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 2300 m
Abstieg: 2300 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Scharnitz, mit dem MTB ins Hinterautal bis Hinterkarbach

Die noch stabile Wetterlage am Freitag musste man fast für eine längere Tour ausnutzen. Ich konnte jedenfalls nicht widerstehen und einmal mehr wurde auf den Spuren von ADI, trainman und mabon im Karwendel herumgewandelt. Eine Kombination ihrer Touren auf die *große Seekarspitze und die *Breitgrieskarspitze wurde ausgewählt und mit dem Abstieg entlang des Hinterkarbachs garniert. Eine absolut traumhafte Rundtour!

Wie schon so oft dieses Jahr mit dem ersten Zug nach Scharnitz und um halb acht ins Hinterautal geradelt. Das Fahrrad wird zweckdienlicherweise bei der Mündung des Hinterkarbaches angekettet, es ist nur ein Stückchen weiter die Isar hinauf bis zum Breitgrieskarbach (ca. 45 Minuten ab Scharnitz).

Ab dort folgt man dem Talverlauf in nordöstlicher Richtung zuerst mehr oder weniger weglos durch Wald, dann auf sich zwischenzeitlich verlaufendem Pfad durch Latschen; hier ist stellenweise etwas Gespür und Geduld für die Wegsuche nötig. Der Bach wird kurz nach einer steilen feinkiesigen Rinne von links nach rechts (im Anstiegssinn) überquert. Nach einer weiteren Latschen-Passage trifft man wieder aufs Bachbett und muss dieses bald an einem Wasserfall nach links in bzw. an einer Rinne kraxelnd verlassen (in dieser Richtung problemlos machbar, ca. I, aber bröslig. Abklettern ist bestimmt unangenehm).

Nun lichten sich die Latschen und das Kar weitet sich, man kann einfach weiterwandern, wie es das Gelände vorgibt. Auf der Karschwelle orientiert man sich nach rechts (Osten), auf die noch unscheinbare große Seekarspitze und deren Südwestgrat (Spitzhüttengrat) zu.

Ich wählte ungefähr die Direkte auf den Sattel nördlich der ersten, kleinsten,  Erhebung im Spitzhüttengrat und peilte an dieser Linie in der Flanke die Felsen rechterhand an. Ob es anders "bequemer" geht, kann ich nicht abschätzen. Jedenfalls wirds in der Westflanke dann bald steil und der Schutt nimmt fast flüssige Konsistenz an. Man könnte glauben, dass der Gipfel pro Besteigung 10 Meter Höhe einbüßen muss.
Die Felsrippe besteht aus sehr brüchigem Störzonen-Material und bietet nur unwesentlich mehr Halt als der lose Schutt, vorsichtiges und sanftes Belasten der Griffe und Tritte ist angesagt.

Irgendwann ist der Ansatz des Spitzhüttengrates dann doch erreicht und man wendet sich in nördlicher Richtung dem Grat zum Gipfelaufbau zu. Hier ist der Schutt etwas fester aber dafür ist dann der Gipfelaufschwung wieder sehr brüchig und oft bietet der Begeher den Griffen mehr Halt als umgekehrt.

Den Gipfel der Großen Seekarspitze (2679m, T4+ / I, 15 Minuten ab Sattel - ca 4.5 Std. ab Raddepot) ziert ein schönes großes Kreuz, das GB ist schon über 10 Jahre hier. Die Aussicht ist in alle Richtungen grandios, vor allem nach Osten zu den ganz Großen im Karwendel; leider ist heute nach Süden ab dem Inntal wegen der Quellwolken Schluss.

Abstieg nach Norden in den Sattel zwischen großer und kleiner Seekarspitze, dann den Markierungen des Gaugg-Weges folgend nach Westen, am Biwak vorbei zur Ostflanke der Breitgrieskarspitze. Von dort über Schrofen auf den Ansatz des Blassengrates und in ca. 10 Minuten auf die Breitgrieskarspitze (2588m, T4, ein-zwei Mal müssen die Hände aus den Hosentaschen, Ostflanke ähnlich schwierig; ca. 1 Std. ab Seekarspitze). Dort gibts eine Markierungsstange und ein GB aus dem Jahre 2005 (mit händisch eingeklebten Resten vom "alten" Buch aus dem Vorjahr. Danke für die Mühen!) in markanter Box. Ein toller Aussichtsplatz über den Westteil der Hinterautalkette und die nördliche Karwendelkette!

Vom Südgrat in die Westflanke zur Querung auf dem markanten Band. Ein neu verankertes Stahlseil leitet durch die schrofig-brüchigen Felsen ins hinterste Hinterkar (T4 bis T4+, ca. 30 Minuten ab BGKS) hinab. Eine beeindruckende, beinahe außerirdische Landschaft, von Kratern und in den Boden abgesunkenen Platten durchzogen. Sehr karg, aber auch sehr schön.

Hier wird der markierte Weg verlassen. Zuerst links (östlich) haltend absteigen, dann an der tiefsten Talfurche orientieren. Der Einstieg in den Latschensteig befindet sich links (Osten) an einer Stufe aus dem Bachbett raus. Wer den Weg hier nicht finden kann, steckt in großen Schwierigkeiten - der Bachverlauf selbst ist sehr wahrscheinlich nicht gangbar! Der Rückweg zur Karschwelle dauert gut 1.5-2 Stunden, von da können nochmals locker 2 Stunden am Gaugg-Weg zur nächstgelegenen Pleisenhütte gerechnet werden. Und das nach einem bereits strammen Tagesprogramm. Für Nicht-Ortskundige daher nur eingeschränkt empfehlenswert.

Der Pfad durch die Latschen ist in Abstiegsrichtung leicht zu verfolgen. Ein paar abschüssige Rinnen und rutschige Kieszonen werden gequert und man erreicht bald den erfrischenden Hinterkarbach. Dieser wird von orographisch links nach rechts überquert und der Pfad führt in den urigen Wald, wo ein lange vergangener Steinschlag viele Bäume gefällt hat. Nun immer abwärts und anfangs rechts halten. Es sind dann Pfahle (dienen die wirklich zur Wegmarkierung?) zu sehen und weiter westlich Farbmarkierungen auf Baumstämmen vorhanden. Ab letzteren kann man geradeaus abwärts steigen und sieht schon bald die Isar (ca. 2 Std. ab Hinterkar), wo sich die Runde schließt. Das Fahrrad leistet gute Dienste um das schöne, aber nun doch zu weitläufige, Hinterautal in einer feinen halben Stunde zu verlassen. Um halb sieben wieder zurück am Bahnhof Scharnitz.

Eine absolute Genußrundtour für ortskundige, ausdauernde Karwendel-Aficionados.

(Die Zeitangabe bezieht sich auf die reine Geh- und Radfahrzeit von Scharnitz bis Scharnitz, ohne Pausen)

Tourengänger: Sn87


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