Trekkingtour in Nordnorweg - von Katterat nach Storå


Publiziert von Elju , 22. Oktober 2017 um 22:21.

Region: Welt » Norwegen
Tour Datum: 9 August 2015
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: N 
Zeitbedarf: 9 Tage
Strecke:Katterat-Hunddal-Lossi-Cáinhavággi-Skoddejávri-Sitas-Pauro-Stora
Zufahrt zum Ausgangspunkt:nach Katterat mit dem Zug von Narvik oder von Kiruna her mit dem Zug (www.scandinavianrail.com)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit der Fähre von Storå nach Kjøpsvik (www.rutebok.no)
Unterkunftmöglichkeiten:Katterat - Katterat Guest House/Fjellstue (www.katterat.com) Kjøpsvik- Hotel Stetind (www.stetind-hotell.no)
Kartennummer:Fjällkartan BD06: Abisko - Kebnekaise - Narvik 1:100.000 und Turkart 2712: Radjebalges 1:100.000

Im Jahre 2013 waren wir auf Trekkingtour auf dem Nordkalottleden und Kungsleden in Lappland. Von einheimischen wurden uns die Narvik-Berge als schöne Trekkingvariante empfohlen. 2015 konnten wir endlich los, um diese Gegend zu erkunden. Die Tour war jedoch wilder und einsamer, als wir dies erwartet hatten und machte es dies zu einem spannenden Abenteuer. 

Wir reisten per Flug über Kiruna an und sind mit dem ArcticCircleTrain von Kiruna bis nach Katterat gefahren. Aus dem Zuge ausgestiegen befinden wir uns schon mitten in der norwegischen Wildnis.

1. Etappe 
Katterat (370m) - Hunddalstoppen(711m) - Karisenvatnet-See(685m) ca. 2 km
Vom Flughafen in Kiruna fuhren wir mit Bus in die Stadt und fühlen unsere Vorräte für die nächsten  Tage auf. Danach schlugen wir uns die Bäche mit einer Pizza noch einmal so richtig voll bevor wir den Zug Richtung Narvik genommen haben und steigen um 17 Uhr in Katterat aus. Wir planen an diesem nur ca. 2 Kilometer auf den Hundsstoppen zu gehen, wo wir eine schöne Aussicht haben. Direkt hinter dem Bahnhof schwenkt der Weg weg auf den Hundsdaltoppen ab. Oben angekommen entscheiden wir uns am Karisenvatnet unser Zelt aufzustellen. Die Temperaturen sind recht tief und so schlüpfen wir nach dem Nachtessen schnell in den Schlafsack. 

2.Etappe
Karisenvatnet(685m) - Hunddalen(667m) - Doaresvággi (800m) - Leirvatnet (851m) - Rienatgletscher(1148m) Rienatvággi(800m) ca. 20km

Am nächsten Morgen weckt uns die Sonne mit angenehmen Temperaturen. Wir laufen über die hügelige Hocheben vom Hunddaltoppen und steigen ins Hunddalen ab. Vor der Hunddalshyttene, beim Wehr, überqueren wir den Fluss und und gehen in das linke Tal hinein. Leider folgen wir einem Weg, der mehr nach Links um den Berg geht und erst nach einer Weile feststellten, dass dies der falsche ist. Am Ufer entlang  des Sees stossen wir dann wieder auf unseren richtigen Weg, der zum Leirvatnet führt. Es ist nicht immer einfach einen sicheren Weg zu finden die Flüsse und Bäche zu furten. Bei dem kleine Seelein steigen wir hoch zum Rienatcohkka-Gletscher. Hier kommt uns ein junger Schwede ganz verstört entgegen und erzählt uns, dass es sehr schwierig sei den Gletscher zu passieren, er sei einige Male ausgerutscht und hatte diverse Schürfwunden. Er getraute sich nicht auf dem Schnee zu gehen, da er Angst hatte in eine Gletscherspalte zu stürzen, darum ist er von Stein zu Stein gesprungen. Auf das Angebot unsere Seite her, ihn zu verarzten wollte er nicht eingehen. Da  haben wir ihn ziehen lassen. Wir liessen uns nicht beirren und wollten den Gletscher selber anschauen. Problemlos querten wir die Gletscherseite links am Rand auf viel Altschnee. Das war der einfache Teil. Schwierig war danach in das Rienatvaggi-Tal abzusteigen. Es hatte viel Schnee und grosse Steinblöcke die zu überwinden waren.Überall waren Bäche unter den Schneefeldern und der Schnee war weich, da es mittlerweile angefangen hat zu regnen. Wo der Bach ein Delta bildete haben wir unser Zelt aufgestellt und sind nach einer Portion Spaghetti müde in den Schlafsack gefallen. 

3.Etappe

Rienatvaggi (ca.800m) - Lossistuahytta (720m) - (Skearrogieddi-Tal 560m) - See (639m) - Steinelva-Tal (ca.1000m) ca. 14 km
Wieder scheint herrlich die Sonne beim Frühstück. Wir marschieren gut gelaunt bis zur Lossistuahytta von wo man eine schönen Blick ins Tal runter hat. Der Abstieg war teilweise etwas steil, aber gut machbar. Nach dem überqueren des Flusses (Brücke) stösst man nach einer Weile auf eine Forststrasse die wir Talaufwärts
folgen bis zum Stauseelein (639m) Hier steigen wir hoch ins Steinelva- Tal und stellen mit schrecken fest, dass die Brücke die hier normalerweise über den tosenden Bach führt vom Schmelzwasser weggeschwemmt wurde. Nach langem hin und her, entscheiden wir uns, dem Bach aufwärts zu folgen und hoffen auf eine Möglichkeit, den Bach an einer seichten Stelle zu durchqueren. Es gibt sogar Markierungen und sind guten Mutes, dass dies unser alternativ Weg ist. Leider hat der Bach überall so viel Wasser, dass es keine Chance gibt diesen zu durchwaten. Müde stellen wir das Zelt auf und entscheiden uns bis zum Morgen abzuwarten. Vielleicht hat es am Morgen wenige Schmelzwasser und der Wasserstand erlaubt es den Bach zu traversieren. Noch gemütlich stellen wir das Zelt auf, bis auf einmal ein heftiger Wind aufkommt und die ganze Nacht hindurch anhält mit starkem Regen. An Schlafen ist nicht zu denken und hoffen, dass das Zelt standhält. 

4. Etappe
Steinelva-Tal (ca.1000m) - See (639m) - Caihnajohka - See(700m) - Caihnavaggehytta (1004m) ca. 14 km
Der Wind hat gegen morgen etwas nachgelassen und wir haben doch noch ein wenig Schlaf erhalten. Das hoffen auf einen tieferen Wasserstand ist leider nicht in Erfüllung gegangen. Durch den Regen ist er immer noch etwa gleich hoch. Wir steigen wieder ins Tal hinunter und hoffen, dass der Bach sich etwas verläuft und wir unten in der nähe des Sees furten können. Ansonsten müssen wir uns eine andere Route überlegen und kommen so nicht weiter. Nach langem Suchen und mehreren Versuchen finden wir eine Stelle um den Bach sicher überqueren zu können. Euphorisch und neu beflügelt laufen wir weiter und stellen fest, dass ein Bach nach dem andern zu durchwaten ist. Wir finden immer wieder eine Stelle zum furten, ist jedoch sehr Zeit intensiv. Furtstelle suchen, Schuhe ausziehen, Kroks anziehen, Schuhe aufbinden, furten, Füsse trocknen, Schuhe anziehen, Kroks aufbinden, weitermarschieren. Als der Weg beginnt anzusteigen zu den Caihnavaggehytta rauf, kommen wir schneller vorwärts und jubeln als wir bei den Hütten ankommen. Mittlerweile hat es wieder intensiven Wind und Regen und sind froh, können wir diese Nacht sicher in der warmen Hütte übernachten.

5. Etappe
Caihnavaggehytta (1004m) - Pass oberhalb von Caihnavaggesees (1200m) - Gautelisvatnet (840m) - Skoaddejavrihytta (1000m) ca. 20km

Gleich nach dem Start kommt schon die erste Stelle zum furten. Nicht schon wieder...... Aber glücklicherweise bleibt dies das einzige Mal an diesem Tag. Das Wetter zeigt sich leider nicht von der schönsten Seite an diesem Tag. Wind kommt auf und Regen, oben am Pass sogar Schneefall, peitschte uns ins Gesicht. Beim oberen See vor dem Pass wählen wir das rechte Seeufer, wo es viel Altschnee noch hat und man nicht immer furten muss. Oben am Pass kämpfen wir gegen den Wind und Schnee und sind froh, dass es langsam ruhiger wird beim runtergehen zum Gautelisvatnet. Am See unten war es dann windstil und kein Regen mehr. Herrlich, denken wir, dafür kommt danach Nebel auf. Wir folgen der Strasse die vom See her nach Narvik führt. Wo die Strasse den See verlässt, verlassen wir auch die Strasse und wandern über einen langezogenen Pass zur Skoaddejavrihytta. Der Weg war nicht einfach zu finden, da es noch sehr viel Schnee hatte und die Steinmännchen mit den roten Markierungen unter dem Schnee versteckt waren. Der Nebel hat auch nicht zur besseren Orientierung beigetragen, aber dank Kompass und Spurenlesen sind wir punktgenau bei der Hütte angekommen. Recht durchfroren genossen wir die wärme am Holzofenfeuer und konnten gut unsere Kleider trocknen. 

6. Etappe
Skoddajavrihytta - Kjøriselvatal - Iptojávrisee - Parkplatz beim Kjårdavatnet - Sitashytta ca. 18 km (normalroute 22km)
Bei Nebel starten wir unsere nächste Etappe. Es führ uns über Felsplatten die von Gletschern abgeschliffen wurden. Eine mystische Stimmung herrscht und wir sehen gerade immer bis zum nächste Steinmännchen. Immer weiter führt der Weg ins Tal und irgendwann sind wir unter dem Nebel und stossen auf eine Schotterstrasse. Moment mal, auf der Karte ist der Berg rechts von der Strasse und nicht links.......Ups! sind wir im falschen Tal?....wir sind aber doch immer den Steinmännchen gefolgt.........oh nein, es gibt noch ein zweiter Weg, der auf unserer Karte nicht eingetragen ist! Zurück ist keine Option da verlieren wir zuviel Zeit. Auf dem Forstweg den Umweg laufen, verlieren wir auch zuviel Zeit, was heisst der Proviant reicht nicht bis zum Ende der Tour mit einer zusätzlich Etappe. Wir haben unsere Reserveration schon bei der nicht vorhanden Brücke aufgebraucht! Wir entscheiden uns die Forststrasse bis zu der Abzweigung zu gehen und hoffen da auf eine mögliche Mitfahrgelegenheit. Wir geben uns eine Stunde Zeit das jemand kommt und uns mitnimmt, ansonsten müssen wir aus dem Tal trekken, das nach Narvik führt und das Abenteuer ist schon vorbei. Da die Strasse nicht stark frequentiert ist, kommen nur gerade 3 Autos vorbei, die nicht anhalte auf unser Daumen hoch/wir suchen eine Mitfahrgelegenheit Zeichen. Ok, Übungsabbruch wir trekken aus dem Tal. Nach 5 Minuten gehen kommt ein Auto und halten entmutigend nochmals den Daumen raus......und das Auto hält an. Wir fragen, ob er Richtung Sitashytta fahrt und er uns mitnehmen kann. Er stimmt freudig zu und wir hüpfen ins Auto. Er erzählt uns, dass er eigentlich nicht so weit fahren muss, er uns aber bis zum Ende der Fahrstrasse bringt, dass wir nicht mehr so weit gehen müssen. Yeppi! Es gibt doch noch diese netten Leute. Wir bedanken uns bei ihm für die Mitfahrgelegenheit und die vielen guten Tipps, die unser "Retter" uns gegeben hat. Freudig wandern wir auf unserer richtigen Route weiter bis zur Sitashytta und entscheiden uns im Zelt zu übernachten, da es mittlerweile wunderschönes Wetter geworden ist. 

7.Etappe
Pass zum Baugevatnet (900m) - Baugevatnet (780m) - um den Paurofjellet rum - Paurohytta (690m )         ca. 22km
Traumhaftes Wetter begleitet uns diesen Tag. Wir wandern über den Pass, der zum Baugevatnetsee führt und sehen eine riesige Renntierherde von ca. 50 Tieren, die relativ nahe bei uns durchrennen. Eindrücklich ! 
Wir genießen den schöne Blick zum See und steigen hinter durch Drollblumenfelder zum teilweise noch gefroren Baugevatnet. Die Brücke beim Auslauf des Sees sieht defekt aus und lässt und den Atem fast stocken. Nicht schon wieder! Aber sie ist teils repariert, zumindest so dass man sie sicher überqueren kann. Wir trekken um den Paurofjellet rundherum mit einem Anstieg, der über viel Schneefelder führt und sehen dabei wieder sehr viele Renntiere. Als wir den Paurosee sehen, müssen wir zuerst eine Pause machen, da  die Aussicht atemberaubend ist. Mit Blick auf den türkisblauen Paurosee und den Ghittsejiegna-Gletscher ist unglaublich schön. Bei der Paurohytta entschliessen wir uns für die Hütte, da der Wind doch wieder sehr stark geworden ist. 

8. Etappe
Paurohytta (690m) - Skogvatnet (750m) - Pass(800m) - Brynvatnet (515m) - Rijddabarresee (574m) ca. 22km 
Erneut ziehen wir los bei herrlichstem Wetter. Wir gehen heute über eine Variante ins Tysfjordental. Schnell merken wir, dass darum der Weg nicht sehr gut mit Steinmännchen markiert ist. Die meiste Zeit müssen wir mit der Karte navigieren und die Landschaft trägt zu der idealen Wegfindung nicht viel bei. Vielmals sind es Felsen die abrupt abfallen und man wieder einen anderen Weg suchen muss, um das nächste Hindernis zu überwinden. An der höchsten Stelle irren wir gute 1-2 Stunden umher, um eine Weg durch die Felsen und den Bach der in einer kleine Schlucht liegt zu überwinden. Aber wir haben es geschafft. Beim Abstieg helfen uns Skitourenroutenstangen um den Weg zu finden. Nur im Wald zu unterst müssen wir uns durchs Gestrüpp irgendwie durchfinden, bis wir glücklicherweise auf die Fahrstrasse von dem Brynvatnet zum Fjord stossen. Wir gehen weiter zum Rijddabarresee, wo wir uns eine schöne Bucht suchen um unser Zelt aufzustellen. Uns kommen bedenken auf, dass wir den Weg morgen über die Berge auch finden werden, denn der Weg ist nur auf unserer Karte eingezeichnet und in allen Hüttenkarten war dieser Weg nicht eingezeichnet. Wenn wir den Weg nicht finden, müssen wir wieder 3 Tagesetappen zurück bis Zivilisation kommt und das Essen reicht nur noch für eine Etappe. Hoffentlich haben wir Natelempfang um überhaupt das Boot zubestellen am Abholpunkt in Storå. Mehr oder Minder schlafen wir diese Nacht nicht gerade erholsam. 

9. Etappe
Rijddabarresee (574m) - See (734m) - Mølnetvtinden (1006m) - See(784m) - Storåvatnet (140m) - Storå (0m) ca. 20 km
Zum Glück ist heute erneut wunderschönes Wetter, sonst wäre dies Überschreitung nicht möglich. Es wird heute viele Mal seeehr Steil rauf und runter, klettern, über Schneewechten kraxeln und zum Glück ist unser Gepäck nicht mehr so schwer, weil der ganze Proviant weg ist........aber auch kein Proviant falls es nicht klappt mit der Überschreitung. Zuerst gilt es erst mal den Abzweiger auf dem Weg zu finden, was sich als nicht ganz einfach erweist. Die Markierungen sind nur Steine die etwas mehr als normaler aus dem Gestrüpp stehen. Vorbei an Samihütten und alle paar Kilometer hat es sogar sage und schreibe ein Wegweiser! Also sind wir auf dem richtigen Weg. Mit schönem Blick auf die Fjorde steigen wir hoch und glauben wir sind oben und sehen gleich runter zum Ziel, aber nein, immer wieder rauf und runter bis wir endlich den langersehnte Blick 1000 Meter tiefer auf Storå werfen können. Wir schauen, ob wir empfang haben und rufen bei der Fähre an die uns in 3 Stunden abholen kommt. Also nur noch runter.......1000m......steil......sehr steil. Irgendwie schaffen wir es runter durch hohes Gras und Birkenwälder und kommen endlich an am See auf die Forststrasse. Wir geniessen am Ende des Sees unseren letzten Nussriegel, der so gut wie noch nie geschmeckt und geniessen den Blick über den See hoch zu unserem Weg den wir runter gekommen sind. Die letzten Meter zur Bootsanlegestelle gehen von alleine und warten bis die Fähre pünktlich eintrifft. Die Überfahrt nach Kjöpsvik dauert 15 Minuten und sind nach 9 Tagen wieder in der Zivilisation. Nach 9 Tagen ein Dusche in einem schönen Hotel und ein super leckeres Lachsmenu mit einem Bier ist das grösste, was es gibt nach so einer abenteuerlichen Tour! 
Am nächsten Tag sind wir mit dem Bus nach Narvik gefahren. Die Landschaft unterwegs ist ebenfalls sehr empfehlenswert und wunderschön. 

Fazit:
- mehr Ersatzproviant mitnehmen, das schon die Nerven! ;-) 
- Auch wenn nicht immer alles wie geplant lief, hatten wir doch auch sehr viel Glück!
- In den ganzen 9 Tagen haben wir nur 5 Personen angetroffen. Also ist keine stark frequentierte Route. 
- Die abenteuerlichste Reisetrekkingtour die ich je gemacht habe. 


Kartenmaterial:
- www.geobuchhandlung.de - Hier sind gute Wanderkarten erhältlich 
- Norge-Serien ist ein App, dass man Offline Karten von Norwegen runterladen kann und sich auch Offline orten kann. 

Tourengänger: Elju


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