Im Herzen des Turtmanntals 5/5 - Abstieg Tracuit mit Glück im Unglück
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Nach dem wir am Vortag auf dem Bishorn waren, bestand heute die Möglichkeit wieder etwas "länger" zu schlafen. Die Hütte war in dieser Nacht mit gut 100 Gästen sehr gut besucht und wir waren froh darüber von der Hektik um 4 Uhr kaum etwas mitzubekommen. Um 6 Uhr war dann auch für uns Tagwache und der Blick aus dem Fenster motivierte mit einer schönen morgendlichen Wolkenstimmung.
Alles wurde vorbereitet, damit wir nach dem Frühstück um 7 Uhr so gleich den Abstieg unter die Füße zu nehmen konnten. Es galt das Postauto um 11:30 Uhr in Zinal zu erreichen, weil Sonntag war gab es den nächsten PTT-Kurs erst um 15:45 Uhr.
Schon von der Hütte an gingen wir mit Pickel zum Col de Tracuit hinüber, da die Tritte im Schnee sehr rutschig und gefroren waren. Am Col de Tracuit angekommen, galt es die mit Ketten gesicherte, aber nur wenige Meter hohe Felsstufe abzusteigen. Hier begann nun der schwierigste Abschnitt des Tages. Der Talkessel unterhalb der Hütte war noch komplett mit Schnee gefüllt. Auf der rechten Seite zum Diablons, wo der normale Hüttenweg dem Hang entlang hinaufführt, gab es etliche Schneerutsche der vergangenen Tage, somit gab es vom Col nur den direkten Abstieg über einen kleinen "Grat" bzw. einer alten Seitenmoräne, die komplett zu geschneit war. Da zur Zeit hier die einzigste Möglichkeit besteht sicher zur Hütte zu gelangen, waren zahlreiche Fußtritte vorhanden. Diese waren allerdings aufgrund der hohen Temperaturen am Nachmittag recht tief. Der Pickel leistete in diesem Bereich gute Arbeit und so kamen wir langsam, vorsichtig aber stetig auf diesem stellenweise vereisten Abschnitt hinunter.
Etwas unterhalb, wo es dann wieder flacher wurde, kamen, wie schon so oft in den letzten Tagen, die Schneeschuhe zum Einsatz. Über die weiten Schneefelder ging es mit den Schneeschuhen nun zügig voran. Wir steuerten auf eine "Felsnadel" auf der rechten Seite zu und gelangten so auf den normalen Hüttenweg.
Hier konnten die Schneeschuhe nun endgültig verstaut werden, da der weitere Abstieg gut ohne zu bewältigen war. Immer mehr Höhenmeter wurden vernichtet und so konnten wir uns oberhalb der Alp Combautanna vom Schnee verabschieden. Weiter ging es über saftig nasse Wiesen der Alp Combautanna talwärts.
Auf einem flacheren Abschnitt passierte dann das Glück im Unglück. Ich rutschte aus und versuchte reflexartig mich mit dem anderem Bein abzustützen, um einen Sturz zu vermeiden. Jedoch konnte das linke Bein diese Energie nicht auffangen und so kam es unweigerlich zum Sturz. Mit einem schmerzhaften linken Bein lag ich nun auf der Wiese und dachte nur : "Oh nein, das hat mir am letzten Tag so kurz vor dem Ziel auch noch gefehlt!"
Dank der fürsorglichen "Behandlung" von Monika und Steffi (beide mit Spital-Erfahrung) und Betreuung der anderen Mitgänger, war der Schmerz ein wenig besser zu ertragen. Diese Ablenkung tat so gut, das ich nach diesem Schreck schon wieder in der Lage war ein paar kleine Scherze zu bringen.
Nach der Erstversorgung mit einer Schmerztablette rief Bergführer Guido die Bergrettung zu Hilfe. Ein Abstieg von gut 900 Höhenmeter bis nach Zinal war mit dem Bein definitiv nicht möglich.
Aus dem Tal stiegen immer mal wieder Wolken in die Höhe, jedoch war die Alp Combautana bislang noch von der Sonne verwöhnt. Ein Vorteil in zweierlei Hinsicht : zum einen wurde mir nicht so schnell fröstelig und zum Zweiten konnte der Heli dort ohne Probleme landen.
Nach gut 20 min. war er dann auch im Landeanflug. Trotz der vielen Wolken hatte man die Unfallstelle schnell entdeckt und so konnte er mit Einweisung der Bergführers gut landen. Die Besatzung stieg aus und erkundigte sich bei mir nach den Schmerzen, über Ort und Intensität. Einer hatte auch schon eine klappbare Trage, die jedoch nicht zum Einsatz kam, denn einer sagte nur : "die Wolke kommt!" und dann musste alles ganz schnell gehen. Vier Männer beförderten mich ohne weitere Schmerzmittel irgendwie in den Heli und auf einen Sitz. Ehe ich mich versah war wir auch schon abgehoben und so kam ich zu meinem ersten Heliflug.
Mit schmerzverzerrten Gesicht, die Hände am Knie und die eines Sanitäters am Bergschuh, flogen wir ins Spital von Sion.
Dort stellte man die Diagnose eines Unterschenkelbruchs. Einen Tag später ging es, mit Unterstützung der vorhandenen Auslandskrankenversicherung, in einem Krankentransport in 10 Stunden über die Autobahn zurück in Richtung Heimat, zwei Tage später fand dann die Operation statt.
Ein trauriges Ende einer wunderschönen 5-tägigen Gletschertour im hinteren Turtmanntal !
Herzlichen Dank an alle Tourenteilnehmer.
Hinweis zum GPS-Track :
Der Track von Cab. de Tracuit bis zur Alp Combautanna entspricht dem Original aufgezeichneten Track, der restliche Abschnitt bis Zinal wurde manuell eingefügt !
Einstufung Schwierigkeitsgrad :
T 4 - aufgrund der vorgefundenen Schneelage und der im oberen Abschnitt z. T. vereisten Stellen sonst T 3
Im Herzen des Turtmanntals 1/5 - Turtmannhütte via Schluchtweg
Im Herzen des Turtmanntals 2/5 - mit Schneeschuhen dem Schöllijoch entgegen
Im Herzen des Turtmanntals 3/5 - via Turtmanngletscher zur Cab. de Tracuit
Im Herzen des Turtmanntals 4/5 - Höhepunkt Bishorn 4153 m.
Im Herzen des Turtmanntals 5/5 - Abstieg Tracuit mit Glück im Unglück
Alles wurde vorbereitet, damit wir nach dem Frühstück um 7 Uhr so gleich den Abstieg unter die Füße zu nehmen konnten. Es galt das Postauto um 11:30 Uhr in Zinal zu erreichen, weil Sonntag war gab es den nächsten PTT-Kurs erst um 15:45 Uhr.
Schon von der Hütte an gingen wir mit Pickel zum Col de Tracuit hinüber, da die Tritte im Schnee sehr rutschig und gefroren waren. Am Col de Tracuit angekommen, galt es die mit Ketten gesicherte, aber nur wenige Meter hohe Felsstufe abzusteigen. Hier begann nun der schwierigste Abschnitt des Tages. Der Talkessel unterhalb der Hütte war noch komplett mit Schnee gefüllt. Auf der rechten Seite zum Diablons, wo der normale Hüttenweg dem Hang entlang hinaufführt, gab es etliche Schneerutsche der vergangenen Tage, somit gab es vom Col nur den direkten Abstieg über einen kleinen "Grat" bzw. einer alten Seitenmoräne, die komplett zu geschneit war. Da zur Zeit hier die einzigste Möglichkeit besteht sicher zur Hütte zu gelangen, waren zahlreiche Fußtritte vorhanden. Diese waren allerdings aufgrund der hohen Temperaturen am Nachmittag recht tief. Der Pickel leistete in diesem Bereich gute Arbeit und so kamen wir langsam, vorsichtig aber stetig auf diesem stellenweise vereisten Abschnitt hinunter.
Etwas unterhalb, wo es dann wieder flacher wurde, kamen, wie schon so oft in den letzten Tagen, die Schneeschuhe zum Einsatz. Über die weiten Schneefelder ging es mit den Schneeschuhen nun zügig voran. Wir steuerten auf eine "Felsnadel" auf der rechten Seite zu und gelangten so auf den normalen Hüttenweg.
Hier konnten die Schneeschuhe nun endgültig verstaut werden, da der weitere Abstieg gut ohne zu bewältigen war. Immer mehr Höhenmeter wurden vernichtet und so konnten wir uns oberhalb der Alp Combautanna vom Schnee verabschieden. Weiter ging es über saftig nasse Wiesen der Alp Combautanna talwärts.
Auf einem flacheren Abschnitt passierte dann das Glück im Unglück. Ich rutschte aus und versuchte reflexartig mich mit dem anderem Bein abzustützen, um einen Sturz zu vermeiden. Jedoch konnte das linke Bein diese Energie nicht auffangen und so kam es unweigerlich zum Sturz. Mit einem schmerzhaften linken Bein lag ich nun auf der Wiese und dachte nur : "Oh nein, das hat mir am letzten Tag so kurz vor dem Ziel auch noch gefehlt!"
Dank der fürsorglichen "Behandlung" von Monika und Steffi (beide mit Spital-Erfahrung) und Betreuung der anderen Mitgänger, war der Schmerz ein wenig besser zu ertragen. Diese Ablenkung tat so gut, das ich nach diesem Schreck schon wieder in der Lage war ein paar kleine Scherze zu bringen.
Nach der Erstversorgung mit einer Schmerztablette rief Bergführer Guido die Bergrettung zu Hilfe. Ein Abstieg von gut 900 Höhenmeter bis nach Zinal war mit dem Bein definitiv nicht möglich.
Aus dem Tal stiegen immer mal wieder Wolken in die Höhe, jedoch war die Alp Combautana bislang noch von der Sonne verwöhnt. Ein Vorteil in zweierlei Hinsicht : zum einen wurde mir nicht so schnell fröstelig und zum Zweiten konnte der Heli dort ohne Probleme landen.
Nach gut 20 min. war er dann auch im Landeanflug. Trotz der vielen Wolken hatte man die Unfallstelle schnell entdeckt und so konnte er mit Einweisung der Bergführers gut landen. Die Besatzung stieg aus und erkundigte sich bei mir nach den Schmerzen, über Ort und Intensität. Einer hatte auch schon eine klappbare Trage, die jedoch nicht zum Einsatz kam, denn einer sagte nur : "die Wolke kommt!" und dann musste alles ganz schnell gehen. Vier Männer beförderten mich ohne weitere Schmerzmittel irgendwie in den Heli und auf einen Sitz. Ehe ich mich versah war wir auch schon abgehoben und so kam ich zu meinem ersten Heliflug.
Mit schmerzverzerrten Gesicht, die Hände am Knie und die eines Sanitäters am Bergschuh, flogen wir ins Spital von Sion.
Dort stellte man die Diagnose eines Unterschenkelbruchs. Einen Tag später ging es, mit Unterstützung der vorhandenen Auslandskrankenversicherung, in einem Krankentransport in 10 Stunden über die Autobahn zurück in Richtung Heimat, zwei Tage später fand dann die Operation statt.
Ein trauriges Ende einer wunderschönen 5-tägigen Gletschertour im hinteren Turtmanntal !
Herzlichen Dank an alle Tourenteilnehmer.
Hinweis zum GPS-Track :
Der Track von Cab. de Tracuit bis zur Alp Combautanna entspricht dem Original aufgezeichneten Track, der restliche Abschnitt bis Zinal wurde manuell eingefügt !
Einstufung Schwierigkeitsgrad :
T 4 - aufgrund der vorgefundenen Schneelage und der im oberen Abschnitt z. T. vereisten Stellen sonst T 3
Im Herzen des Turtmanntals 1/5 - Turtmannhütte via Schluchtweg
Im Herzen des Turtmanntals 2/5 - mit Schneeschuhen dem Schöllijoch entgegen
Im Herzen des Turtmanntals 3/5 - via Turtmanngletscher zur Cab. de Tracuit
Im Herzen des Turtmanntals 4/5 - Höhepunkt Bishorn 4153 m.
Im Herzen des Turtmanntals 5/5 - Abstieg Tracuit mit Glück im Unglück
Tourengänger:
passiun_ch

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