Im Herzen des Turtmanntals 5/5 - Abstieg Tracuit mit Glück im Unglück


Publiziert von passiun_ch , 10. Juli 2016 um 14:54.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Mittelwallis
Tour Datum:26 Juni 2016
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 3:30
Abstieg: 1581 m
Strecke:Cab. de Tracuit - Col de Tracuit - Alp Combautanna (- Zinal)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Zinal - Sierre - Visp
Unterkunftmöglichkeiten:im Val d`Annivers

Nach dem wir am Vortag auf dem Bishorn waren, bestand heute die Möglichkeit wieder etwas "länger" zu schlafen. Die Hütte war in dieser Nacht mit gut 100 Gästen sehr gut besucht und wir waren froh darüber von der Hektik um 4 Uhr kaum etwas mitzubekommen. Um 6 Uhr war dann auch für uns Tagwache und der Blick aus dem Fenster motivierte mit einer schönen morgendlichen Wolkenstimmung.
Alles wurde vorbereitet, damit wir nach dem Frühstück um 7 Uhr so gleich den Abstieg unter die Füße zu nehmen konnten. Es galt das Postauto um 11:30 Uhr in Zinal zu erreichen, weil Sonntag war gab es den nächsten PTT-Kurs erst um 15:45 Uhr.
Schon von der Hütte an gingen wir mit Pickel zum Col de Tracuit hinüber, da die Tritte im Schnee sehr rutschig und gefroren waren. Am Col de Tracuit angekommen, galt es die mit Ketten gesicherte, aber nur wenige Meter hohe Felsstufe abzusteigen. Hier begann nun der schwierigste Abschnitt des Tages. Der Talkessel unterhalb der Hütte war noch komplett mit Schnee gefüllt. Auf der rechten Seite zum Diablons, wo der normale Hüttenweg dem Hang entlang hinaufführt, gab es etliche Schneerutsche der vergangenen Tage, somit gab es vom Col nur den direkten Abstieg über einen kleinen "Grat" bzw. einer alten Seitenmoräne, die komplett zu geschneit war. Da zur Zeit hier die einzigste Möglichkeit besteht sicher zur Hütte zu gelangen, waren zahlreiche Fußtritte vorhanden. Diese waren allerdings aufgrund der hohen Temperaturen am Nachmittag recht tief. Der Pickel leistete in diesem Bereich gute Arbeit und so kamen wir langsam, vorsichtig aber stetig auf diesem stellenweise vereisten Abschnitt hinunter.
Etwas unterhalb, wo es dann wieder flacher wurde, kamen, wie schon so oft in den letzten Tagen, die Schneeschuhe zum Einsatz. Über die weiten Schneefelder ging es mit den Schneeschuhen nun zügig voran. Wir steuerten auf eine "Felsnadel" auf der rechten Seite zu und gelangten so auf den normalen Hüttenweg.
Hier konnten die Schneeschuhe nun endgültig verstaut werden, da der weitere Abstieg gut ohne zu bewältigen war. Immer mehr Höhenmeter wurden vernichtet und so konnten wir uns oberhalb der Alp Combautanna vom Schnee verabschieden. Weiter ging es über saftig nasse Wiesen der Alp Combautanna talwärts.

Auf einem flacheren Abschnitt passierte dann das Glück im Unglück. Ich rutschte aus und versuchte reflexartig mich mit dem anderem Bein abzustützen, um einen Sturz zu vermeiden. Jedoch konnte das linke Bein diese Energie nicht auffangen und so kam es unweigerlich zum Sturz. Mit einem schmerzhaften linken Bein lag ich nun auf der Wiese und dachte nur : "Oh nein, das hat mir am letzten Tag so kurz vor dem Ziel auch noch gefehlt!"
Dank der fürsorglichen "Behandlung" von Monika und Steffi (beide mit Spital-Erfahrung) und Betreuung der anderen Mitgänger, war der Schmerz ein wenig besser zu ertragen. Diese Ablenkung tat so gut, das ich nach diesem Schreck schon wieder in der Lage war ein paar kleine Scherze zu bringen.
Nach der Erstversorgung mit einer Schmerztablette rief Bergführer Guido die Bergrettung zu Hilfe. Ein Abstieg von gut 900 Höhenmeter bis nach Zinal war mit dem Bein definitiv nicht möglich.
Aus dem Tal stiegen immer mal wieder Wolken in die Höhe, jedoch war die Alp Combautana bislang noch von der Sonne verwöhnt. Ein Vorteil in zweierlei Hinsicht : zum einen wurde mir nicht so schnell fröstelig und zum Zweiten konnte der Heli dort ohne Probleme landen.
Nach gut 20 min. war er dann auch im Landeanflug. Trotz der vielen Wolken hatte man die Unfallstelle schnell entdeckt und so konnte er mit Einweisung der Bergführers gut landen. Die Besatzung stieg aus und erkundigte sich bei mir nach den Schmerzen, über Ort und Intensität. Einer hatte auch schon eine klappbare Trage, die jedoch nicht zum Einsatz kam, denn einer sagte nur : "die Wolke kommt!" und dann musste alles ganz schnell gehen. Vier Männer beförderten mich ohne weitere Schmerzmittel irgendwie in den Heli und auf einen Sitz. Ehe ich mich versah war wir auch schon abgehoben und so kam ich zu meinem ersten Heliflug.
Mit schmerzverzerrten Gesicht, die Hände am Knie und die eines Sanitäters am Bergschuh, flogen wir ins Spital von Sion.
Dort stellte man die Diagnose eines Unterschenkelbruchs. Einen Tag später ging es, mit Unterstützung der vorhandenen Auslandskrankenversicherung, in einem Krankentransport in 10 Stunden über die Autobahn zurück in Richtung Heimat, zwei Tage später fand dann die Operation statt.

Ein trauriges Ende einer wunderschönen 5-tägigen Gletschertour im hinteren Turtmanntal !

Herzlichen Dank an alle Tourenteilnehmer.

Hinweis zum GPS-Track :
Der Track von Cab. de Tracuit bis zur Alp Combautanna entspricht dem Original aufgezeichneten Track, der restliche Abschnitt bis Zinal wurde manuell eingefügt !

Einstufung Schwierigkeitsgrad :  
T 4 - aufgrund der vorgefundenen Schneelage und der im oberen Abschnitt z. T. vereisten Stellen sonst T 3

Im Herzen des Turtmanntals 1/5 - Turtmannhütte via Schluchtweg

Im Herzen des Turtmanntals 2/5 - mit Schneeschuhen dem Schöllijoch entgegen
Im Herzen des Turtmanntals 3/5 - via Turtmanngletscher zur Cab. de Tracuit
Im Herzen des Turtmanntals 4/5 - Höhepunkt Bishorn 4153 m.
Im Herzen des Turtmanntals 5/5 - Abstieg Tracuit mit Glück im Unglück

Tourengänger: passiun_ch


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Kommentare (13)


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Gelöschter Kommentar

passiun_ch hat gesagt: RE:
Gesendet am 10. Juli 2016 um 16:56
Vielen Dank und auf ein baldiges Wiedersehen !
LG Michael

Ivo66 hat gesagt: Gute Besserung
Gesendet am 10. Juli 2016 um 16:51
Hallo Michael

Auch von unserer Seite ganz gute und schnelle Besserung. Eine schmerzhafte Sache... und das zu Beginn der Sommersaison.

Herzliche Grüsse
Ivo und Lena

passiun_ch hat gesagt: RE:Gute Besserung
Gesendet am 10. Juli 2016 um 17:01
Herzlichen Dank Euch beiden !
... traurig ist das die Saison vorbei ist ehe sie so richtig angefangen hat. Eigentlich wäre ich z. Z. im Sommerurlaub im Wallis, ob ich es bis zum Herbst ins Engadin schaffe bleibt abzuwarten ;-(
HG Michael

WoPo1961 hat gesagt:
Gesendet am 10. Juli 2016 um 19:01
Manchmal kriegt man die Faxen,
wenn die Haxen knacksen!

Mit diesem überaus sinnvollen Kurzgedicht wünscht auch der WoPo aus Flachlandhausen
allerfeinste und vor allen Dingen schnellste Genesung
Hinfallen, aufstehen, Helm richten und weiter gehen... dann klappt das auch im Herbst mit dem Engadin Urlaub... toi, toi, toi!!!!
Gruß WoPo

passiun_ch hat gesagt: RE:
Gesendet am 12. Juli 2016 um 11:40
... mit diesem Vers kann es ja nur aufwärts gehen. - Danke

Mein Unfall hätte bei dem Gelände / Unfallort auch in Flachlandhausen passieren können ;-)
Ich hoffe mal wieder einen roten Bericht von Dir lesen zu können.
Wann beginnt denn Deine Tourensaison ? :-)
Gruß Michael

WoPo1961 hat gesagt: RE:
Gesendet am 24. Juli 2016 um 13:38
Hoi Michael,
tschulligung, das ich erst jetzt antworte. Erst hatte ich keine Antwort parat, und dann die keine Antwort vergessen. Passiert schon mal im Alter.
Meine "Tourensaison" ist in diesem Jahr schon Ende Mai gestartet; wir waren auf Korsika. Und kaum ist sie gestartet, neigt sie sich fast schon wieder dem Ende entgegen.. Lediglich 2 kleine bescheidene Wochen im Toggenburg mit dem "Tourenhöhepunkt" Hikr-Treff 2016,stehen noch an.
Wann mal wieder ein Bericht von mir zu lesen ist?... hm, für diese Antwort brauch ich jetzt wohl wieder mindestens 2 Wochen Zeit ..:-)
Hoffe, deine Genesung macht dagegen größere Fortschritte als mein erster Hikr-Bericht im Jahr 2016!!
lieben Gruß aus Flachlandhausen
WoPo

Felix hat gesagt:
Gesendet am 11. Juli 2016 um 14:49
der Herbst muss somit ja wunderschön werden ;-)

weiterhin gute Genesung und erfolgreiches Gehtraining!

lg Felix

passiun_ch hat gesagt: RE:
Gesendet am 12. Juli 2016 um 11:35
Vielen Dank
... mit dem Herbst schauen wir mal,
erst mal muss ja noch der Bergsommer kommen :-)
Euch noch wunderbare Sommertouren und das Gehtraining (ohne Belastung) macht kleine Fortschritte
LG Michael

Gelöschter Kommentar

passiun_ch hat gesagt: RE:
Gesendet am 12. Juli 2016 um 16:04
Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich Trekkingstöcke,
Skistöcke, Skatingstöcke, Nordic Blade-Stöcke oder
die Unterarmgehhilfe verwenden soll :-))
Wie geht's Deinem Knie ?

Runner hat gesagt:
Gesendet am 22. Juli 2016 um 21:43
Wir hatten ja schon per PN Kontakt, ich wünsche Dir aber hier auf der offziellen Seite auch nochmals rasche und gute Besserung ! Und vieeeel Geduld bei der Reha - ich kenne das!! Kopf hoch!

Gruäss
Richi

passiun_ch hat gesagt: RE:
Gesendet am 11. August 2016 um 14:14
Vielen Dank, gebe mein bestes :-))


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