Cottbuser Höhenweg: Von der Kaunergrathütte zur Braunschweiger Hütte (11. Tag von Bregenz - Bozen)
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Im Rahmen einer Alpenüberschreitung von Bregenz nach Bozen 2009 entschlossen wir uns, drei anspruchsvolle, aber atemberaubende Tage am Kaunergrat zu verbringen. Der E5 verläuft im Pitztal nicht auf einer schönen Trasse, weshalb die meisten mit dem Bus durch's Pitztal fahren. Wir aber wollten jeden Meter zwischen Bregenz und Bozen laufen - und dann verfällt man schnell auf diese fantastische Alternativroute hoch über dem Kaunertal. Jedem, der genug Zeit hat, sei diese besonders schöne Route hiermit sehr ans Herz gelegt!
Ou Män. Was für ein Tag, der Vortag. Überschreitung des Kaunergrats, vom Wiesenhof zur Kaunergrathütte. Wir hatten 2500Hm in den Beinen - und gleich wieder 1550Hm Anstieg vor uns. Kann man sich vorstellen...
Cottbuser Höhenweg! Auch nicht gerade ein Erholungsspaziergang...
Morgens um acht ging's an der Kaunergrathütte (2817m) los. Erst einmal runter Richtung Tal, zu Punkt 2452m. Dort ist eine Wegkreuzung, an der man rechts abzweigt. Über viel Blockwerk geht es rechts raus aus dem Tal, vor zum Steinkogel, den man auf halber Höhe umrundet. Von einer Schulter des Steinkogels aus konnten wir die Braunschweiger Hütte sehen - ein weiter Weg lag noch vor uns!
Es folgten die schwierigen, klettersteigartigen Passagen des Cottbuser Höhenwegs. Die Schlüsselstelle: Man steigt über Klammern an einer Kette glatte Platten hinunter, steil und ausgesetzt. Als wir kamen, war es noch einen Tick schwieriger, denn der Fels war auch noch nass. Also gaaaanz vorsichtig gehen! Unten geht es dann schmal und ausgesetzt weiter, immer 1000 Meter über dem Talboden. Da kamen uns dann auch noch welche entgegen...
Nicht auspsychen! Denn der Rest zum Rifflsee ist dann leichter bis unproblematisch. Trotzdem ist mancher, der uns nach den Schwierigkeiten gefragt hat, lieber umgekehrt. Mancher aber auch nicht: Besonders eine Familie mit richtig kleinen Kindern. Als wir sie vor den Schwierigkeiten warnten, winkten sie ab: Ihre Kids hatten schon einige Klettersteigerfahrung und hätten keine Probleme mit solchen Stellen. Respekt!
Nachdem man den Brandkogel umrundet hat, geht es endgültig raus aus den Schwierigkeiten und hinunter zum Rifflsee.
Am Rifflsee (2232m) haben wir dann erstmal eine Pause eingelegt, auch wenn's da recht hässlich ist. Die Skiindustrie hat das Pitztal fest in ihrer Gewalt: Hier fahren auf breiten Straßen Bagger herum, Betonmischer und überdimensionale Tieflader, Ihr wisst schon, die, die Reifen haben, deren Durchmesser größer ist als ein Mensch. Wozu man die dort braucht? Na, zum Skifahren... Also schnell weiter! Den Seebach entlang runter zum Taschachbach.
Dann, auf 2000 Metern: Ein Getreidefeld! Offenbar will man mit den Pflanzen den verdichteten Boden am Hang halten. Wer da am Werk ist, hat doch recht andere Vorstellungen vom Landschaftsschutz als die meisten.... Vor alllem wunderten wir uns über die vielen Touris hier. Ist schließlich nicht zu übersehen, dass die Landschaft hier mutwillig zerstört wurde.
Im Tal haben wir uns dann mindestens ebenso sehr über die vielen Tirolbanner in den Vorgärten gewundert: So weit kann's mit dem Stolz auf das Land nicht her sein, wenn man so mit ihm umgeht.
Nach einer Pause in der Taschachalm (1796m), bei der wir weitere Unterkünfte reservierten, ging es dann weiter. Ab Mittelberg (1736m) folgt man der Pitze, am Gletscherstübele (1891m) vorbei hinauf zum Wasserfall. Der ist ganz wunderbar, und wir haben hier viele tolle Fotos geschossen. Aber hier hat eben auch jemand eine mehrere dutzend Meter breite, zurechtgesprengte Schotterautobahn auf den Gletscher hinaufgebaut, die "Notabfahrt" heißt. Notabfahrt! Darauf fallen nicht mal wir Laien herein. Und überhaupt: Ist das hier nicht eigentlich ein Naturschutzgebiet?!?
Diese grauenvolle Narbe muss man nun hinauf. Direkt auf der Schotterautobahn. Na Hauptsache, die kriegen ihre Baufahrzeuge auf den Gletscher, damit sie dort oben noch ein paar Lifte und Panoramacafés bauen können. Hey! Wie wär's denn mit 'nem McD?
Es ist grauenvoll. Baumaschinen, Aussichtsplattformen, Gletscherbahnen - hier kann man erleben, wie es ist, wenn sehenden Auges die falschen Entscheidungen getroffen werden. Weiter oben deckt man dann Gletscher mit weißen Folien ab - ob da vielleicht ein Zusammenhang mit der Bautätigkeit besteht? Hmmm.... Ist doch echt komisch mit dem Klimawandel, unerklärlich, woher der kommt.
Damals beschlossen wir, nicht wieder ins Pitztal zurückzukehren. Bis heute haben wir uns daran gehalten.
Traurig - und völlig erledigt nach 4000 Höhenmetern in 2 Tagen kamen wir schließlich auf der Braunschweiger Hütte (2759m) an. Und mussten warten, weil wir weder gleich duschen, noch unsere Lager beziehen durften... Aber dann die Überraschung! Wir trafen Susanne wieder, die wir seit der Kemptener Hütte nicht mehr gesehen hatten. Wie schön! Mit ihr und einigen Studis, die seit ein paar Tagen auf der gleichen Route unterwegs waren wie wir, spielten wir Kniffel und bauten Bierdeckeltürme. Was für ein schöner Abend!
Und trotzdem waren wir nie wieder dort. Offenbar zu Recht, denn nun soll die Verwüstung der Tiroler Berge weitergehen: 2016 wurde der Zusammenschluss der Skigebiete Pitztaler Gletscher und Sölden beschlossen: Durch die skitouristische Erschließung des Linken Fernerkogels, vier neue Seilbahnen eingeschlossen. Die Ausbeutung der stolzen Tiroler Berge geht weiter.
Ou Män. Was für ein Tag, der Vortag. Überschreitung des Kaunergrats, vom Wiesenhof zur Kaunergrathütte. Wir hatten 2500Hm in den Beinen - und gleich wieder 1550Hm Anstieg vor uns. Kann man sich vorstellen...
Cottbuser Höhenweg! Auch nicht gerade ein Erholungsspaziergang...
Morgens um acht ging's an der Kaunergrathütte (2817m) los. Erst einmal runter Richtung Tal, zu Punkt 2452m. Dort ist eine Wegkreuzung, an der man rechts abzweigt. Über viel Blockwerk geht es rechts raus aus dem Tal, vor zum Steinkogel, den man auf halber Höhe umrundet. Von einer Schulter des Steinkogels aus konnten wir die Braunschweiger Hütte sehen - ein weiter Weg lag noch vor uns!
Es folgten die schwierigen, klettersteigartigen Passagen des Cottbuser Höhenwegs. Die Schlüsselstelle: Man steigt über Klammern an einer Kette glatte Platten hinunter, steil und ausgesetzt. Als wir kamen, war es noch einen Tick schwieriger, denn der Fels war auch noch nass. Also gaaaanz vorsichtig gehen! Unten geht es dann schmal und ausgesetzt weiter, immer 1000 Meter über dem Talboden. Da kamen uns dann auch noch welche entgegen...
Nicht auspsychen! Denn der Rest zum Rifflsee ist dann leichter bis unproblematisch. Trotzdem ist mancher, der uns nach den Schwierigkeiten gefragt hat, lieber umgekehrt. Mancher aber auch nicht: Besonders eine Familie mit richtig kleinen Kindern. Als wir sie vor den Schwierigkeiten warnten, winkten sie ab: Ihre Kids hatten schon einige Klettersteigerfahrung und hätten keine Probleme mit solchen Stellen. Respekt!
Nachdem man den Brandkogel umrundet hat, geht es endgültig raus aus den Schwierigkeiten und hinunter zum Rifflsee.
Am Rifflsee (2232m) haben wir dann erstmal eine Pause eingelegt, auch wenn's da recht hässlich ist. Die Skiindustrie hat das Pitztal fest in ihrer Gewalt: Hier fahren auf breiten Straßen Bagger herum, Betonmischer und überdimensionale Tieflader, Ihr wisst schon, die, die Reifen haben, deren Durchmesser größer ist als ein Mensch. Wozu man die dort braucht? Na, zum Skifahren... Also schnell weiter! Den Seebach entlang runter zum Taschachbach.
Dann, auf 2000 Metern: Ein Getreidefeld! Offenbar will man mit den Pflanzen den verdichteten Boden am Hang halten. Wer da am Werk ist, hat doch recht andere Vorstellungen vom Landschaftsschutz als die meisten.... Vor alllem wunderten wir uns über die vielen Touris hier. Ist schließlich nicht zu übersehen, dass die Landschaft hier mutwillig zerstört wurde.
Im Tal haben wir uns dann mindestens ebenso sehr über die vielen Tirolbanner in den Vorgärten gewundert: So weit kann's mit dem Stolz auf das Land nicht her sein, wenn man so mit ihm umgeht.
Nach einer Pause in der Taschachalm (1796m), bei der wir weitere Unterkünfte reservierten, ging es dann weiter. Ab Mittelberg (1736m) folgt man der Pitze, am Gletscherstübele (1891m) vorbei hinauf zum Wasserfall. Der ist ganz wunderbar, und wir haben hier viele tolle Fotos geschossen. Aber hier hat eben auch jemand eine mehrere dutzend Meter breite, zurechtgesprengte Schotterautobahn auf den Gletscher hinaufgebaut, die "Notabfahrt" heißt. Notabfahrt! Darauf fallen nicht mal wir Laien herein. Und überhaupt: Ist das hier nicht eigentlich ein Naturschutzgebiet?!?
Diese grauenvolle Narbe muss man nun hinauf. Direkt auf der Schotterautobahn. Na Hauptsache, die kriegen ihre Baufahrzeuge auf den Gletscher, damit sie dort oben noch ein paar Lifte und Panoramacafés bauen können. Hey! Wie wär's denn mit 'nem McD?
Es ist grauenvoll. Baumaschinen, Aussichtsplattformen, Gletscherbahnen - hier kann man erleben, wie es ist, wenn sehenden Auges die falschen Entscheidungen getroffen werden. Weiter oben deckt man dann Gletscher mit weißen Folien ab - ob da vielleicht ein Zusammenhang mit der Bautätigkeit besteht? Hmmm.... Ist doch echt komisch mit dem Klimawandel, unerklärlich, woher der kommt.
Damals beschlossen wir, nicht wieder ins Pitztal zurückzukehren. Bis heute haben wir uns daran gehalten.
Traurig - und völlig erledigt nach 4000 Höhenmetern in 2 Tagen kamen wir schließlich auf der Braunschweiger Hütte (2759m) an. Und mussten warten, weil wir weder gleich duschen, noch unsere Lager beziehen durften... Aber dann die Überraschung! Wir trafen Susanne wieder, die wir seit der Kemptener Hütte nicht mehr gesehen hatten. Wie schön! Mit ihr und einigen Studis, die seit ein paar Tagen auf der gleichen Route unterwegs waren wie wir, spielten wir Kniffel und bauten Bierdeckeltürme. Was für ein schöner Abend!
Und trotzdem waren wir nie wieder dort. Offenbar zu Recht, denn nun soll die Verwüstung der Tiroler Berge weitergehen: 2016 wurde der Zusammenschluss der Skigebiete Pitztaler Gletscher und Sölden beschlossen: Durch die skitouristische Erschließung des Linken Fernerkogels, vier neue Seilbahnen eingeschlossen. Die Ausbeutung der stolzen Tiroler Berge geht weiter.
Tourengänger:
Nik Brückner

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