Über den Kaunergrat: Vom Wiesenhof zur Kaunergrathütte (10. Tag von Bregenz - Bozen)


Publiziert von Nik Brückner , 2. März 2016 um 18:49.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ötztaler Alpen
Tour Datum:16 August 2009
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettersteig Schwierigkeit: K1 (L)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 2500 m
Abstieg: 1250 m
Strecke:15,5km
Unterkunftmöglichkeiten:Wiesenhof, Verpeilhütte, Kaunergrathütte

Im Rahmen einer Alpenüberschreitung von Bregenz nach Bozen 2009 entschlossen wir uns, drei anspruchsvolle, aber atemberaubende Tage am Kaunergrat zu verbringen. Der E5 verläuft im Pitztal nicht auf einer schönen Trasse, weshalb die meisten mit dem Bus durch's Pitztal fahren. Wir aber wollten jeden Meter zwischen Bregenz und Bozen laufen - und dann verfällt man schnell auf diese fantastische Alternativroute hoch über dem Kaunertal. Jedem, der genug Zeit hat, sei diese besonders schöne Route hiermit sehr ans Herz gelegt!

Der ursprüngliche Plan für die Kaunergratetappen war, am ersten Tag einen langen Marsch von der Galflunalm zur Verpeilhütte einzulegen, und am zweiten über den Grat zur Kaunergrathütte zu gehen. Da wir jedoch auf der Verpeilhütte keine Unterkunft mehr bekommen hatten, mussten wir die beiden Etappen umplanen: und so ging es am ersten Tag von der Galflunalm zur Pension Wiesenhof, und am nächsten vom Wiesenhof zur Kaunergrathütte. Eine Monstertour, wie sich herausstellen sollte.


Im Wiesenhof (1590m) hatten wir zum Glück einen Geheimtipp bekommen: Anstatt zur Falkaunsalm aufzusteigen, um von dort auf dem Dr.-Angerer-Höhenweg Richtung Verpeilhütte zu wandern, könnten wir durch einen nicht mehr genutzen Bewässerungsstollen direkt zur Gallruttalm aufsteigen. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen! Außerdem würde es unsere Strecke deutlich verkürzen, um eine Stunde etwa.


Dennoch mussten wir früh raus, der Tag würde lang werden. Aufstand war um 4:40, nach einem leckeren, und sehr leisen Frühstück auf dem Zimmer, mit Möhren und Marillen, ging's dann um 5:45 Uhr los.

Wir sind direkt an der Pension rechts (nicht links!) über die Wiese zu ein paar Stadln, und am höchsten Punkt direkt zum Wald aufgestiegen. Dort stiegen wir über einen Zaun und liefen im Wald hinauf zu einem Fahrweg. Der macht hier Richtung Falkaunsalm eine kurze Links-Rechts-Kurvenkombination. Wir folgten dem Fahrweg durch diese Kurven bis zu einer weiteren scharfen Rechtskehre, wo ein weiterer Fahrweg nach links abzweigt. Wir aber blieben rechts, und gingen bis zu einer Stelle weiter, an der ein (abgedeckter) Bewässerungskanal in den Wald hinaufführt. Auf dessen Abdeckplatten und daneben (wenn es keine gab), sind wir direkt zum Stolleneingang auf 1888m Höhe hinaufgelaufen.

Wiesenhof - Stolleneingang: 45 Minuten


Am Stolleneingang (1888m) hieß es dann: Stirnlampe an! Denn da drin gibt's kein Licht. Der Stollen ist etwa einen Kilometer lang, stockdunkel, und führt immer leicht ansteigend durch den Bauch des Kaunerbergs hinauf zu den Wiesen unterhalb der Gallruttalm. Das geht schnell und ist praktisch - aber nicht ungefährlich! Hier gibt es nämlich Gespenster...

Der Stollen endet am Äußeren Zanbach auf 1910m. Hier traten wir nach etwa 10, 15 Minuten wieder ins Sonnenlicht hinaus; schnauften durch und stiegen auf einem kleinen, guten Pfad hinauf zur Galruttalm am (damals neuen) wunderschönen Dr.-Angerer-Höhenweg.

Im Stollen: 10 - 15 Minuten


An der Galruttalm (1980m) beginnt der anspruchsvolle, aber auch schönste Teil dieses Höhenwegs: Die grandiose Aussicht macht in der Folge schwindelerregenden Tiefblicken Platz: Zunächst geht es etwa 150Hm hinauf bis in die Felsen am Lückle (2052m). Dann quert man hoch oben einen steilen Hang, geht eine Weile exponiert am Hang entlang, bis gute Seilversicherungen über den Tobel des Bodenbachs helfen, der aus dem Radlsteinkar herunterkommt. Drüben geht es dann noch einmal den Hang hinauf, bis man dann über Serpentinen in das schöne Gsalltal hinuntersteigt. Dort, an der winzigen, urigen Gsallhütte (1942m, unbewirtschaftet), haben wir erstmal eine Pause eingelegt - an dem schmalen Weglein, auf dem wir seit der Galruttalm unterwegs waren, ist das nicht möglich.

Galruttalm - Gsallalm: 2h


An der Gsallalm konnten wir miterleben, wie die Schäfer ihre Schafe ins Tal holten. Dann brachen wir langsam wieder auf.

Noch im Gsalltal warnte uns beim nächsten Wegweiser ein Verkehrsschild vor Steinschlag und schlechtem Wetter! Wir trotzten der Gefahr und stiegen unerschrocken etwa 200Hm in die Hänge des Schweikert hinauf. Dort ist es stellenweise wieder recht exponiert: Man bewegt sich auf schmalem Weglein durch steile Grashänge und felsiges Gelände. Hier heißt es aufpassen, an manchen Stellen wäre ein Fehltritt fatal.

Über letzte Geröllhänge ging es dann hinunter ins herrliche Verpeiltal. Der Dr.-Angerer-Höhenweg endet bei der Verpeilalpe (1802m).

Im Verpeiltal stößt  man dann auf einen gemütlichen Wanderweg, ein schöner Weg an einem Bach entlang, auf dem geht's hinauf zur Verpeilhütte (2025m).

Gsallalm - Verpeilhütte: 1,5h


Auch hier haben wir's uns erst einmal recht gemütlich gemacht, bei Apfelstrudel und Schokokuchen! Danach ging es dann weiter, hinauf Richtung Madatschjoch.

Der Anstieg ist lang, aber landschaftlich absolut spektakulär. Unten ist's noch grün, und man hat schöne Tiefblicke hinunter zur Verpeilhütte und hinter ins Verpeiltal.  Weiter oben geht's dann über Blockwerk zu den Madatschtürmen. Mit etwa 2000 Höhenmetern in den Beinen haben wir gegen eins nochmal eine Pause eingelegt, kurz vor den bizarren Madatschtürmen, bei einer Schafherde.

Hier oben verschwindet das Grün, und macht Geröll und Blockwerk Platz. Bald kommt man an einem kleinen See vorbei, wenig später steht man dann sogar vor einem Gletscher. Links davon geht es hinauf.

Im Joch gab es zum Glück keinen Schnee mehr, und so hangelten wir uns an Fixseilen im Fels und über Geröll den immens steilen, letzten Anstieg ins Madatschjoch hinauf. Der Anstieg am fixen Seil ist schwierig und klettersteigartig. Dann waren wir endlich oben! Mit 3030m der höchste Punkt unserer Alpenüberschreitung!

Verpeilhütte - Aperes Madatschjoch: 2,5h


Aber entspannen ist nicht - auch drüben geht es über Klammern nochmal recht ausgesetzt eine senkrechte Stufe hinunter. Die Sicherungen sind aber top, Sorgen muss sich niemand machen. Und die wundervolle Kaunergrathütte (2817m) freut sich über Besuch!

Aperes Madatschjoch - Kaunergrathütte: 30 Minuten


Zehn Stunden waren wir unterwegs! Davon 7,5 Stunden reine Gehzeit. Ein guter Schnitt, bei etwas über 15 Kilometern und 2500 Anstiegshöhenmetern. Aber wir waren ziemlich fertig... Dusche, Essen, na, zu einem Spaziergang zum Gletscher an der Watze hat's dann doch noch gereicht. Abends gab's dann noch nette, aber nicht mehr sehr lange Gespräche mit drei Studis, die wir von der Galflunalm her kannten, und einem Meißner Bergsteiger, der hier seine Traumziele sammelte. Was für ein Tag!

...und am nächsten Tag sollte es grad so weitergehen...

Tourengänger: Nik Brückner


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