Toggenburger Haute Route
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Auch wenn ich die Bretter mittlerweile ganz passabel beherrsche, zählen sanfte Voralpen-Überschreitungen weiterhin zu meinen liebsten Skiprojekten. Im Mittelpunkt stehen keine Steilabfahrten, sondern verträumte, meist einsame Winterlandschaften. Besonders lohnend sind solche Unternehmungen natürlich bei Neuschnee bis ins Flachland (wie jetzt), zu rassigen Abfahrten kommt man bis Ende Mai noch zugenüge.
Am heutigen Prachtstag führt mich die Toggenburger Haute Route von Wolzen zuerst nach Süden zum Chli Speer und von hier wieder nordwärts via Tanzboden zum Regelstein, ein Pensum von immerhin zwanzig Kilometern. Doch die Tour lässt sich beliebig verkürzen: Speermürli sowie Chli Speer sind fakultativ und vom Tanzboden bzw. Wannenberg kann man vorzeitig abfahren. Gerade letzteres macht Sinn, denn nach der geballten Ladung Einsamkeit laufe ich auf dem Tanzboden in den vollen Zivilisationshammer.
Es ist neblig und kalt, als ich kurz nach Betriebsbeginn den Sessellift in Krummenau besteige. Von anderen Wintersportlern weit und breit nichts zu sehen. Die Fahrt über zwei Stationen nach Wolzen (1460m) hoch dauert eine halbe Stunde (7.- mit Halbtax), entsprechend durchgefroren komme ich oben an. Am Himmel zeigen sich erst scheue Aufhellungen, doch man kann den Prachtstag förmlich riechen. Die Routenfindung zum ersten Gipfelziel könnte einfacher nicht sein: Ab Bergstation folgt man in etwa dem Grat, wobei einzelne Stellen auf der Westseite umgangen werden. Es ist eisig kalt, doch dank der Spurarbeit bin ich bald auf Betriebstemperatur. Die Zivilsation scheint bald meilenweit entfernt, bloss Tierspuren kreuzen meinen Weg. Auf der gegenüberliegenden Seite des Steintals erkenne ich den Tanzboden, wo hoffentlich bereits mein Mittagessen vorbereitet wird, doch das dauert noch einen Moment.
Auf der Bremacher Höchi (1641m), mehr Weidekuppe denn Gipfel, befinde ich mich bereits am Fuss vom Speermürli, dem Tageshöhepunkt. Zunächst gilt es aber, das Felsband in dessen Westflanke zu überwinden. Wo man das macht, ist vor Ort offensichtlich. Der Sommerweg hält es genauso. Die Stelle ist für wenige Meter gut 35° steil und kann bei grossen Neuschneemengen Probleme bereiten. Anschliessend alles dem breiten SW-Grat folgend Richtung Gipfel. Die Passage ist wie erwartet abgeblasen, aber weit weniger als befürchtet. Gut so, denn Skier mögen keinen Nagelfluh. Den Schlussaufschwung zum Speermürli (1746m) absolviert man schliesslich zu Fuss. Bei ganz dummen Verhältnissen (Eis) könnten Steigeisen nötig sein. Gemäss Buch erster Skibesuch in dieser Saison.
Abfahrt über die Aufstiegsroute bis unters Felsband und dort lockeres Einschwingen zur Elisalp runter. Im schattigen Kühlschrank wähnt man sich definitiv am Ende der Welt. Und überall locken prächtige Pulverhänge! Den Chli Speer (1713m) erreiche ich über die Mulde auf dessen Südseite. Vom Sommer hatte ich den Gipfel als unzumutbare Legföhrenquälerei in Erinnerung. Jetzt im Winter geht das weit besser, man kann mit Skiern problemlos zum höchsten Punkt aufsteigen. Wer nun - wie ich - den Wannenberg anpeilt, könnte ohne grossen Höhenverlust auf der Westseite queren. Doch dem Aufstiegshang kann ich nicht wiederstehen und fahre durch Traumpulver zurück zur Elisalp. Dort anfellen und Wiederaufstieg zur Grathöche, dieses Mal auf der Nordseite vom Chli Speer. Es verbleibt die kurze Passage über den sanften Rücken zum Wannenberg (1644m). Auch von hier könnte über schöne Hänge zur Elisalp bzw. Wanne abgefahren werden, doch ich muss nach Norden.
Kurze Abfahrt zum Sattel P. 1509. Hier beginnt der elend weite Gwaggel Richtung Regelstein, aber versüsst durch die idyllische Winterlandschaft. Den Tüfentaler Berg umgeht man auf dessen Westseite. Nicht aber den Schorhüttenberg, wie ich nach einem blöden Verhauer feststellen muss (Topo & Track korrigiert). Am besten hält man sich hier an den Sommerweg oder den Gratrücken. Nach einer kurzen Fellabfahrt verbleiben wenige Aufstiegsmeter zum Tanzboden (1443m). Hier ist's vorbei mit der Ruhe: Trotz Werktag ist die Alpwirtschaft bis auf den letzten Platz gefüllt. Trotzdem gemütlicher als draussen pausieren, denn mittlerweile hat mich wieder der Nebel verschluckt.
Gestärkt mit Suppe und Saft mache ich mich an die Schlussetappe. Diese beginnt mit einer Flachabfahrt bis P. 1197. Die meisten Spuren ziehen hier weg ins Toggenburg, doch zum Glück nicht alle. So bleibt mir die Spurarbeit zum Regelstein (1315m) erspart, für heute reicht es. Zuhause hatte ich die Schlussabfahrt über Girlen nach Ebnat-Kappel noch als langweilig belächelt - zu Unrecht! Die sanften Hänge bieten bei den aktuellen Pulververhältnissen Genuss pur. Brennende Oberschenkel? Fehlanzeige, der Schnee ist so butterweich, dass alles von alleine dreht. Unten noch eine freudige Überraschung: Die Strasse zurück nach Ebnat-Kappel (630m) ist nur weiss geräumt, so dass ich im Schlittschuhschritt bis direkt ans Perron gelangen kann.
Zeiten (gespurt bis Tanzboden)
0:45 Bremacher Höchi
0:35 Speermürli
0:45 Chli Speer
0:45 Wannenberg (mit Zwischenabfahrt)
1:05 Tanzboden
1:00 Regelstein
0:30 Ebnat-Kappel SBB
Am heutigen Prachtstag führt mich die Toggenburger Haute Route von Wolzen zuerst nach Süden zum Chli Speer und von hier wieder nordwärts via Tanzboden zum Regelstein, ein Pensum von immerhin zwanzig Kilometern. Doch die Tour lässt sich beliebig verkürzen: Speermürli sowie Chli Speer sind fakultativ und vom Tanzboden bzw. Wannenberg kann man vorzeitig abfahren. Gerade letzteres macht Sinn, denn nach der geballten Ladung Einsamkeit laufe ich auf dem Tanzboden in den vollen Zivilisationshammer.
Es ist neblig und kalt, als ich kurz nach Betriebsbeginn den Sessellift in Krummenau besteige. Von anderen Wintersportlern weit und breit nichts zu sehen. Die Fahrt über zwei Stationen nach Wolzen (1460m) hoch dauert eine halbe Stunde (7.- mit Halbtax), entsprechend durchgefroren komme ich oben an. Am Himmel zeigen sich erst scheue Aufhellungen, doch man kann den Prachtstag förmlich riechen. Die Routenfindung zum ersten Gipfelziel könnte einfacher nicht sein: Ab Bergstation folgt man in etwa dem Grat, wobei einzelne Stellen auf der Westseite umgangen werden. Es ist eisig kalt, doch dank der Spurarbeit bin ich bald auf Betriebstemperatur. Die Zivilsation scheint bald meilenweit entfernt, bloss Tierspuren kreuzen meinen Weg. Auf der gegenüberliegenden Seite des Steintals erkenne ich den Tanzboden, wo hoffentlich bereits mein Mittagessen vorbereitet wird, doch das dauert noch einen Moment.
Auf der Bremacher Höchi (1641m), mehr Weidekuppe denn Gipfel, befinde ich mich bereits am Fuss vom Speermürli, dem Tageshöhepunkt. Zunächst gilt es aber, das Felsband in dessen Westflanke zu überwinden. Wo man das macht, ist vor Ort offensichtlich. Der Sommerweg hält es genauso. Die Stelle ist für wenige Meter gut 35° steil und kann bei grossen Neuschneemengen Probleme bereiten. Anschliessend alles dem breiten SW-Grat folgend Richtung Gipfel. Die Passage ist wie erwartet abgeblasen, aber weit weniger als befürchtet. Gut so, denn Skier mögen keinen Nagelfluh. Den Schlussaufschwung zum Speermürli (1746m) absolviert man schliesslich zu Fuss. Bei ganz dummen Verhältnissen (Eis) könnten Steigeisen nötig sein. Gemäss Buch erster Skibesuch in dieser Saison.
Abfahrt über die Aufstiegsroute bis unters Felsband und dort lockeres Einschwingen zur Elisalp runter. Im schattigen Kühlschrank wähnt man sich definitiv am Ende der Welt. Und überall locken prächtige Pulverhänge! Den Chli Speer (1713m) erreiche ich über die Mulde auf dessen Südseite. Vom Sommer hatte ich den Gipfel als unzumutbare Legföhrenquälerei in Erinnerung. Jetzt im Winter geht das weit besser, man kann mit Skiern problemlos zum höchsten Punkt aufsteigen. Wer nun - wie ich - den Wannenberg anpeilt, könnte ohne grossen Höhenverlust auf der Westseite queren. Doch dem Aufstiegshang kann ich nicht wiederstehen und fahre durch Traumpulver zurück zur Elisalp. Dort anfellen und Wiederaufstieg zur Grathöche, dieses Mal auf der Nordseite vom Chli Speer. Es verbleibt die kurze Passage über den sanften Rücken zum Wannenberg (1644m). Auch von hier könnte über schöne Hänge zur Elisalp bzw. Wanne abgefahren werden, doch ich muss nach Norden.
Kurze Abfahrt zum Sattel P. 1509. Hier beginnt der elend weite Gwaggel Richtung Regelstein, aber versüsst durch die idyllische Winterlandschaft. Den Tüfentaler Berg umgeht man auf dessen Westseite. Nicht aber den Schorhüttenberg, wie ich nach einem blöden Verhauer feststellen muss (Topo & Track korrigiert). Am besten hält man sich hier an den Sommerweg oder den Gratrücken. Nach einer kurzen Fellabfahrt verbleiben wenige Aufstiegsmeter zum Tanzboden (1443m). Hier ist's vorbei mit der Ruhe: Trotz Werktag ist die Alpwirtschaft bis auf den letzten Platz gefüllt. Trotzdem gemütlicher als draussen pausieren, denn mittlerweile hat mich wieder der Nebel verschluckt.
Gestärkt mit Suppe und Saft mache ich mich an die Schlussetappe. Diese beginnt mit einer Flachabfahrt bis P. 1197. Die meisten Spuren ziehen hier weg ins Toggenburg, doch zum Glück nicht alle. So bleibt mir die Spurarbeit zum Regelstein (1315m) erspart, für heute reicht es. Zuhause hatte ich die Schlussabfahrt über Girlen nach Ebnat-Kappel noch als langweilig belächelt - zu Unrecht! Die sanften Hänge bieten bei den aktuellen Pulververhältnissen Genuss pur. Brennende Oberschenkel? Fehlanzeige, der Schnee ist so butterweich, dass alles von alleine dreht. Unten noch eine freudige Überraschung: Die Strasse zurück nach Ebnat-Kappel (630m) ist nur weiss geräumt, so dass ich im Schlittschuhschritt bis direkt ans Perron gelangen kann.
Zeiten (gespurt bis Tanzboden)
0:45 Bremacher Höchi
0:35 Speermürli
0:45 Chli Speer
0:45 Wannenberg (mit Zwischenabfahrt)
1:05 Tanzboden
1:00 Regelstein
0:30 Ebnat-Kappel SBB
Tourengänger:
Bergamotte

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