In 3 Tagen vom Schwarzsee nach Jaun


Publiziert von kopfsalat , 20. Oktober 2015 um 23:03. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Freiburg
Tour Datum:17 Oktober 2015
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-FR   CH-BE 
Zeitbedarf: 3 Tage
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Schwarzsee, Bad
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Jaun, Dorf
Unterkunftmöglichkeiten:Schwarzsee - in der Sommersaison etliche Bergbeizli - Jaun - Châlet du Soldat
Kartennummer:1226 Boltigen, 1246 Zweisimmen

Drei Tage für eine Strecke von 8km plus 500m rauf und 500m runter sind selbst für eine seriöse feldornithologische Exkursion - bei der man das rund Drei- bis Vierfache der normalen Wanderzeit zu veranschlagen hat - zu viel des Guten. So haben wir sie etwas ausgebaut.

Freitag, 16.10.2015

Anreise mit dem letzten Bus nach Schwarzsee Bad Pt. 1054 und gerade noch rechtzeitig fürs Z'Nacht.

Samstag, 17.10.2015

Ursprünglich war eine Umrundung des Brecca-Schlunds auf dem blau-weissen Weg geplant. Aufgrund der unfreundlichen Witterungsverhältnisse mit Schneeauflage und dichtem Nebel entscheiden wir uns dafür, das ganze etwas vorsichtiger und gemütlicher anzugehen. Der Einstieg in die "Ur"- oder genauer Karst- und Gletscherschliff-Landschaft des Brecca-Schlunds verläuft zuerst etwas eintönig auf einer stellenweise steilen und mit Rasengittersteinen befestigten Alpstrasse.

Erst kurz vor Wälsch Rippa Pt. 1198 hats einen Wanderweg der durch den feuchtrutschigen Wald zur Unteri Rippa Pt. 1366 hochführt. Leider ist die Beiz zu dieser Jahreszeit schon geschlossen, so verbringen wir unsere Pause bei heissem Tee aus der Thermoskanne dick eingemummelt in unsere "Schlafsack"-Jacken und -hosen unter dem schützend ausladenden Dach.

Ab hier hat's bis Combi Pt. 1624 leider wieder nur Alpstrasse, welche - wozu auch immer - mittels teils schwerstem Gerät noch weiter ausgebaut wird. Wäre da nicht die gespenstische Nebel-Atmosphäre, man sollte diesen Teil besser grossräumig umgehen.

Am Ende der Strasse hinter Combi (Beiz wegen zu geschlossen) ein erster Lichtblick in Form eines Lichtblicks. Die Sonne drückt durch und ein eisiger Wind bläst den Nebel weg. Der Aufstieg zum Grat scheint machbar aber die rasant dahinziehenden Wolken versprechen einen noch arktischeren Wind als hier unten. So geniessen wir die Sonne im Windschatten eines Alpstalls und schauen den Zitronenzeisigen zu, wie sie geschickt die Samen der Brennesseln herauspicken, während im Gegenhang zwei Gemsen grasen.

Für den Rückweg zweigen wir bei Pt. 1636 nach rechts ab. Zuerst geht's unschwierig durch überwachsene Felsblöcke. Die grobblockige Schutthalde hats dann aber in sich. Aufgrund der Schneeauflage sind die Pfadspuren nur schwer auszumachen und jeder Schritt muss sorgsam gesetzt werden. Ein Ausrutschen in einen Spalt zwischen den Felsbrocken dürfte schlimme Folgen haben. Allmählich wird der Schutt feiner und der Weg zieht sich auf einem schmalen Band durch die steile Flanke unter dem Türmli zu Pt. 1605.

Um den Alpstrassen so gut wie möglich auszuweichen, gehen wir auf oft glitschigem Alppfad am Rippetli Pt. 1483 vorbei zum Stierenberg Pt. 1416. Wir wählen den nicht markierten, steilen Abstieg zum Stall bei Pt. 1262 und gelangen über das Brückli zum Unter Bödeli Pt. 1239. Hier gilt es mit etwas Gefühl den abermals nicht markierten Pfad zur Spicherweid Pt. 1105 zu finden. Ab hier auf der stellenweise etwas ausgewaschenen ehemaligen Alpstrasse zum Staldeloch Pt. 1055 und auf der Wanderautobahn zum Bad Schwarzsee zurück.

Sonntag, 18.10.2015

Das Wetter hat sich etwas aufgeklart. Kühl ist es aber immer noch. Da lemon immer noch ein wenig an ihren Fersenproblemen herumlaboriert, nimmt sie den Bus bis Gypsera und lässt sich von der Sesselbahn auf die Riggisalp Pt. 1484 hochschaukeln.

Als echter Mann und vorallem aufgrund seines Vertigo, welches sich vor Jahren auf ebendieser Sesselbahn zum ersten Mal manifestierte, beschliesst kopfsalat den Aufstieg nach Unter Euschels notgedrungen zu Fuss zu bewältigen. Via Hubel Rippa Pt. 1141 über die Brückli zur Spicherweid Pt. 1105 und danach den oben beschriebenen Abstieg in umgekehrter Richtung zum Stierenberg Pt. 1416. Nun mit ein wenig auf und ab, sowie einer Metalltreppe zu Unter Euschels Pt. 1442, wo lemon schon wartet. Ein heisser Tee aus der Thermoskanne bringt die Lebensgeister wieder zum erwachen.

Gut eingepackt nehmen wir den öden Fahrweg unter die Füsse. Ein böiger Wind weht uns Graupelschauer ins Gesicht, die erst aufhören, als wir vom Euschelspass Pt. 1567 zum Berggasthof Ritzlialp Pt. 1510 hinuntersteigen. Ursprünglich wollten wir hier nächtigen aber die Homepage vermeldete, dass es geschlossen sei. Nun ist offen aber wir haben keine Lust mehr für eine Einkehr. Bis zur Dorfallmet Pt. 1264 ist der Weg eher langweilig, sodass drei vorbeifliegende Steinadler, welche von Krähen attackiert werden, eine willkommene Abwechslung bieten. Erst über überdüngte Weiden und schliesslich romantisch am Bach entlang gelangen wir so nach Jaun Pt. 1015 hinunter.

Im Restaurant de la Cascade nehmen wir eine kleine aber doch sehr überteuerte Stärkung zu uns, bevor wir das namengebenden Wasserspiel bewundern. Denn dies hat es sich verdient! Schliesslich haben die die Wassermassen eine über 10-tägige und 15km lange Reise hinter sich, seit sie nördlich des Vanil Noir im Riau des Morteys entsprangen, versickerten und unter zwei Tälern hindurch den Weg zu dieser Karstquelle fanden.

An einigen Ferienhäuschen in bevorzugter Schattenlage und einem (geschickt?) getarnten Bunker vorbei gelangen wir über einen Steg zu Pt. 1037. Ab hier ist die Wegfindung eigentlich recht einfach, wären da nicht all die gelben Wegweiser. Am besten man folgt den auf ca. 2m Höhe angebrachten Schneeschuhmarkierungen. Mal kräftigere, mal leichtere Regenschauer überstehen wir dank Schirm und Regenschutz ohne grössere Probleme. So wandern wir auf abwechslungsreichem Pfad an der herausgeholzten Skipiste bei Pt. 1237 vorbei zu Pt. 1338.

Ab hier folgt die Durststrecke, denn nun verläuft der Weg nur noch auf Hartbelag, sodass wir uns beim Wanderparkplatz bei Pt. 1430 eine kurze Verschnaufpause gönnen, bevor wir und vorallem lemon die letzten Kräfte mobilisieren. Kurz vor der Passhöhe Pt. 1752 senkt sich zu schlechter letzt auch noch der Nebel, sodass wir froh sind in ein paar Schritten das Soldatenhaus zu erreichen.

Im rustikalen aber sehr einladenden Essraum knistert ein Holzfeuer im Schwedenofen. Die freundliche und zuvorkommende Hüttencrew erklärt uns den weiteren Ablauf. So beziehen wir unser 12er-Zimmer, wechseln in trockene Kleidung und genehmigen uns einen Apéro bevor es ab 19h z'Nachtessen gibt. Ursprünglich reservierten wir mit Halbpension, angesichts des gluschtigen Menüs brauchen wir aber nicht lange, um uns für à la Carte zu entscheiden. Ein herrlich saftiges Rehmedaillon mit allem Drum und Dran und zum Dessert, wie könnte es auch anders sein, Méringues mit Crème Double. Danach können wir, im Gegensatz zu drei anderen Gästen, welche wieder ins Tal zurückkehren müssen, schlaff ins Bett fallen und uns vom draussen herunterprasselnden Regen in den Schlaf wiegen lassen.

Montag, 19.10.2015

Als wir um halb neun Uhr aufstehen, wabert der Nebel nur noch im Tal unten, darüber herrscht klarste Sicht, auch wenn die Sonne sich noch hinter den Gastlosen versteckt hält. Nach dem Zmorge hat sie's immer noch nicht bis zu uns herüber geschafft. Dank der tiefen Temperaturen ist der Schutt noch angefroren und der Aufstieg zum Wolfs Ort Pt. 1921 gestaltet sich recht angenehm. Auf dem Grat müssen wir die ersten Sonnenstrahlen mit einer längeren Pause gebührend feiern. Erst als sich der Nebel wieder hebt, machen wir uns an den ostseitigen Abstieg. Der schmierige, extrem klebrige roten Lehm erfordert höchste Aufmerksamkeit um nicht auszugleiten. Schon nach kurzer Zeit sind unsere Schuhe doppelt so schwer.

Den auf der Karte eingezeichneten Weg auf ca. 1820m scheint es nicht mehr zu geben. So steigen wir auf 1740m ab, bevor wir nach Norden abzweigen, um dann die 80m wieder aufzusteigen. Der weitere Wegverlauf ist nun aber mehrheitlich gut signalisiert, wenn auch die Wegweiser schon wintertauglich abmontiert wurden. Immer wieder hören wir einen Birkhahn gurren aber der dichte Nebel verwehrt jeden Blick. Erst als wir in den Graben des Büelsbach absteigen lichtet sich der Nebel und gibt die Sicht auf den reizvollen Weiterweg durch den lichten Wald im Felssturzgebiet frei. Hier tummeln sich Wintergoldhähnchen und allerlei Meisen in nächster Nähe.

Auf der Weide Ober Gastlosen sehen wir, wenn auch nur kurz, einen Birkhahn vorbeifliegen. Auch beim Alpbetrieb Grat Pt. 1642 haben wir Glück, die Beiz ist offen, so geniessen wir bei einem Kaffee und einem Schwatz mit dem Älpler die immer noch recht kräftigen Sonnenstrahlen.

Der Abstieg durch den Mattenwald ist stellenweise steil, oft nass und somit sehr rutschig. Dank Microspikes haben wir aber immer guten Halt. An Pt. 1287 und Pt. 1178 vorbei gelangen wir wieder auf den Weg, auf dem wir gestern aufgestiegen sind. Der nächtliche Regen hat den Boden stark aufgeweicht, sodass wir erst bei Pt. 1037 auf Adhäsions-Traktion zurückwechseln.

In Jaun reichts noch gut ein paar Einkäufe zu tätigen, bevor uns der tpf-Bus in einer knappen Stunde nach Fribourg fährt.

Fazit: Eine sehr gelungene Tour auch wenn das Wetter nicht optimal mitspielte.

Tourengänger: kopfsalat, lemon


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