Über die Spitzflue


Publiziert von Bergmax , 13. Oktober 2019 um 17:12.

Region: Welt » Schweiz » Freiburg
Tour Datum:21 September 2019
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-FR 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 650 m
Abstieg: 1100 m
Strecke:Riggisalp - Euschelspass - Fochsenflue - Spitzflue - Breccaschlund - Schwarzsee Bad
Zufahrt zum Ausgangspunkt:IC nach Freiburg / Fribourg, Bus nach Schwarzsee Gypsera, Sessellift zur Riggisalp
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Bus am Schwarzsee Campus
Kartennummer:map.geo.admin.ch

Überschreitung von hinten nach vorne...

Touren rund um den Schwarzsee lassen sich gut mit Bus und Bahn unternehmen. Das spielte für mich eine große Rolle, denn ich wollte nicht nur meine zweite Coop-Tageskarte sinnvoll einsetzen, sondern musste abends pünktlich zurück in Baden sein. Es sei vorweggenommen, dass es wieder einmal Verspätung gab und die An- und Abreise das Vergnügen an dieser kurzweiligen Bergtour etwas getrübt haben...

Etwas gestresst beginne ich die Wanderung auf der Riggisalp (1484 m). Denn ich bin schon gute 20 Minuten zu spät dran und musste im Bus längere Zeit stehen - Stau wegen des Alpabtriebs...
Der Weg zur Unteren Euschels lässt sich über die Wiesen ein wenig abkürzen. Von hier aus wirkt die Spitzflue ziemlich unerreichbar und sehr dominant. Dann geht es leicht bergauf bis zum Euschelspass (1567 m), wo der Bergweg zur pultförmigen Fochsenflue beginnt. Teilweise steil, aber ohne Schwierigkeiten (T2), gewinnt man zügig an Höhe. Nur die allerletzten Meter zum schon lange sichtbaren Gipfelkreuz (1974 m) sind ein wenig exponiert. Damit habe ich den höchsten Punkt meiner Bergtour bereits erreicht, aber der spannende Übergang zur Spitzflue, die auch von der Fochsenflue aus toll aussieht, steht noch bevor. Den Berichten auf Hikr zufolge wird die Runde fast ausschließlich andersherum gemacht, sodass man den beeindruckenderen Gipfel zuerst erreicht. So rum geht es dank des Sessellifts aber schneller.

Zuerst muss ich einen Abstiegsweg in die Scharte zwischen den Gipfeln suchen. Der Gipfelaufbau der Fochsenflue hat einige Felsstufen, die von oben nicht gut einsehbar sind, sodass ich vom Gipfelkreuz aus dem Grat noch ca. zwei Dutzend Meter in die "falsche" Richtung, also nach Südwesten, folge. An einer geeigneten Stellen leiten deutliche Wegspuren (T4) auf die schattige Seite des Gipfels. Obwohl es länger nicht geregnet hat, ist der Boden schlammig, sodass mir der Pickel den Abstieg sehr erleichtert. Bei einer weiß-rot bestrichenen Eisenstange quere ich nach rechts unter der Fochsenflue hindurch in die eigentliche Scharte vor der Spitzflue.
Die nächste schroffe Graterhebung umgeht man unproblematisch auf der Sonnenseite. Kurz darauf kommt die oft erwähnte, mäßig exponierte Kraxelstelle, die einen beherzten Zug (I+) erfordert, den einladenden, aber losen Griff lässt man dabei besser in Ruhe...
Nun ist es nicht mehr weit bis zum Südwestgipfel der Spitzflue, der exakt gleich hoch wie der kreuzgeschmückte Nordostgipfel ist. Ich dachte schon, den hätte ich im Sack, aber der Übergang ist auf einigen Metern nicht nur ausgesetzt, sondern auch (da auf der "nassen" Gratseite) voller Schlamm. Mit dem Pickel vernünftig machbar, aber für mich heute die Schlüsselstelle...
Der Kreuzgipfel der Spitzflue (1954 m) bietet reichlich Platz, um die Tiefblicke zum Schwarzsee in Ruhe zu genießen.

Der blau-weiß markierte Abstieg ist heute schön trocken und macht viel Spaß. Ich komme zügig voran, obwohl das Gelände längere Zeit ordentlich steil ist. Aus meiner Sicht ist das im Vergleich zum Aufstieg die schönere Route an der Spitzflue - die Schlüsselstelle sinnvoll gesichert - und so eine Top-Tour im Grad T4. Bei der Hütte von Rippetli (1484 m) sind die Schwierigkeiten vorbei. Von hier gibt es mehrere Möglichkeiten, hinunter zum Schwarzsee zu gelangen. Die direkteste ist nicht markiert und da ich keine Lust habe, den Weg zu suchen und eventuell über Zäune klettern zu müssen, lasse ich es bleiben und nehme den flachen Weg nach Unter Rippa (1384 m). Weiter geht es auf Holzstiegen durch eine feuchte Schlucht mit interessanter Vegetation hinab in Richtung Campingplatz.
Kurz darauf erreiche ich pünktlich die Bus-Endhaltestelle Schwarzsee Campus. Die Rückfahrt beginnt mit einer Enttäuschung. Die Kühe sind weg, aber der Bus kommt nicht. Um zu warten habe ich mich nicht beeilt beim Abstieg...

Endlich geht es los, aber wie schon bei der Hinfahrt gibt es unterwegs einen außerplanmäßigen Umstieg. Niemand weiß Bescheid. Kann man so etwas nicht im Fahrplan vermerken...? Unnötig zu sagen, dass ich im Anschlussbus die Fahrt stehend genießen darf, den IC in Freiburg verpasse und abends zu spät zurück bin - trotz 1. Klasse eine stressige Reise.

Gehzeiten & Schwierigkeiten

Riggisalp - Euschelspass: 40 min, T1
Euschelspass - Fochsenflue: 50 min, T2 (letzte 20 Meter vielleicht eher T3...)
Fochsenflue - Spitzflue: 30 min, T4 mit Stellen T5- (Kraxelstelle I+ und ausgesetzter Gipfelgrat)
Spitzflue - Rippetli: 45 min, T4+
Rippetli - Schwarzsee Bad: 55 min, T1 mit Holztreppen

Fazit - hübsche Überschreitung, die ohne Zeitdruck und ÖV-Probleme auch richtig Spaß gemacht hätte...

Tourengänger: Bergmax


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