Schopfenspitz (2104m)


Publiziert von Ibex , 13. August 2012 um 13:49.

Region: Welt » Schweiz » Freiburg
Tour Datum:11 August 2012
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-FR 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1160 m
Abstieg: 1040 m
Strecke:Schwarzsee - Wälschi Rippa - Combi - Col Balachaux (1873m) - Schopfenspitz - Schopfenspitzsattel (2015m) - Cerniets - Stierenberg - Euschels - Gypsera
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Zug bis Fribourg und Bus bis Schwarzsee (Schwyberg Talstation)

Nach langer Zeit wollte ich endlich mal wieder die Westschweiz besuchen. Es sollte es ja (vor allem dort) wegen der angenehmen Höhentemperaturen einer der ganz wenigen Hochsommertage dieses Jahr mit guter Fernsicht auch nach 11 Uhr werden. Für mich als in Basel wohnhaft leider immer ein Faktor, die lange Anfahrt für aussichtsreiche Gipfelziele, insbesondere jene ohne Bergbahnen (Ergo überlaufen, gerade während der Ferien). Nach langem Abwägen fiel meine Wahl letztlich auf den Schopfenspitz in den Fribourger Voralpen.

Der Bus vom Bahnhof Fribourg war auch entsprechend voll, allerdings stiegen praktisch alle (vorwiegend ältere Semester) an der Gypsera aus, um mit dem Sessellift zur Salzmatt und dann auf die Kaiseregg zu kommen. Deutlich ruhiger war es dagegen in Richtung Breccaschlund. Über einen angenehm schattigen Waldweg stieg ich via Wälschi Rippa auf zur Alp Brecca (1400m), von hier sieht man bereits dass noch relativ weit entfernte Tagesziel. Bis nach Combi folgt man dem Jeepweg, die Kühe und Geissen geniessen noch einige Wochen lang den Alpsommer hier oben. Hier wird erstmals die Karte konsultiert, da ich den weniger ersichtlichen Aufstieg zum Col de Balachaux (1873m) nehmen wollte. Die Markierungen muss man gut im Auge behalten, gerade weil es hier zweierlei bunt gemischt gibt: Ältere Blaue und neuere Rote. Letztere allerdings nur bis 1720m, wo der Abzweig zum Grand Chalet führt. Ich nehme die blaue und lande schließlich beim Schutthang, dessen Einstieg äußerst ungünstig im Steilhang an einem Stacheldrahtzaun liegt. Hier sollte man vielleicht wengistens dieses eine Drahtstück entfernen um den Rucksack zu schonen. Die anschliessende Schotterpassage wird zur Schlüsselstelle der Tour, denn es geht nur mit Händen und Füssen kletterend hinauf. Zwei Senioren wählen im Abstieg eine Route die ich wohl besser genommen hätte, weil sie gröber geschottert und weniger steil ist: Sie führt hinüber zur Normalroute auf den Schopfenspitz und trifft diese auf 1767m. Später finde ich sie wieder, aber gut, man lernt (hoffentlich) immer aus seinen Fehlern, auch wenn es diesmal glimpflich ablief. Über dem Schotter verliert sich der Weg unter sehr hohem Gras, respektive die Steine mit der Farbe verschwinden kurzzeitig darunter. Mit etwas Auge findet man den, im oberen Teil deutlich schmaleren aber anregenden Weg schon wieder und erreicht letztlich den Sattel (1873m). Nach kurzer Pause folgt dann das tolle Schlussstück unter dem Petit Brun (2031m) und weiter, meist im Osthang, in einigen Serpentinen hinauf zum Gipfel des Schopfenspitzes (2104m).

Das Panorama gen Süden hält was es versprochen hat: In Relation zur reinen Meereshöhe dürfte der Schopfenspitz derjenige Berg der Schweiz sein, von dem aus die meisten 4000er auf einmal wirklich gut sichtbar sind (um damit die Juragipfel bewusst auszuklammern, zwecks Luftlinie). Es sollen fast dreissig sein, plus jene über Chamonix. Die geniale Aussicht aufs Wallis verdankt der Gipfel seiner günstigen topographischen Position relativ zur "Scharte" zwischen Wildstrubel und Wildhorn sowie zum Diablerets, wodurch unter anderem Mischabelgruppe, Rimpfischhorn, Weisshorn, Zinalrothorn, Matterhorn, Dent Blanche und Grand Combin sichtbar werden. Als Dessert dann noch das Dach Europas, nebst Grandes Jorasses und Aiguille Verte. Tatsächlich sehe und zähle ich fast alle, plus die aus den Voralpen generell leichter sichtbaren Berner Alpen. Fantastisch. Und dennoch ist es auf dem Gipfel ziemlich leer. Es kommen und gehen immer wieder Leute dazu, aber es sind während der 1 1/2 Std. Mittagszeit die ich oben bin nie mehr als acht gleichzeitig. Auf der nahegelengen Kaiseregg rechne ich mit dem dreifachen an Fussvolk, die im selben Moment witzigerweise von Schönwetterwolken verschluckt werden. Der Gipfelgrat ist im übrigen nicht sehr breit aber dafür langgezogen und nach Süden sanfter abfallend. Aber es sind auch die "kleineren" Eindrücke die hängen bleiben: Ein Seegelflieger gleitet knapp über meinem Kopf hinweg, durch die Sonnenbrille kann ich quasi aus nächster Nähe die Wolkenbildung über mir beobachten, bevor jene anschließend über die Krete des Gipfels von Nord nach Süd sausen. Wie zur Verabschiedung kommt dann eine größere Wolke und schiebt sich quasi wie ein Vorhang von West nach Ost vor dem Gipfel vorbei - der Vorhang schließt sich sozusagen.

Ich steige nach ausgiebiger Rast ab und wähle nun den Schopfenspitzsattel, alias P.2015, zum Abstieg Richtung Brecca. Der Weg ist sehr steil, aber bis auf ein kleines Stück in feinem Schotter problemlos begehbar. Mir leuchtet auch ein warum diese Variante, trotz der wilderen Gegend (mit dem eindrücklichen Krater unter den Füssen), die Normalroute sein muss. Vom Einstieg sieht jene wie ich finde noch eindrucksvoller aus als von oben. Auf dem Rückweg nach Combi sehe ich dann die blaue Markierung bei P.1767, welche den Weg zu meinem Aufstieg einige Stunden zuvor anzeigt. Er verläuft sehr schmal in einer schattigen Flanke durch eine blumenreiche Wiese. Am Morgen in der Nässe vielleicht unangenehm, aber sicher einen Besuch wert. Nachdem ich an der Hütte Combi noch meinen Wasservorrat auffülle, geht es auf gleichem Weg noch ein Stück weiter ehe ich in Richtung Stierenberg abzweige. Ursprünglich wollte ich über die Fochsenflue zum Euschelspass, aber da die Nacht kurz, der Tag fortgeschritten und die Konzentration entsprechend rapide sinkt, spare ich mir diese sicherlich anregende Überquerung für den nächsten Schwarzsee-Besuch auf. Statt dessen geht es über Stierenberg zur Unteren Euschels und ab dort immer der Strasse entlang zum Ostufer des Sees, bis letztlich an der Talstation der Sesselbahn schon der Bus gen Heim steht.

Wer einen Voralpengipfel unterhalb von 2500m mit überwältigendem Panorama und spannenden Aufstiegen (sind finde ich alle vier die es insgesamt gibt) sucht, und trotzdem nicht totgetrampelt werden will, kann mit dem Gros Brun eigentlich nichts falsch machen.

Tourengänger: Ibex


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