Gulmen - Alpbigligenstöckli - Firzstock


Publiziert von Bergamotte , 3. Juli 2013 um 22:56.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:30 Juni 2013
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Schilt-Mürtschengruppe   CH-SG 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 1120 m
Abstieg: 1120 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW bis Fahrverbot (P. 1117)
Kartennummer:1154, evtl. 1134 (R. 1011, 1012, 1013)

Das Gebiet oberhalb der Achse Obstalden - Mühlehorn - Murg war mir bis anhin gänzlich unbekannt. Da bin ich nicht der einzige, die Handvoll Gipfel erhält im Sommer kaum Besuch - zu Unrecht! Auf einsamen Pfaden bewegt man sich über liebliche Alpen und geniesst fast permanenten Blick auf Walensee und Mürtschenstock. Und am Firzstock kann sich der Alpinkraxler zugenüge austoben.

Mein Start erfolgt in Gäsibergen (1027m), welches sich per PW ab Mühlehorn erreichen lässt. Bereits die Anfahrt - vorbei an einsamen Alpwirtschaften - sorgt für reichlich Genuss. Noch besser wäre gewesen, drei Minuten weiter bis zum Fahrverbot bei P. 1117 zu fahren. Der Alpstrasse folgend erreicht man bald Ober Gäsi (1196m), wo ein schwacher (nicht markierter) Pfad einsetzt (auf LK). Es empfiehlt sich, die Wanderung nicht nach Regenfällen (wie heute) zu unternehmen, ich hatte mit reichlich Schlamm zu kämpfen.

Auf der Alp Rietboden (1412m) erfasst man zum ersten Mal den engen Kessel mit den drei Gipfeln, welche ich heute begehen werde. Besonders eindrücklich präsentiert sich der Ostabbruch des Firzstocks wenig oberhalb der Alp. Statt dem Pfad auf die Alp Bigligigen zu folgen, ziehe ich weglos in direkter Linie nach Chüemettlen (ca. 1600) hoch. Warum es die Alpweide in den Alpinführer (2004) geschafft hat, entzieht sich meiner Kenntnis, denn sie ist ohne jegliche Bedeutung. Sei's drum, auch sie verfügt nun über einen Wegpunkt auf hikr.

Sinnvollerweise würde man nun direkt zum Grat hochsteigen und diesem bis zum Gulmen folgen. Doch stattdessen quere ich über einen schwachen Pfad zur Alp Bigligen (1613m) rüber (R. 1011). Erst von hier weglos auf den Grat hoch und - zugegebenermassen - nicht ganz Hm-neutral auf den unscheinbaren Gulmen (1828m) runter: eigentlich lohnender Tiefblick auf Walensee und Murgtal, aber die Wolken geben den Spielverderber.

Nun alles dem Grat folgen zum Alpbigiglenstöckli (1958m), wobei ein schmaler Gemspfad geschickt vereinzelte Felsköpfe umgeht. Auf dem Gipfel, der im Winter wohl mehr Besuch erhält (rassige Abfahrt nach Mühlehorn!), sind die Älpler gerade am Zäunen. Auch das Gratstück bis vor den Firzstock - zum Furggeli (1817m) - lässt sich unschwierig begehen, wenn da nur nicht diese Legföhren wären. Je nachdem zu wieviel Körperkontakt man aufgelegt ist, weicht man mehr oder weniger nach Westen aus.

Den Firzstock wollte ich eigentlich durch die Verschneidung in der Ostflanke begehen. Doch die steile Querung zum Einstieg vergällt mir die Lust. Die Verschneidung selber beurteile ich von oben als gut machbar (ich tippe auf T5+ bis T6-). Stattdessen ziehe ich über das Geröllfeld (scharf der Felswand entlang) und klettere bei erster Gelegenheit durch Rinnen auf den Westgrat hoch, den man wenige Meter vor dem Gipfel des Firzstock (1923m) erreicht - T5 / II. Wem das zu heikel ist, erreicht den Westgrat weiter unten auch einfacher.

Nach langer Pause - die Wolken haben sich endlich verzogen - mache ich mich an den Abstieg gegen Norden. Die direkte Linie (s. Karte) ist teils etwas mühsam, bietet aber auch wunderschöne Abschnitte durch farbige Alpwiesen. Erstaunlich, dass sich hier nie ein Pfad gebildet hat. Beim Guldiboden erreiche ich die Alpstrasse, welche mich in Kürze zurück zum Ausgangspunkt führt.

Zeiten
2:05  Chüemettlen - Gulmen
0:35  Alpbigligenstöckli
0:45  Firzstock
1:00  Gäsibergen

Epilog: Es entzieht sich meiner Kenntnis, weshalb der SAC den Glarner Alpinführer in diesem Jahr neu aufgelegt hat. Das hervorragende Kompendium von pstraub hat noch keine zehn Jahre auf dem Buckel und nichts an Akualität verloren - ganz im Gegensatz zu anderen, angegrauten Clubführern. Dass die Neuausgabe gewisse Ziele (z.B. Pässe, Klettergebiete) weglässt, kann ich nachvollziehen. Aber dass ganze Gipfelgruppen - wie eben Gulmen, Alpbigiglenstöckli, Firzstock - schönen Farbfotos und lässigen "Highlights" weichen mussten, stimmt nachdenklich. Ist nicht gerade die Pflege unbekannter Routen und Gipfel Hauptaufgabe dieser Bücher?
 

Tourengänger: Bergamotte


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Kommentare (5)


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PStraub hat gesagt: Schöne Tour ..
Gesendet am 4. Juli 2013 um 09:28
.. in einer schönen Gegend!

Zwei Begehungen der Firzstock-Südwest-Verschneidung innert wenigen Wochen: Das grenzt hier an ein Stau-Szenario ;-)

Bergamotte hat gesagt: RE:Schöne Tour ..
Gesendet am 4. Juli 2013 um 09:48
Nicht zu vergessen die zäunenden Älpler auf dem Bigliger und dem Firzstock...!

Aber die Ostverschneidung sollten wir uns auch mal zu Gemüte führen.

justus hat gesagt: glarner alpinführer
Gesendet am 7. Juli 2013 um 22:03
hoi bergamotte,

ja das der neue führer einiges weglässt ist schon schade. ich war an der vernissage und da hiess es sinngemaess: nicht jeder "büchel", der einen eintrag auf der landeskarte hat, muss im alpinführer beschrieben werden. die idee war die beschränkung auf alpine touren und sachen, die man sich auf der karte selber raussuchen kann (oder gar per markiertem wanderweg erreichbar sind), die sind halt nicht mehr drin.

ob ich das jetzt gut finden soll... ein paar der gruppen sind schon arg geschrumpft. die neuen photos mit den eingezeichneten routen sind aber schon gut. (und den highlights knobelroute und schnüärli kann ich nur zustimmen :) ) aber das beste am glarner führer war eigentlich, das man zu jedem hügel information bekommen konnte.

ich denke das sollte man am besten in einem forum (nennt sich hier wohl community) diskutieren. ich koennte mir vorstellen, das es noch mehr user interessieren wuerde.

aja die neuauflage kam wohl, weil die 10. vergriffen war.

ciao
-justus

Bergamotte hat gesagt: RE:glarner alpinführer
Gesendet am 8. Juli 2013 um 12:09
Salü justus

Danke für Deine ausgewogene Meinung. Die Vernissage hätte mich auch noch interessiert.

Ja, der SAC Verlag gab mir eine ähnliche Antwort auf meine Reklamation hin: Im Mittelpunkt stehen neu alpine Touren, für Wanderungen gäbe es nun die Alpinwanderführer. Nur, letztere umfassen vor allem Modegipfel, das sind einfach Auswahlführer, die rein kommerzielle Interessen verfolgen.

Falls Dich das stört, schick doch auch eine Mail an Hans Ott, den SAC Verlagsleiter. Steter Tropfen höhlt den Stein...

Gruss

Nobis hat gesagt: RE:glarner alpinführer
Gesendet am 17. Juli 2013 um 13:50
Bei mir steht jetzt wieder der "alte" Glarner Führer im Regal, der neue wird gegebenfalls für die Überprüfung des Schwierigkeitsbewertung aus dem Kasten geholt.
Gemäss Verlagsleiter hat die "Verlagskommission klar beschlossen, nur noch die aktuell 'begangenen Routen' zu beschreiben und bei kaum mehr machbaren Gipfeln auf die älteren Ausgaben zu verweisen". Nun ja, offenbar sind wir Exoten auf gewissen Gipfeln (obwohl die Gipfelbücher dort was anderes behaupten).

Grüess
Nobis


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