Höfats-Südwestgrat und Travers


Publiziert von quacamozza , 7. August 2015 um 12:48.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:21 Juli 2015
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 6:45
Aufstieg: 1600 m
Strecke:Renksteg-Gerstruben-Innerer Höfatstobel-Südwestgrat-Höfats-Älpelesattel-Dietersbachalpe-Gerstruben-Renksteg (18 km)
Kartennummer:AV-Karte Bayerische Alpen BY 4 1:25 000 Allgäuer Hochalpen Hochvogel, Krottenkopf

Die Höfats - über diesen viergipfeligen Berg muss man nicht mehr allzu viele Worte verlieren. Die Standardrouten sind mittlerweile auch auf hikr ausgiebig vorgestellt. Für viele ist der Berg der schönste des Allgäus, ja sogar der gesamten Alpen.

Nach dem *Bericht vom Bene hat's mich wahnsinnig gejuckt, nach längerer Zeit mal wieder hochzusteigen.

Die Wände der Höfats gehören in jedem Fall zu den schwierigsten und gefährlichsten Grasklettereien überhaupt und sind für Durchschnittsbergsteiger tabu. Die Grate hingegen haben zwar ebenfalls einiges an Kühnheit und Ausgesetztheit zu bieten und werden im Allgäu insoweit nur noch vom Rädlergrat übertroffen. Aber sie sind eher machbar.

Der eleganteste, aber auch luftigste und schwierigste der klassischen Grate ist der Südwestgrat des Westgipfels, der zusammen mit dem Südostgrat des Ostgipfels die eindrucksvolle, südseitige Silhouette der Höfats bildet, die sich zum Beispiel von den Kegelköpfen aus bestaunen lässt.

Es handelt sich dabei um eine äußerst lohnende, immer spannende Unternehmung auf Messers Schneide, die selbst für Höfatsverhältnisse atemberaubende Tiefblicke garantiert. Eine Steilgrasfahrt, die schon lange auf meiner Wunschliste stand und ins Portfolio jedes Höfatsfans, aber auch des ambitionierten Graskletterers gehört.
Aber auch als Felskletterer kommt man auf seine Rechnung. Zwei steile, schwierige Aufschwünge wollen bezwungen werden. Deswegen wird der Grat wohl auch häufiger begangen als etwa der Nordostgrat auf den Zweiten Gipfel.



Zur Schwierigkeit:

Zustieg T 5, erste Steilstufe T 6 und III, an den beiden folgenden Aufschwüngen einige Stellen IV und III, letzter kurzer Aufschwung II, oben T 5 
Häufig extrem ausgesetztes Gelände


Zum Zeitbedarf:

P Renksteg-Gerstruben-Innerer Höfatstobel: 1 Std radeln
Innerer Höfatstobel-Abzweig Südwestgrat (ca. 1650m): 35 min
Abzweig Südwestgrat-Südwestgrat-Westgipfel: ca. 3 Std
Westgipfel-Travers-Ostgipfel: 30-60 min 
Ostgipfel-Älpelesattel: 40 min
Älpelesattel-Innerer Höfatstobel: 30-35 min
Innerer Höfatstobel-P Renksteg: 20 min radeln



Vom Parkplatz am Renksteg (823m) mit dem Bike nach Dietersberg und über die Fahrstraße steil hoch nach Gerstruben (1154m). Weiter auf bekanntem Weg über die Gerstrubner Alpe (1215m) zum Radldepot am Inneren Höfatstobel (ca. 1280m). Am ostseitigen Rand des Tobels aufwärts. 10 Minuten höher nach links über den Graben und auf dem schlecht erkennbaren Gufelweg zur Pflanzenschutztafel der Bergwacht (ca. 1655m) am Beginn der langen Querung.

Nun nach links über zunächst moderat steiles Gras mit einer unglaublichen Blumenvielfalt zu einer Waldgruppe und zunehmend steiler, sich eher links haltend, zum Beginn der Grathöhe (ca. 1850m). Hier beginnen die Schwierigkeiten.

Über steile Schrofen (T 6) zu einer schrofige Stufe. Heikel und schwierig über diese hinüber (III). Oben dann deutlich einfacher auf einen begrünten Gratabsatz. Jenseits sehr ausgesetzt zum ersten steilen Aufschwung (Ringhaken und Grashaken).

Von links her in die auffällige Scharte zwischen dem Grat und einem fragilen Türmchen (T 6 und II-III) und weiter über den steilen Grat oder knapp rechts daneben (schwierigste Stelle kurz unter dem Standplatz IV; 3 ZH) auf den ersten Aufschwung.
Auf der extrem ausgesetzten Schneide mit kurzem Zwischenabstieg zum zweiten Aufschwung. Dieser ist etwas weniger lang und schwierig (III, kurz IV-; 2 ZH). Der Fels ist in den schwierigen Passagen von guter Qualität. Immer wieder hält man allerdings auch Bruch in den Händen, was dann ein beunruhigendes Gefühl auslöst.

Der Grat wird nun wieder grasig, bleibt aber stark ausgesetzt. Von einem kleinen Köpfl geht es etwas heikel einige Meter hinunter. Ein letzter, kurzer Aufschwung ist etwas brüchig, aber technisch nicht mehr sehr anspruchsvoll (II). Konditionell sollte man aber auch hier noch Ressourcen haben, sonst kann es schnell gefährlich werden. Zum Schluss über den steilen Grashang noch 50 Höhenmeter auf den Westgipfel (2257m).

Das alte, fast immer nasse GB gibt es mittlerweile nicht mehr. Die Namen der Begeher von 2008 bis 2013 sind, sofern sie noch zu identifizieren waren, ins neue, seit 2013 bestehende GB übernommen worden.


Es folgt der absolute Höfats-Klassiker, die Travers zum Ostgipfel. Dabei überklettern wir den Zweiten Gipfel (2259m) direkt. Die Umgebung ist sehr vertraut: die beiden Türmchen, der Reitgrat und der kurze, steile Gipfelaufschwung. Sämtliche Stellen bewegen sich zwischen II und III und sind unheimlich ausgesetzt. Wer hier das erste Mal drüber steigt, hält den Atem an.

Der Abstieg in die Höfatsscharte (2207m) ist dagegen einfach. Über die unten brüchige Kante geht es steil auf den Mittelgipfel (I-II). Oben befindet sich ein Grashaken zum Sichern. Direkt auf oder knapp unterhalb der Kante hinüber zum Ende des Grates (zwischendurch muss man sich natürlich in das schöne Gratbuch eintragen) und steil in die Scharte vor dem Ostgipfel (I).

Direkt an der Kante (II+) über recht guten Fels oder auf steilen, aber großen Grastritten links der Kante hinauf auf den Ostgipfel (2259m).


Abstieg über den Normalweg (oben kurz II; 1 BH) hinunter zum Vorgipfel (2004m), auf dem sich ein kleines Kreuz befindet. Auf guter Spur zum Älpelesattel (1776m) und auf dem Wanderweg hinunter zur Dietersbachalpe (1325m), an der man sich mit Früchtequark, Buttermilch und Kuchen stärken kann.


Tourengänger: Stefan, Ulf







Tourengänger: quacamozza


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Kommentare (9)


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Andy84 hat gesagt:
Gesendet am 7. August 2015 um 13:01
Schöne Tour und Höfatstypisch geniale Bilder.
Hätte jetzt nicht gedacht dass an der Route ein paar Haken vorhanden sind.
Warst du wieder mit Bergführer unterwegs?
VG Andy

quacamozza hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. August 2015 um 13:11
Ja, bei diesen Touren überlasse ich dem Profi das scharfe Seilende, sonst kann ich das alles nicht ausreichend genießen.
Und wer diese Tour allein geht, wird sicher ein deutlich überdurchschnittlicher Bergsteiger sein...der Bene hat sie vielleicht schon solo gemacht...

Ja, es gibt einige Haken. Zwischendurch ist es aber auch gut, wenn man selbst was legt, vor allem im Gelände vor den Aufschwüngen.

Grüßle
Ulf

Kris hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. August 2015 um 15:16
Hi Ulf,

irgendwann und nach reichlichem Training wollte ich zumindest die normale Überschreitung auch mit einem Bergführer durchführen.
Mich würde interessieren, wo das preislich liegt. Wäre cool, wenn du mir eine PM schicken könntest dazu.

Danke dir!
Kris

kardirk hat gesagt:
Gesendet am 7. August 2015 um 20:24
Gratuliere,

Klassetour. Irgendwann muß ich mir den Höfats auch mal reinziehen. Wird wohl aber nur der Normalaufstieg zum O-Gipfel werden. Das andere ist mir doch zu deftig.

Schöne Grüße
aus dem gut durch gebackenen München
Dirk

quacamozza hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. August 2015 um 21:52
Hallo Dirk,

mich wundert es immer wieder, warum die Münchner Bergsteiger nicht nach Oberstdorf kommen. Für die Höfats lohnt sich auch eine längere Anreise, auch wenn Ihr viele andere Tourengebiete habt.

Der Normalweg zum Ostgipfel ist auch schön, aber relativ wenig höfatstypisch.

Bei 40 Grad springt man lieber in die Isar...

Gruß
Ulf

Gelöschter Kommentar

quacamozza hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. August 2015 um 22:01
Hallo Markus,

ich werde definitiv wieder auf diese vier edlen Gipfel hochsteigen. Es gibt so viele Berge, aber das ist für mich schon ein besonderer...

Aber Du hast ja dieses Jahr auch schon schneidige Touren auf schwierigen Graten hinter Dir...

Grüßle
Ulf

Bene69 hat gesagt:
Gesendet am 9. August 2015 um 16:44
Glückwunsch Ulf !
saubre Tour, hab i mir fast schon dacht,dass den SW-Grat sehr bald mal machen würdest. Steht bei mir auch noch auf der Liste, vielleicht nächstes Jahr. Für heuer ist bei mir erstmal genug an der Höfats.
Grüsse vom Bene

Nik Brückner hat gesagt: Glückwunsch
Gesendet am 1. September 2015 um 12:22
Hi Ulf!

Sehr sehr geile Tour. Gratu!

Nik


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