Kurzbericht 

Deiserspitze (2557m), Elferspitze (2512m) und Großkarspitze (2496m)


Publiziert von Andy84 , 22. Oktober 2015 um 19:32.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:21 Juli 2015
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 2100 m
Abstieg: 2100 m
Kartennummer:AV 2/2 Allgäuer-Lechtaler Alpen Ost

 

Es werden sich jetzt sicherlich einige fragen wo sich den in den Allgäuer Alpen eine Deiserspitze und eine Großkarspitze befinden sollen.

In der AV-Karte sind diese beiden Gipfelnamen in Klammern unter den aktuelleren und gebräuchlicheren Namen zu finden. In Steiners tollem Bergnamenlexikon findet man einige Hinweise zu den alten Namen.

 

Die Deiserspitze ist heute eher unter dem Namen Wasserfallkarspitze bekannt, der alte Namen stammt von dem nach Hinterhornbach hinunterfließenden Bach names Doserbach. Die Großkarspitze wird heutzutage meistens Schwellenspitze genannt, der alte Name ist der in der Hornbachkette typischen Namensgebung nach einem umliegenden Kar entsprungen.

 

Vor ein paar Tagen hab ich bereits eine große Tour im westlichen Teil der Hornbachkette gemacht, heute war es an der Zeit mal den östlichen Teil zu komplettieren. Dabei ist wieder einmal eine tolle Tour in der von mir so gern besuchten Hornbachkette entstanden.



 

Wasserfallkarspitze   T5-, I+ (über den oberen Ostgrat)

 

Startpunkt der heutigen Tour ist mal wieder der kleine Parkplatz an der Lechbrücke bei Klimm. Über den bekannten Weg geht es zunächst durch den Wald, später durch die ausgeschnittenen Latschengassen hinauf. Der Luchskopf liegt knapp neben dem Weg und ist ein idealer Platz für eine erste kurze Trinkpause. Einen ausgeprägten Gipfelcharakter besitzt er nicht, dürfte sich eher um eine alte Bezeichnung der Einheimischen für diesen Gupf handeln.

Es geht noch ein gutes Stück weiter durch die breiten Latschengassen und bald ist das Großkar erreicht. Der markierte Wanderweg zweigt nun nach rechts ab und wendet sich der Klimmspitze zu, für mich geht es weiter geradeaus ins Großkar hinein. Auch hier finden sich deutliche Wegspuren die den Weg ins hintere Großkar weisen.

Das Großkar wird von einem hohen felsigen Querriegel eingerahmt welcher von der Wasserfall und der Schwellenspitze nach Süden zieht. Es gibt jedoch eine Schwachstelle in der Wand, ein kleines Geröllband welches quer durch den Felsriegel zieht. Nachdem man den steilen Geröllaufstieg hinter sich hat geht es nun über die gutgestufte aber geröllbedeckte Schrofenrinne nach links oben auf den breiten Südostrücken der Wasserfallkarspitze.

Ein paar Steinmanndl weisen nun den Weg durch den zunächst noch begrünten Rücken,  später durch die nun steiler werdende und mit grobem Blockwerk gesprenkelte Südostflanke. Die Wegfindung ist nicht sonderlich schwer. Ziel ist der dunkle Gipfelblock, welcher normalweise südlich umgangen und von Westen her einfach erklommen werden kann. Interessanter ist es jedoch direkt in die kleine Scharte im Nordostgrat aufzusteigen und über diesen dann in leichter Kletterei zum Gipfel aufzusteigen.

Es ist zwar nicht alles fest, es macht aber trotzdem Spaß und ist eine gute Eingewöhnung für die späteren Klettereinlagen.

Im großen Gipfelsteinmann befindet sich ein recht neues Buch, häufig Besuch erhält die Wasserfallkarspitze jedoch nicht. Schon etwas verwunderlich, allzu schwierig ist die Besteigung nicht. Mir solls recht sein, so hab ich die Ruhe und die tolle Aussicht für mich allein.

 

 

Elferspitze   T5, II

 

Zwischen der Wasserfallkar und der Urbeleskarspitze befinden sich noch 2 unbedeutende und sehr selten bestiegene Gipfel, die Zwölferspitze und die Elferspitze. Die Zwölferspitze hab ich bereits letztes Jahr besucht, heute war es dann also an der Zeit auch mal die Elferspitze zu erklimmen.

Zunächst muss dafür jedoch die steile geröllige Westflanke der Wasserfallkarspitze in die nächste Scharte abgestiegen werden. Schaut dies von oben noch recht abenteuerlich und eher schwierig aus, so ist die Flanke erstaunlich gut zu gehen und deutlich einfacher wie angenommen. Trotzdem erfordert der Abstieg eine hohe Trittsicherheit und eine Vorliebe für geröllige Abstiege. Eine direkte Besteigung der Elferspitze aus der Scharte heraus ist eher nicht möglich, also ein kurzes Stück nach Süden absteigen um zu einem kleinen leicht ansteigenden Band zu gelangen. Über eine kurze Kletterstelle (II) gelangt man auf dieses Band und folgt dieses unschwierig bis zu einer Rinne. Über diese geht es nun nach rechts hinauf zu einem breiten Absatz. Der nun folgende Felskopf kann leicht nordseitig umgangen werden, die Überschreitung ist nicht wirklich lohnend. Danach geht es zügig und leicht zum Gipfel empor.

Dort befindet sich zwei Steinmanndl, in einem ist ein Glasflasche versteckt in welcher ein alter leider nicht mehr leserlicher Zettel zu finden ist. Es wäre schon interessant gewesen zu erfahren wie oft dieser nette einsame Gipfel Besuch erhält.

Auch ist es überraschend wie die Optik mal wieder täuschen kann. Von weitem schaut der Elfer extrem anspruchsvoll aus, dabei ist er mit nur einer kurzen II-er Stelle und guter Trittsicherheit zu besteigen. Genauso ist es mit der sehr anspruchsvoll wirkenden Westflanke der Wasserfallkarspitze. Beide sind das beste Beispiel dafür wie Fotos täuschen können.

 

 

Schwellenspitze     T5, II

 

Nach einer längeren Pause muss es dann doch mal weitergehen, immerhin steht noch die Schwellenspitze auf dem Programm. Auf dem gleichen Weg geht es nun zurück, der Abstieg von der Elferspitze ist auch nicht sonderlich schwer, der Aufstieg zur Wasserfallkarspitze ist nicht schwer aber mühsam. Über den Nordostgrat geht es wieder hinunter in die Scharte, hier sollte auf das brüchige Gestein geachtet werden. Es folgt der Übergang hinüber zum P. 2525, folgt man dabei der Gratkante so hat man einige herrliche Klettereinlagen im II-ten Grat zu bewältigen, teilweise ist es auch schön ausgesetzt.

P.2525 wird häufig für die Schwellenspitze gehalten, ist jedoch nur ein breiter Kopf zwischen den beiden Gipfeln. Trotzdem findet man darauf einen großen Steinmann.

Es folgt nun der anspruchsvollste Abschnitt des heutigen Tages, die direkte Gratüberschreitung hinüber zur Schwellenspitze. Entweder am Grat entlang oder immer mal wieder leicht in die Nordflanke ausweichend geht. Die Abstiege schauen von oben meistens recht unübersichtlich und wild aus, entpuppen sich dann jedoch als schöne leichte Klettereien. Mehr als nen schönen II-er sucht man vergebens.

Bald trifft man auch auf den „Normalweg“ zur Schwellenspitze, welcher breiten Felskörper des P.2525 südseitig umgeht.  Nun weisen vereinzelt Steinmänner den Weg. Das nächste Hindernis stellt ein gut 20-25 Meter hoher Abbruch dar, der von oben sogar leicht überhängend wirkt. Da ist es gut dass man den Bericht von ADI noch im Hinterkopf hat, während dem Abklettern löst sich das steile Gelände wunderbar auf und es ist kaum ein II-er notwendig. Das Umgehen in der bröseligen Nordflanke wäre sicherlich heikler gewesen.

Weiter am Grat entlang gelangt man schnell zum letzten Abbruch, welcher auch schon aus dem Großkar zu sehen ist. Auch hier geht es gut 10 Meter senkrecht hinunter, der Fels ist jedoch schön fest und es bietet sich der nächste schöne II-er.

Der Schlussanstieg zur Schwellenspitze ist dann wieder gehen mit Geröllunterlage, unterbrochen von einer kleinen Steilstufe. Danach ist mit der Schwellenspitze der nächste einsame Gipfel der Hornbachkette bestiegen, für mich ist damit der gesamte östliche Teil komplett. Neben einem neueren Gipfelbuch von Rudi D. findet man auch noch den „Gipfelblock“ von ADI. Viel los ist hier oben wahrlich nicht. 2015 war ich mit meinem Besuch der zweite auf diesem schönen und zu Unrecht wenig beachteten Gipfel.

Die Ausblicke sind wirklich klasse, die Lechtaler im Süden, im Norden die tolle Roßzahngruppe.

Im Gipfelbuch steht auch eine interessante und anspruchsvolle Besteigungsvariante von Martinau über den Ostgrat der Klimmspitze und die weitere Überschreitung zur Schwellenspitze.

 

 

Lachenkopf   T3

 

Da ich den oberen Bereich des Ostgrates der Schwellenspitze jedoch nicht genau einsehen kann entscheid ich mich gegen diese Abstiegsvariante und geh auf dem gleichen Weg wieder zurück nach Westen. Die beiden Steilstufen stellen im Aufstieg keinerlei Probleme dar, vor dem dritten Aufschwung geht es dann über Platten unter den steilen Südwänden des P.2525 hindurch nach Süden.

Leider hab ich den Fehler gemacht zu weit abzusteigen und musste dann auf sehr schlechtem Untergrund queren. Besser ist es direkt unter den Felswänden zu queren.

Bald ist dann aber auch der Normalweg zur Wasserfallkarspitze erreicht und es geht über diesen hinunter zum Querband durch den Felsriegel.

Die im Aufstieg nervige steile Geröllflanke kann schön abgefahren werden und auf dem Normalweg geht es nun wieder hinunter in die Latschen.

Im langen Ostgrat der Klimmspitze findet man auf der Karte noch einen weiteren kleinen Gipfel eingezeichnet, den Lachenkopf. Da ich mich noch fit fühle schau ich mir diesen nun auch mal noch an. Laut AV-Karte und meinen GPS führt eine Latschengasse vom Luchskopf hinüber, dank GPS ist der etwas versteckte Eingang dann aber auch schnell gefunden.

Die Latschengasse ist recht ordentlich, allerdings sind die nun zusätzlichen 250 Höhenmeter schon eher etwas anstrengend. Der Weg führt am „Gipfel“ vorbei, etwas darunter findet man auch eine kleine nette Hütte.

Der Spur folgend geht es nun zügig durch den steilen Wald hinunter, die letzten Meter geht es auf einer Forststraße hinunter nach Martinau und über den Fahrweg zurück zum Parkplatz.

 

 

Zeiten und Schwierigkeiten:

 

 

Parkplatz

Wasserfallkarspitze

150 min

T3 bis ins Großkar

T5-, I+

Wasserfallkarspitze

Elferspitze

35 min

T4+, I Abstieg in Scharte

T5, II Aufstieg Elferspitze

Elferspitze

Wasserfallkarspitze

35 min

Siehe oben

Wasserfallkarspitze

P.2525

15 min

T5, II

P.2525

Schwellenspitze

45 min

T5, II

Schwellenspitze

Luchskopf

70 min

T5, II Abstieg Schwellenspitze

T3 Normalweg

Luchskopf

Lachenkopf

30 min

T3

Lachenkopf

Parkplatz

75 min

T3

 

 

Fazit:

 

Eine grandiose, abwechslungsreiche Tour im östlichen Teil der Hornbachkette. Tolle Ausblicke, nette Klettereien, schöner Bruch und sehr einsame Gipfel. Genau deswegen lieb ich diesen Teil der Allgäuer Alpen so sehr. Diese Gipfel hab ich nicht das letzte Mal besucht.


Tourengänger: Andy84


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