Alpiner Klettersteig! Betreten auf eigene Gefahr! Teil 1 (Oder: Zur schönsten Schlucht am Neckar)


Publiziert von Nik Brückner , 21. Dezember 2023 um 15:53. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Odenwald
Tour Datum:17 Dezember 2023
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 550 m
Abstieg: 550 m
Strecke:12 Kilometer

Alle Jahre wieder!

...gibt es einen Glühweinabend bei uns. Liebe Menschen versammeln sich um dampfende Töpfe - und am nächsten Tag gehen die, die noch stehen können, zusammen wandern. Dieses Jahr zog es uns in eine der schönsten Gegenden im Neckartal: den vom moosbewachsenen Felsen geprägten Abschnitt zwischen Burg Stolzeneck und Schloss Zwingenberg. Diesmal mit dabei: Amelie, Schubi und Jürgen. Die passende Musik dazu: Das Star-Trek-Musical "Subspace Rhapsody".



Start war auf dem Parkplatz Kraftwerk Rockenau (138m), wo wir eins unserer Autos abgestellt hatten.

Wir überquerten den Neckar an der Schleuse Rockenau (128 m), der vom Rhein aus gesehen siebten Anlage im Neckar. Drüben angelangt, ging es am Ufer entlang neckaraufwärts. Wir passierten den kleinen Wanderparkplatz Stolzeneck-Krösselbach (130 m), dann stiegen wir die Stiegen hinauf zur Ruine der Burg Stolzeneck (215 m).

Stolzeneck wurde vermutlich um 1200 als Reichsburg erbaut. Der Name wurde allerdings erst 1268 erstmals erwähnt. 1284 erwarb Pfalzgraf Ludwig II. die Burg.

Mit der Burg wurden im Lauf der Zeit verschiedene Adelsfamilien belehnt. Vermutlich 1504 wurde sie im Pfälzisch-Bayrischen-Erbfolgekrieg beschädigt. Nach dem Aussterben der der letzten Besitzer 1610 kam die Burg zurück an die Kurpfalz. Sie wurde nicht neu vergeben, wahrscheinlich weil sie baufällig war. Die Burg wurde in der Folge zum Abbruch freigegeben. Die Burgruine geriet über die Jahrhunderte in Vergessenheit und wurde erst in den 1960er Jahren wieder freigelegt.

Burg Stolzeneck steht auf abfallendem Gelände und besteht aus einer Kernburg sowie Vorburg und Zwinger. Die Kernburg im oberen Teil gegen den Berg durch eine Schildmauer und einen Halsgraben geschützt. Die Vorburg erstreckt sich dem abfallenden Gelände folgend nach Nordosten.


Man ist hier auf dem Neckarsteig unterwegs. Hinter der Ruine wendet sich der schmale Pfad in die geröllübersäten Steilhänge des Wilden Waibelsbergs. Gleich dieser erste Abschnitt unserer Tour ist landschaftlich großartig, und bildet so auch einen der schönsten Abschnitte des Neckarsteigs.

Die Beschilderung führt den Sporn hinauf zu einer Wegkreuzung im Wald. Zwei Wege führen hier nach Süden, der Neckarsteig nimmt den schmaleren. Durch die Hänge des Wilden Waibelsbergs geht's weiter. Unterwegs führt ein Abstecher rechts hinauf zu einem überdachten Rastplatz an einer Felswand, ein Stück weiter vorn passiert man den Wilden Weibelstein (290m). Dann geht's in den dunklen Tobel des Krösselbachs hinein.

Nach der Bachquerung führt der Pfad erneut zu einer Kreuzung hinauf. Die Markierung des Neckarsteigs folgt weiter dem schmalsten Pfad. Dieser quert bald den Birkenweg und endet schließlich auf dem breiten Gürtelweg.

Auf diesem geht's nun weiter. Bald taucht rechterhand der Pavillon Schlossblick (363m) auf. Kurz nach dem Pavillon führt der Weg in die Finkenklinge hinunter, hier ein flaches Tälchen, weiter unten allerdings ein steiler, felsiger Tobel. In diesen ging's nun hinunter.

Noch diesseits des Baches folgten wir dem pfadigen Pfad, der links talwärts führt. Er dreht zwar ein bisschen aus der Finkenklinge hinaus, endet dann aber an einem breiten Weg, auf dem man wieder in den Tobel zurückkehren kann. An einer Linkskehre verlässt man ihn: Ein schmaler, mit einem V bezeichneter Pfad führt direkt in den Tobel hinein, über eine (oft rutschige!) Brücke und drüben weiter zu einem mit einem roten X bezeichneten Weg. Superschöner Abschnitt hier!

Wir stießen bald auf den Alten Grenzweg, nahmen aber nicht diesen, sondern wanderten geradewegs ins Neckartal hinunter. Nass und schmierig, und meine Hose kam auch nicht ungeschoren davon - aber wir alle letztlich doch wohlbehalten hinunter. Am Naturfreundehaus Zwingenberger Hof (137m) vorbei wanderten wir weiter zur Neckarbrücke Zwingenberg (140m) und schließlich nach Zwingenberg (148 m) hinein, wo wir unser zweites Auto abgestellt hatten. ABer noch waren wir nicht zufrieden!

Zwingenberg ist eigentlich ganz hübsch, aber ein bisschen abgehängt, wie man heute sagt. Die in dem engen Tal zwischen Zugstrecke und Hauptstraße eingezwängten Häuschen haben wenig Luft zum Atmen.

Wir wanderten auf der Schlossstraße durch das Örtchen hinauf zum Schloss Zwingenberg (211m).

Die Spornburg wurde über der steilen Wolfschlucht etwa 50 Meter über dem Fluss errichtet. Sie wurde im 13. Jahrhundert vermutlich vom staufischen Ministerialen Wilhelm von Wimpfen erbaut. Ihre erste urkundliche Erwähnung datiert allerdings erst aus dem Jahr 1326.

Ein Neffe von Wilhelm von Wimpfen nannte sich von Zwingenberg. Da die Zwingenberger als Raubritter galten, wurden sie 1363 durch den Pfalzgrafen Ruprecht I. von der Burg vertrieben. Dabei wurde die Anlage im Namen und Auftrag des Kaisers geschleift.

Die 1403 mit der Zwingenburg belehnten Herren von Hirschhorn bauten sie wieder auf. Nachdem diese Familie 1632 ausgestorben war, war die Burg Gegenstand eines umfangreichen Rechtsstreits und wechselte den Besitzer zwischen Kurmainz, Kurpfalz und dem Großherzogtum Baden. Heutiger Schlossherr ist Ludwig Prinz von Baden (* 1937), ein Nachfahre des Großherzogs Karl Friedrich von Baden.


Dahinter befindet sich der Eingang zur schönsten Schlucht am Neckar, der Wolfsschlucht.

Die Wolfsschlucht ist ein etwa einen Kilometer langes Kerbtal, das das Schlossbächlein in den Buntsandstein gegraben hat. Auf dieser Strecke überwindet der Bach etwa 270 Höhenmeter in seinem schmalen, mit Geröll verfüllten Bett. Er fällt dabei öfters in mehrere Meter hohen Abstürzen über Felsbänke herab, auf der engen Talsohle, die zuweilen beidseits von Felswänden oder -überhängen begrenzt wird, liegen an Felswände gelehnt oder über Blockschutt abgestürzte und bemooste Baumstämme, deren Bewuchs vom beständigen Sprühnebel befeuchtet wird. An steilen Erdhängen rutschen oft Partien ab.Dennoch gibt's einen - mit Stahlseilen gesicherten - Pfad, der sich durch das enge Tal schlängelt, über glitschige Felsbrocken und unter abgestürzten Baumstämmen hindurch. Ein Warnschild warnt vor einem "alpinen Klettersteig" - das sollte man allerdings nicht ernst nehmen. Klettern muss hier niemand, und die Alpen sind woanders.

In der Nähe der Wolfschlucht wurde 1866 der letzte Wolf des Odenwaldes erlegt - daher wohl ihr Name. Wie der Baden-Badener Wolfsschlucht (und der Webergrotte im Elbsandsteingebirge) wird der Zwingenberger Wolfsschlucht nachgesagt, Carl Maria von Weber zu seiner Oper "Der Freischütz" inspiriert zu haben. Auf jeden Fall wird sie bei den jährlich stattfindenden Schlossfestspielen auf der Burg Zwingenberg aufgeführt.

Am oberen Schluchtausgang hielten wir uns rechts, und wanderten übers Schloss Zwingenberg (211m) wieder zurück nach Zwingenberg (148 m). Dort endete dann unsere Tour auf einem der schönsten Abschnitte des Neckartals.


Niks Fazit:

Herrliche Runde mit herrlichen Menschen. Schön, dass wir diese gute Tradi, jedes Jahr nach dem Glühweinabend wandern zu gehen, auch dieses Jahr wieder aufrechterhalten konnten. Nett war's mit Jürgen und den Frankelies, schade nur, dass Nicole und die Waldelfe nicht mitkommen konnten.


Frankelies Fazit:

Seeehr abwechslungsreiche und lustige Tour in einer für uns bisher unbekannten Ecke. Was das Warnschild angeht: dass Kommunen ihre Beschilderungen unbeholfen bis übertrieben formulieren, hat Unterhaltungswert, ist jetzt aber sooo ungewöhnlich auch net (sagt der Frank). Übertrieben gutgemeinte Warnungen und happy Behördensprache sind genau mein Ding – willkommen im Dschungel des Versicherungsrechts! (sagt die Amelie)


Und was war das mit dem Klettersteig?

Übertreibung, ganz einfach. Aber es gibt im Odenwald durchaus auch richtige Klettersteige. Wenn's Euch interessiert, könnt Ihr hier mal schauen.


Und was ist mit der Margaretenschlucht?

Für mich die zweitschönste Schlucht am Neckar. Ich würde ja immer gern die Margaretenschlucht und die Wolfsschlucht miteinander zu einer Runde verbinden. Aber ich scheitere seit Jahren immer wieder an den langweiligen Wegen zwischen Zwingenberg und Gerach. Tipps sind herzlich willkommen.


Oh, und der Neckarsteig!

Falls sich jemand dafür interessiert. Die Daten laut Website: Strecke: 127,8 km, Aufstieg: 4020 m, Abstieg: 4015 m, Zeitbedarf: 50:04 in acht Etappen. Kann man aber auch anders einteilen.

 

Tourengänger: Nik Brückner, Schubi


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