Neckarsteig 3: Zwingenberg - Mosbach


Publiziert von Nik Brückner , 8. April 2015 um 11:26.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Odenwald
Tour Datum: 5 April 2015
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 8:30
Aufstieg: 971 m
Abstieg: 943 m
Strecke:38km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem Auto nach Mosbach, dann in den Zug, und mit diesem nach Zwingenberg. Von dort aus dann zu Fuß zurück zum Auto.

Der Neckarsteig in vier Tagen! Das sind lange Touren, lange Kilometer, lange Tage.

Am Tag zuvor war ich von Hirschhorn nach Zwingenberg gelaufen, heute ging es weiter nach Mosbach. Aus Träningsgründen wieder mit einem 15-Kilo-Rucksack auf dem Rücken, und aus Motivationsgründen mit "Quiet World" von Native Construct im Ohr.


Los ging's in Zwingenberg um 9:25 Uhr.

Start in Zwingenberg: 9:25 Uhr

Zwingenberg ist toll!

Es gibt eine Burg aus dem 13. Jahrhundert – heute Schloss Zwingenberg – 1364 geschleift und später wieder aufgebaut. Das ist die, die unten mehrfach auf Fotos zu sehen ist. Oberhalb im Wald stehen noch die Grundmauern der Burgruine Fürstenstein. 

In dem langgezogenen Örtchen selbst sind schnuckelige Fachwerkhäuser, dazwischen verwinkelte Gassen und steile Treppen.

Außerdem gibt es die Wolfschlucht, vom Appeal her durchaus vergleichbar mit der Margaretenschlucht, durch die der Neckarsteig später noch führt. Die Wolfsschlucht ist auch kulturhistorisch interessant: Die soll Carl Maria von Weber zu seiner Oper "Der Freischütz" inspiriert haben.


Leider führt der Neckarsteig nicht durch Zwingenberg...

Zuerst musste ich deshalb mal hinauf zum Neckarsteig. Also über die elegante Brücke auf die andere Neckarseite zu einem mit einem roten X bezeichneten, geteerten Weg. Auf diesem ging es dann hinauf, immer dem X folgend. Wenn der geteerte Weg eine Serpentine nach links macht, weiter geradeaus. Bald biegt der X-Weg vor der Finkenklinge, einem steilen, wilden Tobel, nach links ab. Hier wechselt man auf das V, und geht geradeaus auf einem schmalen Pfad weiter in die Finkenklinge hinein. Hier überquert man den Bach und steigt drüben aus dem Tobel heraus. Superschöner Abschnitt hier! Auf dem Forstweg (Bez. 2, 4) nun weiter am Hang hinauf, immer die Richtung haltend, bis man auch die Beschilderung des Neckarsteigs stößt. Dieser folgt man dann weiter bergauf.

Am Neckarsteig: 10:10 Uhr

Der Neckarsteig führt vorbei am netten Reihersee und einer 400 Jahr alten Eiche an den Ortsrand von Neunkirchen - ohne dass erkennbar würde, warum.

Neunkirchen: 10:45 Uhr

Am Ortsrand von Neunkirchen führt der Weg sofort in spitzen Winkel wieder vom Ort weg.

Warum man hier heraufsteigen muss? Keine Ahnung. Vermutlich haben die Neunkirchener Geld, das die Zwingenberger nicht haben. Ich wäre lieber durch Zwingenberg gelaufen, das ist viel schöner, oder zumindest am Neckarhang geblieben, der deutsche Mischwald hier oben ist jedenfalls nicht gerade ein Alleinstellungsmerkmal. Es dauert lang, bis man den Fluss wiedersieht, und durch den langen Schlenker nach Neunkirchen ist man kaum über Zwingenberg hinaus, wenn man das Tal wiedersieht. Wer sich also einen Gefallen tun will, lässt die Schleife nach Neunkirchen aus, und baut stattdessen das sehenswerte Zwingenberg in seine Route ein.

Na, immerhin geht es nun schnurstracks zur Ruine der Minneburg.

Über die Anfänge der Minneburg ist nichts bekannt. Vermutlich wurde sie von staufischen Dienstmännern erbaut - dann steht ihre Entstehung mit der Stauferpfalz in Bad Wimpfen in Verbindung. Ihre erste historisch gesicherte Erwähnung datiert auf das Jahr 1339, als Eberhardt Rüdt von Collenberg die Burg sowie die Orte Guttenbach und Neckarkatzenbach durch Heirat erwarb. 1349 verkaufte er sie an Ruprecht I. von der Pfalz. Die Kurpfalz verpfändete die Burg verschiedentlich an den regionalen niederen Adel.

Um 1520 ging die Minneburg dann als Erblehen an den Heidelberger Vogt Wilhelm von Habern, der die Kernburg mit ihrem repräsentativen Palas ausstattete und die Befestigungsanlage mit Wehrtürmen sowie die Vorburg errichtete. Mit den Söhnen Wilhelms starb die Linie der Habern um 1600 aus, und die Burg wurde zur kurpfälzischen Kellerei. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Burg durch Tillys Truppen teilweise zerstört. Danach wurde sie als Steinbruch von der ansässigen Bevölkerung genutzt.


Nach der Burg wird es dann endlich richtig schön. Von der Minneburg aus wendet sich der Weg erst ein wenig bergab, dann geht es ein Tal hinter, zum schönen Dörfchen Neckarkatzenbach. Noch schöner wäre es, wenn man im Freien laufen könnte - der Neckarsteig bleibt im Wald, parallel zum Waldrand - aber auch so ist das Flachstück ein erholsamer Hike.

Trotzdem hatte ich hier echte Probleme. Ich Depp hatte am Vortag den linken Schuh schlampig geschnürt, und so hatte ich den ganzen Tag Ärger mit Druckstellen und Blasen. Schuhe wechseln? Meine Leichtwanderschuhe hielt ich kaum eine Stunde lang aus. Also lieber wieder in die schweren Meindls und die gescheit zugezogen. Beschwerdefrei wurde ich zwar nicht mehr, aber ich kam durch.

Neckarkatzenbach: 13:00 Uhr

Hinter Katzenbach geht es hinauf auf die Höhe, dort noch ein wenig über Wiesen, bis man dann im Wald wieder von den langweiligen Forstwegen empfangen wird. Erst wenn man sich dem Neckar wieder nähert, oberhalb von Guttenbach, wird es wieder interessanter. Über Wiesen geht es in den Ort hinunter, und dann am Fluss entlang zu einer großen Brücke, auf der man den Neckar hinüber nach Neckargerach überquert.

Neckargerach: 14:15 Uhr

Oberhalb der Bahnschienen geht es nun entlang zum nächsten Highlight: zur Margaretenschlucht.

In der etwa 300 Meter langen Margaretenschlucht verliert der Flursbach über acht Wasserfallstufen insgesamt 110 Meter an Höhe. Der mit 10 Metern höchste Wasserfall ist der höchste Wasserfall im Odenwald und einer der höchsten in den deutschen Mittelgebirgen.

Die Margarethenschlucht steht seit 1940 unter Naturschutz. In ihrem oberen Bereich wurden versteinerte Chirotherien-Spuren gefunden.


Die Schlucht ist wild, und entsprechend seilversichert, und weil wir hier im deutschen Mittelgebirge sind, natürlich deutlich überversichert. Aber bei Nässe mag es hier tatsächlich unangenehm werden. Ich hatte gute Verhältnisse und bin ohne weiteres hinaufgekommen.

Oben verläuft der Neckarsteig wieder durch Wald und Feld, meist auf den gewohnten breiten Wegen, bis man zum Schreckberg kommt. Dort geht es recht plötzlich steil an einer Geländekante hinauf - und bis Mosbach ist man wieder auf einem der schönsten Wegabschnitte unterwegs. Durch ehemalige Weinberge und auf deren Geländeabsätzen geht es am Hang entlang weiter, mit tollen Blicken hinunter ins Tal und immer wieder vorbei an Geopark-Infotafeln, die einem erklären, wie der Neckarlauf vor Millonen Jahren verlief und welche geologischen Spuren er hinterlassen hat. Ein herrlicher Weg von mediterranem Charakter - der im Sommer sicher bullenheiß ist...

Bald geht es nochmal auf die Höhe, bevor man an einem Aussichtspavillon zum ersten Mal auf Mosbach blickt. Doch es geht nochmal hinauf: Der Henschelberg will auch noch mitgenommen sein. Na gut...

Mosbach: 18:00 Uhr

Am nächsten Tag sollte es dann weiter nach Bad Wimpfen gehen.


Tourengänger: Nik Brückner


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