Es muss nicht unbedingt die VAV sein. Vom Pizzo del Motto über den ganzen Grat zum Pass 2135


Publiziert von Regula52 , 20. November 2014 um 23:29.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum: 1 November 2014
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Gruppo Cima di Gagnone   CH-TI   Gruppo Poncione Rosso 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1918 m
Abstieg: 1918 m
Strecke:Lavertezzo-Ponte del Forno- Agro-Corte Nuovo-Mazèr-Bassa del Motto- Pizzo del Motto- Pizzi del Rabbioso-Pass 2135m- Mazèr-Agro-Lavertezzo
Zufahrt zum Ausgangspunkt:OeV
Zufahrt zum Ankunftspunkt:OeV
Unterkunftmöglichkeiten:keine
Kartennummer:Ausdruck aus CD 1:25000 Ticino

Letztes wunderschönes Wochenende in diesem Herbst.

Lavertezzo bis Corte Nuovo 5 Std. T2
Zweiter Tag circa 7 Std und 30 Min.
Grat T4  mit einer Stelle T5-
Rest T2

Ankunft in Lavertezzo um 10,59h.
Diese Tour hatte ich schon seit einigen Jahren im Visier. Nun endlich geht's los. Die Tage sind schon kurz. Deshalb bin ich bepackt mit Biwack. Der Weg ist markiert bis zur Bassa del Motto.  Zuerst geht's hinter der Kirche steil hinauf nach Lavertezzo Verzöö und schon bald gelangt man zu einer wunderschönen Mulattiera, wie man sie  leider nur noch selten sieht. Die meisten dieser Wege mussten Strassen weichen. Stellenweise hat sie einige Wasserschäden, ist aber in allgemein gutem Zustand. Bequem führt sie über Cognera und Forno ins Tal hinein.
Unterhalb des Ponte del Forno hat es einen wunderschönen Wasserpool blauer Farbe, wie man sie nur im Verzasca Tal und Umgebung sieht. Ich frage mich, weshalb die Gewässer hier so herrlich Smaragd blau sind. Nun geht es links in die Val d'Agro hinein. Der Weg zieht sich dahin.  In Agro angekommen setze ich mich auf die Bank unter dem Kreuz, verschlinge etwas Schokolade angesichts der bevorstehenden Steigung und geniesse die absolute Ruhe.  Alles scheint recht unwirklich. Etwas weiter oben kreuzt ein wunderschöner junger Jäger mit wallenden blonden Locken. Hat sich etwa Robin Hood in die Val d'Agro verirrt?  Aber der war ja schwarz, so viel ich weiss. 
Doch nun ist fertig geträumt. 900m Höhendifferenz bis Mazèr und dies noch am Ende des Tages mit Biwack. Also bringe ich mich in die richtige mentale Einstellung. Nicht sich beeilen wollen, einfach Schritt vor Schritt, steady state möglichst ohne Pausen.
Dieser Weg hat eine geniale Routenführung auf Bändern zwischen Felswänden hindurch. Ich betrachte die Wände und frage mich, wie man wohl da hoch kommt und ein wenig später laufe ich  bereits oben an der Wand in Gegenrichtung, einfach phänomenal. 
Auf so langen Aufstiegen mache ich mir jeweils ein Spiel daraus mir vorzustellen, wie ich den Weg wohl gelegt hätte, um dann den Vergleich mit dem aktuellen Weg anzustellen. Es wird nun langsam Abend. Ich realisiere schon bei Fornaa, dass es hier oben wohl ein Problem mit Wasser gibt.  Hoch oben sehe ich Mazèr. Dort hat es sicher kein Wasser. Bei Corte Nuovo plätschert ein schwaches Brünnlein, also beschliesse ich, hier mein Biwack aufzuschlagen.  Ich habe meine Ausrüstung aufgerüstet  und auch den Kocher dabei.  1 Liter heisser Eistee im Schein des halben Mondes wärmt von innen und der Schlafsack von aussen.
Am andern Morgen, nachdem alles etwas abgetrocknet ist deponiere ich das Biwack bei den Hütten des Corte  nuovo und steige nach Mazèr hinauf. 
Mazèr überblickt majestätisch hoch oben das ganze Tal und weite  flache Alpweiden. Ein Meisterwerk der Trockenmauer Baukunst.  Wasser gibt es hier wirklich keines, ausser ein paar sumpfigen Rinnsalen. Relativ flach geht's nun zur Bassa del Motto. 
Nun möchte ich den ganzen Grat bis zum Pass 2135 begehen.  Schon bald merke ich, dass es unmöglich ist den Nordostgrat des Pizzo del Motto zu begehen. Dort wo die Sonne nicht mehr hinkommt sind die Felsen mit einer kaum sichtbaren, durchsichtigen, ganz dünnen Eisschicht überzogen. Zum Glück bin ich auf einer horizontalen Platte in sicherem Gelände ausgerutscht, sodass ich mir der Gefahr bewusst wurde. 
Da ein Grossteil des Grates im Schatten liegt verzichte ich auf das Risiko und gehe dem obersten Teil des Gratfusses auf der Ostseite entlang und steige bei der ersten machbaren Stelle direkt zum Gipfel auf. Herrliches Aussicht von hier oben. Nun gehe ich auf dem Grat weiter Richtung Pizzi del Rabbioso. Diese Gratwanderung ist ein richtiger Genuss.  Eine Stelle bei der von Brenna beschriebenen Kletterstelle ist etwas heikel. Grasband und unten nichts, wo man sich keinen Ausrutscher erlauben kann. Das trockene Herbstgras ist ohnehin etwas rutschig. 
Die Pizzi del Rabbioso sind zwei durch einen Grasgrat verbundene, gleich hohe Gipfel. Ich wundere mich, weshalb der Abstieg vom Pizzo Ovest der Pizzi del Rabbioso nach Pass 2135 von Brenna  nicht beschrieben worden ist, merke dann aber, dass es sehr wohl möglich ist den Grat wirklich bis zum Ende zu begehen.  Vom Pass hat es ein Weglein, das zum blau weiss markierten Weg  der Bocchetta delle Cremenzè  nach Mazèr führt.  Die Routenführung entspricht aber nicht ganz derjenigen, die in der Karte eingezeichnet ist. 
Von Mazèr geht's auf gleichem Weg zurück.  Bei Cognera  kommt mir eine ältere Frau entgegen, mit zwei brennenden Kerzen in der Hand, die sie zum oratorio der Madonna bringt.  Diese Begegnung ruft viele Erinnerungen an alte Zeiten wach. 

Tourengänger: Regula52


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Kommentare (1)


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jimmy hat gesagt: Herrliche Tour!
Gesendet am 21. November 2014 um 15:38
die auch auf meiner Wunschliste steht; und schon liegen dort oben ca 2m Schnee!
Cordiali saluti!
Andreas


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