Nadelgrat-Überschreitung


Publiziert von garaventa , 18. August 2014 um 19:29.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum: 8 August 2014
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2440 m
Abstieg: 2440 m
Kartennummer:Blatt Randa 1:25000

Besteigungsbericht Überschreitung Nadelgrat am 08.08.2014

 

 

Infolge des sehr unbeständigen Wetters dauerte es diesmal recht lange, bis die endgültige Entscheidung für diese Tour fiel.

 

20cm Neuschnee in Höhen oberhalb von 3300 Metern waren in den Tagen zuvor bereits gefallen und daher sollte unser erstes Ziel in diesem „Sommer“ dann Dürrenhorn, Hohberghorn und Stecknadelhorn werden.

 

Den Aufstieg zur Mischabelhütte veredelten wir durch eine interessante Klettervariante am Tällihorn, wo immerhin zwischenzeitlich die eine oder andere Seillänge im fünften Grad absolviert werden muss.

 

Auf Höhe des Distelhorns kann man dann auf den „neuen“ Hüttenweg queren und erreicht die Mischabelhütte nach einer weiteren Stunde ohne Probleme.

 

Aufbruch an der Hütte war für Nadelgrat-Aspiranten bereits um 3 Uhr.

 

Der Weg ins Windjoch stellte keine besonderen Anforderungen und daher erreichten wir die Senke zwischen Nadelhorn und Ulrichshorn bereits gegen 4Uhr.

 

Danach ging es auf der anderen Seite des Windjoches zunächst steil hinab auf den Riedgletscher, um dann unterhalb vom grossen Gletscherabbruches an Stecknadel- Hohberg- uns Dürrenhorn entlang zu traversieren, um das steile Firncouloir zwischen dem kleinen und grossen Dürrenhorn zu erreichen.

 

Diese Einsattelung trägt den Namen Selle (3860m) im SAC-Führer.

 

Die früher empfohlene Steilrinne hinauf zum Dürrenjoch kann und darf heute nicht mehr empfohlen werden. Dort drohen Stein- und Eisschlag schon bevor die Sonne den nach Osten gerichteten Hang erreicht.

 

Die von uns gewählte Rinne hinauf zur Selle hingegen zeigte ich in einer sehr guten und trittfesten Verfassung. Die Neigung nimmt stetig zu und kurz vor dem Joch liegt diese bei geschätzten 50 Grad.

 

Von dort ging es weiter über den verschneiten Grat in kombiniertem Gelände hinauf auf den ersten Gipfel des Tages, das Dürrenhorn.

 

Vom Dürrenhorn fällt der Felsgrat unschwierig ins Dürrenjoch hinab und als wir dieses erreichten, konnten wir sehr gut in diese brüchige und gefährliche Rinne hineinschauen, durch welche sich dennoch wieder eine Seilschaft versuchte nach oben zu bewegen.

 

Der weitere Anstieg Richtung Hohberghorn verlief zunächst überwiegend im immer steiler werdenden Firn bis wir am eigentlichen Gipfelaufschwung an die Felsen gelangten.

 

Infolge der beträchtlichen Neuschneemengen waren die Gipfelfelsen tief verschneit. Kurze Zeit später wurde das gipfelkreuzfreie Hohberghorn erreicht.

 

Vor uns lag nun der herrliche Blick auf die Dom-Nordflanke sowie die auf der gegenüberliegenden Talseite befindlichen weiteren Walliser Bergriesen.

 

Nach kurzer Fotorast ging es nun weiter hinunter ins Hohberjoch.

 

Der folgende Abschnitt Richtung Stecknadelhorn erwies sich als Genuss und hinterliess bei mir den grössten Eindruck. Insbesondere kurz unterhalb des steilen Gipfelaufschwunges erfreute uns die Kletterrei in kombiniertem Gelände mit grosser Begeisterung.

 

Auf dem Gipfel erwartete uns eines der schönsten Gipfelkreuze in dieser Region und ein traumhafter Ausblick auf die anderen Gipfel der Mischabelkette.

 

Vor uns lag nun nur noch die Traversierung Richtung Nadelhorn, welches wir aber ausliessen, da wir dort schon im Rahmen der Überschreitung von Lenzspitze und Nadelhorn im Jahr 2009 gewesen waren.

 

Wir folgten also dann dem klassischen Abstieg vom Nadelhorn Richtung Windjoch und erreichten bereits um 10:45 Uhr wieder die Mischabelhütten.


Mein Fazit:

Vor 4 Wochen hatte ich diese Tour überhaupt nicht in der unmittelbaren 
Planung, eher wollte ich noch einmal in die Region von Chamonix, um dort etwas zu machen.

Doch infolge der instabilen Wetterlage während unseres Aufenthaltes in Saas-Fee bot sich diese Tour vor der "Haustüre" schlussendlich aber an und ich hätte nicht gedacht, dass die Überschreitung so viel Spass machen würde.


Es zeigt sich wieder einmal:

Nicht stur an einem zuvor gewählten Tourenziel festhalten, wenn die Verhältnisse und/oder das Wetter dagegensprechen sondern besser dahin gehen wo die günstigsten Bedingungen für ein erfolgreiches Bergabenteuer bestehen.

Gruss garaventa


Tourengänger: garaventa


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Kommentare (5)


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emely hat gesagt: Herzlichen Glückwunsch
Gesendet am 19. August 2014 um 08:35
zu eurer gelungenen Tour! Wenn ich die Fotos sehe, werde Erinnerungen wach! Allerdings hatten wir vor Jahren "sommerlichere" Bedingungen, wofür ich sehr froh war! Freue mich schon auf weitere Berichte!
Liebe Grüße
emely

morphine hat gesagt:
Gesendet am 21. August 2014 um 19:51
Hallo Garaventa,

wieder mal eine krachige Westalpen 4000er Tour. Klasse klasse einschließlich der rasanten Bilder. Gratulation. War in Deinem Urlaub hochtourenmäßig noch mehr möglich?

Gruß
morphine

garaventa hat gesagt: RE:
Gesendet am 22. August 2014 um 05:54
Hallo Morphine,

das Wetter war während unserer 3-wöchigen Urlaubszeit im Wallis leider sehr unbeständig und ließ wenig Spielraum für längerfristige Planungen. Eine 3-Tagestour am Mont-Blanc, so wie ursprünglich von mir angestrebt, war infolgedessen garnicht möglich.
In der letzten Woche haben wir dann noch eine 6-stündige Autofahrt in die Dauphine auf uns genommen, um dort wenigstens noch bei besserem Wetter die Barre des Ecrins zu machen.

Dieser Bericht ist noch in Arbeit, steht aber für das anstehende WE auf der Argenda.

Gruss garaventa

morphine hat gesagt: RE:
Gesendet am 22. August 2014 um 11:08
Wow, Barre des Ecrins. Bin schon gespannt!

Stefan_F hat gesagt:
Gesendet am 26. August 2021 um 15:10
Hallo Garaventa,

ich war kürzlich auf dem Nadelgrat unterwegs und wir hatten glücklicherweise gerade noch genug Schnee um die Selle begehen zu können. Wenn ich jetzt deine Bilder sehe, hattet ihr je eine Winterbegehung! Der Grat wa bei uns wesentlich aperer. Diese Unterscheide sind schon sehr eindrücklich. Dort wo du locker im Schnee stehst, durften wir im Fels kraxeln.

beste Grüße
Stefan


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