Nadelgrat-Überschreitung
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Besteigungsbericht Überschreitung Nadelgrat am 08.08.2014
Infolge des sehr unbeständigen Wetters dauerte es diesmal recht lange, bis die endgültige Entscheidung für diese Tour fiel.
20cm Neuschnee in Höhen oberhalb von 3300 Metern waren in den Tagen zuvor bereits gefallen und daher sollte unser erstes Ziel in diesem „Sommer“ dann Dürrenhorn, Hohberghorn und Stecknadelhorn werden.
Den Aufstieg zur Mischabelhütte veredelten wir durch eine interessante Klettervariante am Tällihorn, wo immerhin zwischenzeitlich die eine oder andere Seillänge im fünften Grad absolviert werden muss.
Auf Höhe des Distelhorns kann man dann auf den „neuen“ Hüttenweg queren und erreicht die Mischabelhütte nach einer weiteren Stunde ohne Probleme.
Aufbruch an der Hütte war für Nadelgrat-Aspiranten bereits um 3 Uhr.
Der Weg ins Windjoch stellte keine besonderen Anforderungen und daher erreichten wir die Senke zwischen Nadelhorn und Ulrichshorn bereits gegen 4Uhr.
Danach ging es auf der anderen Seite des Windjoches zunächst steil hinab auf den Riedgletscher, um dann unterhalb vom grossen Gletscherabbruches an Stecknadel- Hohberg- uns Dürrenhorn entlang zu traversieren, um das steile Firncouloir zwischen dem kleinen und grossen Dürrenhorn zu erreichen.
Diese Einsattelung trägt den Namen Selle (3860m) im SAC-Führer.
Die früher empfohlene Steilrinne hinauf zum Dürrenjoch kann und darf heute nicht mehr empfohlen werden. Dort drohen Stein- und Eisschlag schon bevor die Sonne den nach Osten gerichteten Hang erreicht.
Die von uns gewählte Rinne hinauf zur Selle hingegen zeigte ich in einer sehr guten und trittfesten Verfassung. Die Neigung nimmt stetig zu und kurz vor dem Joch liegt diese bei geschätzten 50 Grad.
Von dort ging es weiter über den verschneiten Grat in kombiniertem Gelände hinauf auf den ersten Gipfel des Tages, das Dürrenhorn.
Vom Dürrenhorn fällt der Felsgrat unschwierig ins Dürrenjoch hinab und als wir dieses erreichten, konnten wir sehr gut in diese brüchige und gefährliche Rinne hineinschauen, durch welche sich dennoch wieder eine Seilschaft versuchte nach oben zu bewegen.
Der weitere Anstieg Richtung Hohberghorn verlief zunächst überwiegend im immer steiler werdenden Firn bis wir am eigentlichen Gipfelaufschwung an die Felsen gelangten.
Infolge der beträchtlichen Neuschneemengen waren die Gipfelfelsen tief verschneit. Kurze Zeit später wurde das gipfelkreuzfreie Hohberghorn erreicht.
Vor uns lag nun der herrliche Blick auf die Dom-Nordflanke sowie die auf der gegenüberliegenden Talseite befindlichen weiteren Walliser Bergriesen.
Nach kurzer Fotorast ging es nun weiter hinunter ins Hohberjoch.
Der folgende Abschnitt Richtung Stecknadelhorn erwies sich als Genuss und hinterliess bei mir den grössten Eindruck. Insbesondere kurz unterhalb des steilen Gipfelaufschwunges erfreute uns die Kletterrei in kombiniertem Gelände mit grosser Begeisterung.
Auf dem Gipfel erwartete uns eines der schönsten Gipfelkreuze in dieser Region und ein traumhafter Ausblick auf die anderen Gipfel der Mischabelkette.
Vor uns lag nun nur noch die Traversierung Richtung Nadelhorn, welches wir aber ausliessen, da wir dort schon im Rahmen der Überschreitung von Lenzspitze und Nadelhorn im Jahr 2009 gewesen waren.
Wir folgten also dann dem klassischen Abstieg vom Nadelhorn Richtung Windjoch und erreichten bereits um 10:45 Uhr wieder die Mischabelhütten.
Mein Fazit:
Vor 4 Wochen hatte ich diese Tour überhaupt nicht in der unmittelbaren Planung, eher wollte ich noch einmal in die Region von Chamonix, um dort etwas zu machen.
Doch infolge der instabilen Wetterlage während unseres Aufenthaltes in Saas-Fee bot sich diese Tour vor der "Haustüre" schlussendlich aber an und ich hätte nicht gedacht, dass die Überschreitung so viel Spass machen würde.
Es zeigt sich wieder einmal:
Nicht stur an einem zuvor gewählten Tourenziel festhalten, wenn die Verhältnisse und/oder das Wetter dagegensprechen sondern besser dahin gehen wo die günstigsten Bedingungen für ein erfolgreiches Bergabenteuer bestehen.
Gruss garaventa

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