Knittelkarspitze (2376 m) - Höchster der Liegfeistgruppe


Publiziert von 83_Stefan , 9. September 2014 um 23:58.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechtaler Alpen
Tour Datum: 2 August 2014
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 1100 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Bichlbach über Berwang oder von Stanzach aus dem Lechtal über die L21 nach Kelmen; wo die Straße in den kleinen Ort von der Landesstraße abzweigt, finden sich wenige, kostenfreie Parkmöglichkeiten.
Kartennummer:freytag & berndt WK351 - Lechtaler- Allgäuer Alpen

Es ist nicht gerade so, dass die Lechtaler Alpen überlaufen wären - lediglich ganz im Westen am Arlberg sowie im Osten im Dunstkreis der "Tiroler Zugspitzarena" findet man in nennenswertem Maßstab touristische Infrastruktur, wenn man mal von einfachen Berghütten absieht. Warum im Inneren dieses wilden und ursprünglichen Gebirges so wenig los ist, weiß wohl nur der Herrgott persönlich, aber den kann man kaum nach den Ursachen fragen. Im Nordosten der Lechtaler Alpen findet der Bergwanderer mit der Liegfeistgruppe zumindest einen Bergstock, der durch markierte Steige ziemlich gut erschlossen ist - sogar einen eigenen, wenn auch nur sehr kurzen Höhenweg hat man der kleinen Untergruppe vergönnt. Auch ihr Höchster, die Knittelkarspitze, kann auf markierten Wegen erreicht werden und bietet trotz seines seltsamen Namens eine lohnende Rundwanderung. Apropos Name: man sollte sich nicht daran stören, dass das kleine Örtchen am Südfuß des Berges zwar nicht namenlos ist, aber Namlos heißt - hier ticken die Uhren einfach ein wenig anders. Durchaus im positiven Sinn...

Los geht's in Kelmen. Auf der schmalen Straße in den Ort und hinauf zum oberen Ortsrand, wo der Steig zur Knittelkarspitze beginnt (Schild). Er leitet meist steil durch Wald aufwärts, bis das Jochle  (P. 1852 m; Kelmer Jöchl) erreicht wird, dabei quert der Steig mehrfach eine Forststraße.

Der schmale Weg leitet fast eben hinüber ins Steinkar, in dessen Grund beachtliche Brocken liegen - der Name des Kars kommt nicht von ungefähr! Am rechten Rand um das eigentliche Kar herum, führt der Steig in die Ostflanke des Knittelkarkopfs und in dieser wieder steil bergan, teilweise muss man ein wenig Hand an den Fels legen (Stelle I). Am Abzweig zum Reuttener Höhenweg vorbei, wird nach einer Linkswendung bald der Kamm zwischen Knittelkarkopf und Wetterkreuz erreicht und erstmals öffnet sich der Blick zum Gipfel.

Man folgt dem gutmütigen Kamm nach rechts zum unbedeutenden Knittelkarkopf und weiter zum Gipfelaufbau der Knittelkarspitze. Das Gipfelkreuz ist hier bereits zum Greifen nahe und bald darauf wird der höchste Punkt erreicht. Die Aussicht von der Knittelkarspitze ist durchaus lobenswert - die Lechtaler Prominenz, allen voran die Heiterwand, gibt sich die Ehre, ferner stechen besonders die Zugspitze und die Hornbachkette in den Allgäuer Alpen aus dem Panorama hervor und über das Lechtal schaut man an klaren Tagen hinaus ins Allgäu.

Mit dem Reuttener Höhenweg bietet sich die attraktive Möglichkeit, die beiden Steinkarspitzen ins Programm mit einzubeziehen - da wäre es doch fast schon eine Sünde, wenn man auf dem gleichen Weg wieder absteigen würde! Also folgt man dem Anstiegsweg nur bis zur Verzweigung in der Ostflanke des Knittelkarkopfs und biegt hier auf den Steig ab, der hinauf zum Verbindungsgrat zwischen Knittelkarkopf und Hinterer Steinkarspitze leitet. Der Reuttener Höhenweg folgt im Großen und Ganzen dem Gratverlauf, einige Male weicht er geringfügig in die Flanken aus. Sonderlich anspruchsvolle Stellen sucht man vergebens, nur ganz selten wird beim Felskontakt der erste Schwierigkeitsgrat erreicht. Die Adrenalindosis erhöht sich lediglich an einer etwas gewöhnungsbedürftigen Leiter, die steil nach oben führt. Bald wird die Hintere Steinkarspitze (Gipfelkreuz) erreicht, die mit einem schönen Rückblick bis zur Knittelkarspitze überzeugt. Von hier wäre ein wegloser, aber einfacher Abstieg durch die Grasflanke ins Steinkar möglich.

Lohnender ist allerdings der Weiterweg am Reuttener Höhenweg zur Vorderen Steinkarspitze, von der aus man das Tagwerk bestens im Überblick hat. Danach geht's steil bergab, bis nach rechts ein Steig vom Kamm hinunter ins Steinkar leitet. Dort trifft man wieder auf den Anstiegsweg, dem man zurück nach Kelmen folgt.

Schwierigkeiten:
Via Steinkar auf die Knittelkarspitze: T4-, I (nur kurzzeitig in der Ostflanke des Knittelkarkopfs, sonst leichter).
Auf dem Reuttener Höhenweg über die Steinkarspitzen: T4-, I (nur einzelne Stellen; fast immer Gehgelände).

Fazit:
Eine besonders aussichtsreiche, wenn auch unspektakuläre 4*-Rundtour im Nordosten der Lechtaler Alpen, die wahrlich nicht überlaufen ist. Wer mag, kann die Tour an der Hinteren Steinkarspitze abbrechen, andererseits ist auch eine Erweiterung um das recht häufig besuchte Galtjoch möglich.

Mit auf Tour: Delphi.

Anmerkung:
Im August 2014 wurde auf den Wegen rund um die Knittelkarspitze heftig gebaut - überall lagen noch nicht verbaute Stahlseile, Krampen & Co. herum, vermutlich werden große Teile des Reuttener Höhenwegs - völlig unnötigerweise - durchversichert. Warum macht man so einen Quatsch? Recht viel mehr Touristen werden wohl trotzdem nicht kommen... Durch die Bautätigkeit ist es jedenfalls möglich, dass die Informationen aus diesem Bericht bereits jetzt veraltet sind.

Kategorien: Lechtaler Alpen, 4*-Tour, 2300er, T4.


Tourengänger: 83_Stefan


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Kommentare (4)


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©bergundradlpeter hat gesagt:
Gesendet am 10. September 2014 um 09:16
Servas Stefan,
scheene Rund'n; ich aber empfehle immer die Tour von Rauth aus und über "Reuttener Höhenweg" und Galtjoch die Sache rund zu machen! Muss ich demnächst auch mal wieder machen - danke quasi für den Tipp:-)

Viele Grüße aus Herrsching

Peter

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 10. September 2014 um 12:44
Hallo Peter, du hast vollkommen recht - die von dir beschriebene Runde ist sicherlich noch schöner, aber eben auch weiter. Wegen des sowieso schon miesen Wetters haben wir die kürzere Variante vorgezogen - selbst dabei sind wir triefnass geworden. Viele Grüße von See zu See!

sven86 hat gesagt:
Gesendet am 10. September 2014 um 09:23
Servus Stefan,
Diese lange Leiter war zumindest vor drei Jahren etwas locker gewesen. Es würde sicher nicht schaden, die noch etwas fest zu ziehen. Weitere Versicherungen wären hier aber wirklich total unnötig, es gibt ja keine heiklen Stellen und dass das hier kein Anfängergelaende ist, sollte klar sein. Bisher hat man im Lechtal ja einen guten Kurs gefahren was diese Dinge angeht.
LG, Sven

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 10. September 2014 um 12:47
Hi Sven! Die Leiter war bei unserem Besuch auch ein wenig wacklig, aber das hat schon mehr oder weniger gepasst ;-) . Dass jetzt scheinbar der Grat auf weiten Strecken durchversichert wird (warum sollte dort sonst so viel Ausrüstung und Werkzeug inklusive Felsbohrer) herumliegen, ärgert mich allerdings. Wie du sagst: völlig unnötig! Beste Grüße!


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