Knittelkarspitze (2378m) und Reuttener Höhenweg

So eine schöne Tour!

Aber dafür, dass sie als "wenig begangen" gilt, waren 11 Leute nicht eben wenig... naja, Feiertag und Kaiserwetter...

Von Kelmen aus einen Fahrweg aufwärts, bis nach der zweiten Ostkehre westlich eines Baches ein (2011 mit kleinem Steinmanndl gekennzeichneter) kleiner Steig scheinbar nach Osten bergauf führt. Er wendet sich bald teilweise steil nordwärts "geradaus nauf" und kreuzt immer wieder den Fahrweg. Die Einstiege sind nicht immer auf den ersten Blick zu sehen. (Der Fahrweg kostet auch nicht viel mehr Zeit, die Kehren sind moderat und z.B. für einen Abstieg im Dämmerlicht recht komfortabel.)

Auf ca. 1560m Höhe überquert der Steig letztmals den Fahrweg, hier steht sogar ein Wegweiser, und von hier aus sind es nur noch 200m bis zum Jöchle, einer Einsattelung zwischen Wetterkreuz und Kelmener Spitze. Die in älteren Karten noch deutlich eingezeichnete, inzwischen mehr oder weniger aufgegebene  Südumgehung des Wetterkreuzes ist von hier aus nicht mehr zu sehen. Also auf gutem Steig in nordwestlicher Richtung durchs Steinkar (zwischendurch zweigt der Pfad zum Galtjoch ab) und dann links in die felsige Ostflanke des Bergstocks (Stellen I, auf halber Höhe zweigt der Reuttener Höhenweg ab) bis zu einer kleinen Einsattelung.

Hier den teilweise etwas blassen, aber insgesamt absolut ausreichenden Markierungen über den teilweise ziemlich luftigen Ostgrat (Stellen I) bis zum Gipfel folgen und die grandiose Aussicht genießen. Von hier oben sind Reste der bröseligen Südumgehung des Wetterkreuzes zu sehen, die auch einige wenige Berggeher für den Abstieg wählten. An einer undeutlichen, anscheinend sehr rutschigen  Steilstelle hatten sie alle etwas zu kämpfen.

Auf derselben Route zurück bis zur beschilderten Verzweigung und weiter an den Zacken der Steinkarspitzen vorbei (oder auch mal drüber), ein paar Meter abwärts und durch eine steile Rinne (I+, Schlüsselstelle) zurück auf den Grat. Ca. 8m eine rostige, ab Mitte bedenklich schwankende Leiter senkrecht hinauf und in leichter Schrofenkletterei zur Hinteren Steinkarspitze (2215m).

Es folgt erstmal grasiges Gehgelände, nochmal Schrofen, wieder Grat (das Drahtseil ziemlich bejahrt, glücklicherweise braucht man es bei so guten Verhältnissen nicht, die Trittbügel fest) und durch eine Scharte, dann über Gehgelände zur Vorderen Steinkarspitze (2181m).

Der Abstieg ins Galtpleisjoch ist sehr bröselig und verhält sich stellenweise wie Kugellager, hier ist Vorsicht geboten. Wirklich schwierig ist es nicht.

Im Joch schickt einen ein Wegweiser nach Kelmen südwestlich durch die Südflanke der Steinkarspitzen und dann auf dem Aufstiegsweg durchs Steinkar zum Jöchle. Restlicher Abstieg wie Aufstieg.

Vom Höhenweg aus konnte ich (Nachmittag) im Talschluss des Hochkarbaches einem großen Gamsrudel mit Jungtieren beim Äsen zuschauen. Beim Abstieg sprang im Steinkar 15 m vor mir ein großer Gamsbock auf, hielt etwa 20m über mir und führte dort mindestens zweimal die komplette Einschüchterungs-Performance auf - Fauchen, Aufstampfen mit dem Vorderhuf (richtig menschlich...) und sogar eine regelrechte Levade. Kriegt man nicht alle Tage zu sehen.

In der Ostflanke der Knittelkarspitze lag noch einiger Schnee, gut gespurt.

Der südseitige Aufstieg von Namlos ist mündlichen Auskünften zufolge aufgegeben und tatsächlich nicht mehr begehbar!