Kurzbericht 

Urbeleskarspitze, Bretterspitze, Gliegerkarspitze, Steinspitze und Hintere Jungfrauspitze


Publiziert von Andy84 , 5. August 2014 um 13:32.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:25 Juli 2014
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 7:15
Aufstieg: 2980 m
Abstieg: 2050 m
Kartennummer:AV 2/2 Allgäuer - Lechtaler Alpen Ost

Die Hornbachkette ist zusammen mit der Rosszahn-Gruppe die wildeste und einsamste Ecke der Allgäuer Alpen. Anspruchsvolle und schwer zugängliche Gipfel sind hier an der  Tagesordnung. Es gibt aber auch ein paar einfachere Gipfel, die sogar über ein markierten Aufstieg verfügen. Nur 2 Hütten befinden sich in dem gesamten Gebirgszug, welcher von der Öfnerspitze im Westen bis zur Klimmspitze im Osten reicht.

Auf eine dieser beiden Hütte, das Kaufbeurer Haus, führte uns unser diesjähriger "Saunaflitzer" Ausflug. Diese Hütte ist eine Selbstversorgerhütte und nur an den Sommerwochenenden abwechselnd von 5 ehrenamtlichen Hüttenwarten bewirtschaftet. Unter der Woche kann der Schlüssel in Hinterhornbach erhalten werden.
Da aber wie so oft diesen Sommer das Wetter nicht gerade gut angesagt war, sind ein paar von uns schon zwei, bzw. ich einen Tag früher aufgestiegen, um an diesem Freitag das noch recht gute Wetter ausgiebig zu nutzen.

Aufstieg Kaufbeurer Haus       T3

Das Auto stellte ich am kostenlosen Parkplatz in Hinterhornbach bei der Kapelle ab und da ich leider etwas spät dran war, galt es nun die gut 920 Höhenmeter zum Kaufbeurer Haus schnellstmöglich zurückzulegen. Gar nicht so einfach mit gut 12 Kilo auf dem Rücken. Aber der Weg hat eine angenehme Steigung und ermöglicht ein schnelles Steigen. Man kommt dabei an 5 Aussichtsbänken vorbei, die jeweils mit einer Höhenangabe versehen sind, woran man sich gut orientieren kann.
Vom 5ten Bänkle aus kann man das Haus bereits sehen und denkt man hat es gleich geschafft, aber der restliche Weg zieht sich dann doch noch.
Trotz allem war ich nach gut 66 Minuten angekommen.


Gliegerkarspitze Ostgipfel und Hauptgipfel         T5,   I-II

Kurz den Rucksack umpacken und mit den anderen beiden die Lage besprechen was wir denn heute angehen wollen, und schon machen wir uns auf den Weg hinauf ins Urbeleskar. Die Gliegerspitze ist unser erstes Ziel. Die Wegführung ist dabei nicht sonderlich schwer, einfach dem ausgeschilderten Weg in Richtung Bretterspitze folgen und an einer Weggabelung rechts abbiegen. Da Max und Rainer Stammgäste auf dem Kaufbeurer Haus sind und sich hier oben bestens auskennen, hab ich die Wegführung den beiden überlassen.
Der Aufstieg ist nicht sonderlich anspruchsvoll, im oberen Bereich sollte man allerdings eine gute Trittsicherheit vorweisen können. Der Kreuzgipfel der Gliegerkarspitze ist dann auch nach gut 45 Minuten erreicht. Von hier bietet sich einem ein toller Blick auf den Westgrat der Bretterspitze, über den es später gehen soll.
Auf der anderen Seite zeigt sich der Übergang zum Hauptgipfel der Gliegerkarspitze sehr furchteinflößend. Vorallem ein weiße Platte schreckt ab.
Trotzdem machen Max und ich uns an den Übergang, Rainer bleibt auf dem Ostgipfel und fotografiert uns dabei. Zunächst muss in eine kleine Scharte abgestiegen werden und dann so gut es geht immer am Grat entlang aufsteigen. Ein paar Mal muss dabei in die Nordseite ausgewichen werden. Die Felsqualität lässt dabei zu wünschen übrig. Die weiße Platte ist auch schnell erreicht und wir müssen uns beinahe das Lachen verkneifen als wir aufrecht gehend über die vermutete "Schlüsselstelle" drüber spazieren. Wie einen die Optik doch immer wieder täuschen kann.
Am höchsten Punkt befindet sich ein großes Steinmandl, in dem wir ein kleines Gipfelbuch vorfinden, welches nur in eine Plastiktüte eingewickelt ist. Lange wird das leider nicht halten und ein Stift ist auch nicht vorhanden. Vom gleichen "Gipfelbuchspender" hab ich bereits auf der Kreuzkarspitze ein Buch gefunden, das bereits nach einem Jahr komplett verschimmelt war. Schade eigentlich.
Nach ein paar Fotos geht es zurück zum Ostgipfel. Vor allem im Abstieg muss auf die Brüchigkeit geachtet werden, da es teilweise sehr abschüssig ist.


Bretterspitze über Westgrat      T4,   I-II

Nach einer kurzen Rast geht es dann auch schon hinunter in die Gliegerscharte und endlich an den Westgrat, auf den ich mich schon so gefreut hab, da es als einer der schönsten Grataufstiege der Allgäuer Alpen im II-ten Grat gilt. Teils nette einfache Klettereinlagen wechseln sich immer wieder im flachen Gehpassagen ab. Bleibt man direkt auf Grathöhe hat man ein paar schöne Klettereien, schwieriger als wie im schon erwähnten II-Grat wird es nirgends.  Der gerade II-Grat wird wenn überhaupt an 2-3 Stellen erreicht, der Rest ist deutlich einfacher.
So ist auch die Bretterspitze dann nach gut 30 Minuten von der Gliegerkarspitze aus erreicht.
Zum Grat bleibt zu sagen, es ist eine nette kurze Kraxelei, ich habs mir allerdings etwas anspruchsvoller vorgestellt. Aber das sollte ja zum Glück später noch folgen.
Die Bretterspitze ist der neunt höchste Gipfel der Allgäuer Alpen und mit der Klimmspitze zusammen der wahrscheinlich am einfachsten zu besteigende "große" Gipfel der Hornbachkette.
Dies zeigt sich auch im Gipfelbuch, welches deutlich mehr Einträge aufweist als die Gliegerkarspitze.
Nach einer weiteren Pause geht es nun auf dem Normalweg hinunter zur Schwärzerscharte und dann über den Enzensberger Weg hinab in Richtung Griesschartl. Der Weg ist teilweise mit Drahtseilen versichert was auch notwendig ist, da er doch recht abschüssig ist und der Untergrund sehr feingeröllig ist. Für einen Verbindungsweg zweier Hütten gehört dieser Abschnitt eher zu den anspruchsvolleren Passagen für den "normalen" Bergsteiger.


Steinspitze                   T4,   I

Von der Griesschartl steigen wir noch gut 60Hm ab bis nach links Route Markierungen abzweigen, die in Richtung Steinspitze führen, ein Gipfel der auf der neuen AV-Karte gar nicht existiert. Auf der Kompass-Karte sind jedoch der Gipfel und der Weg eingezeichnet.
Wir sind verwundert wie gut der Übergang markiert ist. Die Markierungen sind zwar schon etwas älter, führen aber gut durch den anspruchsvolleren Übergang. GuteTrittsicherheit ist absolut notwendig um durch die geröllige Flanke zu gehen. Kurz vor dem Gipfel wartet noch eine kleine einfache Kletterpassage im I-Grat, bevor man an das wunderschöne Gipfelkreuz gelangt, von dem man eine tolle Aussicht auf die Lechtaler Alpen hat und auch einen schönen Tiefblick auf Häselgehr genießen kann.
Der Steinspitze wird nicht allzu oft besucht, wir waren die 5-ten Besucher dieses Jahr.
Da sich das Wetter etwas zugezogen hat geht es nach einer kurzen Rast auch gleich wieder zurück ins Gliegerkar, es wartet immerhin noch ein weiterer selten bestiegener Gipfel auf uns.


Hinter Jungfrauspitze           T6-,    III-

Zurück auf dem Enzensberger Weg steigen wir bis zum nächsten Wegweiser ab, auf dem lustigerweise die Steinspitze gleich 2mal ausgeschildert ist. Weiter ins Gliegerkar hinein und bei der nächsten Abzweigung schwachen Wegspuren und sehr verblassten Markierungen an den Einstieg zur Hinteren Jungfrauenspitze folgen. Über ein breites Felsband gelangt man schnell an den Einstieg des kurzen "Klettersteiges". Die Rucksäcke deponieren wir und schon geht es an den Aufstieg.
Zunächst muss eine kleine Scharte überwunden werden, über die ein Seil mit Griffkugeln angebracht ist. Der Abstieg in die Scharte ist bereits ein guter IIer, sollte man hier bereits Probleme haben ist ein Weitergehen nicht anzuraten.
Da das Seil keinen wirklich sicheren Eindruck macht und auch etliche Befestigungen schon ausgerissen sind, klettern wir lieber direkt am Fels auf den schmalen und wunderbar ausgesetzten Grat. Der III-te Grat sollte dabei schon beherrscht werden. Direkt auf dem Grat geht es dann etwas flacher an die nächste Steilstufe und über diese wieder sehr ausgesetzt auf den höchsten Punkt. Auch hier wird der obere II-te Grat benötigt.
Vom höchsten Punkt geht es nun einfach zum etwas vorgelagerten Kreuz mit Gipfelbuch, in welches wir uns gerne eintragen. Hier sind wir die 6-ten dieses Jahr. Wie bereits auf der Steinspitze verirren sich hauptsächlich Einheimische hierher. Das kuriose an der hinteren Jungfrauspitze ist die Tatsache das sie in der Kompass-Karte zwischen Woleggleskarspitze und Sattelkarspitze eingezeichnet ist. Über die exakte Höhe gibt es ebenfalls keine wirklich richtig Angabe, selbst im Gipfelbuch ist 2 unterschiedliche Höhen eingetragen. Auch hat die sich nördlicher befindliche deutlich höhere Graterhebung keine Bezeichnung. 
Vom Gipfel hat man einen guten Einblick auf den alten Aufstiegsweg zur Gliegerscharte, über den es nachher zurück gehen soll.
Zunächst geht es jedoch erst wieder zurück in den Einstieg. Im Abstieg wird einem die geniale Ausgesetztheit dieses leider sehr kurzen Grates erst bewusst, wahrlich nichts für schwache Nerven.
Über den Aufstiegsweg geht's dann zurück ins vordere Gliegerkar und auf sehr schwachen Wegspuren hinein ins hintere Gliegerkar. Man sollte dich breite Grasflanke ansteuern, über diese dann aufsteigen und nach alten Seilführungen Aussicht halten. Hat man diese entdeckt, ist der restliche Aufstieg einfach.
Schade das dieser Übergang durch den neueren an der Schärzerscharte ersetzt wurde, wir fanden diesen deutlich schöner. Allerdings hält sich hier im Frühjahr der Schnee etwas länger, weshalb der neue Weg gebaut wurde.


Urbeleskarspitze          T4+,   I-II

Von der Gliegerscharte geht es nun hinunter ins Urbeleskar. An der Abzweigung zum Urbeleskarspitze entschließe ich mich dieser auch noch einen Besuch abzustatten, da ich nicht weiß ob ich die nächsten beiden Tage aufgrund des Wetters noch die Möglichkeit dazu haben werde. Max und Rainer steigen direkt zum Kaufbeurer Haus ab.
Nach dem Marterl für einen ehemaligen Hüttenwart ist der Aufstieg durch einige Steinmandl und ein paar rote Markierungen gekennzeichnet und weiß zu gefallen. Je höher man jedoch aufsteigt, desto mehr werden die roten Markierungen und ein verlaufen ist unmöglich. Ein paar nette kleine Kraxeleinlagen müssen bewältigt werden, diese sind jedoch deutlich einfacher wie ich angenommen habe. Wenn überhaupt wird an ein paar Stellen der II-te Grat gekratzt.
Der Gipfel ist dann auch nach gut 50 Minuten erreicht, das Kreuz steht wie heute auf jedem Gipfel nicht an der höchsten Stelle. Da sich das Wetter nochmal gebessert hat geniesse ich über eine Stunde die warme Abendsonne bevor ich mich nach einem kurzen Abstecher zum höchsten Punkt wieder an den Abstieg mache.
Zur Urbeleskarspitze, welche der fünft höchste Gipfel der Allgäuer Alpen ist, bleibt zu sagen das es ein Unding ist einen so wunderschönen Berg durch exzessives Markieren derart zu verschandeln. Teilweise sind auf 20 Meter Wegstrecke 10-15 Markierungen abgebracht, in den kurzen Kraxelpassagen kommt es einem sogar so vor als wäre jeder Tritt und Griff markiert. Durch so extreme Markierungen lockt man meines Erachtens auch nicht so erfahrene Bergsteiger an, die sich sonst nicht an diesen Gipfel wagen würden und diesem eventuell auch nicht gewachsen sind.

Im Kaufbeurer Haus gibt es dann einen sehr gemütlichen Hüttenabend, und da der Hüttenwart ein guter Kumpel von Rainer ist gibt es auch die ein oder andere Ausnahme für uns ;-)



Wegzeiten und Schwierigkeiten:

Hinterhornbach - Kaufbeurer Haus                       65 min, T3
Kaufbeurer Haus - Gliegerkarspitze (Ost)            45 min, T3+
Übergang Hauptgipfel                                              10 min, T5, I-II (Zurück gleich)
Gliegerkarspitze - Bretterspitze                               30 min, T4, I-II
Bretterspitze - Steinspitze                                         65 min, T4-, I   (Abstieg zur Schwärzerscharte)
                                                                                                      T4       ( bis Abzweig Steinspitze)
                                                                                                      T4, I  (Übergang zur Steinspitze)  
Steinspitze - Hintere Jungfrauspitze                      50 min,  T4, I  (zurück auf Enzensberger Weg)
                                                                                                      T3        ( bis zum Einstieg)
                                                                                                      T6-, III   ( Aufstieg)

Hintere Jungfrauspitze - Gliegerscharte                60 min  T6-, III  (Abstieg)
                                                                                                      T4        (zur Gliegerscharte)
Gliegerscharte - Urbeleskarspitze                          90 min  T3+      (Abstieg ins Urbeleskar)
                                                                                                      T4+, I-II  (Aufstieg Urbeleskarspitze)
Urbeleskarspitze - Kaufbeurer Haus                      45 min  T4+, I-II
 

Fazit:

Tolle abwechslungsreiche Runde im östlichen Teil der Hornbachkette. Während die Bretterspitze, Gliegerkarspitze Ostgipfel und Urbeleskarspitze häufiger besucht werden und dementsprechend markiert sind, haben vorallem der Übergang auf den Gliegerkarspitze Hauptgipfel und der wunderschöne ausgesetzte Aufstieg auf die hintere Jungfrauspitze gefallen. Die Steinspitze wartet mit einem der schönsten Gipfelkreuze auf das ich bisher gesehen hab.


Am nächsten Tag geht's noch auf die Zwölferspitze.


Mit auf Tour:  Max, Rainer

Tourengänger: Andy84


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