GliegerkarspitzeOG - Bretterspitze Westgrat - Urbeleskarspitze


Publiziert von Nyn , 19. Juli 2019 um 17:06.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum: 1 August 2017
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 2 Tage

Nach längerer bergsteigerischer Abstinenz konnte ich endlich eines meiner Projekte angehen: Einen Besuch in der mittleren Hornbachkette.
Als Ziele hatte ich mir den Westgrat der Bretterspitze herausgesucht (II), der sehr lohnend sein soll (und es ist!), sowie als Ziel für den 2ten Tag: Die Urbeleskarspitze (I+ ?). Auch hier wird Kletterei verlangt, der Fels ist allerdings weniger gut.

Als Übernachtungsmöglichkeit steht das Kaufbeurer Haus für diese beiden Berge eigentlich ideal da, leider ist diese Hütte aber nicht durchgehend, sondern in der Saison und auch da nur am Wochenende bewartet. Ich plante deshalb bereits im Vorfeld mit einem Biwak in der Nähe oder an der Hütte, nahm dementsprechend Matte, Schlafsack und mehr Proviant für 2 Tage mit.

Ausgangspunkt ist Hinterhornbach.
Nach einer nächtlichen Anfahrt und ein paar h Schlaf im Schlafsack auf der Matte neben dem Auto startete ich gegen halb 7 Uhr bei bestem Wetter.
Das Gewicht des Rucksacks erschien mir zuerst gar nicht so groß, aber mit jedem der schon mal um die 1000 hm zu meinem geplanten Zwischenziel wurde er schwerer und schwerer. Trotz der Stöcke. Da war ich um jedes der 5 "Bänkla" froh, an dem ich rasten und mein 1tes Frühstück bei herrlichem Blick nach Norden zu mir nehmen konnte.
Zum Glück sieht man die Hütte sehr lange nicht. Erst am 5ten Bänkla weiß man, da muss ich jetzt noch hin, es sind nur noch etwa 30 Minuten.
Am Kaufbeurer Haus angekommen, deponierte ich meine Lagerausrüstung, freute mich über das Wasser am Brünnele und marschierte alsbald im wahrsten Wortsinne "erleichtert", mit nur kleinem Gepäck weiter.

Nachdem ich den Normalanstieg der Bretterspitze eine zeitlang über den Enzensperger Weg verfolgt hatte, verliess ich die Spur unter der Nordwand und wandte mich auf dürftigen Spuren nach rechts, um westlich in ein kleines Kar querend, dann schräg ansteigend den steilen NO-Rücken der Gliegerkarspitze zu erreichen, dem ich bis etwas über der Höhe der Einsattelung zwischen der Gliegerkarspitze und der Bretterspitze folgte (einige Spuren, tw. brüchig). Bei günstiger Gelegenheit querte ich dann nach einem Verhauer hinüber zum SO-Grat, der den weiteren Anstieg vermittelte (I-II).

Tolle Aussicht auf dem ersten Gipfel des Jahres. Den Westgrat der Bretterspitze hatte ich dabei schon die ganze Zeit vor Augen. Erst von unten, dann fast im Profil, dann in der Draufsicht. Also turnte ich über den SO-Grat der Gliegerkarspitze leichtens wieder und ganz hinab und machte mich an dieses Juwel. Der Westgrat der Bretterspitze ist wirklich eine sehr lohnende, leider fast zu kurze, mässig schwierige Genußkletterei. Die kurzen Aufschwünge nimmt man am besten direkt, den obersten kann man gut rechtshaltend über eine Kaminrinne umgehen (direkt wäre das ca III).

Der Abstieg erfolgte über den Normalweg (Ost und Nordflanke) mit Rückkehr zur Hütte. Ich liebäugelte durchaus schon mit der Urbeles heute, war aber des Anstiegs mit dem schweren Gepäck bis zur Hütte wegen schon deutlich ermüdet, so daß ich vernünftigerweise meinen ursprünglichen Plan durchführte: Übernachten bei der Hütte und die Urbeles am Tag darauf.

Der Nachmittag und Abend verging mit Ausruhen und auf dem Bänkle vor der geschlossen Hütte sitzen.
Dann bekam ich, bzw. die Hütte doch noch Besuch! Ein ehemalige Hüttenwirt samt Sohn und Enkel waren noch gekommen, die einen Schlüssel hatten und mir auch die Übernachtung in der Hütte ermöglicht hätten. Ich blieb aber lieber draußen.
Die Nacht war sehr warm und stürmisch.

Der Morgen graute, mir graute auch ein wenig vor dem Anstieg auf die Urbeles, der eher steinschlägig und auch brüchig sein soll. Aber jetzt, wo ich schon mal da war und deshalb war ich ja auch gekommen: Auf geht's. ! Keine Müdigkeit vorschützen (auch wenn mir die Knochen schon etwas weh taten von der Tour tags zuvor und der mässig erholsamen Nacht auf der dünnen Matte auf der Holzbank).

Die Bewegung tat mir jedoch gut. Ich wählte den etwas direkteren Weg zum Einstieg der Urbeles. (Man kann den nämlich auch über den Weg zur Bretterspitze ca eine 3/4tel h folgend und dann leicht absteigend und hinüberquerend erreichen)

Von der Gedenktafel am Einstieg (gut zu sehen) geht es zuerst im Zickzack über Schrofen und kleine Wandl, später dann auf einer Art Gratrippe mit einigen kurzen WandStufen (technische Schlüsselstelle II+, aber fest) bis in etwa 2/3tel Flankenhöhe hinauf. Dann bis in einen Winkel hinauf und schließlich quert fast waagrecht auf die NW-Seite und gelangt über einige weitere Bänder und kurze Stufen (öfters brüchig! Stellen I-II) zum Gipfelplateau. Der Weg ist fast zu üppig markiert. Es besteht wegen der Bänder vor allem im oberen Teil erhebliche Steinschlaggefahr. Also Achtung, wenn sich mehrere Partien in der Wand befinden.
Die Rundsicht ist erhaben und liess mich die Müdigkeit und den Bammel, die paar haarigen Stellen im Abstieg ja wieder hinab klettern zu müssen, eine Zeitlang vergessen.
Heil kam ich wieder runter und musste nach einer längeren Rast an der Hütte dieser tollen Ecke leider wieder Ade sagen. Von Bänkle zu Bänkle ging es wieder abwärts.

Fazit:
tolle 2 Tage, mit Biwak insgesamt etwas gemütlicher, wenn auch fordernder beim Zustieg bis zur Hütte als mit einer Übernachtung dort. Der Bretterspitze Westgrat ist herrlich, allerdings trübt ein wenig der lange Zustieg. Die Urbeles wartet mit grandiosem Rundblick auf, der Normalweg ist gut zu finden, aber stellenweise brüchig.
Nichts für Anfänger! Alle Gipfel sicher auch in einem Tag möglich (dann an die 2000hm!)



 
 






Tourengänger: Nyn


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