Hogleifa 3278m, eine Droge aus dem Hause Lötschental!


Publiziert von danski , 27. März 2014 um 21:38.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:21 März 2014
Ski Schwierigkeit: SS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1950 m
Abstieg: 1950 m
Strecke:Kippel - Chipelwald - Gattunbrunnä - Hogleifa N-Flanke - Hogleifa; Abfahrt dito

Das Schicksal wollte offenbar, dass mir kürzlich mein verloren geglaubter Skitourenfürher Berner Alpen Ost in die Hände fiel. Mehr aus Langweile denn mit einer bestimmten Absicht schmökerte ich etwas darin herum und stiess auf eine wahres Feuerwerk anspruchsvoller Skitouren, die der Bewertung SS auch gerecht zu werden schienen. Das Luftbild einer sehr dick eingeschneiten und steilen Nordflanke weckte mein Interesse ganz besonders: Hogleifa, Liebe auf den ersten Blick!

Mit den nicht sehr motivierenden Erlebnissen vom Helsenhorn im Gepäck düsten wir gleich weiter ins Lötschental, das uns bis jetzt noch immer Ski-Seelenbalsam auf unsere Wunden strich. Im letzten Abendlicht bot sich gerade noch die Möglichkeit, einen vagen Blick in die Nordflanke dieses stolzen Berges zu werfen. Zugegeben, das sich uns bietende Bild war nur schwerlich mit der Fotografie aus dem Führer in Übereinstimmung zu bringen. Die Farbe schwarz dominierte die felsdurchsetzte Gipfelflanke und es sah nicht nach einer möglichen Linie aus, aber davon liessen wir uns nicht entmutigen. Das lehrte uns unsere Erfahrung. Zuversichtlich gönnten wir uns bald einen erholsamen Schlaf, denn um 7:00 wollten wir von Kippel los.

Neuer Tag, neues Glück! Motiviert starteten wir um wenig nach 7:00. Das Tagesziel war schon beim Zmorge unser Gast, doch es sollte noch einige Stunden vergehen, bis wir auf Tuchfühlung mit ihm gingen. Im Hinblick auf eine Wetterverschlechterung am Nachmittag schlugen wir gleich ein hohes Tempo an. Der offensichtliche Forstweg durch den Chipelwald war immer wieder von aperen Stellen unterbrochen. Trotz flottem Tempo gewinnt man wegen der geringen Steigung nur langsam Höhenmeter, dafür kann man sich hier gedankenlos warm laufen. Beim P. 1927 hatten wir erst 600HM in den Beinen dafür rückten nun die restlichen 1300HM in unseren Fokus. Das Bild, welches sich uns präsentierte, war nicht überaus ermutigend. Kann man da wirklich skifahren? Aus dieser Perspektive bot sich einzig eine felsige und exponierte Traverse als Zugang in die Gipfelcouloirs an. Aber schliesslich wirkt vieles aus der Distanz betrachtet dramatischer, als es dann tatsächlich ist. Via Gattunbrunnä und Discheltschuggen gewannen wir alten, verblasenen Spuren folgend nun rasch an Höhe. Auf ca. 2340m erreichten wir die letzte flachere Verschnaufpause bevor sich vor uns die steile und immer noch recht abweisend wirkende Nordflanke der Hogleifa aufbäumt. Auf dieser Höhe endeten auch die Spuren und wir begannen die immer steiler werdenden, weiten Hänge im Zickzack aufzusteigen. Erstaunlicherweise erwies sich der Schnee als immer noch pulvrig. Immerhin versprachen diese Hänge recht hohen Fahrspass, falls unsere Tour ein abruptes Ende nehmen sollte. Links unter den P. 2863 ausholend, boten sich uns neue Perspektiven in die Flanke und tatsächlich, da war es, das erhoffte Couloir, das uns einen Zugang zum oberen Schneefeld erlauben würde. Noch einmal stärkten wir uns, schulterten unsere Rucksäcke samt Skis und begannen den steilen Fussaufstieg. War der Schnee anfänglich noch hart, sanken wir bald bis zu den Knie ein, doch die Schneequalität liess unsere Herzen höher schlagen. Recht mühelos erreichten wir das zweite Schneefeld. Die Querung zur markanten Einsattelung im NW-Grat ist noch einmal ziemlich exponiert und der tiefe Schwimmschnee nicht sehr angenehm. Doch dann war es geschafft! Endlich war der Blick frei zur Walliser Königskrone. Auf ca. 3120m liessen wir unsere Skis hinter uns und machten uns am schönen Grat zu schaffen. Nach 6 Stunden hatten wir unseren Gipfel erreicht. Vom Gipfelkreuz der Hogleifa trennten uns vielleicht 50HM und ein ziemlicher schmaler "Biancograt", der in kurzer exponierter, aber einfacher Kletterei endete. In Folge der fortgeschrittenen Zeit verzichteten wir auf diesen alpinistischen Leckerbissen und machten uns stattdessen für die Abfahrt bereit.

Ein gutes Gefühl, exponiert hoch über dem Lötschental auf den Brettern zu stehen! Die Einfahrt ins obere Schneefeld ist wirklich recht exponiet und jeder turn zählt hier. Dank idealen Schneeverhältnissen fühlten wir uns pudelwohl. Im Schneefeld erwartete uns ein Mix aus konserviertem Pulver und leichtem Deckel, der sich aber sehr gut fahren liess. Auch das Couloir verwöhnte uns mit purer Abfahrtsfreude und bald liessen wir die Schwierigkeiten hinter uns. Die weiten Hänge mit ihrem pulvrigen Schnee unter der Hogleifa Gipfelflanke luden zu grossen Radien. Schon jetzt wussten wir, dass diese Abfahrt einfach grossartig ist. Im Gattunbrunnä liess uns seidenfeiner Sulz durch die niedrigen Lärchen cruisen bevor wir in den Waldweg abbogen. Trotz einiger aperen Stellen, die man dank Lärchennadel-Teppich allesamt überfahren kann, kamen wir dem Talboden schneller näher als beim Aufstieg noch befürchtet. Beim Ausgangspunkt an der Brücke über die Lonza liessen wir den Endorphinen freien Lauf durch unsere Blutbahnen. Lötschental, mon amour!!!

Tourengänger: danski


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Kommentare (2)


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IridePow hat gesagt:
Gesendet am 28. März 2014 um 12:45
danski delivers...... as usual!
Gratulation zur dieser line.

Zaza hat gesagt:
Gesendet am 28. März 2014 um 15:05
Tolle Tour! Im Prinzip ist die Route übrigens verboten, sie verläuft leider seit ein paar Jahren von A bis Z durch ein (überdimensioniertes) Wildschongebiet. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass am Fuss der Flanke der Wildhüter mit dem Bussenzettel auf die Skifahrer wartet, ist hier doch eher gering. Anders als an manchen Orten im Bündnerland...

LG, zaza


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