Wintersaison eröffnet: Gürgaletsch (2441 m) - Von Tschiertschen nach Parpan


Publiziert von marmotta , 17. November 2013 um 18:12.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Lenzerheide
Tour Datum:16 November 2013
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT4 - Schneeschuhtour
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 1180 m
Abstieg: 1180 m
Strecke:Tschiertschen - Furgglis - Waldstafel - Farur - Gürgaletsch - Tälli - Wolfgruoben - P. 2044 - Joch - Aussichtspunkt (2034 m) - Joch - Foppa - Tschuggen - Parpan
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Tschiertschen
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Parpan

Nun ist es also wieder soweit. "Endlich" werden die Einen sagen, "leider" die Anderen - Ski und Schneeschuhe kommen wieder zum Einsatz, bei 40-50 cm ungesetztem Neuschnee sind Bergschuhe allein kein probates Mittel mehr zur Fortbewegung in den Bergen. Die erste Tour der Saison mit den Wintersportgeräten an den Füssen ist dann natürlich immer etwas Spezielles…
 
Nachdem ich auf dieser Skitour den Gipfel des Gürgaletsch (2441 m) nicht ganz erreicht hatte, wollte ich dies heute nachholen. Es empfiehlt sich, eine Ski- oder Schneeschuhtour auf diesen Berg ausserhalb der Saison des Skigebiets Tschiertschen zu unternehmen - es sei denn, man ist scharf auf blöde Kommentare oder lebensgefährliche Situationen beim Queren der Skipisten, die sich über die gesamte, offene Ostflanke des Berges ziehen.
 
Den (Hoch-)Nebel, der sich bis an die Alpentäler zieht, lasse ich bereits auf der Fahrt mit dem Postauto von Chur hinauf ins hübsche Örtchen Tschiertschen (1343 m) unter mir. Bereits hier ist alles tiefwinterlich verschneit - feinster Pulverschnee Mitte November, wann hat es das zuletzt gegeben!? Nur die Temperaturen wollen nicht recht zur winterlichen Landschaft passen. In der Höhe ist es ausserordentlich mild, so "muss" ich den ganzen Tag im T-Shirt laufen und meine schweren Winterklamotten während der gesamten Tour im Rucksack herumschleppen. Ich Armer…
 
Hat es im (noch schön herbstlich gefärbten) Lärchenwald oberhalb des Dorfes noch sehr wenig Schnee, montiere ich beim (geschlossenen) Berggasthaus Furgglis (1662 m) die Schneeschuhe. Ich hatte erst damit geliebäugelt, die Tourenskis mitzunehmen, doch dann waren diese mir doch zu lieb und teuer, um sie dem nächstbesten (schlecht eingeschneiten) Felsen zum Frass vorzuwerfen.
                                                                                                                    
Zuerst auf der Fahrstrasse, dann entlang des Wanderwegs erreiche ich die Bergstation des Sessellifts (Waldstafel). Von dort probiere ich es querfeldein, bis mir das im grundlosen Schnee zu mühsam wird und ich doch die Spurrillen der Fahrstrasse ausnütze, die ein Pistenarbeiter mit seinem 4x4 Wagen hinterlassen hat. Kurz vor dem Gasthaus Hüenerchöpf (ca. 1970 m) verlasse ich die Fahrstrasse bzw. die im oberen Bereich von einer Pistenraupe planierte Trasse und mühe mich die weite Flanke des Gürgaletschrückens empor. Zwischen den (schlecht eingeschneiten) Alpenrosenstauden versinke ich trotz Schneeschuhen immer wieder knietief im Schnee, erst als ich im oberen Bereich einen etwas abgeblasenen Kamm erreiche, wird die Sache deutlich angenehmer.
 
Landschaftlich gibt es sicher Schöneres, als entlang von Skiliftmasten einen Weidehang hochzustapfen, doch die Ausblicke werden mit zunehmender Höhe immer besser: Im Osten die unzähligen Gipfel des Prättigaus und Rätikons, im Norden über dem gigantischen Nebelmeer die altbekannten Gipfel des Alpsteins und der Alvierkette. Auf dem Gipfel, den ich nach insgesamt 2,5 h (für 1100 Hm sicher nicht rekordverdächtig…) erreiche, ist das Panorama dann komplett: Im Westen reiht sich von den Berner Hochalpen bis zum Alpstein alles auf, was Rang und Namen hat - und da es auch auf dieser Höhe noch immer angenehm warm ist, kann ich die Berge in aller Ruhe mit dem Fernglas studieren.
 
Ebenfalls mit dem Fernglas studiere ich vom Gipfel aus die Steilstufe, über die ich anschliessend zwischen Chlin Gürgaletsch und Gürgaletsch hinüber zum Churer Joch (2042 m) queren möchte. Sollte machbar sein.
 
Vom Gipfel folge ich also noch einige Meter meiner Aufstiegsroute entlang dem Gipfelgrat, bis ich kurz vor der Erhebung P. 2433 die steile Westflanke hinuntersteche. Das ist wirklich ziemlich steil, daher sollte diese Direktvariante nur bei ganz sicheren Verhältnissen gewählt werden! In den Mulden und Geländetaschen ist der rasante Abstieg dank fluffigem Pulverschnee ein Genuss, dazwischen "lauern" aber auch einige abgeblasene bzw. schlecht eingeschneite Stellen.
 
Auf eine Besteigung des Chlin Gürgaletsch (2301 m) verzichte ich und steige stattdessen direkt durch das Tälli und über die Steilstufe bis zu P. 2026. Von hier ohne Höhenverlust Querung unter den schattigen Nordwänden des Chlin Gürgaletsch zu P. 2044 und weiter zum Joch (2042 m), wo ich zum ersten Mal seit dem frühen Morgen auf andere Menschen treffe. Immerhin hatte ich zuvor im Aufstieg zum Gürgaletsch eine Begegnung mit 2 Rehen und einem einsam herumstreunenden Hund, der seltsame Jaultöne von sich gab…
 
Vom Aussichtspunkt hinter dem Joch geniesst man einen herrlichen Tiefblick auf Chur und das Rheintal, wenn es denn nicht (wie heute) unter einer gewaltigen Nebeldecke steckt.
 
Gemütlicher Abstieg auf dem sonnigen Höhenweg (Winterwanderweg) via Foppa und Tschuggen (beide Gasthäuser bis zur Saisoneröffnung im Dezember geschlossen) nach Parpan (1493 m), wo ich passgenau zur Abfahrt des Postautos hinunter nach Chur eintreffe.

Fazit:

Schöner Saison-Opener mit maximaler Sonnenausbeute. Von Norden bzw. Nordwesten betrachtet, ist der Gürgaletsch tatsächlich ein beeindruckender Berg, von Osten hat er den "Schönheitsfehler", dass sich die Skilifte und Pisten bis knapp unter den Gipfel ziehen. Wenigstens geniesst man ausserhalb der Skisaison dort oben Ruhe und Einsamkeit. 



Tourengänger: marmotta


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Kommentare (2)


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Alpin_Rise hat gesagt: Da hab ich heute...
Gesendet am 17. November 2013 um 18:34
also in deinen Spuren Saisonbeginn gefeiert - wenn auch mit anderem Schneesportgerät. Wirklich nette Pulververhältnisse, ohne einen einzigen Kratzer durchgekommen ;-)

> feinster Pulverschnee Mitte November, wann hat es das zuletzt gegeben!?
Vor fünf, bzw. sechs Jahren. Der 16. November scheint statistisch mit Abstand der geeignetste Tag, die Skisaison zu beginnen!

G, Rise

Felix hat gesagt:
Gesendet am 20. November 2013 um 07:58
fantastischer Einstieg in die Saison!

lg Felix


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