Schönfeldspitze und Selbhorngrat


Publiziert von DH1 , 14. Oktober 2013 um 20:01.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Berchtesgadener Alpen
Tour Datum:28 September 2013
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 12:00
Aufstieg: 2350 m
Abstieg: 2350 m
Unterkunftmöglichkeiten:Riemannhaus

Vorweg zur Schwierigkeit: Der durchaus hohe Schwierigkeitsgrad dieser Tour resultiert einzig aus der Begehung des Selbhorn-Nordgrats. Bei optimaler Routenfindung wird man nur wenige Stellen des II. Grads bewältigen müssen, jedoch ist eben dieser Idealweg auf dem unmarkierten Grat, der mehrmals steil abbricht, nicht ohne weiteres zu finden. Abgesehen von der Gratbegehung handelt es sich um eine äußerst anstrengende T4 Tour, die im Bereich der Schönfeldspitze steiles aber nicht weiter problematisches Schrofengelände aufweist. 


Beim Studium der Karten und des AV-Führers fiel mir auf, dass sich Schönfeldspitze und Selbhorn über Buchauer Scharte, Hochbrunnsulzen  und den Selbhorn-Nordgrat (Selbhornschwoaf) zu einer Kombi-Überschreitung  von Maria Alm aus verbinden lassen. Da ich zu dieser Kombination bislang keinen Bericht finden kann und zum Selbhorn-Nordgrat kaum (diesen Bericht  des Users Wagemut ausgenommen, der den Grat allerdings in die andere Richtung ging http://www.hikr.org/tour/post53808.html) hoffe ich, hiermit auf Interesse zu stoßen.
Es handelt sich nach meinem Empfinden um eine so anstrengende wie lohnende Tour in teilweise großer Abgeschiedenheit.  Im Bereich des so gut wie nie begangenen Selbhorngrats setzt sie den selbständigen Bergsteiger mit Erfahrung im bröckeligem Fels voraus.


Aufstieg zum Riemannhaus beginnt in Dunkelheit um 6 Uhr von einem Wanderparkplatz in Maria Alm. Da ich auf einem anderen Weg abzusteigen plane, verzichte ich darauf, bis zum Riemannhaus-Parkplatz zu fahren, was eine Zeitersparnis von einer Stunde bedeuten würde. Zuerst auf geteerten dann geschotterten Wegen durch den Wald, an der Materialseilbahn des Riemannhauses Übergang auf den Ramseider Steig und diesem gut gesicherten, teilweise aus dem Fels gehauenen Steig folgend unschwierig bis zum Riemannhaus

Nach kurzer Rast bei Kaffee und Kuchen und ohne meine Trinkvorräte aufzufüllen (dies scheint im Riemannhaus nicht möglich zu sein, mir wurden lediglich Wasserflaschen zum Kauf angeboten) auf teilweise etwas ausgesetztem Steig in recht launiger Kraxelei auf die Schönfeldspitze. Ich folgte insoweit den Markierungen ab dem Riemannhaus über die Wurmscharte zwischen Sommerstein und Schönfeldspitze zum Gipfel. Dieser bezeichnete Steig führt noch deutlich unterhalb des Gipfels um den Berg herum, so dass man die letzten 100 Höhenmetern auf der Ostseite erklimmt, vereinigt mit dem Steig aus der Buchauer Scharte. Laut AV-Führer ist die Direktbesteigung des Gipfels über den Westgrat aus der Wurmscharte bei nicht wesentlich höhrerer Schwierigkeit möglich, sicherlich eine lohnende Alternative und wohl strenggenommen auch Voraussetzung um überhaupt von einer Überschreitung sprechen zu können. 

Eisiger Wind an der eigentümlichen Gipfel-Pieta der Schönfeldspitze lud nicht zum Verweilen ein. Schnell über steile Schrofen und bemerkenswert gebänderten Fels hinab in die Buchauer Scharte

Über die öde Hochfläche des Steinernen Meers hinüber zur Hochbrunnsulzenscharte. Dabei den Selbhorngrat in seiner ganzen Länge vor Augen, während sich hinter einem die Schönfeldspitze immer mehr von ihrer Schokoladenseite, nämlich als pyramidaler Traum von einem Berg präsentiert. 

Die Hochbrunnsulzenscharte ist das Tor zum wenig besuchten Ostteil des Steinernen Meers und Durchgangsstation für den Höhenwanderweg zum Hochkönig. Besonders verlockend erschien mir der Wegweiser zum Wildalmkirchl; ein guter Grund zurückzukommen.

Nun begann der eigentlich herausfordernde Teil der Tour. Die bezeichneten Wege verlassend ging es direkt über den Rücken zum Nordgrat des Selbhorn hinauf. Die Kletterei ist zunächst eher anregend als fordernd, doch steht man bald ein wenig unterhalb des Grats auf dessen östlicher Seite vor einer etwa 5 Meter hohen Felswand, die für unter einen IVer nicht zu haben schien und damit außerhalb dessen war, was ich mir ungesichert zutraute. Auf einen leichteren Zustieg zum Grat von der Westseite hoffend, schlüpfte ich durch eine deutlich sichtbare Öffnung des Felses auf die andere Seite. Nachdem ich mich etwa 50 Meter in steilem Schuttgelände am Felsband entlanggekämpft hatte, fand ich das Erhoffte und kletterte im Ier bis IIer Fels auf den Grat.

Nach kurzer Zeit auf dem Grat kommt man zum zweiten bemerkenswerten Gipfelkreuz des Tages, nämlich dem des sogenannten "Selblingshorns"; ein Gipfel der sich in den mir zugänglichen Führern und dem Internet nicht finden ließ und auch keine Schartenhöhe aufweist, die eine Erwähnung rechtfertigen könnte. Mir schien dieses Kreuz samt (noch wenig gefülltem) Gipfelbuch von 1979 dann auch mehr der gegenseitigen Vergewisserung der Vorbeikommenden über die Exklusivität des Ortes zu dienen, als ein eigenständiges Wanderziel darzustellen.

Danach kommen entlang des Grates noch 3-4 jähe Abbrüche, die mir aufgrund ihrer Ausgesetztheit, der schwierigen Routenfindung beim Abklettern und der bescheidenen Felsqualität große Überwindung kosteten. (II.-III. Grad)

Etwa bei der Hälfte des Grates lassen die Schwierigkeiten dann deutlich nach und es  geht auf recht breitem Felsrücken bis zur Südspitze des Selbhorns.

Von dort habe ich - nach der Gratbegehung mit etwas flatternden Nerven - den einfacheren Abstieg vom Selbhorn über Luegscharte und Braggstein nach Maria Alm gewählt und nicht die schwierigere Variante über die Wasserfallscharte.

Fazit: ein lohnender Gewaltmarsch mit durchaus heiklen Passagen. Aufgrund der Gesamtlänge - ich habe bei zügigem Tempo und wenigen Pausen 12 Stunden gebraucht - nur bei guter Kondition und zeitigem Aufbruch als Tagestour machbar.

Tourengänger: DH1


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