Über die Hausberge Heidelbergs


Publiziert von Nik Brückner , 1. Oktober 2013 um 11:51. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Odenwald
Tour Datum:12 Mai 2018
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 1100 m
Strecke:22,5km

Dies ist eine Kultour über Heidelbergs Hausberge, die an sämtlichen Highlights der Stadt vorbeiführt. Sie ist damit ideal für Städtereisende, die ihre Wanderschuhe einfach nicht zuhause lassen können und eine Besichtigung gern mit ein wenig körperlicher Betätigung ausgleichen - oder, noch besser, verbinden möchten. Zahlreiche Besichtigungen am Wegesrand sind möglich, aber Vorsicht: Der Zeitbedarf erhöht sich dadurch natürlich schnell. Auf der anderen Seite kommen hier an die 1000 Höhenmeter zusammen. Vielleicht sollte man also doch besser einen separaten Wandertag einplanen. Wer in der Gegend wohnt, hat diese Probleme natürlich nicht. Dennoch würde ich wetten, dass auch viele Einheimische am Wegesrand das eine oder andere entdecken, was sie noch nicht kennen.


Los geht's!

Nee, doch noch nicht. Vorab noch ein Tipp: Wer's noch romantischer mag, mit noch mehr Felsen, der kann diese Tour mal auschecken. Auch sie beginnt an der Abtei Neuburg, auch sie führt durch Heidelberg - sie ist ähnlich, aber anders.


So. Jetzt geht's aber wirklich los. Mit "Drugie wołanie" vom Jerzy Górka Artkiestra.


Die Tour beginnt am Kloster Neuburg (140m). Hier gibt es nämlich einen netten Biergarten, in dem wir am Ende der Tour einkehren können...

Die Abtei Neuburg (Abtei vom heiligen Bartholomäus, auch als Stift Neuburg und Kloster Neuburg bekannt), ist ein Benediktinerkloster mit einer recht bewegten Geschichte. Es wurde um 1130 wurde als "Niwenburg" vom Kloster Lorsch aus gegründet, und 1195 in ein Benediktinerinnen-Kloster umgewandelt.

Mit der Auflösung des Lorscher Mutterklosters 1232 gingen dessen Rechte über Umwege auf das Bistum Worms über. Weil man dort die Klosterreform aus Cîteaux favorisierte, wandelte man Neuburg in eine Zisterzienserinnenabtei um, um 1460 kehrte das Kloster allerdings wieder zur benediktinischen Observanz zurück. Das Kloster wurde 1562 offiziell aufgelöst, nachdem sich die Nonnen der Reformation angeschlossen hatten. Danach wurde es in ein adeliges Fräuleinstift umgewandelt.

1706 wurde das Kloster vom Kurfürsten Johann Wilhelm den Jesuiten übertragen, in deren Händen es bis zum Verbot des Ordens 1773 verblieb. Es wurde daraufhin säkularisiert und ging 1804 in Privatbesitz über.

1825 erwarb der Kaiserliche Rat Johann Friedrich Heinrich Schlosser die Klosteranlage als Sommersitz. Da sein Onkel Johann Georg der Ehemann von Goethes Schwester und Freund Goethes war, entstand in Neuburg ein regelrechter Goethe-Kult: Man sammelte Erstausgaben, Manuskripte, Briefe und andere Goethe-Devotionalien. So wurde Neuburg zu einem der Zentren Heidelberger Romantik.

Später erbte die verwandte Familie von Bernus die Anlage. In den Salons der Schlossers und der Bernus waren zahlreiche bekannte Persönlichkeiten zu Gast, darunter Carl Maria von Weber, Joseph Görres, der Freiherr vom Stein, Johannes Brahms, Joseph von Eichendorff, Clemens Brentano, Rudolf Steiner, Hermann Hesse, Stefan George, Rainer Maria Rilke und Klaus Mann. Nur Goethe war nie hier.

Seit 1926 gehört das Anwesen wieder dem Benediktinerorden. 2017 lebten 11 Mönche in der Abtei Neuburg. Sie organisieren im Rahmen ihres Klosterlebens Führungen durch die Anlage, Vorträge, und beabsichtigen einen Ausbau ihres Klosters zu einem Treffpunkt von Wissenschaft und Kunst.

Zum Kloster gehören heute eine Landwirtschaft ein gastronomischer Betrieb, der Fortbildungsbereich, ein Klosterladen, eine Brauerei und eine Gärtnerei, die für ihren Efeu berühmt geworden ist. Von 1960 bis 1990 lag der Betriebsschwerpunkt auf der Produktion von Efeujungpflanzen. Bruder Ingobert, ein führender Efeuspezialist, baute eine Sammlung von ca. 530 Efeusorten auf. Die Sammlung wurde inzwischen aufgeben, immerhin 300 Sorten konnten 2016 aber in den Garten von Kloster Roggenburg umgesiedelt werden.


Gegenüber vom Biergarten geht es dann auf einem zunächst noch breiten Weg an einer Schafweide hinauf auf eine Streuobstwiese. Wir wandern auf dem Weg hinüber zum Waldrand, wo sich unser Weg dreiteilt. Hier nehmen wir den linken und wandern auf ihm, den Hang querend, genau nach Westen. Bald gelangen wir auf einen breiten Waldweg, der an dieser Stelle eine scharfe Kurve macht. Wir gehen ein paar Schritte auf dem Waldweg nach rechts, bergauf, wechseln dann aber sofort auf einen kleinen Pfad, der uns links in die Hänge des Haarlaß führt. Dieser Abschnitt gehört zu den schönsten der ganzen Tour: Es geht über Stock und Stein mal leichter, mal weniger leicht voran. Bald erlauben wilde Felstürme Tiefblicke hinunter zum Neckar.

Löss gibt's am Haarlaß, vom Wind verfrachtetes ("äolisches") Ablagerungsmaterial. Der Heidelberger Löss enthält viel Kalk, stellt also größtenteils alpines Gesteinsmehl dar, das vom Rhein nordwärts transportiert worden war. Später wurde es durch kräftige Staub- und Sandstürme aus dem Rheintal herbeitransportiert und hier abgelagert. Der warme, poröse Stein bietet heute vielen Insekten Schutz, und ist daher nicht nur Geo-, sondern auch Biotop. Trivia: Hier am Haarlaß wurde der Löss erstmals wissenschaftlich beschrieben, von dem Heidelberger Großherzoglichen Geheimrat und Professor für Geologie und Mineralogie Karl Caesar von Leonhard.

Nach den Felsen geht es an einer Abzweigung kurz rechts bergan, an einem letzten Felsen vorbei. Oberhalb stoßen wir dann auf ein Steiglein, das von der Hirschgasse heraufkommt. Diesem folgen wir nun nach links. Bald lichtet sich das Gelände rechts oberhalb und das romantisch verwachsene Steiglein führt uns nun deutlich bergab, hinunter zur Stadt.

Wir treten zwischen uralten, windschiefen Mauern auf die Hirschgasse hinaus, gehen diese hinunter zum Neckar und folgen der Neckarpromenade bis zur Alten Brücke (112m). 

Die Alte Brücke (eigentlich heißt sie Karl-Theodor-Brücke) wurde 1788 erbaut und ist bereits die neunte Brücke an dieser Stelle: Die älteste Nachricht über eine Brücke hier stammt aus dem Jahr 1248. Goethe hielt das heutige Bauwerk für die vielleicht schönste Brücke der Welt. Sie ist Gegenstand von Gedichten Hölderlins und Hoffmann von Fallerslebens.

Über die Brücke, die Steingasse hinauf zur Heiliggeistkirche (115m).

Die Heiliggeistkirche steht im Zentrum Heidelbergs und ist eines der wenigen mittelalterlichen Gebäude in der Stadt. Sie diente einst als Standort der Bibliotheca Palatina, doch während des Dreißigjährigen Krieges wurde diese Sammlung von Handschriften und frühen Drucken von Kurfürst Maximilian I. geraubt und dem Papst als Geschenk überreicht.

Direkt neben der Kirche steht das Haus „Zum Ritter“.

Das Renaissancegebäude, heute ein Hotel, ist das älteste noch erhaltene Wohngebäude in der Stadt. Es wurde 1592 von einer Tuchhändlerfamilie erbaut.

Vor dem Haus "Zum Ritter" wenden wir uns nach links, der Hauptstraße bis zum Kornmarkt folgend. Auf dem kleinen Platz befindet sich die Kornmarkt-Madonna.

Die Kornmarkt-Madonna
(auch: Mariensäule) ist eine Brunnenskulptur, die 1718 von Peter van den Branden geschaffen und hier aufgestellt wurde. Die Marienstatue (heute eine Kopie) steht in der Tradition der spezifisch katholischen Marien- und Heiligenfiguren und ist als Maßnahme der gegenreformatorischen Propaganda zu werten, die in Heidelberg vor allem von den Jesuiten vorangetrieben wurde.

Vom Kornmarkt aus folgen wir dem Burgweg hinauf bis zu einer Stelle, wo dieser sich nach links wendet und rechts Treppenstufen hinauf zum Schloss führen. Treppenstufen: Die werden nun für die nächste halbe bis dreiviertel Stunde unsere Wanderung bestimmen. Zunächst geht es dreihundert Stufen hinauf zum Heidelberger Schloss (180m).

Das Heidelberger Schloss ist das Wahrzeichen der Stadt, eine der berühmtesten Ruinen Deutschlands und vielleicht sogar der ganzen Welt. Das Bauwerk entstand ursprünglich als wehrhafte Burg an strategisch günstiger Lage oberhalb einer Verengung des Neckartals. Später, als die militärische Funktion solcher Bauten in den Hintergrund trat, wurde es zur prachtvollen Residenz der Kurfürsten von der Pfalz ausgebaut. Der Ottheinrichsbau, einer der Palastbauten des Schlosses, gehört zu den bedeutendsten Bauwerken der Renaissance nördlich der Alpen.
Nach den Zerstörungen 1689 und 1693 im Pfälzischen Erbfolgekrieg wurde das Schloss nur teilweise restauriert. 1764 besiegelte ein weiterer Brand nach Blitzschlag das Los des damals gerade renovierten Schlosses. Es wurde aufgegeben und die Ruine als Steinbruch (Baumaterial) für das neue Schwetzinger Sommerschloss und später für die Heidelberger Bürger verwendet. Ende des 18. Jahrhunderts  entdeckten dann Künstler und Literaten die Ruine und deuteten sie im Geist der Romantik als Sinnbild für Vergänglichkeit, zugleich aber auch als nationales Monument.

Den kleinen Platz vor dem Schlossgelände überqueren wir und wandern halblinks einen gepflasterte Gasse an einem Biergarten vorbei steil hinauf bis zum Schloss-Wolfsbrunnen-Weg, einer Straße, die hinter bzw. über dem Schloss vorbeiführt. Dieser folgen wir einige Meter nach links, bis wir sie bei der ersten Möglichkeit nach rechts verlassen und auf dem Molkenkurweg bergan wandern. Einen ersten kleinen Waldparkplatz lassen wir rechts liegen. An einem zweiten beginnt "Die Treppe" - die so genannte Himmelsleiter.

Die Himmelsleiter führt uns nun über mehr als 1200 grob behauene unregelmäßige Sandsteinstufen vom Heidelberger Schloss direkt zum Gipfel des Königstuhles.

Dabei überwindet sie 270 Höhenmeter. Zwischen Kornmarkt und Königsstuhl liegen damit etwa 1.600 Stufen und 450 Höhenmeter. Erbaut wurde die Himmelsleiter ab 1844 unter der Leitung des Bezirksförsters Adam Laumann.

Nach 30 Minuten Treppensteigen braucht man eine Pause. Auf dem Königsstuhl (568m) kann man bei herrlicher Aussicht einkehren und neue Kräfte sammeln. Allerdings sind wir hier am höchsten Punkt unserer Tour angelangt.

Hier hat man eine schöne Aussicht, vor allem hinüber Richtung Westen: Der Blick schweift über die weite Oberrheinische Tiefebene, mit ihren prominenten Städten Mannheim und Ludwigshafen. Dahinter zeigen sich der Donnersberg, der Peterskopf bei Bad Dürkheim, die Kalmit, und weiter im Süden die Berge am Eingang des Queichtals und um Annweiler.

Vom Königsstuhl aus geht es geradeaus in den Wald hinter, rechts an einem Vogelpark und links am Märchenparadies, einem Vergnügungspark für die Kleinen, vorbei, unter dem Fernsehturm und zwei Fernmeldetürmen weiter auf der Via Naturae (Bez. 3, 4, N, WE). Etwa 300 Meter nach dem Vogelpark, am Ende des Fernmeldegeländes, zweigt ein kleiner Pfad nach links ab, dem wir nun bergab folgen. Er überquert zwei breite Holzabfuhrwege und endet nach etwa einem Kilometer an der Felsenmeerhütte (410m). Dort nicht links auf dem breiten Weg, sondern halb links einem kleinen Pfad (Bez. "V") hinunter zu zu dem schönen, aber gut versteckten Heidelberger Felsenmeer (400m) folgen. Der Weg durch die moosig grünen Felsen führt hinab Richtung Tal und stößt in der Nähe des Wolfsbrunnens auf den breiten Wanderweg "R", dem wir nun kurz in Richtung Heidelberg/Schloss (also nach links) folgen.

Am Rombachbrunnen (256m) verlassen wir den Weg "R" und folgen einem breiten Waldweg, der hier direkt nach Norden abzweigt. Wenn sich dieser Weg gleich darauf nach links wendet, folgen wir einem kleinen, nicht leicht zu erkennenden Pfad geradeaus zwischen Bäumen und Gebüsch. Nach einem kleinen Hügel geht es bergab.

Achtung! Die folgende Route ist zugewachsen, und daher nicht mehr begehbar:
Vor einer Steilstufe, über die geradeaus eine Treppe hinunterführt, wenden wir uns nach links und treten in der Nähe eines Hauses aus dem Wald heraus. Hier nun nicht auf das Grundstück, sondern sofort am Waldrand rechts einen zugewucherten Weg den Hang hinunter. Man gelangt auf eine Streuobstwiese oberhalb des Schloß-Wolfsbrunnenweges, einer Straße, zu der wir nun absteigen.


Neu:
Vor der Steilstufe, über die geradeaus eine Treppe hinunterführt, wenden wir uns nach rechts und wandern an einigen Felsen vorbei hinunter zur Straße. Nun immer links halten, dann landet man auf dem Schloß-Wolfsbrunnenweg, mit der Streuobstwiese oberhalb.

Dieser Straße folgen wir einen knappen Kilometer nach links, zwischen einigen Villen hindurch. An einem deutlichen Schild (s. Foto) nehmen wir den schönen, gut verborgenen Valerieweg, einen kleinen, beschilderten Durchgang zwischen ein paar Häusern (s. Foto), der bald in Serpentinen über Felsen hinunter zum Karlstorbahnhof (108m) führt. Hier über die Straße und durch das Karlstor.

Das Karlstor von 1781 ist ein freistehender Torbogen, der die Altstadt nach Osten beschließt. Es war ein Geschenk der Heidelberger an den Kurfürsten Karl Theodor, dessen Porträt und Wappen am Torbogen zu sehen ist.

Vom Karlstor aus gehen wir durch die romantischen Gassen der Altstadt ins Stadtzentrum zurück. Von der Heiliggeistkirche aus wandern wir dann die Steingasse hinunter zur Alten Brücke (112m).

Auf der anderen Neckarseite angekommen überqueren wir die Straße, gehen ein paar Meter nach links, und nehmen nun den Serpentinenweg bergauf, der den passenden Namen "Schlangenweg" trägt. Der Schlangenweg führt uns in zahllosen Kurven steil hinauf zu dem berühmten Philosophenweg. Hinter fast jeder Kurve gibt es rondellartig gemauerte Sitzecken, die zum Ausruhen einladen. Bald sind wir am Philosophenweg angekommen.

Der Philosophenweg ist ein etwa zwei Kilometer langer Weg, der vom Heidelberger Stadtteil Neuenheim auf den Heiligenberg hinaufführt. Seinen Namen verdankt er wohl weniger den Heidelberger Philosophen, sondern eher Studenten, die den Weg als idealen Ort für ein romantisches Stelldichein entdeckt hatten: Lange Zeit musste jeder Student als Teil des Propädeutikums auch Philosophie belegen. Der Weg führt an zahlreichen schönen Gartenanlagen vorbei. Am östlichen Ende des Philosophenwegs befindet sich die Hölderlin-Anlage mit dem Hölderlinstein, der an die Heidelberg-Ode des Dichters erinnert. Einen besonders schönen Blick auf Neckar, Altstadt und Schloss hat man vom Philosophengärtchen aus. Dort steht auch eine Büste Eichendorffs (der Dichter studierte einige Monate lang in Heidelberg).

Wir folgen dem Philosophenweg westwärts, bis rechter Hand ein mit einem blauen B markierter Weg bergauf führt. Diesem folgen wir bis zum Bismarckturm.

Der Bismarckturm ist ein Denkmal für den ersten Reichskanzler Otto von Bismarck, und gleichzeitig ein Aussichtsturm. Er wurde 1903 errichtet und ist einer von 47 Türmen, die nach dem gleichen Entwurf ausgeführt wurden. An der Turmspitze ist eine gusseiserne Feuerschale angebracht.

Oberhalb des Bismarckturms folgen wir noch für ein paar Meter dem blauen B, zweigen dann aber im Wald nach rechts (östlich) ab. Diesem Weg folgen wir nun eine Weile (etwa 600 Meter) durch die Hänge des Heiligenbergs, bis wir scharf links und dann gleich rechts zur Meriankanzel hinaufsteigen können. Serpentinen bringen uns in wenigen Minuten zu diesem Aussichtspunkt.

Die Meriankanzel (279m) ist eine Plattform aus Sandstein, von der aus Matthäus Merian 1620 seine berühmte Heidelberger Stadtansicht anfertigte. Die Überreste der Kanzel wurden 1967 mit Hilfe einer vermessungstechnischen Rekonstruktion gefunden. Die Kanzel wurde daraufhin 1988 restauriert.

Von der Meriankanzel aus steigen wir weiter hinauf zu einem breiten Weg, dem wir ostwärts (nach rechts) folgen. Wir befinden uns hier genau auf dem äußeren der beiden Keltischen Ringwälle, die den Heiligenberg einst sicherten. Wo der Weg Nummer 2 kreuzt, folgen wir ihm nach links weiter bergauf.

Am Rücken des Heiligenbergs (375m) angekommen gehen wir zunächst hinüber zu dem kleinen Achteckbau, der das Heidenloch (370m) überdacht.

Das 55 Meter tiefe Heidenloch, dessen Entstehungszeitpunkt und Funktion unbekannt sind, gibt bis heute Rätsel auf. Einige davon sind, neben dem, was man heute über der Schacht weiß, auf Infotafeln dokumentiert. Vermutlich handelt es sich um eine Zisterne oder einen Brunnenschacht, der schon zur Römerzeit angelegt wurde.

Vom Heidenloch aus sind es nur ein paar Meter zurück zu den Grundmauern des Stephansklosters (375m).

Das um das Jahr 1090 von dem Benediktiner-Mönch Arnold erbaute Stephansklosters ist neben St. Michael das zweite Filialkloster der Abtei Lorsch auf dem Heiligenberg. Aus Steinen dieses Klosters wurde im 19. Jahrhundert der Heiligenbergturm errichtet, ein kleiner Aussichtsturm, von dem aus man einen weiteren schönen Blick auf die Stadt und den Königsstuhl hat.

Vom Stephanskloster aus folgen wir der Straße, an einem Parkplatz vorbei, bis sie an einem Gasthaus mit Biergarten endet. Hier halten wir uns rechts, dann gleich wieder links und befinden uns nun auf dem Keltenrundweg. Dieser Weg führt um den ganzen Heiligenberg herum und folgt dabei in etwa einem alten Keltischen Ringwall.

Am Heiligenberg finden sich Reste zweier keltischer Ringmauern, die konzentrisch um die Bergkuppe herum angelegt wurden (4. Jahrhundert v. Chr.). Beide Anlagen sind heute nur noch als Wälle erhalten, wovon der innere weitaus deutlicher zu erkennen ist. Wer mag, kann die ganze Runde drehen und dabei die informativen Tafeln über die Kelten und ihre Anlagen am Heiligenberg studieren. Diese zusätzliche Runde nimmt etwa 30 bis 40 Minuten in Anspruch.

An der Engstelle des Bergrückens befindet sich die Thingstätte (400m), die die gesamte Breite des Bergs einnimmt.

Die Thingstätte ist eine 1935 nach dem Vorbild antiker griechischer Theater nach Plänen des Architekten Hermann Alker vom Reichsarbeitsdienst und Heidelberger Studenten errichtete Freilichtbühne. Die Feierstätte wurde am 22. Juni 1935 von Propagandaminister Joseph Goebbels eröffnet und bot 20.000 Menschen Platz. Sie war eine von etwa 40 Thingstätten der Nationalsozialisten, die vor allem für Propagandaveranstaltungen genutzt wurden. Heute ziehen jedes Jahr in der Walpurgisnacht zum 1. Mai Tausende von Menschen auf den Heiligenberg und feiern ein Fest, bei dem es weder kommerzielle Verkaufsstände noch elektrisches Licht gibt.

Am oberen Ende der Anlage gehen wir im Wald die letzten Meter hinauf zur Gipfelkuppe des Heiligenbergs (440m). Dort befinden sie die Ruinen des Michaelsklosters.

Das Michaelskloster wurde als Filiale des Klosters Lorsch im 9. Jahrhundert an der Stelle einer alten römischen Kultstätte gegründet. Der Grundriss des Merkurtempels mit Apsis im Norden ist mit Steinplatten im Boden des Kirchenschiffs markiert. Im Jahr 1023 wurde das Kloster Sankt Michael und die Michaelsbasilika von Abt Reginbald unter Verwendung karolingischer Bauteile neu erbaut. Das Kloster wurde von Benediktinern und Prämonstratensern bis ins 16. Jahrhundert hinein betrieben. 1503 stürzte der Glockenturm der Kirche ein, 1537 galt das Kloster als verlassen. Der heutige Ruinenzustand ist auf die umwohnenden Bauern besonders aus Handschuhsheim zurückzuführen, die die Ruinen als Steinbruch benutzten.

Wir verlassen das Gelände des Michaelsklosters nach Süden und wenden uns nach links. Dem Weg 2 folgend gelangen wir bald zum Hüttchen am Zollstock (375m). Geradeaus ginge es in Richtung Weißer Stein/Odenwald, wir bleiben auf dem Weg 2, der am Zollstock nach rechts abbiegt. Wenn der Zweierweg eine scharfe Kurve macht, verlassen wir ihn geradeaus, und folgen dem Weg mit der Bezeichnung V. Dieser endet an einem breiten Waldweg, dem wir nun nach links folgen (Bez. R). Auf einer Lichtung steht die kleine Moltkehütte (270m). Am östlichen Ende dieser Lichtung verlassen wir den Waldweg, und gehen auf einem schmalen Pfad weiter, der den Waldweg in spitzem Winkel nach rechts, leicht bergab, verlässt. Dieser schöne Pfad quert die Hänge des Haarlaß und stößt nach etwas über einem Kilometer wieder auf den Weg R. Diesem folgen wir diesem ein paar Meter nach rechts bergab. Gleich in der nächsten, scharfen Kurve zweigen zwei Wege ab: Einer links, das ist die Fortsetzung des R-Weges. Wir wählen den anderen und gelangen, uns immer nach Osten haltend, durch den Wald hinunter und schließlich hinaus auf die eine Streuobstwiese, an der unsere Tour begonnen hatte. Nun ist's nicht mehr weit zum Biergarten....

Tourengänger: Nik Brückner, Waldelfe


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