Überschreitung Bös Fulen (2802m)


Publiziert von Bergamotte , 9. September 2013 um 22:16.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum: 7 September 2013
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   CH-SZ   Glärnischgruppe 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m
Kartennummer:1173 Linthal (R. 257, 258)

Die Begehung des Bös Fulen erfolgt meist "durch das Band". Die Attraktivität dieser Route dürfte hinlänglich bekannt sein. So folgt auf das eher mühselige Schuttband der lohnende NE-Grat, welcher Kraxelspass und Tiefblicke vereint. Genauso lohnend - aber weniger bekannt und etwas anspruchsvoller - präsentiert sich die Variante durch den Südostkamin. Die Kombination aus Aufstieg "durch den Kamin" und Abstieg über die Normalroute ergibt nichts weniger als eine spektakuläre Überschreitung des höchsten Schwyzers.

Der Zustieg erfolgt üblicherweise ab Gumen (1901m). Kurz vor dem Bützi - auf 2080m - verlässt man den offiziellen Wanderweg und folgt dem bwb-Pfad Richtung Hinterer Eggstock. Auf dem Ober Boden öffnet sich erstmals der Blick auf die Fulen Brüder und das Adlerauge erkennt bereits das Schäferhüttchen. Dieses erreicht man schwachen Spuren und vereinzelten Steinmannli folgend oder auch in freier Linienwahl, Hauptsache den Grasnarben nach. Wenig später steht man auf der Moräne, wo man besten Blick in die Fulen Südwand und die zwei Routen geniesst.

Aufstieg "durch den Kamin" (T6-, II, WS)
Als sehr nützlich hat sich der *Referenzbericht von Schlomsch erwiesen.
Auf der Moräne stehend kann der Verlauf des Kamins erst ungefähr erahnt werden, doch die gelbe Wand markiert dessen Einstieg unmissverständlich. Ohnehin erachte ich die Orientierung in dieser Route als geringes Problem. Anspruchsvoller dagegen der Zustieg, gerade bei aperen Verhältnissen. Nach dem zuletzt relativ steilen Firnfeld gilt es die heikle Randkluft zu überwinden. Es folgt Kletterei eine ausgewaschene, schuttige Rinne hoch (T6-/II). Nach weiteren gehobenen II-Stellen steht man vor der gelben Wand, wo sich linkerhand der Kamin öffnet. Im Frühsommer liegt der Schnee bis hier hoch.
Der Kamin selber kann erstaunlich einfach durchstiegen werden, für mich eine schöne, gehobene T5. In der Mitte öffnet sich das Terrain vorübergehend, verengt sich linkerhand aber gleich wieder zu einer (verwachsenen) Rinne. Das Schrofengelände lässt man besser rechts liegen. Die (gefühlte) Exponiertheit hält sich dank des Kamins in Grenzen, aber nur solange man nicht 180° zurückblickt... Wenig später wird das breite Schuttband erreicht, welches sich mehrere Dutzend Meter durch die Flanke zieht. Ich erblicke von hier auch die letzten Meter der Normalroute, wo sich gerade eine Gruppe des SAC Uto befindet.
Die verbleibenden gut 50Hm führen durch Schrofengelände, mögliche Linien gibt's viele. Dem Rat von Schlomsch folgend ziehe ich wenige Meter nach links (Westen), um dann über den Gratrücken direkt den Gipfel anzuvisieren. Stellt man sich nicht allzu dumm an, kommt man mit einer T5 durch. Einen Grataufschwung etwa in der Mitte umgehe ich auf der Südseite (rechts). Zuletzt über Gehgelände auf den Gipfel des Bös Fulen (2802m). Anzumerken bleibt, dass die gesamte Route steinschlägig ist.

Abstieg "durch das Band" (T5)
Eine detaillierte Beschreibung erübrigt sich. Ein Grossteil des Grats besteht aus Gehgelände (max. T4) und bietet kaum Schwierigkeiten. Nur an zwei Stellen, bei Gratbeginn und unmittelbar vor dem Gipfel, muss richtig Hand angelegt werden (T5). Das folgende Schuttband kann im Abstieg rassig und knieschonend abgerutscht werden. Im Gegensatz zum Aufstieg visiere ich nun das Bützi (2150m) an. Das geht erstaunlich gut, obschon der Karst hier mehr Zähne zeigt.


Material
- Helm
- Pickel (Zustieg Kamin)
- evtl. Steigeisen (Zustieg Kamin)


Tourengänger: Bergamotte
Communities: T6


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Kommentare (5)


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Dolmar hat gesagt:
Gesendet am 9. September 2013 um 22:50
Gratulation Bergamotte, und dank der Bildinterpretation gut nach zu vollziehen.
Denke das wiederhole ich mal

Bergamotte hat gesagt: RE:
Gesendet am 10. September 2013 um 13:20
Herzlichen Dank. Bei Deinen Fähigkeiten könntest Du auch die Variante ab Grisset oder einen der Nordaufstiege (Kubli, Dräckloch) ins Auge fassen.

Wettermässig erging es mir ähnlich wie Dir. Die zunächst dichten Wolken liessen Zweifel an der Durchführung aufkommen. Doch schlussendlich wurde es noch ein herrlicher Bergtag.

Gruss

Schlomsch hat gesagt: Gratuliere
Gesendet am 10. September 2013 um 12:57
Wie immer schöner Bericht mit hilfreichen Topos. Schätze mal, Dein Bericht wird zu *der* Referenz für die Tour :)

Den Kamin bzw. den Ausstieg über die zweite Rampe habe ich schwieriger in Erinnerung. Liegt wohl daran, dass ich da gefrorenem Schnee ausweichen musste. Trotzdem: Die Route ist zwar kürzer, von den Schwierigkeiten her aber dem Guppengrat entsprechend.

Gruss Schlomsch

Bergamotte hat gesagt: RE:Gratuliere
Gesendet am 10. September 2013 um 13:11
Grundlage für die gelungene Durchführung war zweifellos Deiner detaillierter Bericht. Und den Vergleich mit dem Guppengrat werde ich hoffentlich noch in diesem Jahr bestätigen können.

Der Kamin hat mich in der Tat positiv überrascht. Griffe und Tritte sind zahlreich und fest - Plaisir pur, solange man nicht zurückblickt. Doch vielleicht war meine Wahrnehmung nach dem heiklen Zustieg nicht mehr ganz objektiv.

Beste Grüsse
Bergamotte

HBT hat gesagt: Kaminroute September 2018
Gesendet am 6. September 2018 um 17:44
Vielen Dank für den guten Bericht!

Die Route durch den Kamin wurde kürzlich mit Bohrhaken ausgerüstet und von weither sichtbar mit neongelbem Spray markiert.

Gruss
HBT


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