Traversierung "Gross Band" - vom Fusse der Silberplatten bis zur hinteren Öhrligrueb


Publiziert von pboehi , 8. September 2013 um 12:20.

Region: Welt » Schweiz » Appenzell
Tour Datum: 7 September 2013
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-AR   CH-SG   Alpstein   CH-AI 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 800 m
Abstieg: 800 m
Strecke:Schwägalp - Dreckloch - Alp Chegelboden - Felsturm 1760m - Traverse "Gross Band" West-Ost - hintere Öhrligrueb - Nasenlöcher - Potersalp - Schwägalp
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Schwägalp

Von der Erstbeschreibung von Hampi inspiriert, wollte ich eine Woche später selbst das "Gross Band" näher anschauen. Ich war bereits mit einigen Abschnitten vertraut, so traversierte ich vor etwa 2 Jahren vom Ellenbogen bis zur Chammhaldenroute bzw. beging dieses Jahr erstmals den Abzweiger von der Chammhaldenroute zum Hüenerberg. Was allerdings davor bzw. danach kam, war Neuland für mich. Die Grundsatzbemerkung in Hampis Bericht, dass das "Gross Band" auf der gesamten Länge begehbar sein müsste, nahm ich gerne als Aufforderung zum Tatbeweis. Da ich es vorziehe, mich auf meine eigenen Wegfindungsfähigkeiten zu verlassen, merkte ich mir dessen Wegbeschreibung nicht so genau, weshalb meine Route teilweise etwas von der seinigen abweicht.

 

Start um 9.30 nach Kaffee und Nussgipfel auf der Schwägalp, ich hatte meine Hochtourenausrüstung dabei, von der ich später primär den Pickel und zuletzt auch den Helm gebrauchte, die Steigeisen erwiesen sich als überflüssig. Via Dreckloch gelangte ich zur Alp Chegelboden. Dort auf einem Fahrweg am Steinbruch vorbei bis zum Ende des Wegs, dann direkt in der Falllinie zum Einstieg hinter dem ersten Turm. Links vom Bach in steilem Grasgelände hoch, auf Höhe des Turms machte ich zuerst den Fehler, dass ich diesen etwas zu direkt ansteuerte, besser geht es auf dem grasigen Grat in der Mitte des Couloirs mit Traverse nach links zum Fuss des Turms. Der erste Felsturm (1760m) kann leicht erstiegen werden, ich bin schräg nach rechts über plattige Felsen auf den grasigen Grat geklettert, auf welchem man aufrecht gehend zum Gipfel gehen kann. Ein schöner Rundblick ins Toggenburg belohnt diese Mühe. Abstieg auf dem gleichen Weg.

 

Es folgte der erste Trichter, den ich am oberen Rand über wegartige Wildspuren unschwer traversierte, dann Aufstieg in einem felsübersäten Coulouir zum nächsten Kamm, um den Blick in den nächsten Trichter zu bekommen. Ein kleiner, nicht kotierter Felskopf wird links liegen gelassen.

 

Der zweite Trichter ist sicher der anspruchsvollste Teil der Tour, ich wählte wiederum eine Linie ganz oben, wo sich teilweise gestuftes Grasgelände, teilweise felsige Abschnitte befinden, welche sich gut begehen lassen. Im letzten Drittel kommt die "Schlüsselstelle" der Tour, wo in griffigem Fels einige Meter der Wand entlang zu klettern sind, technisch jedoch unproblematisch.

 

Danach sind die grössten technischen Herausforderungen vorbei, das Gelände wird gutmütiger. Der zweite Turm (1912m) kommt in Sicht, ein grasbewachsener Hügel, welcher leicht über einen Grasrücken erwandert werden kann. Ein Steinmännchen zeigt menschliche Spuren, der Blick über das Land ist eindrücklich.

 

Auf der anderen Seite ist bereits der dritte Turm (1851m) sichtbar, ein unspektakulärer Grashügel. Oberhalb davon befinden sich riesige Geröllfelder, wo am Fusse der Felswand Wildwege sich im Geröll abzeichnen, sodass ich mich dazu entschliesse, den dritten Turm unter mir liegen zu lassen und hoch oben im Geröll des dritten Trichters diese Wildpfade nutzend mich in Richtung "In den Schnüeren" zu bewegen, ohne wesentlich Höhe zu verlieren.

 

Die "In den Schnüeren" sind steil abfallende Rasenhalden, welche von Geröllhalden unterbrochen werden. Ich habe bald bemerkt, dass es besser ist, sich im untersten Teil zu bewegen, insbesondere auch deshalb, da schon bald der Tierwies Wanderweg von der Musfallen heraufkommt und Steinschlag nichts ahnende Wander gefährdet. So habe ich mich auch äusserst vorsichtig im untersten Bereich bewegt, doch es liess sich nicht ganz vermeiden, dass der eine oder andere Stein zu Tal ging. Auf Höhe der Transportbahn zur Tierwis stieg ich dann bei der ersten Gelegenheit zum Wanderweg ab, dem ich bis zum Ellenbogen folgte.

 

Rückblickend würde ich diesen Abschnitt anders angehen. Anstatt den dritten Turm (1851m) zum umgehen, würde ich diesen direkt anpeilen, es scheint sogar Wegspuren zu diesem zu haben. Anschliessend würde ich die "In den Schnüeren" hart am untersten Rand queren und die Geröllfelder so weit wie möglich unten umgehen.

 

Beim Ellenbogen, wo der Tierwis-Wanderweg einen Knick nach rechts macht, geht es geradeaus am Fuss der Felswand in Richtung Masten #1 weiter, die grosse Geröllhalde unterhalb der Säntisbahn wird über einen gut sichtbaren Weg traversiert, auf der anderen Seite kommt ein grasiger Wall, auf dem wieder etwas abgestiegen wird zum vierten Turm (1977m), welcher unschwer zu erreichen ist. Ich habe ihn links liegen gelassen und mich der Traverse zur Chammhaldenroute gewidmet. Hier bewegt man sich im Wesentlichen auf steilen Grasrücken (sich an den oberen halten) und stolpert irgendwann mal über den Weg der Chammhaldenroute, welcher im hohen Gras verborgen ist.

 

Ich bin etwas den Chammhaldenweg aufgestiegen, bis der Abzweiger zum Weg zum Hüenerberg kam (ein pinkiger Doppelpfeil), auf ca. 2080m Höhe, ab hier dominierten mehr oder weniger grosse Geröllhalden den Rest des Weges. Dieser Weg ist in grösseren Abständen durch pinkige Markierung gekennzeichnet, zuerst traversiert man wieder Geröllhalden, bis man auf einem Grasrücken aufsteigt (Steinmannli). Oben in der Wand ist der pinkige Pfeil nach rechts, welcher den Einstieg in den felsigen Teil der Route auf den Hüenerberg anzeigt (man kommt bei Pt. 2309 raus).

 

Für mich ging es jetzt aber nicht nach oben, sondern weiter auf dem "Gross Band" in Richtung Öhrli, welches schon ganz neckisch am Horizont hervorschaute, aber noch einiges an schweissteibendem Herumstolpern in steilen Geröllhalden für mich bereithalten würde. Ich will den Rest der Route nicht detailliert beschreiben, im Prinzip handelt es sich um freie Wegfindung im Geröll, wo ich mich an Wildspuren gehalten habe, welche am ehesten Stabilität bieten. Der fünfte Turm (2171m) wird passiert, ich hatte keine Lust mehr, ihn mir näher anzuschauen. Gämsen hoch in der Wand verursachten etwas Steinschlag, sodass ich zuletzt doch noch den Helm auf den Kopf setzte. Irgendwann hat man es geschafft und steht vor der hinteren Öhrligrueb, wo sich links auch der sechste Turm (2134m) befindet, ein breiter Grasrücken mit Feuerstelle (!).

 

Vom sechsten Turm bin ich dann frei über gestuftes Grasgelände und Felsplatten abgestiegen, um direkt in die Nasenlöcher-Route zu gelangen. Diese benutzte ich für den Abstieg, wobei diese wegen Feuchtigkeit viel Konzentration erforderte. Zuletzt auf dem Wanderweg über die fast vollständig verlassene Potersalp zurück zum Parkplatz auf der Schwägalp. Das Wetter verschlechterte sich leicht, der Säntis war im oberen Teil im Nebel, und in der Nacht würde es wohl regnen. Nach 7 1/2 h war ich wieder an meinem Ausgangspunkt. Trinkmenge 1.5l, Essen keins (das kam dann in der Gass 17 in Appenzell).

 

Mein Fazit: Das "Gross Band" lässt sich tatsächlich in der vollen Länge von West nach Ost aufsteigend machen. Die technischen Schwierigkeiten nehmen im Verlauf ab, der erste Turm (1760m) ist der lohnendste, und die Überquerung des zweiten Trichters am anspruchsvollsten, wobei es keine Stelle gab, die eine unüberwindliche Hürde darstellte. Ein echtes Problem stellt der Abschnitt "In den Schnüeren" dar, in welchem Steinschlag auf den Tierwis-Wanderweg fast nicht zu vermeiden ist bzw. aus diesem Grund grösste Vorsicht erforderlich ist. Eine Umgehung der Geröllfelder am unteren Rand und eine angepasste Gehtechnik sind hier zwingend. Was den Spassfaktor angeht, nimmt dieser östlich der Säntisbahn zunehmend ab, ausser man ist ein Fan von Geröllfeldern, ich würde diesem Abschnitt ein Tm geben dh. T mühsam. Wer sich nicht auf die Fahne schreiben muss, das "Gross Band" in voller Länge gequert zu haben, dem empfehle ich, den Tierwisweg gleich zum Ab- oder Aufstieg zu benützen, oder gegebenenfalls zur Chammhalden-Route zu queren und diese nach oben zu beenden, Girenspitz oder Hüenerberg/Höchnideri bieten ein schöneres Erlebnis als die darunterliegenden Geröllhalden. Trotzdem, es war eine eindrückliche und abenteuerliche Tour. Danke an Hampi für den Tip!


Tourengänger: pboehi


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Kommentare (1)


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Hampi hat gesagt: So macht es Spass!
Gesendet am 8. September 2013 um 15:18
Hallo pboehi
Gratulation zu deiner gelungenen Tour und den tollen Bildern.
So macht es Spass, Berichte auf HIKR zu veröffentlichen und sich gegenseitig inspirieren zu lassen.


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