Felstürme über der Schwägalp, Traversierung "Gross Band" (Erstbeschreibung)


Publiziert von Hampi , 4. September 2013 um 08:51.

Region: Welt » Schweiz » Appenzell
Tour Datum:31 August 2013
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-AI   CH-AR   Alpstein   CH-SG 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1250 m
Abstieg: 1250 m
Strecke:11.5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Schwägalp (Auto oder ÖV)

In der Nordflanke des Säntismassivs befinden sich über der Schwägalp zwischen den Silberplatten und dem  Girenspitz fünf auf der Landeskarte kotierte Felstürme/Geländepunkte:

Turm 1760 unterhalb Silberplatten (2158)

Turm 1912 unterhalb Grünchopf (2140)

Turm 1851 unterhalb Grenzchopf (2193)

Turm 1977 unterhalb Girenspitz (2448)

Felstürmchen 1885 an der Chammhaldenroute

Verbunden mit dem Besuch dieser Alpstein-Höhepunkte wollten Ivo und ich versuchen, auf dem "Gross Band" die imposante Nordwand über der Schwägalp in voller Länge zu durchqueren. Das markante Gras- und Geröllband durchzieht die Alpstein Nordflanke auf einer Länge von 4.5 km. Es beginnt westlich der Schwägalp unterhalb der Silberplatten auf der Höhe von 1500 m und endet unterhalb der Höch Nideri auf der Höhe von 2150 m. Teilstücke dieses Bandes wurden bereits von Alpin_Rise in seinem Bericht über das "Gross Band"  und von marmotta in seinem Bericht Öhrli via Chammhalden beschrieben.

 

Start in der Schwägalp. Wir folgen dem Wanderweg nach Westen bis zur Alp Chegelboden (ca 1 km). Von hier führt ein Fahrweg zu einem Steinbruch direkt unter dem ersten Turm (1760). Wir steigen den Grashang hoch in Richtung Stosssattel bis auf die Höhe 1560. Hier finden wir alte Markierungen des längst vergessenen Bergweges auf den Stosssattel. Nun steigen wir das steile Couloir in östlicher Richtung hoch bis in den Sattel vor dem ersten Turm (T5). Es geht über steile Grasfelder und Felsplatten. Überall stossen wir auf alte, zerbrochene Miltitärgranaten. Vom Sattel aus wagen wir den Abstecher auf den ersten Turm. Das Felswändchen und der Gipfelgrat sehen von unten recht harmlos aus, sind aber recht brüchig und nur mit äusserster Vorsicht zu begehen (II).

Hinter dem Turm öffnet sich der erste Trichter. Ihn durchqueren wir, indem wir uns vom Sattel aus rechts unterhalb der Felswand direkt auf das Geröllband begeben und die grossen Felsblöcke im Couloir umklettern (T5). Auf dem nächsten Grasband öffnet sich der Blick auf den zweiten Trichter. Er ist recht steil und besteht aus schwarzem, schiefrigen Gestein. Wir steigen vorsichtig auf der Seite in den unteren Teil des Trichters ab (T6). Zur Sicherheit befestigen wir ein Seil an einem kleinen Tännchen unterhalb des Grates. Nach dem Traversieren des Trichters steigen wir im felsigen Couloir hoch. Auch hier ist wieder alles voller Munitionsreste (T5).

Nach ca. 140 Höhenmetern erreichen wir den flachen, mit hohem Gras bewachsenen Sattel zwischen dem zweiten und dem dritten Trichter. Über einen Grashang erreichen wir den Gipfel des zweiten Turms (1912).

Von hier aus wird das Gelände flacher. Wir durchqueren den dritten Trichter über das Geröllfeld. Vom nächsten Sattel aus wagen wir den Abstecher auf den dritten Turm (1851). Auf der Landeskarte ist der Vorgipfel kotiert. Der direkte Abstieg vom höher gelegenen Gratpunkt scheint uns aber recht heikel. So durchqueren wir die linke, steile Grasflanke und befestigen zur Sicherheit ein Fixseil.

 

Nach diesem Abstecher steigen wir leicht aufwärts auf ein breites Grasband zwischen zwei Felsbändern. Es wird auf der Landeskarte mit "In den Schnüren bezeichnet". Wir folgen dem schrägen Band (T4) und sehen schon bald den Wanderweg, der von der Schwägalp zur Tierwis hinaufführt. Nun heisst es ganz vorsichtig und behutsam zu sein. Unser Weg führt immer wieder über Grasbänder mit losem Gestein oder über kleinere Geröllfelder. Wir wollen unter keinen Umständen Steine auslösen, die auf den darunterliegenden Wanderweg stürzen. Deshalb queren wir die letzten 80 Meter nicht, sondern steigen über ein Grasband direkt auf den Wanderweg ab.

 

Nun folgen wir zuerst dem Wanderweg bis zum Punkt 1938 und dann den Wegspuren bis zum ersten Mast der Säntisbahn. Nach einem kleinen Aufstieg erreichen wir den vierten Turm (1977).

Leider spielt das Wetter trotz positiver Prognose nicht ganz mit. Der weitere Verlauf der Route wird von den tiefliegenden Wolken verhüllt. Nach einer kurzen Aufhellung erkennen wir das steile Grasband, das hinauf zur Chammhaldenroute führt. Den letzten Teil der "Gross Band"- Traversierung müssen wir dann aber wegen schlechter Sicht auf ein andermal verschieben.

Wir steigen das feuchte und rutschige Chammhaldenweglein hinunter (ein wahrlich anderes Erlebnis als aufwärts) und besuchen nach der Querung eines steilen Grashanges noch als Dessert das kleine Türmchen (1885) ca. 80 Meter von der Route entfernt.

 

Unser Fazit:

- Das "Gross Band" ist auf der gesamten Länge begehbar.

- Besser von West nach Ost traversieren.

- Zur Sicherheit  an den kritischen Stellen im Bereich der ersten zwei Felstürme ein Seil einsetzen.

- Höchste Gefahr durch ausgelöste Steine oberhalb des Wanderwegs zur Tierwis - Traversierung nur
  unternehmen, wenn keine (möglichst keine) Wanderer unterwegs sind.

Anmerkung:
Die Fortsetzung dieser Tour ist in meinem Bericht vom 28.9.2013 beschrieben




 


Tourengänger: Hampi


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Kommentare (1)


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pboehi hat gesagt: Bravo!
Gesendet am 5. September 2013 um 21:26
Herzliche Gratulation zu dieser innovativen Tour, sehr inspirierend! Die Beschreibung ist ausgezeichnet und hilfreich. Tönt nach meinem Geschmack...


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