Hochkönig Überschreitung und Hochseiler


Publiziert von redsporti , 5. August 2013 um 16:32.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Berchtesgadener Alpen
Tour Datum:18 Juli 2013
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   A-S 
Zeitbedarf: 4 Tage

Nach der Anreise aus München (2,5h) starteten wir um 8 Uhr am Parkplatz Arthurhaus (2,5€, egal wieviele Tage man steht). Später sollte man mE auch nicht loslaufen, da es bei schlechter Sicht im Gipfelbereich (von unten nicht/schwer prognostizierbar) und einem eventuellen Konditionseinbruch, immerhin sind 1700 Hm zu überwinden, eng werden könnte. Als Gehzeit am Parkplatz sind 4-7h angeben, macht Sinn, da es doch erheblich auf die jeweilige Kondition ankommt.

Die ersten 45min Gehzeit auf einer Forststraße (für PKW gesperrt) zur Mitterfeldalm sind gut zur Erwärmung (T1).
Dann umgeht man die Vierrinnenköpfe nordseitig, der Pfad wird nun bereits teilweise alpin, es gibt ein paar (bei trockenheit nicht nötige) Seilversicherungen, anschließend quert man ein großeres Schuttfeld ansteigend.
Dann beginnt das steilste Stück des gesamten Anstieges, in Serpentinen, man hat bereits die eindrucksvolle Torsäule rechter Hand vor Augen, geht es ins Ochsenkar. Dort machten wir eine kleine Pause und beobachteten eine Seilschaft die sich der Torsäule annahm.

Weiter ging es dann geschwind, es kamen die ersten Altschneefelder (unproblematisch) in Sicht, welche gequert werden mussten. Da wir Grödeln dabei hatten, haben wir sie auch genutzt, aber es ging auch ohne. etwas später so nach knapp 2h Gehzeit sieht man dann auch erstmals das Matrashaus. Der weitere Aufstieg ist technich unschwierig (T3-), die Hände braucht man ganz selten. Auch wenn man das Matrashaus früh sieht, zieht sich der Weg doch noch über verschiede Hänge, ehe man vor den Gipfelfels kommt. Dieser ist durch eine Leiter und zusätzlicher Seilversicherung entschärft. Hat man diese Stelle geschafft sind es noch knapp 200m zu Gipfel. Wir hatten gute Sicht und das heißt am Hochkönig das man ein rundum Panorama genießen kann. Im Süden bis zum Großvenediger und Glocknergruppe, im Osten ins Tennengebirge und Dachstein und im Norden zum Watzmann. Im Westen sahen wir das morgige Tagesziel Hochseiler und die durch ihre Pyramidenform optisch sehr ansprechende Schönfeldspitze. 

Da die Prognose für den Tag eher mäßiges Wetter war (hat sich zum Glück nicht bestätigt), waren wir am Matrashaus, welches ein traumhaftes Schutzhaus in außergewöhnlicher Lage ist, mit einem weiteren Übernachtungsgast allein. Die Bewirtung war sehr gut, hier hat man sich als Bergsteiger wohlgefühlt.

Weil man ja nie genau weiß, wann und ob man nochmal zu einem besonderen Berg zurück kommt, haben wir uns bereits im Vorfeld entschlossen, zwei Nächte auf einem der traditionsreichsten Schutzhäuser Österreichs zu verbringen.

Also musste Tag 2 mit Programm gefüllt werden. Wir haben uns für eine Gletscherwanderung über die übergossene Alm und den Hochseiler entschieden. Der Hochseiler sah zwar gar nicht weit von der Hütte aus, das aber war eine optische Täuschung. Von der Hütte gings zunächst wieder im Anstiegsweg zurück, den ersten Abzweig nach links ließen wir liegen und ging etwas weiter (noch kurz vor erreichen der "Leiter") nach Links, hier ist auf manchen Karten ein Klettersteig eingezeichnet, der zu übergossenen Alm führt. Tatsächlich geht es nach einigen Serpentinen an einen Kamin, der knapp 10-15 Meter zur Alm führt. Es gibt ein mäßig vertrauenserweckendes Seil, KS-Set nicht zwangsläufig notwendig, aber wenn man es dabei hat fühlt man sich doch etwas besser. Da das Seil eine Wartung nötig hätte, hab ich mich eingehängt aber dann doch lieber mit der Hand am Fels abwärts geklettert (II). Das wars dann auch schon, also dort defintiv kein Klettersteig im eigentlichen Sinn.

Dann ist man direkt auf der übergesossenen Alm (zurückgehender Gletscher, keine Spalten), Markierungsstangen sind nicht vorhanden, aber man kan sich gut am Gelände orientieren (wenn die Sicht gut ist), sollte die Sicht schlagartig schlechter werden, bleibt einem nichts anderes als die Umkehr in der eigenen Spur. Die Bedingungen waren super, aber der Weg bis zur "Kreuzung Teufelslöcher", hat sich doch knapp 2h gezogen. Von dort aus hätte man die Möglichkeit zu den Teufelslöchern zu gehen (unser Rückweg), den Herzogsteig rechts abwärts zu gehen (keine Markierungen sichtbar) oder geradeaus weiter zum Wandfuß Hochseiler (Wegweiser an der Kreuzung siehe Bilder), wo der Mooshammersteig beginnt (damit kein Verwechslungsgefahr mit dem ehemaligen Modeschöpfer besteht, hat man ein "o" mehr eingefügt).

Der Weg ab nun hatte es schon mehr in sich. Marierkerungen waren nur noch spärlich, so dass wir uns den "besten" Weg selber suchen mussten, das Gelände wurde steiler und wechselte zwischen Schneefeldern und Fels. Das ständige An- und Ausziehen der Grödeln nervte mich bereits, aber ohne wäre die Abrutschgefahr um ein Vielfaches gestiegen.

Als wir endlich am Wandfuß des Hochseilers waren, waren knapp 4h Zeit verstrichen und da wir etwas getrödelt hatten, zeigte die Uhr bereits 13. Was nun folgt, das war uns von vornherein klar, ist kein Kindergeburtstag, aber wir wollten es uns  anschauen um vor Ort zu beurteilen. Die ersten paar Meter sind leichte Kletterei, aber die Beurteilung meiner konditionellen Situation, ergab für mich, hier zu rasten und den Weiterweg nicht anzugehen. Mein Mitgeher Marco hatte mehr Ehrgeiz und kletterte weiter (somit kann ich nur berichten was er mir berichtet hat). Die Wegführung ist gut zu erkennen, aber es handelt sich um Kletterei im 2.-3. Grad und das größtenteils free solo. Erst im oberen Teil kommen 4 Eisengriffe, die aber auch weit auseinanderliegen. KS-Set ist hier keine Hilfe. Bis dahin ist Marco geklettert, der weitere Weg, wäre eine Querung gewesen, die dann zu einem Seil führt, welches über eine Rinne zum Gipfelgrat hilft. Der Aufstieg wäre vielleicht möglich gewesen, aber von oben hätte er auf dem selben Weg Rückwärts gemusst und die Tritte und Griffe in einem Gelände finden müssen, welches keinen Fehler verzeiht. Der Weiterweg über den Grat bis zur niederen Torscharte und dann zurück, war auch keine Option, da waren wir zeitlich zu spät dran. Also siegte die Vernunft und er zog knapp unter dem Gipfel wieder zurück. Credo für den Aufstieg zum Hochseiler braucht man Klettererfahrung und gute Nerven.

Das Kletterabenteuer hat knapp 1h gedauert, so dass es nun 14Uhr war, da wir noch den Lamkopf auf dem Rückweg mitnehmen wollten, hieß es nun keine Zeit zu verlieren.

Auf dem Rückweg machten wir einen kurzen Abstecher zu den Teufelslöchern, dann geht es weiter auf dem Grat Richtung Lamkopf (dieser Bereich T4). Der Gipfel des Lamkopf ist dann unschwer, auf dem weiteren Rückweg zum Matrashaus geht es weiter munter auf und ab, was gute Kondition voraussetzt. Man lässte den Ausstieg des Königsjodler rechts liegen und auch den Ausstieg aus dem Birgkar (wo ein kleiner Blick von oben schon die Gefährlichkeit dieses Weges erkennen lässt) und hat kurz vor dem Matrashaus noch einen steilen namenlosen Gipfel zu  nehmen, ehe man nochmal in eine Scharte muss und dann endlich wieder am Matrashaus ist. Gehzeit zurück vom Hochseiler 3h (Gesamttagestour 7h).

Nach der zweiten sehr angenehmen Übernachtung im Zimmerlager des Matrashaus und sehr netten Gesprächen mit den fachkundigen Hüttenwirten (sind schon 15 Jahre da), hieße es für uns am SA und SO die Überschreitung zu komplettieren.

Also am SA Abstieg zur Ostpreußenhütte (T3, knapp 4h Gehzeit). Auf dem Weg nach unten (wieder viele Schneefelder) haben wir noch den Floßkogel (unschwierig über Grashang zu erreichen) und den Gamskarkogel (ebenfalls unschwierig und markiert) mitgenommen. Der Abstiegsweg zur Ostpreußenhütte hat mir persönlich landschaftlich etwas besser gefallen als vom Arthurhaus. Weil man bereits viel länger das Matrashaus sieht und auch bereits früh einen schönen Blick auf den Hochkönigstock mit übergossener Alm und Hochseiler hat (von unten sieht man auch besser warum wir zum Hochseiler fast 4h gebraucht haben...). Das schwierigste Stück im Abstieg liegt zwischen Floß- und Gamskarkogel. Hier muss man durch ein steiles Steinkar durch,Trittsicherheit und auch Schwindelfreiheit sind erforderlich, an manchen Stellen gibt es Seilversicherungen.

Auf der Ostpreußenhütte angekommen, haben wir uns einen gemütlichen Nachmittag gemacht. Die Hütte ist ziemlich rustikal und hat seit diesen Sommer ein neues Pächterpärchen.

Für den Rückweg zum Arthurhaus gibt es zwei Möglichkeiten. 1. bis Werfen laufen und dann den Wanderbus. 2. die gesamte Strecke (19km, ca. 800 Hm im Aufstieg und 900Hm im Abstieg, Gehzeit 5h, größtenteils T1) laufen.

Ehrensache dass für uns nur Möglichkeit 2 in Betracht kam, auch wenn uns klar war, dass mit unseren Alpinschuhen dieser "Mittelgebirgsweg" nicht unbedingt ein Strandspaziergang werden würde.

Falls das jemand nachmachen will, hier der Wegverlauf: zunächst lange absteigend über
Blienteckalm, kurz hinter dem Schwarzkogel dann nach rechts Richtung Pfarrwerfen abzweigen, -Sonneckhütte-Rapplend, ca. 5min später bei der 2. Überquerung der Teerstaße nicht weiter der Beschilderung nach Pfarrwerfen folgen, sondern nach rechts die Teerstraße weiter absteigend laufen, nach weiteren 5min überquert man ein Flüßchen und die Straße führt nun ansteigend in Richtung eines weiteren Gehöftes von dem es weiter, der Beschilderung folgend in den:-Höllngraben geht (dort mäßiger anstieg auf breitem Fahrweg) - Jagdhaus
Hölln (ab hier beginnt der Aufstieg, der wieder gut Beschildert ist) - Grünmaisalm (ab hier schöner Pfad T2) - Stegalm - Arthurhaus
 



Tourengänger: redsporti


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Kommentare (1)


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Erdinger hat gesagt:
Gesendet am 6. Oktober 2014 um 16:14
Eine Supertour! Kompliment!


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