Tödi: Piz Russein (3614 m) und Piz Dado (3432 m)
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Die Tour begann mit einem Aufruf im HIKR-Treffpunkt, in welchem ich eine(n) Begleiter(in) für Dado und Russein suchte und auf den sich xaendi spontan meldete.
Vom Tierfehd aus liessen wir uns und unsere Bikes am späteren Sonntagnachmittag bis nach Hintersand chauffieren. Auf dem wenig attraktiven, aber bezüglich Umgebung spektakulären Hüttenweg wurden wir nicht ganz unerwartet "geduscht". Es war aber kein Gewitter, nur eine sommerliche Überentwicklung, und so warm, dass wir darauf verzichteten, Regenkleidung zu montieren. Was uns beiden zur Erkenntnis verhalf, dass gleich beide unserer Rucksäcke lecken.
Die Hütte war nur knapp besetzt - sechs Gäste - das kommt meinem Hütten-Ideal-Szenario schon sehr nahe.
Bei Tagesanbruch starteten wir nach dem Frühstück so, dass es bereits hell genug war, um nicht über Steine zu stolpern und/oder uns in den Bächen nasse Füsse zu holen (ca. 05:15 Uhr).
Wer den Bifertenfirn schon lange kennt, kann sich angesichts des mittlerweile eher kümmerlichen Gletschers einer gewissen Wehmut nicht erwehren. Bei der Grünhornhütte steigt man heute gegen 100 m hinunter in ein breites, nur spärlich von Eis gefülltes Tal. Keine Spur mehr vom unteren Eisbruch, der noch vor wenigen Jahren dort bis an die Felswand reichte.
In diesem "Tal" hinauf zur Schneerus. Eine Eiszunge reicht dort ein Stück hinauf, dann kommt eine Felsstufe. Gewohnt, die erstbeste begehbare Passage zu nehmen, wollte ich in den Fels einsteigen. Doch xaendi entdeckte rechtzeitig, dass seitlich eine Passage in die Gelbe Wand genagelt ist. Vielleicht sollte ich häufiger auf "ausgerüsteten" Routen unterwegs sein, damit ich mich überhaupt nach Steighilfen umschaue ..
Der Übergang vom Eis zum Fels war noch gut zu machen, wird aber in Bälde alles andere als trivial sein.
Im Aufstiegsbereich der Gelben Wand wird die geologische Karte neu gezeichnet werden müssen. Hier steht neben dem namengebenden ockerfarbenen Rötidolomit - lagerichtig - eine rechte Schicht roten Quartenschiefers an. Und seltsamerweise ein Band aus schwarzen, plattig-bröckelndem Gestein, fast sicher Flysch.
Oberhalb dieser Stufe ist es für zwei Stunden nur noch weit - und es wird zunehmend heisser. Irgendwann queren wir die Aufstiegsspur der Route Porta da Gliems - Tödi und steigen zur Russeinpforte auf. Wer da hinunter schaut, will nicht so recht glauben, dass die Erstbesteiger um Placidi Spescha (wie immer noch kolportiert wird) ausgerechnet diesen misslichen Tritt als Aufstiegsroute gewählt haben sollen.
Vom kleinen Windkessel bei der Russeinpforte zum Piz-Dado-Gipfel ist es nur noch ein kurzes Stück, der ganze Abstecher ist technisch einfach. Nur der Schnee wird zunehmend "tiefer", da hier oben kein Gletschereis (mehr) den Neuschnee stabilisiert.
Noch ist die Sicht ausgezeichnet, Finsteraarhorn und die Walliser 4000er sind zu sehen, und sogar der Mont Blanc ist auszumachen. Doch schöner sind natürlich die "Höger" der unmittelbaren Umgebung, die ich aus eigener Anschauung kenne ;-)
Anschliessend Abstieg, Queren zur Spur beim Schlussaufstieg und dann den letzten Hang hinauf. Schon längst sind die ersten Seilschaften im Abstieg. Kein Wunder, die sind um 3 Uhr morgens bei der Puntegliashütte gestartet - für eine Route, die kürzer und technisch einfacher ist als unsere.
Auf dem Russein-Gipfel herrschen perfekte Verhältnisse: Kein Nebel, warm, fast windstill. Die zwei Berggänger, die hier stehen, sind durch die Südwestwand-Route aufgestiegen. Gemäss Auskunft ist das bereits gut begehbar.
Einer von ihnen startet mit dem Gleitschirm auf dem Gipfel in Richtung Planurahütte und kommt gut weg. Für mich ähnelt das Basejumping: Jeder Fehler wäre einer zuviel.
Der andere will via Porta da Gliems - Sandpass zur Planurahütte zurück. Zusammen eine stolze Tageswanderung, vor allem in der Bruthitze der Sandpass-Südflanke.
Solche Ambitionen haben wir nicht. Wir wollen nur noch heim - also auf zum Gwaggel hinunter zur Schneerus. Die Brücke über die grösste Spalte war mittlerweile eingebrochen, was zu einer kleinen Akrobatik-Übung führte. Sonst verlief der Abstieg soweit ereignisarm, ist aber wegen Länge, Hitze und Gegensteigung bei der Grünhornhütte doch recht happig.
Nach einem Bad im Hütten-Seeli und einem Bierchen gehts hinunter zu den Bikes. Die Fahrt Hinter Sand - Tierfehd ist zwar ein ruppiger Ritt, aber dem endlosen Fussmarsch allemal vorzuziehen.
Damit hat auch der Piz Dado eine HIKR-Besteigung: Bei meinem HIKR-Glarnerberge-Projekt fehlen jetzt nur noch zwei von über 300 Gipfeln. Dank an xaendi für die angenehme Begleitung!
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