...10 Monate Hikr-Abstinenz! Hinter mir liegt eine Nepal-Reise mit Umrundung des Dhaulagiri, die Besteigung des Thapa Peak 6013 sowie einige Ski- und Bergtouren. Unterwegs war ich nach wie vor in meiner geliebten Bergwelt und nun zurück mit einem Bericht über DEN BERG, den MR. T!
vauacht ist zurück aus den USA und so richtig Berghungrig. Es hätte keine bessere Anfrage sein können als die des majestätischen Piz Russein zu besteigen. Organisiert von Gabi( www.bergzyt.ch) zusammen mit ihrem BF Hans, zwei Aspiranten und 20 Teilnehmern. Nicht gerade meine bevorzugte Wahl aber um den Tödi gemütlich und in Ruhe zu begehen alle Mal OK. Zumal ist nun die Vorfreude auf eine Winterbegehung noch grösser! :-)
"wieso fahrend ihr nöd hinderä?!" fragte ein wartender Taxi-Chauffeur beim Parkplatz in Tierfehd uns ebenso wartend mit Bike auf unser bestelltes Bus-Taxi. "will's mi agurkt" war prompt die Antwort von
vauchacht. Herzhaft lachte der Taxi-Chauffeur und meinte, das sein mal eine ehrliche Antwort. Der Bus-Transport war an diesem Tag hoch erwünscht. Unsere Lenkerin hatte kaum Zeit für eine Zigaretten-Pause, war aber überaus freundlich und erklärteso einiges lokales-wissenswertes bei der Fahrt nach Hinter Sand P1300.
Ohne Schweisstropfen und verschwitztem Shirt - übrigens es lohnt sich echt nicht mit dem Bike sich die sehr steile Strasse hoch zu quälen - erwartete uns
NoWorries der uns zum Hüttenzustieg begleitete. Quasselnd wie Waschweiber um kurzerhand die letzten 16 Monate gegenseitig zu erzählen, war der Aufstieg äusserst kurzweilig. In 2 Stunden und mit rund 850HM erreichten wir die Friedolinshütten. Der bekannte, wuschelige Blondschopf begrüsste uns auf herzliche Art und Weise. Gestärkt mit Speis und Trank eilte
NoWorries an aufsteigenden Berggän gern vorbei, die wohl meinten er sei der Koch der das Aromat im Tal vergessen hätte :-) runter. Für ihn war es eine Trainingseinheit für Kommendes Höheres.
Die mit viel Bergliebe und Herzblut geführte Hütte war bis auf den letzten Platz gefüllt. Dementsprechend war die kurze Nacht kaum erholsam. Um 03.00 Uhr langten die Einen herzhaft am Frühstück zu, die Anderen knabberten eher lustlos am Stück Brot herum. 03.45 Uhr war Aufbruch bei Sternenklarheit und milden Temperaturen. Noch am Vorabend wurden die Teilnehmer zugeteilt. Uns "preichte" es zu Hans in die erste Gruppe. Mit angenehmen Tempo ging es erst mässig ansteigend, dann immer steiler zur Grünhornhütte P2448. Der Alpin weg wurde rauf wie runter bestens mit Kettensicherungen entschärft. Ein Stück weit nun auf dem Firn hoch zur Gelben Wand. Zugegeben die Schneerus ohne Schnee sieht unwirklich aus, d.h. da geht es im Winter hoch wie runter?
Klettersteig an der Gelben Wand. Diese wurde mit Eisenbügeln und Ketten eingerichtet. Bei einer Stelle ist kurz beherztes Bizepstraining angesagt und mit flottem Hau-Ruck ist es geschafft. Es gibt einige Früchstücksplätze so auch auf dem Weg zum Mr. T! Dort angekommen deponierten wir unnötiges wie Pickel - obschon einer gar die Zahnbürste hoch trug - und machten eine kurze Pause. Von diesem Platz nun wieder gesichert runter und mit einem grossen Schritt rüber zum Bifertenfirn. Dies dürfte aus meiner Sicht auch die Schlüsselstelle der ganzen Tour sein, der Übergang vom Fels zum Firn. Gerade jetzt noch sei es kein Problem, so Hans, aber in 2-3 Wochen werde diese Stelle immer problematischer. Der wunderbare Sommertag kündigte sich in all seinen Farbnuancen an, immer wieder ein bezauberndes Naturschauspiel - ach wie liebe ich es!
Nun mit Steigeisen watschelnd und sanft ansteigend über den spaltenreichen Bifertenfirn an den Seracs vorbei.
vauacht hatte kurz einen Leistungseinbruch und seine hintere Seilpartnerin indes auch. So hingen mir gleich zwei im Seil -
vauacht du "schwera Sack!" ;-) Ein Stück weiter unten der Klage-Mauer pausierten wir nochmals um für das letzte Stück genügend Power zu haben. Übrigens kamen wir recht flott voran trotz 6-er-Seilschaft. Die Klage-Mauer kam mir gar nicht klagend vor und ich hatte noch genügend Saft um meine zwei hinter mir regelrecht hoch zu ziehen....puuuhhh.
09.00 Uhr - überaus glücklich und strahlend wie ein Atomkraftwerk stand ich ENDLICH auf dem TÖDI, Piz Russein. Das Wetter hielt, keine Wolke weit und breit dafür eine Weitsicht die alles bot was Bergrang- und Namen hat! Der Wind war etwas "scharf" doch das war mir so was von egal. Wir warteten bis alle Seilschaften den Gipfel erreichten, erst danach machten wir uns zum flotten Abstieg auf. Der mittlerweile aufgeweichte Schnee war nicht Jederfrau's Sache und die Müdigkeit schlich sich wohl auch in die Muskeln. Somit kamen wir im Abstieg sehr langsam voran aber ich hatte Verständnis, so erging es mir auch in den Anfängen.
An den Kletterstellen in der Gelben Wand gab es Stau. Ich nutzte das Terrain für meine Trittsicherheit. Freudig bemerkte ich den extremen Unterschied der Sohle meines neuen Bergschuhs gegenüber den Ausgelatschten. Hasste ich noch vor einem Jahr diesen bröseligen Untergrund, so lief es sich jetzt wie von selbst *Freude* :-). Mit dem Gegenanstieg zur Grünhornhütte war es dann auch fast geschafft. Um Kurz vor 12.00 Uhr erreichte ich die Hütte und gönnte mir eine deftige Käseschnitte. Bei 2300 Höhenmetern an einem Tag - klar der passende Snack.
Der höchste Gipfel der Glarner Alpen wahrlich ein majestätischer Charakter-Berg mit einer Ausstrahlung und Mystik. Von weit her sieht man diesen Koloss, dieses Bergmassiv - der eindrücklichste Blick ist wohl der bei der Fahrt ins Glarnerland. Ich danke dir du schöner Berg, dass du mich auf dich liessest und so hoffe ich denn auch mal im Winter mit Skiern!
Danke auch an N der mit seinen zwei herzlichen Mails keinen unwesentlichen Beitrag dazu geleistet hat für diesen Bericht ;-).
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