Now is the winter of our discontent .. - Magerrain (2524 m) und Erdisgulmen (2293 m) via Spalte

Now is the winter of our discontent
Made glorious summer by this sun of York
Shakespeare, Richard III

Vermutlich hat Shakespeare mit seinem 'winter of discontent' nicht den Winter 2013 gemeint. Doch da der immerhin bis Ende Juni dauerte, wurde er von vielen als solcher empfunden. 

Doch mittlerweile wurde es wirklich innert kürzester Zeit ein 'glorious summer', der bei seriöser Planung bereits Wanderungen in mittlere Höhen erlaubt.

 

Bei meinen bisherigen Bike & Hike-Touren war ich immer direkt von daheim losgefahren. Das geht beim Murgtal nicht mehr so gut, da die Anfahrt via Kerenzerberg doch recht mühsam wäre. Darum bin ich heute mit dem Bike erst etwas hinter P. 603 gestartet. Die Strasse durchs Murgtal ist sehr bike-freundlich - guter Belag und vernünftige Steigung. Und unter der Woche wenig Verkehr.

An sich kann der ambitionierte Biker praktisch bis zur Fischerhütte "fahren"; tatsächlich ist der Übergang über die Widersteiner Furggel durchaus beliebt. Aber das ist weniger mein Ding. Also nur bis zum zweiten Parkplatz am Ende des Waldes.

 

Ab da per pedes nach Mornen und von dort auf dem markierten Weg nach Alp Erdis. "Weg" umschreibt die Realität nur unzureichend. Beträchtliche Strecken sind eher Morast, Bachläufe oder Spurensuche durch hüfthohe Lägerpflanzen. Und gleich wieder kunstvoll gestufte Alpwege mit wunderschönen Ausblicken und stattlichen Arvengruppen am Wegrand.

 

Bei gut 1800 m bin ich direkt den Hang hinauf und habe den Grat knapp westlich von P. 2235 erreicht. Ab hier nicht auf den Westgrat, sondern auf einen wenig auffälligen Buckel im Hang etwas links davon. Da führt eine recht gute Wegspur durch den Hang hoch direkt in die Senke zwischen den beiden Magerrain-Gipfeln (T3). Im Gegensatz zu den deutlich tiefer liegenden Mulden beidseits des Spitzmeilen war der Weg völlig und der Hang weitgehend schneefrei.

 

Beim Abstieg zuerst wieder auf der Spur, bald jedoch den steilen Hang querend zur Scharte, die marmotta für seinen eher abenteuerlichen Abstieg benutzt hat.

 

In HIKR finden sich Berichte, nach welchen der Türli-Übergang weiss wie schwierig sein soll. Wer die richtige - nämlich die tiefste - Scharte nimmt, findet dort eine ganz gute Wegspur, kaum über T3, die nach Calans hinunter führt.

Gleich links davon beginnt der Einstieg zur berühmten "Spalte". Zur Zeit fehlt im steilsten Tritt ein Stück Seil. Nicht wirklich dramatisch, aber doch etwas schwieriger als auch schon.

 

Die Spalte selber ist immer wieder eindrücklich.

 

Dann über den Erdisgulmen, mit dem Plan, auf dem Wanderweg nach Erdis abzusteigen. Ständig trieb die Thermik Nebel über die Grate. Warum auch immer: Ich hatte angenommen, bei der Abzweigung wäre ein Wegweiser. Erst ein ganzes Stück weiter dämmerte es mir, dass es da gar keine Abzweigung und darum auch keinen Wegweiser gab. Zurück war mir zu mühsam, so bin ich im Nebel den doch sehr steilen Hang bei P. 2286 heruntergestiegen (T5). Knapp vor Alp Erdis kam ich in den Weg, auf dem ich dann die noch fast 1000 m zum Bike zurück ging.

 

Etwas lange, aber ausserordentlich lohnende Tour auf einen der höchsten Gipfel der Spitzmeilengruppe. 

Prächtige Blumen, aber wenig Aussicht, da schon am Vormittag ständig Nebelschwaden um die Grate getrieben wurden.