Versuch Weißseespitze (3518m) Nordwand bei Nacht


Publiziert von pete85 , 29. März 2013 um 09:58.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ötztaler Alpen
Tour Datum:28 März 2013
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   I   A-T 
Zeitbedarf: 5:15
Aufstieg: 590 m
Abstieg: 590 m

Das letzte Mal bin ich vor 2 Jahren durch diese NW geklettert. Damals bei gutem Firn und noch durchgehendem! Eis. Im Sommer 2012 ist die Nordwand leider soweit abgeschmolzen, dass über - ich kann nur schätzen - etwa 80 Hm kein Eis mehr vorhanden ist und das leider an der ehemals so schönen Schlüsselstelle.

Als Eingehtour dennoch empfehlenswert, denke ich, solange der Fels (zumindest weitgehend) von Firn überdeckt ist. Durch die Webcam konnte man sehen, dass eine durchgehende Linie vorhanden war. Was den Firn anging war ich aber eher skeptisch. Einmal wegen des zurückliegenden Wetters und dann auch wegen der Jahreszeit - leider sollte ich in der Hinsicht Recht behalten.

Wir starteten um 13:30 Uhr in München und kamen gegen 17:00 Uhr im Kaunertal an.
Start der Tour war dann 18:38 bei leichtem Schneefall und teils starkem Wind (wie vorhergesagt). Die Lawinensituation war aber soweit o.k..
Der erste Teil der Tour führt über die Skipiste, danach zweigt man nach Süden zur Wand ab. Bis zur Wand gingen wir mit Schneeschuhen. Durch den Schneefall, die Dunkelheit (durch die Bewölkung, sonst sieht man eigentlich auch Nachts ganz gut) und die Spindrifts im Sekundentakt, konnte ich den Routenverlauf teilweise nur erahnen. Bei dieser Wand aber nicht so schlimm, prinzipiell könnte man sie wohl überall durchsteigen, wenn auch im bloßen Blockgelände wegen des Bruchs nicht ratsam. Meine Hauptsorge war zu weit nach Westen zu steigen und so die Wand "abzukürzen".
Nun kam es so, dass ich im mittleren Teil etwas zu weit nach Westen kam (war mir dort noch nicht bewußt, ich dachte es sei die "alte" Schlüsselstelle) und wir etwa 50 Meter Felsgelände, garniert mit losem Schnee zurücklegen mussten. (Oben konnte ich leider nicht M2 eingeben, deswegen die II). Das Hauptproblem beim Klettern in diesem Gestein ist die Brüchigkeit und die Abwärtsschichtung (zumindest in diesem Bereich), was das Platzieren der Eisgeräte erschwert. Durch die Pulverschneegarnierung lässt sich nur schwer erkennen was trägt und was einem gleich entgegenkommt, die reine Schwierigkeit war aber nur etwa M2. Sehr schön waren aber auch die ständigen Lockerschneerutsche von oben, welche Pickel und Hände begruben. ;)
Oberhalb dieser Stelle wurde dann der gewollte Routenverlauf wiedergefunden. Dennoch hatten wir zu diesem Zeitpunkt schon 3 Stunden benötigt, was daran lag, dass nur ein dünner Harschdeckel vorhanden war. Durch diesen brach man durch und dann nicht selten bis zum Knie oder bis zur Hüfte ein. Und das im durchschnittlich 20-35° steilem Gelände - da wüllt man sich dann hoch! An manchen Stellen benötigten wir so pro Höhenmeter eine Minute, man kam einfach nicht voran und ließ dennoch viel Kraft. Nachdem wir die mixed-Stelle hinter uns gebracht hatten, kam die "eigentliche" Schlüsselstelle. Etwa bis zu 50° steil und in gutem Firn (aber den hatten wir ja nicht...) ein absoluter Genuß. Im unteren Bereich hatte man häufig Felskontakt und brach wieder sehr tief ein, im oberen Teil (ich hatte auf Firn gehofft, wenigstens im Steilgelände), kam immer mehr und immer tieferer Pulverschnee hinzu. Nachdem wir bis zu diesem Punkt (3360 m) knapp 4 Stunden benötigt hatten, die Verhältnisse immer schlechter (man kam durch den bis zu 2m tiefen Pulverschnee kaum noch voran, es war kein Höhersteigen sondern nur noch ein Hochwühlen durch die NW) und die Hände durch das Ständige Wühlen im Schnee und das langsame Vorankommen immer kälter wurden und ich somit für die restlichen 160 Hm mit 1,5-2 h rechnete, entschieden wir uns für einen Abbruch. Das war um etwa 22:40 Uhr. Wir sind dann auf dem Hosenboden die NW heruntergerutscht (in entsprechender Distanz und seitlich versetzt) und standen etwa 50 Minuten (23:30 Uhr) später wieder am Auto auf 2750 Metern Höhe.

Fazit: War noch etwas früh im Jahr. Ganz besonders die Pulverschneeauflage auf den Felsen nervt! Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Nordwand im April/Mai entwickelt. Die Bewertung ZS ist den Verhältnissen geschuldet und das M2 meiner "Variante". Früher (auch vor 2 Jahren) war diese NW ZS-. Aber auch hier muss man sehen wie sich das mit dem weiteren Abschmelzen verändert. In meinen Augen wird es auf Dauer durch das brüchige Gestein und das kurze Zeitfenster für gute Firnverhältnisse schwieriger werden auf gute Verhältnisse zu treffen. Prinzipiell sollte sie aber bei durchgehendem Firn noch in ZS- möglich sein, steiler ist sie nicht geworden. ;)

Tourengänger: pete85


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