Aufstieg im Winter, Abfahrt in den Sommer - Weißseespitze NW & Fluchtkogel


Publiziert von simba , 27. Mai 2014 um 13:05.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ötztaler Alpen
Tour Datum:24 Mai 2014
Hochtouren Schwierigkeit: ZS-
Ski Schwierigkeit: ZS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   A-T   I 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1950 m
Abstieg: 1950 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit PKW zum Parkplatz Weißseeferner. Der Bus fährt nur zweimal am Tag und leider nicht zu für Frühjahrstouren geeigneten Zeiten.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Zweiten PKW am Fernergries parken. Alternativ gibt es einen einzigen Bus, der um ca. 14:15 Uhr wieder von dort hoch zum Weißseeferner fährt, sobald die Ochsenalmsesselbahn außer Betrieb ist.
Unterkunftmöglichkeiten:Vernagthütte Winterraum (Hüttenschuhe mitnehmen; Bach 40 Meter in Richtung SW schräg unterhalb der eigentlichen Hütte; sonst Schnee schmelzen)

So richtig passten Wetter und Wochenendtage für eine zweitägige Abschlussskitour im Mai nicht zusammen. Meist ging sich am Wochenende nur ein schöner Tag aus. Doch unsere Geduld wurde schließlich belohnt - das letzte Maiwochenende bescherte uns zwei traumhafte Tourentage auf dem gigantischen Gepatschferner und seinen Bergtrabanten.

Schwer war der Rucksack - mit den Ski dran und Winterraumgepäck umso mehr - und so war der Anstieg durch die Nordwand der Weißseespitze im teils sehr tiefen Trittschnee ziemlich zäh. Der kalte Wind kühlte die Schneedecke sehr effektiv und so war die anschließende Abfahrt ins Becken des Gepatschferners unter der Zinne eher von der harten Sorte; aber immerhin gings trotz geringer Steigung flott bergab.

Als Übergang zur Vernagthütte hatten wir uns das - eher selten begangene - Untere Guslarjoch auserkoren. Nachdem dieses angepeilt war, wurde uns auf dem gigantischen Plateau des Gepatschferners schnell bewusst, wie lange man für knapp 150Hm brauchen kann - dank quasi inexistenter Steigung in Kombination mit enormer Strecke ziemlich lange. Nach diesem Hatscher war der sehr steile Anstieg zum Joch (ca. 35°) eine willkommene Abwechslung, wenn auch wegen des mittlerweile stark durchfeuchteten Schnees ziemlich anstrengend.

Im zuoberst besten und später immer nasser werdenden Firn erfolgte die Abfahrt über den Guslarferner. Zur Meidung der Spaltenzonen sollte man sich dabei mittig halten. Schnee gabs genug bis zur Brücke unterhalb der Vernagthütte, welche wir durch einen abschließenden Fußaufstieg von ca. 100Hm erreichten. Angesichts des dabei wieder viel zu schweren Rucksacks fiel es uns nicht schwer, uns dessen ess- und trinkbare Inhalte am Abend und nächsten Morgen gänzlich einzuverleiben.

Nach einer angenehmen Nacht im Winterraum der Vernagthütte stiegen wir am nächsten Tag direkt über die Becken nördlich der Moräne zum Guslarferner auf, den wir nach einer kurzen Zwischenabfahrt erreichten. Über den angenehm geneigten Gletscher und einen kurzen Steilhang erreichten wir das sehr windige Obere Guslarjoch und von dort über den steileren Gipfelhang in Kürze mit Ski an den Füßen den Gipfel des Fluchtkogel, dessen Kreuz derzeit noch fast zur Gänze eingeschneit ist.

Der steile Gipfelhang des Fluchtkogels ging bei harten Firnverhältnissen in der Abfahrt leider viel zu schnell vorüber. Anschließend querten wir ziemlich flach und mit ein, zwei Schiebestücken um die Felsbastion der Ehrichspitze herum, auf der sich auch das Brandenburger Haus befindet. Man halte sich dabei nicht zu nahe an den Felsen, weil dort eine Spaltenzone ist, drifte aber auch nicht zu weit nach links von der Insel weg, weil es dort ebenfalls große Spalten gibt. Letztlich gibt das Gelände die richtige Abfahrtslinie aber recht gut vor.

Nach Umfahrung der Felsbastion cruisten wir in bestem "Zisch-Firn" über den Gletscher und hielten uns dabei immer leicht links (NW) in Richtung der linken Zunge des Gepatschferners. Dort bildete die sog. "Münchner Abfahrt" das Highlight und den schneebezogenen Abschluss unserer Tour: Der riesige, offene und durchweg steile Nordhang (oben bis zu 40°) bot uns besten Firn und leider ging dieser dann viel zu schnell zu Ende, denn auf ca. 2200m war Schluss mit Schnee und damit auch mit Wintertouren für diese Saison - eine starke Stunde durfte das Abfahrtsgerät dann allerdings noch bis zum Auto am Fernergries getragen werden.

Anforderungen im Einzelnen:

- Nordwand Weißseespitze - Hochtour ZS-
- Abfahrt Weißseespitze - SKT L
- Aufstieg Unteres Guslarjoch - SKT ZS (nur der letzte Hang, Rest: L)
- Abfahrt Vernagthütte - SKT WS
- Aufstieg Fluchtkogel - SKT WS
- Abfahrt Fernergries ("Münchner Abfahrt") - SKT ZS+


Tourengänger: simba


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