Am Busen der Natur


Publiziert von Zaza , 21. September 2012 um 20:07.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Jungfraugebiet
Tour Datum:21 September 2012
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 2000 m
Abstieg: 2400 m
Kartennummer:1248

Heute hätte ich eigentlich im Garten arbeiten wollen/müssen/sollen. Aber am Morgen war das Wetter so schön, dass ich zum Schluss kam, der Garten möge warten und mich mit ein paar Karten und vagen Ideen auf den Zug nach Interlaken begab. Am interessantesten schien mir zuerst der Grat zwischen Sefinenfurgge und Hundshorn (Hundsflue), aber unterwegs stachen mir dann die wilden Zacken ums Ghudelhorn ins Auge und ich erinnerte mich, dass axi sie im letzten Jahr mal heimgesucht hatte. Machbar sollten die Gipfel also sein.

So starte ich also in Gimmelwald ohne Routenbeschreibungen, eine kleine Expedition ins Unbekannte. Zuerst folgt der Abstieg ins Sefinental, dann der Wiederaufstieg auf dem Wanderweg Richtung Tanzbödeli, den ich gegen 1800 m verlasse, um Richtung Schafhornlücke zu gehen. Hier treffe ich einen netten, schwer beladenen Jäger. Er hat heute morgen seine Gams geschossen und trägt sie nun zunächst zu seiner Jägerhütte, in die er mich nach meiner Tour einlädt, und danach weiter ins Tal. Von der Schafhornlücke erklimme ich den Westgipfel des Schafhorns, der möglicherweise etwas höher ist als das im obersten Abschnitt offensichtlich schwierige Schafhorn.

Vom Gipfel sehe ich, dass die Schutthalde östlich unter der Schneeigen Lücke bereits von Neuschnee bedeckt ist. Das kann ja mühsam werden...und ist es auch. Etwas heikel quere ich den Hang bis unter die Felsen des Nordgrates des Ghudelhorns. Hier ist der Aufstieg nun wieder besser machbar und schneefrei. Etwas vor der Schneeigen Lücke steige ich über einen steilen Hang aus Gras und Schrofen gegen den Grat an bis zu einem Grassattel, von wo das Ghudelhorn mit einem kleinen Bogen nach rechts (östlich) zu erreichen ist. 

Zurück im Grassattel steige ich durch das Couloir vorsichtig nach Westen ab (was im Winter deutlich einfacher war). Dann quere ich an die Wand, wo sich eine Gemsspur findet, die dem Westgrat des Ghudelhorns entlang führt. Ziemlich genau westlich des Hinteren Busenhorns starte ich einen ersten Versuch, den Grat über einen steilen Hang aus Gras und Schrofen zu erreichen, was ich etwa 40 Meter unter dem Gipfel abbreche, da zu heikel. Also retour, weiter der Wand entlang queren, bis ich über einen einladenden Grashang (auf der LK gut zu erkennen) in einen Sattel nördlich des Hi. Busenhorns steigen kann (auch Gemsspur vorhanden). Von hier in vorsichtiger Kletterei (II) über zwei kleine Vorgipfel hinweg zum Hinteren Busenhorn.

Zurück im Sattel gehe ich kurz runter Richtung Osten, um dann auf die grasige Rampe zu queren (vgl. LK), die dem Fuss der namenlosen Zwischengipfel entlang zum Sattel südlich des Ebenhorn (LK: Aabehorn) führt, eine Gemsspur ist vorhanden. Der Gipfel ist von hier etwas links haltend ohne Probleme zu erreichen.

Nach schuttiger Querung des mittl. Busentales stellt sich die Frage, welches denn das mittlere Busenhorn ist. P. 2200 sieht von hier schwerig aus, ein regelrechter Turm. Aber rechts davon ist ein höherer Gipfel, der bekömmlicher aussieht. Also auf in die Lücke zwischen den beiden. P. 2200 ist von hier nach wie vor sehr unnahbar, ich glaube nicht, dass er ohne Kletterei zu machen ist. So steige ich südlich auf zu mehreren Türmchen, die oberhalb des Sattels P. 2171 stehen. Welches der Türmchen das höchste ist, ist unklar; erschreckend brüchig ist der Fels bei allen. So begnüge ich mich damit, auf eines davon die Hand zu heben, denn darauf zu stehen, wäre wohl zu gefährlich.

Nächste Frage...welches ist das Vordere Busenhorn? Der kotierte Punkt 2155 ist ein Turm, der von Westen her wohl erreichbar wäre. Die Kletterei ist kaum mehr als II, aber sehr ausgesetzt und sehr brüchig. Nachdem mir schon beim ersten Anschauen ein kopfgrosser Tritt davon segelt, schreibe ich die Sache als zu gefährlich ab und mache mich auf den Abstieg zur Busenalp. Hier sind die Kühe (und Pferde, Ziegen und Hühner) noch da, morgen erst ist Alpabzug. Die nette Älplerin lädt mich zum Kaffee ein und nach dem Schwatz mache ich noch einen Besuch beim Jäger in seiner Hütte beim Busenbrand. Er erklärt mir noch einen direkten Weg von der Hütte hinunter zum Pfad Stechelberg - Obersteinberg. Dieser Weg ist in bestem Zustand (an einer Stelle Ketten) und mit gelben Zeichen und Pfeilen markiert. Er dürfte die direkteste Verbindung darstellen, wenn man von Stechelberg oder Trachsellauenen zur Busenalp gehen möchte.

Tourengänger: Zaza


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Kommentare (4)


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Gelöschter Kommentar

Zaza hat gesagt: RE:Wow
Gesendet am 21. September 2012 um 21:33
Moin

Ja, das habe ich auf der Karte auch studiert von der Seilbahn aus. Der Steilheit nach (vgl. Höhenkurven auf der Karte) wäre das sicher nicht ganz einfach. Aber der Blick in die Nordwände von Äbeni Flue etc. wäre sicher packend. Auch das Wildhorn in der Zone wäre natürlich reizvoll, aber wohl noch schwieriger.

LG, Manuel

BaumannEdu hat gesagt:
Gesendet am 22. September 2012 um 09:41
Spannend, dieses Gebiet.

"laut Führer ein EB"
EB = erfahrener Berggänger und nicht EduBaumann
sowie
BG = Berggänger und nicht Beginner

CarpeDiem hat gesagt: RE:
Gesendet am 25. September 2012 um 17:31
:-))))))))))


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