Valschavielkopf (2696m) und durch ein Blocklabyrinth fast zum Ostgipfel der Schwarzen Wand (2592m)


Publiziert von sven86 , 23. September 2012 um 14:44.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Verwallgruppe
Tour Datum:18 September 2012
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 10:30
Aufstieg: 850 m
Abstieg: 2200 m
Strecke:20 km
Unterkunftmöglichkeiten:Heilbronner Hütte DAV
Kartennummer:AV-Karte 28 Verwallgruppe (1:50k)

Vom Hochjochstock bei Schruns bis zum Valschavielkopf erstreckt sich der etwa 15km lange Madererkamm, durch dessen Südhänge der Wormser Höhenweg verläuft. Die meisten Gipfel werden aber ziemlich bis äußerst selten besucht: Für Höhenwanderer zu schwierig und für die meisten Bergsteiger dürften großen Namen und schwierige Routen fehlen, dazu kommt die große Entfernung und Höhendifferenz aus dem Tal. Im östlichen Abschnitt sind Madererspitze und Valschavielkopf durch markierte Steige erschlossen, dazwischen aber wiederum einsamstes Bergland, für das man schon ein wenig Abenteuerlust mitbringen sollte. So findet man außer den dürren, zuweilen fragwürdigen Zeilen im AV-Führer keinerlei Informationen über diese Gipfel, sodass einmal mehr die Barth'sche Maxime "Selbst sehen, selbst planen, selbst handeln" gilt, auch wenn dann nicht immer alles so funktioniert, wie man sich das vorgestellt hat.

Ich beschreibe diese Tour als Übergang von der Heilbronner Hütte nach Gaschurn; als Tagestour wären die Gipfelziele schon ein strammer Marsch, wobei sehr starke Radfahrer auf dem Fahrweg durch das Valschavieltal bis 2200m auffahren können.

Zunächst ging es auf den unschwierigen und aussichtsreichen Valschavielkopf, der ab dem Valschavieljöchle deutlich markiert ist. Durch welliges Terrain geht es von dort an den Gipfelaufbau heran, der von rechts nach links quer durch die Südflanke gewonnen wird, zuletzt auf dem breiten Blockgrat. Gelegentlich werden dabei die Hände benötigt, für einen "Einser" reicht es aber nicht ganz. Im Gipfelbuch (2009) ist etwa eine Besteigung pro Tag dokumentiert, zumeist durch schwäbische Hüttengäste. Die Aussicht ist brauchbar, insbesondere der Patteriol sticht als markanter Dreizack hervor.

Vom Valschavieljöchle führt der Wormser Weg steil hinab, um dann relativ konstant auf etwa 2200m durch die Südhänge des Madererkammes zu queren.  Nach einem kurzen Stück auf diesem Weg ging es sodann rechts über die flachen Weidehänge empor in Richtung des Ostgipfels der Schwarzen Wand, dann in einer Rechts-Links-Schleife auf dessen grasigen Ostsporn. Hier wende ich mich aber zunächst durch mühsames Blockgelände zur im AV- Führer erwähnten Schwarzwandscharte (2463m), welche die Schwarze Wand vom Fanesklakopf (2539m) trennt. Der dort ansetzende Blockgrat in Richtung der Schwarzen Wand wirkt aber recht mühsam und umständlich, da man immer wieder übermannshohe Riesenblöcke umgehen müsste. Daher steige ich weiter auf dem Ostsporn auf, dessen zunehmend steile Grasschrofen gut gangbar sind.

Bald ist damit aber Schluss, und man muss in das Blocklabyrinth einsteigen, welches vom erwähnten Blockgrat und dem grasigen Ostsporn begrenzt wird. Technisch ist das nicht übermäßig anspruchsvoll (sofern Trockenheit Reibungsgeherei zulässt!), doch erfordern Wegsuche, einige lose Blöcke und tiefe Löcher erhöhte Aufmerksamkeit. Diese Passage von kaum 100 Metern Luftlinie ist daher zeitlich und mental nicht zu unterschätzen. Meine Route führte dabei in einer Schleife zunächst nach Norden durch die Senke zum sich verflachenden grünlichen Blockgrat, der dort recht gut zu begehen war, und dann wieder südlich heran an die etwa 30 Meter lange und knapp 10 Meter hohe düstere Gratschneide des Ostgipfels. 

Diese Gipfelwand ist zwar sehr steil, doch erkennt man an ihrer linken Seite eine Möglichkeit zum Aufstieg. Über schmale, aber bombenfeste Trittleisten und brauchbare Griffe stieg ich einige Meter empor (I+), etwa zwei Meter unterhalb des Gipfels wäre es dann aber vermutlich etwas schwieriger geworden, eine eigentlich gutartige Trittleiste war zudem schneebedeckt und der letzte Kletterzug hätte durch eine mit etwas losem Material gefüllte Verschneidung geführt. Da ausserdem der Gipfelaufenthalt auf dem äußerst schmalen Grat kaum besonders bequem ausgefallen wäre, beschloss ich an dieser Stelle die Umkehr.

Der etwas höhere Westgipfel (auf ihn bezieht sich die Gipfelhöhe von 2592m) sah ebenfalls nicht besonders einladend aus, dorthin wäre es weiter durch das mühsame Blockgelände gegangen und zum Schluss auch sehr steil, genau war das aber nicht zu erkennen. Für weitere Experimente waren Zeit und Motivation ohnehin nicht mehr ausreichend, sodass ich zum Wormser Höhenweg zurück stieg.

Dieser führt teilweise recht aussichtsreich (die weiteren Gipfel des Madererkammes sind aber kaum zu erkennen) nach Westen bis auf die Höhe der Madererspitze, zum Schluss etwas ansteigend. Dort ist dann der Abstieg ins Valschavieltal ausgeschildert, wo ein Fahrweg weiter nach Gaschurn hinabführt.

Schwierigkeiten:
Valschavielkopf: T3+
Schwarze Wand Ostgipfel: T4+, am Gipfelaufbau mindestens I+

Tourengänger: sven86


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Kommentare (3)


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gstuermer hat gesagt: Werde mal mein Glück versuchen
Gesendet am 30. Juni 2015 um 10:41
Hallo Sven,

danke für den Bericht. Werde in der Gegend am Do/Fr mal mein Glück versuchen. Zunächst etwas weiter östlich am Schönverwallkopf/Mitterspitze/Vollandspitze.
Nachdem ich letztes Jahr bereits (auf zwei Tage verteilt) die Überschreitung von Dürrkopf bis kurz vor Frastafaller Spitz gemacht habe, möchte ich nun den Rest bis Fanesklakopf/Valschavielkopf probieren.
Übernachten würde ich gerne in der Roßberghütte. Hast du da schon mal reingeschaut? Notfalls gehe ich auf die Heilbronner, aber bei den Temperaturen und Tageszeiten wäre ein Biwak schon nett.. :-)

Viele Grüße,
Thorsten

sven86 hat gesagt: RE:Werde mal mein Glück versuchen
Gesendet am 5. Juli 2015 um 14:58
Hallo Thorsten,

Das klingt ja sehr interessant und ich bin schon sehr auf deine Eindrücke gespannt. Hattest Du denn zu der Tour im Bereich Frastafaller Spitze auch mal etwas publiziert?

In die Rossberghütte hatte ich nicht reingeschaut, ich habe sie jedenfalls als ziemlich klein in Errinnerung, eben eher ein Notbiwak.

Beste Grüße, Sven

gstuermer hat gesagt: RE:Werde mal mein Glück versuchen
Gesendet am 6. Juli 2015 um 10:16
Hallo Sven,

zu meiner Tour über die Frastafaller Spitze/Schwarzen Wand gibt es leider nicht so viel zu schreiben: bin von Süden auf die Frastafaller Spitze, weiter über Giampspitze in Richtung Schwarze Wand. Alles Ier-Gelände, kein Problem.

Aber der Übergang zur Schwarzen Wand hat es in sich, da ist nix mit Ier (wie im AVF beschrieben). Der Grat ist kaum möglich, bin rechts auf die SO-Seite in übles Schrofengelände ausgewichen. Alles recht heikel, brüchig und ausgesetzt. Kurz vor erreichen des Gipfelgrates fing es gegenüber an zu Donnern - und da die Überschreitung und der Abstieg über den Ostgrat fragwürdig war und noch min. 1-2 Stunden in Anspruch genommen hätte, habe ich es gut sein lassen. Gewitter kam dann natürlich erstmal nicht, hmpf.

Hatte mich dann glücklicherweise doch gegen das Biwak entschieden, es handelt sich wirklich nur um einen einfachen Raum von ca. 2x3 Metern Größe ohne Bett. Also wenigstens ne Isomatte hätte ich noch mitschleifen müssen und ich wollte lieber mit wenig Gepäck unterwegs sein. Deswegen bin ich zur Heilbronner Hütte.
Ein bißchen schade ist, dass es auf der Roßbergalpe weder Notvorräte gibt noch das von außen auf die Notunterkunft hingewiesen wird - die meisten Wanderer auf dem Wormser Weg wüßten gar nicht, dass sie dort Schutz suchen könnten. Auch steht Gerümpel vom Besitzer drin (u.a. Stacheldrahtrolle), machts auch nicht gerade gemütlicher.

Viele Grüße,
Thorsten


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