Tarmac(a)gonia


Publiziert von Henrik , 26. Juni 2012 um 20:00.

Region: Welt » Schweiz » Waadt » Waadtländer Jura
Tour Datum:23 Juni 2012
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VD 
Zeitbedarf: 3:30
Aufstieg: 280 m
Abstieg: 280 m
Strecke:La Sarraz - Croy / Les Charbonnières - Le Sentier
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV
Zufahrt zum Ankunftspunkt:ÖV
Unterkunftmöglichkeiten:Vallee de Joux
Kartennummer:map wanderland

Tarmac steht für eine teergebundene Variante des Straßenbelages und Agonie für das Elend!

 ... da mein vorgängiger Spätdienst erst nach Mitternacht zu Ende ging, hielt ich es für weise auch erst später am Freitag mit Claudia unser verlängertes WE beginnen zu lassen. Dies implizierte einen etwas späteren Aufbruch – wir trafen uns kurz vor 12 in der Schalterhalle, die z. Z. umgebaut wird, angeblich kundenfreundlicher, mehr Automaten und weniger Schalter – mehr hilflose und allein gelassene Kunden dürften das Ergebnis sein. Im ICN sich zuerst nach Yverdon-les-Bains bringen lassen – da wir beide einen Wust von Zeitungen bei uns hatten, liessen wir die Landschaft an uns vorbeifliegen. Am ersten Etappenort brannte die Sonne auf den Bahnhofsplatz, wir setzten uns ein wenig in den Schatten an Gleis 3, wo die S 1 sich heran schob und drinnen im Gegensatz zum ICN die Klimaanlage funktionierte. Ich bat Claudia um Aufmerksamkeit zuhanden der vorbeiziehenden Landschaft, auch mit dem Wunsch, dass wir gelegentlich mal hier eine Tour uns zur Gemüte führen könnten, denn Orbe und Chavornay sind ein Ziel wert. In Cossonay stiegen wir zügig um – eine Station bis nach La Sarraz, die kaum lohnte, sich hinzusetzen. Uns wehte ein ziemlich warmer Wind entgegen, als wir das kleine Städtchen zwischen dem Nozon und der Venoge gelegen, betraten und zielgerichtet hinauf zur „Piscine de la Venoge“ hinaufspazierten. Von der Terrasse lässt sich der Mont Blanc entdecken und auch die Freiburger Gratparade. Wir füllen unsere Wasser- und Salzspeicher, lassen die Seele ein wenig baumeln und lauschen dem Geplätscher der Badenden, denen wir beim Treiben in der Piscine zuschauen können.
 
 ... schon nach wenigen Metern Spaziergang verlassen wir die „Massen“, schlängelt sich der WW durch eine dichte Ansammlung von Buchs, der einen stechenden Geruch abgibt, ein wenig wie Moder. Bei St. Loup treffen wir auf eine weitläufige Spitalanlage, dahinter erheben sich die Falaises du Pompaples (Falaise située dans les gorges du Nozon. En amont du village de Pompaples). Weiteren Falaises begegnen wir nur kurze Zeit später, nach wie vor in der Schlucht des Nozon, in der wir unter schattigen Ästen und einer üppigen Waldvegetation wie erleichtert vom Städtischen und Hektischen uns zunehmend dieser Landschaft zuwenden können. Wir spazieren entlang des Nozon hinauf zur Cascade du Dard, die über eine Steilstufe herabstürzt, nicht spektakulär, dafür kühlend an Sommertagen wie dem heutigen. Wir treten ins Freie, nähern uns Croy, Ausgangspunkt für Pilger und Kulturinteressierte, die mit dem ÖV anreisen, der gemeinsame Bahnhof steht hier für Romainmôtier – Croy.
 
 ... im Abendverkehr führen die SBB nach 17 Uhr zwei Schnellzüge Richtung Vallorbe, die in Croy anhalten, aber nicht in Le Day, unsere nächste Zwischenstation, wo wir hinmüssen. Deshalb ist ein wenig Warten angesagt – ohne Ohrstöpsel, ohne Smartphone, ohne Tablet und sogar ohne Kaffee! Dafür übt man sich im Entdecken von Kleinigkeiten wie Insekten, die vorbeischwirren, oder Raubvögeln, die über einen kreisen, oder man versucht Autokennzeichen zu entziffern oder die Gerüche eines Bahnhofs zu identifizieren. Nur ja keine Beschallung sich wünschen oder eine Chilbi...
 
 ... die S 2, die Vallorbe mit Palézieux verbindet, durchfährt in grossem Bogen den Jura, nach Lausanne fährt sie durch das Lavaux und zuletzt am Westfuss des Mont Pèlerin. Wer den Tatzelwurm TGV in freier Landschaft sich zu Gemüte führen möchte, hat bei Arnex hervorragende Möglichkeiten dazu – kann ich empfehlen.  
 
 ... in Le Day steigen wir um in den NPZ der travys, der für viele Erwerbstätige und Schüler die Verbindung in die Agglo Lausanne stellt. Mit modernem Rollmaterial fahren auch diese in die Zukunft. Südwestlich von Vallorbe und im Tal der Orbe vereinigen sich kurz vor Le Pont aus topografischen Gründen Strasse und Schiene (Col du Mont d’Orzeires und dem Dent de Vaulion)  - am Lac Brenet stossen sie zusammen. Wir sind nun auf 1000 Metern Höhe angekommen. Man spürt förmlich, hier verstreicht die Zeit anders – nicht der Uhrenindustrie wegen, die hier ihren Platz halten konnte, sondern das Licht und der weitläufige Wald, eines der grössten noch zusammenhängenden Waldgebiete der CH findet sich am Lac de Joux, der Petit und Grand Risoux. In Charbonnières verlassen wir die Bahn, schliessen uns einem Einheimischen an und erfahren Aktualitäten und Empfehlungen. In der Ortsmitte schliesslich unser Nachtlager, das Hôtel Restaurant du Cygne, so wie es uns aussen empfängt, so erleben wir es auch: einfach und preiswert. Aber die Küche überzeugte, und unsere Rumpsteaks schmeckten hervorragend, Minuspunkte gab es bei den stumpfen Messern, die wir noch am Tisch beklagten und Ersatz erhielten. Der Humagne Rouge aus dem Wallis mundete vorzüglich... das Sorbet Valaisan wurde uns fast aufgeschwatzt, sollte es doch hausgemacht und mit der „grünen Fee“ veredelt worden sein – Angeberei!
 
 ... die Betten hielten unseren kritischen Erfahrungen eher nicht statt! Dafür wehte am Samstagmorgen ein frischer Morgen uns entgegen. Dass der Ort die Wiege des Vacherin in seiner Zeile hält, erfuhren wir erst zuhause auf dem Web – davon war weder beim Einheimischen am Vortag die Rede noch im Hotel/Restaurant! Bereits um halb zehn standen wir marschbereit am Carrefourre. Zuerst wendeten wir uns westwärts, hinauf zur Alpage Le Chalottet, die den Sommerbeginn mit dem Fest zu Sankt Hans anwarb. Und wieder befanden wir uns auf einem WW mit Hartbelag, sprich Asphalt, diese Erfahrung haben wir ja auch schon im April gemacht – in der Romandie scheinen sich aber die Pédestres an diesem Umstand nicht zu stören... Auf dem Vorplatz der Buvette wummerte ein Woofer, auf den Weiden standen Esel und Rinder (...), aber eben Chilbi muess sy! Von hier aus wollte ich direkt in den Wald, mannshohe Zäune verwehrten das, somit wanderten wir zuerst mal eine gute ¾ h auf Hartbelag. Über Juraweiden fanden wir schliesslich unseren gewohnten Untergrund, inmitten von weidenden Kühen und zettelnden Traktoren, die das geschnittene Gras wendeten. In Le Lieu setzten wir uns in den knappen Schatten im Restaurant Hotel-de-Ville in der Grand Rue 3 als einzigste Gäste... (erfreulich preisgünstig und gut).
 
 ... den Serpentinen folgend fanden wir den Weg hinunter zum Lac de Joux, an PicNic-Plätzen vorbei, an Nadelgehölzen und Wachholder-Stauden. Natürlich finden sich auch an dieser Seeseite viele private Grundstücke – allerdings ohne grosse Umwege gehen zu müssen, folgt der Spazier- und WW meist dem Wasser entlang. Und hier sind wir bald nicht mehr alleine. Provokativ sind uns drei junge Teenies aufgefallen, die den Spazierweg kurzerhand zu ihrer Eventklause erhoben haben – sie legten sich samt Badetüchern mittig auf diesen.
 
 ... beim Flecken La Golisse führt der WW durch ein Naturschutzreservat, das einen an nordische Gefilde erinnern lässt: Birken, die Orbe mäandert hier, ein Bohlenweg. Das Hotel de la Post in L’Orient ist unser nächstes Nachtlager – ohne Express! 


Drei Tage mit Claudia im Jura - bei denen Claudia insbesondere durch  Mückenstiche (ca. 30) belästigt wurde, eine Leidensgeschichte kurz vor dem Schlafengehen.


Tourengänger: Henrik
Communities: Touren und Tafeln


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Kommentare (4)


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bidi35 hat gesagt: Tarmac...
Gesendet am 26. Juni 2012 um 21:19
...hat das mit geteerten Strassen zu tun????
und...die Orbe mäandert...was bedeutet das????

LG Heinz

Henrik hat gesagt: RE: Tarmac...
Gesendet am 26. Juni 2012 um 21:26

Lieber Heinz

Im Titel heisst es Tarmac, im ersten Satz zum Bericht habe ich die Erklärung von wikipedia übernommen...

Die Orbe mäandert...dazu meint Wikipedia...

Und zuletzt Danke für das "de"!

Aufmerksame Käffeli-Geniesser sind willkommene Leser.

GLG

Henrik

CarpeDiem hat gesagt: RE: Tarmac...
Gesendet am 27. Juni 2012 um 16:45
Man hat nie ausgelernt...

CarpeDiem hat gesagt: Treffend...
Gesendet am 27. Juni 2012 um 16:50
...und Henrik-like hast Du das alles wieder beschrieben.

Herzlich, Anne-Catherine


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