Biwak am Fusse des Balmhorns


Publiziert von Mel , 18. September 2011 um 14:00.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Frutigland
Tour Datum:16 September 2011
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m
Strecke:Sunnbüel - Balmhorn-Biwakplatz - Schwarzgletscher - Sunnbüel
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Sunnbüel
Kartennummer:1267

Eigentlich hätte ich diesen Bericht ja gerne mit "Balmhorn 3698m" betitelt. Doch leider muss ich mich noch etwas gedulden, bis ich dieses Ziel in mein Gipfelbuch eintragen kann. Doch der Reihe nach:

Wir starten am Freitag Nachmittag bei sommerlich warmen Temperaturen und voll bepackten Rucksäcken bei der Bergstation Sunnbüel und marschieren erst ein stückweit der "Wanderautobahn" zum Gemmipass entlang. Nach Punkt 1899, in etwa auf der Kantonsgrenze Bern / Wallis, verlassen wir diese und folgen einem mit Steinmännchen markierten Pfad, der zuerst durch ein lichtes Wäldchen und später schier unendlich über eine lange, steile Moräne führt. So überwinden wir die rund 600 Höhenmeter und erreichen nach etwa 1,5 Stunden unseren Biwakplatz. Wir stellen unsere zwei Zelte gleich in den erst besten Steinkreis und bemerken erst später, dass sich ein Stück weiter oben, neben dem markanten Steinblock mit dem Steinmännchen drauf, ein noch schöneres Plätzchen anbieten würde. Nun aber alles nochmals zügeln, dafür sind wir dann doch zu faul ;-) Statt dessen gilt es, aus dem nahen Gletscherbächli Wasser zu holen und den morgigen Weiterweg zu erkunden.

Der Schwarzgletscher sieht von hier aus wie eine senkrechte Wand, ziemlich beeindruckend. Je näher man aber gelangt, umso mehr scheint er sich zurück zu neigen und wir können schon mal unsere ideale Aufstiegsroute für morgen analysieren. Man sieht sofort, dass es besser ist, sich möglichst links zu halten, um das Steinschlag-Risiko zu minimieren. Auf jeden Fall werden wir aber unsere Helme mitnehmen und auch ein Seil, denn die ein oder andere markanten Spalte erkennen wir bereits von hier auf dem aperen Gletscher. Steigeisen scheinen zumindest im unteren Teil wegen des vielen Gerölls noch nicht  unbedingt nötig, aber in den Rucksack kommen sie dennoch, denn oben wird es deutlich steiler und nach dem Zackengrat wartet ja dann noch das Gipfelfirnfeld.

Die Sonne ist bereits hinter dem Rinderhorn verschwunden und es wird merklich kälter. Wir kochen uns Pasta mit Tomatensauce zum Znacht und verkriechen uns dann auch schon bald in unsere warmen Schlafsäcke. Schliesslich wollen wir um 04:30 Uhr schon wieder aus den Federn. Allerdings scheint mir diese Nacht ewigs zu dauern, wache ich doch geschätze 150 mal auf: Einmal weckt mich der ans Zelt prasselnde Regen oder der an den Sturmschnürren zerrende Wind, dann poltern in der Ferne (... welche mir gar nicht sooo fern erscheint...) Schneemassen und Steine den Hang runter, plötzlich sticht mich ein Stein zwischen den Schulterblättern (der war doch vorhin noch nicht da?!) und so weiter und so fort. Kurz: Keine wirklich erholsame Nacht und ich bin beinahe froh, als der Wecker endlich klingelt.

Den Kopf zum Zelt raus gestreckt und Sternenhimmel entdeckt - perfekt! Zum Frühstück gibt es Müesli und Kaffe und bald schon zotteln wir los. Bereits nach wenigen Metern merke ich aber, dass mein Körper heute überhaupt nicht so will, wie ich gerne hätte. Die Beine fühlen sich schwer an, als hätte ich einen Marathon gelaufen und auch sonst fühle ich mich völlig erschöpft. Es scheint beinahe, als hätte die unruhige Nacht ihre Spuren hinterlassen... Doch damit nicht genug: neben meiner körperlichen Verfassung macht mir das Wetter immer mehr Sorgen, denn von Sternenhimmel ist mittlerweile nichts mehr zu sehen.

Als wir den Schwarzgletscher - der seinen Namen nicht zu unrecht trägt; liegt hier doch deutlich mehr schwarzer Schutt als weisses Eis - etwa zur Hälfte aufgestiegen sind, sollte eigentlich die Sonne bereits aufgegangen sein. Jedoch ist es nach wie vor düster und grau. Das Balmhorn und sogar den Zackengrat wenige Höhenmeter über uns liegen in hässlichen Wolken- und Nebeldecken. Und um das ganze zu komplettieren, beginnt es nun auch noch zu regnen. Zeit für den Rückzug!

Etwas frustriert steigen wir mühsam über den nassen Schutt runter zu unseren Zelten zurück, allerdings im Wissen, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, denn das Wetter verschlechtert sich weiter. Beissend kalter Wind gesellt sich dazu und der Regen scheint sich schier in Graupel zu verwandeln. Zeltabbau bei solchen Bedingungen ist eher mühsam und wir brauchen alle verfügbaren Hande, damit nicht die halbe Ausrüstung davon flattert.

Auf dem Weg zurück nach Sunnbüel müssen wir noch ein paar mal wehmütig zurück schauen und sind schon etwas enttäuscht, dass unser "Gipfeltag" ins Wasser gefallen ist. Aber zum Glück ist das Balmhorn auch nächstes Frühjahr / Sommer noch da und wartet dann wahrscheinlich auch abgesehen vom Wetter mit besseren Bedingungen auf, als wir sie heute angetroffen hätten. Wir kommen wieder!

Tourengänger: Mel


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Kommentare (6)


Kommentar hinzufügen

Frangge hat gesagt:
Gesendet am 18. September 2011 um 20:54
Hoi Mel,

Schade, dass es nicht geklappt hat, ich wünsch euch viel Glück und besseres Wetter für's nächste Mal!

Mel hat gesagt: RE:
Gesendet am 20. September 2011 um 17:09
danke frangge :-)

Felix hat gesagt: Balmhorn
Gesendet am 19. September 2011 um 06:59
Ciao Mel

Auch wir haben es für dieses Jahr "abgeschrieben", gerade nach den jetzt prognostizierten Schneefällen - auch wir hoffen auf ein gutes 2012, in welchem wir es (gemeinsam?) angehen wollen.

Lieber Gruss

Felix

Mel hat gesagt: RE:Balmhorn
Gesendet am 20. September 2011 um 17:11
hallo felix
ja das klingt super! irgendwann werden wir es ja wohl endlich schaffen mit einer gemeinsamen bergtour!
...aber vorerst können wir wohl schon bald die schneeschuhe aus dem keller holen, wenns so weiter geht :-/

alpinbachi hat gesagt:
Gesendet am 2. Oktober 2011 um 00:20
Wenn das Wetter weiter so bleibt, ist die Saison noch nicht zu Ende (-: Jedoch die „Grossen“ Gipfel machen wohl langsam Winterschlaf und behalten ihr weisses Kleid. Auf jeden Fall grossen Respekt zum Balmhorn Versuch. Ihr steigert Eure Projekte rasant, 2012 wird man lesen, Balmhorn, Altels, Schreckhorn, Finsteraarhorn, etc… LG Bachi

CarpeDiem hat gesagt:
Gesendet am 10. Oktober 2011 um 11:34
Hi Mel,

Diese Tour steht bei uns auch auf der Liste. Danke für den Bericht und hoffentlich gelingt es Dir nächstes Jahr...

LG, Anne-Catherine


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