Altels - erster Versuch


Publiziert von Freeman , 26. April 2011 um 22:58.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Frutigland
Tour Datum:24 April 2011
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT5 - Alpine Schneeschuhtour
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   CH-BE 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1520 m
Abstieg: 1520 m
Strecke:Schwarenbach - Sagiweid - NW-Flanke - Pt.3418m - Spittelmatte - Sunnbüel
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Sunnbüel
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Sunnbüel
Unterkunftmöglichkeiten:Berghotel Schwarenbach
Kartennummer:1:25'000 Blatt 1267 Gemmi

Schon oft hat mich die mächtige Flanke des Altels in seinen Bann gezogen. Es sei nicht einfach diesen Berg zu besteigen, habe ich mir sagen lassen. Die abwärts geschichteten Gesteinsplatten seien oft vereist und schwierig zu begehen jedoch mit Eisenstangen und Bohrhaken gesichert.

Das Wetter sollte am Osterwochenende prächtig sein versprach der Wetterdienst und so war mein Entschluss leicht gefasst diesen Berg in Angriff zu nehmen. Je näher das Wochenende jedoch kam umso schlechter wurde das Bergwetter angekündigt. Dies war dann auch egal, im Berghotel Schwarenbach war ich bereits angemeldet...

Im Berghotel Schwarenbach wird man von Herrn Stoller und seinem Team sehr gut verköstigt und deshalb ist diese Unterkunft bei Bergsteiger, Wanderer und Skitourenfahrer sehr beliebt. Tatsächlich nächtigten viele Skitourenfahrer um nochmals ein letztes Wochenende den Schnee zu geniessen. Am 01. Mai ist die Saison dort oben beendet und das Berghotel und die Bergbahnen stellen ihren Betrieb bis zur Sommersaison ein.

Der prasselnde Regen um zwei Uhr in der Nacht liess nichts Gutes erahnen. Ich drehte mich wieder um und versuchte nochmals zwei-drei Stunden zu schlafen. Um fünf Uhr in der Früh war vom Regen praktisch nichts mehr zu sehen. Selbst der Weg war nur noch leicht feucht. Mehr Gedanken drehten sich mir um den Schnee. War er durchfeuchtet? Die Nacht war nicht kalt, die Temperatur wesentlich über der Nullgradgrenze.

In der Dunkelheit stampfte ich los, ohne Licht, der Weg war kaum sichtbar. Beim Abzweiger auf der Spittelmatte hatte ich meine Schneeschuhe deponiert. Zu meinem Erstaunen waren sie nur von der Luftfeuchtigkeit an der Oberseite leicht feucht. Der Bach führte auch nicht viel Wasser und schnell hatte ich den Einstieg zur Sagiweid gefunden.

Auf ca. 2100 Meter stiess ich auf Schnee. Erst wollte ich noch etwas mit den Bergschuhen aufsteigen doch dies war kräfteraubend und immer wieder sank ich tief im feuchten Schnee ein. Also schnell die Schneeschuhe anziehen und weiter gehen. Aber auch dies war im weichen Schnee recht mühsam.

Ab 2200 Meter umhüllte mich langsam der Nebel. Die Sicht war sehr beschränkt und ich orientierte mich mehr anhand meines Vorstellungsvermögens und der Karte als an den Geländestrukturen.

Ein ungutes Gefühl überkam mich. Ich durfte einfach nicht zu weit rechts gehen aber auch nicht zu weit links. Einfach so in der Mitte der breiten Rampe wollte ich aber auch nicht aufsteigen. Nun gut, betreffend Lawinen musste ich mir wenig Sorgen machen. Der Schnee sah kompakt aus und je höher ich stieg, desto mehr war die oberste Schicht von einer leicht gefrorenen Kruste überzogen.

Die Sicht war zeitweise gleich null und so entschloss ich mich bei einem aus dem Schnee herausragenden Steinhaufen für rund eine Stunde zu verweilen. Früh aufstehen und sich dann im Nichts die Beine in den Bauch stehen. Ja dies ist meine liebste Beschäftigung aber wohl die beste und einzige in diesem Moment.

Zu meinem Erstaunen stiess ich etwas höher auf den Sommerweg, schneefrei und recht gut zu begehen. Hier liess ich meine Schneeschuhe zurück und stieg ohne diese auf, jedoch noch mit den Steigeisen im Rucksack. Erst beim kleinen Biwakplatz, beim ersten grossen Steinmann stiess ich wieder auf Schnee.

Mit den Steigeisen an den Füssen ging es weiter, die Sicht immer noch sehr eingeschränkt. Der Punkt 2961m war jedoch wieder gut zu erkennen. Weiter ging es, einfach bergwärt, ab und zu ein paar schwache Spuren von Tourenskifahrer. Im Schwarenbach hatte ich noch eine Gruppe getroffen die zwei Tage zuvor auf dem Altels waren. Wenn ich so die Skispuren geradewegs über die offenen Geröllfelder verlaufen sah, überkam mich ein leichter Zweifel. Oder aber der Schnee ist in den vergangenen zwei Tagen derart stark geschmolzen, kann ja auch sein.

Normalerweise renne ich den Berg hoch, wenn ich alleine unterwegs bin. Doch heute war ich eher gemächlich unterwegs. Ich wollte ja nicht den Augenblick verpassen, wenn sich der Nebel lüften würde. Aber er tat es nicht.

Bald schon hatte ich das vermeintliche Skidepot am grossen Felsblock erreicht. Oberhalb sah ich eine dunkle drohende Felswand. Da soll ich hoch? Hmm, mein Redbull hatte ich heute nicht dabei und so war mit fliegen leider nichts... Also suchte ich meinen Weg durch die Schnee bedeckten Rinnen zwischen den abwärts geschichteten Felsplatten. Dies wurde mir beinahe zum Verhängnis. Unter den Steigeisen bröckelte das Eis und ich stand an einer denkbar ungünstigen Stelle auf dem nackten Felsen. Also ganz sorgfältig wieder nach unten täppeln, tief durchschnaufen und mir überlegen wie ich in diese Situation gekommen bin!

Weiter rechts hatte es eine breitere Rinne mit etwas mehr Schnee. Leicht war der Aufstieg aber auch hier nicht. Anscheinend verläuft der Sommerweg noch etwas mehr rechts, denn da konnte ich eine Sicherungsstange ausmachen. Nun gut, ich war schon fast beim Punkt 3418m und zappelte an diesem dünnen Bindfaden der als Aufstiegshilfe dienen sollte. Noch ein zwei kleinere Felsstufen und ich hatte plötzlich Sichtkontakt zum Gipfel. Der Nebel verzog sich und gab die Sicht frei bis rüber zum Schlussaufstieg zum Balmhorn.

Hier war nun Ende meiner Besteigung für heute. Über die abwärts gerichteten Felsplatten dem Grat bis auf den Gipfel folgen wollte ich nicht mehr. Ja vielleicht gesichert am Seil aber sicher nicht ohne.

So genoss ich die Höhe, die Sicht zum Gipfel, mein Lunch und ab und zu gaben die Wolken sogar bis ins Wallis die Sicht frei. Ein herrliches Gefühl hier oben zu sein, zwischen den Wolken und den Bergspitzen.

Der Abstieg ist auch nicht ohne. Der Pickel leistete gute Hilfe und liess mich meine Ausrutscher schnell wieder bremsen. Weiter unten versank ich dann teilweise bis zu den Hüften im stellenweise weichen Schnee. Meist aber konnte ich auf den Schneeschuhen schön abrutschen. Von der Spittelmatte war dann die Spur auch deutlich zu sehen ;o)


Tourengänger: Freeman


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