Fast zwei 3000er von Elm nach Flims...


Publiziert von platonismo , 6. Oktober 2011 um 23:03.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Surselva
Tour Datum: 2 Juli 2011
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   CH-SG   CH-GL   Segnas-Vorabgruppe 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2600 m
Abstieg: 700 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Elm
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Vom Fil de Cassons mit der Seilbahn nach Flims. Von dort per Postauto nach cff logo Chur
Unterkunftmöglichkeiten:Mountain Lodge auf dem Segnespass

Tag 1

Wir starten frisch und munter in Elm Richtung Nideren. Die Seilbahn schenken wir uns, schliesslich haben wir prinzipiell den ganzen Tag Zeit, um den Segnespass und die nah an ihn geduckte Mountain Lodge zu erreichen. Der Weg führt angenehm über Felder und durch Wälder. Immer wieder kreuzen wir Bäche, die sich gut als Wasseraufnahmestellen eignen.

Nach einer letzten, etwas anstrengenderen Steigung durch einen Schutthang erreichen wir mühelos die Mountain Lodge. Offenbar sind wir die einzigen angemeldeten Gäste in der kleinen Hütte (13 Schlafplätze). Eine Maus teilt mit uns das Lager, jedoch ist es zu bezweifeln, dass sie sich ebenfalls brav angemeldet hatte.

Während ein Teil unserer Gruppe, der weibliche Teil, um genau zu sein, beschliesst, in der Hütte den Nachmittag zu verbringen, macht sich der männliche Teil Richtung Piz Segnas auf. Gemäss dem Besitzer der Hütte, zu unterscheiden von der Hüttenwartin, sollte uns die Unternehmung eine gute Stunde in Anspruch nehmen.

Schon als wir aber in die Mulde hinter dem Segnespass runtersteigen und einen ersten Blick hoch Richtung wolkenverhangenem Gipfel riskieren, wird uns klar, dass dieser Einschätzung wohl eine etwas sportlichere Geschwindigkeit als die unsere zu Grunde liegen muss.

Die Idealroute führt durch ein Schuttcouloir (WS) im Südhang, damals noch schneebedeckt und als Y-Form erkennbar, rechts nach oben. Der Hang ist steil und der Untergrund sehr beweglich. Steigeisen und ein Pickel wären auf keinen Fall überflüssige Ausrüstungsgegenstände bei diesen Verhältnissen. So hätten wir die genug festen Schneefelder im Auftstieg benützen können. Da wir aber damit unterversorgt sind, man könnte es einen leicht naiven Planungsfehler nennen, oder auch Unbedarftheit, das überlassen wir jetzt mal dem Leser, und weil das Wetter sich eher verdüstert, genauso wie unser Zeitplan, entscheiden wir uns nach dem Durchstieg des Y zum Abbruch. Das ist zwar schade, aber auch irgendwie vernünftig. Ein Adjektiv, das besonders die in der Hütte wartenden Freundinnen meiner beiden Begleiter bestimmt zu schätzen wissen.

Als Belohnung für unsere Vernunft erwartet uns dann eine tolle Schneefeld Abfahrt, auf der sich die österreichisch-schweizerische Begabung für Bergschuhschneerennen eindrücklich beweisen lässt.

Nach weit mehr als einer Stunde und unverrichtetem Tageswerk sind dann auch wir wieder in der Hütte. Die Hütte übrigens darf man wärmstens empfehlen. Sie ist nicht nur sehr gemütlich, sondern auch super nett bewirtet von einer südtiroler Pasta-Zaubererin. Und wem das zu langweilig ist, der soll sich bei stärkeren Wiinden ein bisschen ins exponierte Toitoi Klo setzen. Spannung garantiert.

Tag 2

Der frühe Morgen des zweiten Tages macht mit seinem strahlend blau werdenden Himmel grosse Lust auf das Trinserhorn.

Frohen Mutes steigen wir wieder in die Mulde ab und folgen bald den Markierungen Richtung  Fuorcla Raschaglius. Die Hochebene oberhalb Flims ist wunderschön und allein schon eine Wanderung wert. Wir begegnen dann auch folgerichtig immer wieder Wandersleuten verschiedenster Couleur. Auf der Fuorcla entscheiden sich die zwei weniger erfahrenen Tourgänger für den direkten Weg zum Fil de Cassons, während wir, die österreichisch-schweizerische Bergschuhskigesellschaft plus Freundin, uns Richtung Südgrat des Trinserhorns aufmachen.

Der Grat (T5, I) besteht aus relativ brüchigem Schiefer im unteren Teil. Erschwerend kommt hinzu, dass der Untergrund wohl auftauenden Permafrost beherbergt (meine Interpretation, vielleicht auch kreuzfalsch). Auf jeden Fall ist der Untergrund sehr seifig und die Besteiger sind gut beraten, immer zumindest einen Fuss oder eine Hand auf oder am Schiefer zu haben. So kraxeln wir denn manchmal sicher, manchmal leicht rutschend aufwärts bis zur Verrucanostufe. Dort werden wir dann aber für die Anspannung mit schöner, wenn auch leider kurzer Kletterei in gutem Fels (II) belohnt. Die Route erfordert kein besonderes Gespühr. Wenn man sich mal vertut, kann man auch problemlos wieder zurück.

Auf dem Gipfel gönnen wir uns den wohlverdienten Gipfel-Kaffee (Danke fürs Raufschleppen, Johannes) und machen uns dann über den angenehm zu gehenden Nordwest-Grat Richtung Sardonapass auf. Wir steigen und fahren (über Schneefelder) bis zum Pass hinunter (viele Steinmännchen weisen den Weg) und umgehen dann den Segnas-Gletscher ganz links in Richtung Süden (T4). Der Rückweg bis zur Fuorcla Raschaglius und dann auf den Fil de Cassons ist frei von technischen Schwierigkeiten.

Vom Fil de Cassons, wo wir dann auch die Gruppe wieder vereinen, lassen wir uns gemütlich via Seilbahnen bis nach Flims kutschieren.

Eine tolle 2-Tagestour, zusammen mit guten Bergkameraden geht so zu Ende wie sie muss: Glücklich und erschöpft mit Bananasplit und trübem Möhl (äh ja, nicht gemischt natürlich).

Vielen Dank Jovanka, Esther, Hermann Maier, äh Johannes und natürlich Andi, aka dreibeiniger Andrea ;)

Tourengänger: platonismo


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