Piz Linard 3410 m


Publiziert von basodino , 23. August 2011 um 22:53.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Unterengadin
Tour Datum:23 August 2011
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Piz Linard-Gruppe   CH-GR 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2000 m
Abstieg: 2000 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem Auto oder dem Zug bis nach Lavin.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:siehe oben
Unterkunftmöglichkeiten:Chamanna Linard CAS (2327 m), bewartet in der Hochsaison, sonst an den Wochenenden
Kartennummer:1198 Silvretta

Wer im Unterengadin unterwegs ist, der kann nur auf einen Berg wollen: den Piz Linard. Wie ein richtiger König thront er über dem Tal.

Ein Wort vorneweg. Ich erlebte den Piz Linard im komplett aperen Zustand, also sind alle meine Aussagen auch so zu verstehen. Mit Firn oder Eis ist das bestimmt ein ganz anderer Berg.

Im aperen Zustand ist der Berg schlichtweg gefährlich. Einfach, aber gefährlich. Doch alles von Beginn an:

In Lavin am Dorfplatz finden sich Wegweiser zum SAC-Parkplatz (1440 m), welch ein Luxus. Dort kann man sein Auto gebührenfrei parken und einige Plätze sind sogar schattig. Man läuft einer Schotterstraße für 3 Minuten entlang, kommt an eine Bank und Wegweiser und beginnt den direkten Anstieg rechts hinauf. Der gerade Weg kürzt 2 Kehren der Forststraße ab, die man aber nach 15 Minuten wieder gewinnt und nach 20 Minuten an einem Haus anlangt, dass der Swisscom gehört (mit Antennenanlage). Jetzt wird der Weg schmaler, steigt an und quert immer wieder in weiten Kehren den bewaldeten Hang. Dabei empfand ich diesen Aufstieg ein wenig eintönig und der Weg war oft genau den Tick zu steil oder zu staubig, um angenehm zu sein. Aber vielleicht lag es auch nur daran, dass es mit der heißeste Tag der Saison war. Auf 1698 m erreicht man ein große Lichtung (siehe Bilder), die zu einer Pause einlädt (bis hiernhin 50 min). Bis nach Plan dal Bügl (1962 m) überquert man noch einige Male eine zweite Forststraße, die man alternativ als Anstieg nehmen könnte. In Plan dal Bügl muss man jedoch dem schmalen Weg folgen, der ab dort nur nach links aufwärts quert, bis man auf 2180 m eine Ecke erreicht (der untere Weg ab P. 2139 ist mir entgangen), von der aus sich der Blick zum Linard und zur gleichnamigen Hütte öffnet. Ab hier wird der Weg auch flacher und interessanter. So kommt man auch durch eine leicht exponierte, mit einem Seil versehene Stelle. T2 (am Drahtseil T3), 2 h 20 min

Die Linardhütte (2327 m) wird von Freiwilligen der zuständigen Sektion bewartet. Wilfried und Bernard haben uns mit viel Engagement und Leichtigkeit versorgt und Ihren Job wirklich toll gemacht. So erhält man für Sfr. 50 nicht nur ein Nachtlager, sondern eine Halbpension mit 4-Gang-Menue. Toll!

Am nächsten Morgen brachen 10 Leute zum Gipfel auf (3 allerdings über die Grate als Überschreitung), ich um 6.05 Uhr als letzter. Man steigt gemächlich und bequem zunächst zu den drei kleinen Seen auf. Auf ca. 2600 m trennt sich dann die markierte Route nach links ab, während man auf einer fast immer leicht zu findenden Spur weiter genau gegen den Gipfel aufsteigt. Aus Grashängen werden mehr und mehr Geröllhänge und schließlich weisen einem hauptsächlich Steinmänner den Weg, der jetzt nach links aufwärts zum Fuß des großen Couloirs führt (ca. 2850 m). T3, 1 h 30 min.
Die immer noch deutliche Spur führt in diese Rinne hinein, die von brüchig zu extrem brüchig tendiert und allmählich immer etwas steiler wird. Mit Vorteil versuche man sich - sobald das geht - an die rechten Felsen zu halten, die einem ab und an eine feste Alternative bieten. Nach gut der Hälfte, bevor die Rinne sich merklich verengt, kann man über ein leichtes Band nach rechts aus der Rinne aussteigen. Hier findet sich ein solider Weg, welcher einem zwei Optionen lässt. Entweder klettert man nach wenigen Metern eine nicht markierte Rampe hinauf (ganz kurz II), die ich im Aufstieg übersehen habe, aber wohl die Hauptroute bildet, oder man quert noch ein wenig weiter, um durch einen Stufe, die einem Riß ähnelt, hinaufzuklettern (ganz kurz II-). Beide Routen führen ein wenig oberhalb wieder zusammen. Man erreicht das große Geröllfeld, welches man an seiner linken Seite ersteigt (Wegspur). Im zentralen Bereich gibt es auch eine Wegspur, welche man bereits von weit unten sehen kann. Dies sind aber Abrutschspuren von Berggängern, die diese im Abstieg hinterlassen haben. So erreicht man den Beginn der oberen Rinne (ca. 3160 m).
T4+ bis T5, 0 h 55 min.
Die obere Rinne wies in diesem Jahr keine klare Spur auf, was auch daran liegen mag, dass man mit Vorteil sobald als möglich die rechten Randfelsen benutzt. Die Rinne selbst ist extrem dem Steinschlag ausgesetzt. Quasi jeder Stein, der bis unweit des Gipfels auf der Normalroute gelöst wird, findet seinen Weg in diese Rinne. Die rechten Felsen nehmen einen aus der Schusslinie und erleichtern den Aufstieg, der in der Rinne sehr mühseelig wäre. Etwas über der Hälfte des Aufstieges in der oberen Rinne kommt man an einen Art Flaschenhals. Für etwa 10 m muss man in die Rinne einsteigen und durch extrem weiches Gemergel versetzt mit groben Steinen aufsteigen. Dies ist die gefährlichste Stelle der Tour, da der Flaschenhals nur 3-4 m breit ist und wie gesagt, jeder Steinschlag muss hier durch. Nach den 10 Metern kann man aber schnell wieder rechts in die Felsen zurückkehren und mit leichter Kletterei (I) weiteren Gefahren trotzen. Weiter oben erreicht man den Grat zunächst nicht, sondern bleibt am besten rechts orientiert. Hier bildet sich wieder ein Weglein, welches nach oben auch immer fester wird. So erreicht man doch noch den Grat und läuft in Kehren bis zum Vorgipfel und dann in wenigen Schritten zum Hauptgipfel. T5, 1 h 00 min.
Gesamtaufstieg: 3 h 25 min. Abstieg, wie Aufstieg: 2 h 20 min. Von der Hütte zum Parkplatz: 1 h 20 min.

Auf dem Gipfel fühlt man sich selbst wie ein König, da man merklich auf dem höchsten Punkt in einem weiten Umkreis steht. Man bedenke jedoch, dass der Abstieg noch gefährlicher ist, da man im Abstieg leichter Steine löst, was natürlich auch für andere Tourengeher gilt. Ich möchte mir diesen Berg nicht vorstellen, wenn auf der Normalroute mehrere Dutzend Leute unterwegs sein sollten. Die 7 Personen heute waren da schon genug. Das wichtigste an diesem Berg ist die Konzentration, weshalb die reine Einstufung T5 nicht den Ernst der Tour widerspiegelt.

Tourengänger: basodino


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