Stellihorn und Stelli oder diesen Sommer war der Wurm drin


Publiziert von Meeraal , 24. September 2010 um 21:59.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:30 August 2010
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1250 m
Abstieg: 1250 m
Strecke:Ab Mattmark
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Saastal bis Mattmark
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Siehe oben
Unterkunftmöglichkeiten:Diverse Hotels, Pensionen oder Campingplätze im Saastal
Kartennummer:1329 Saas

Dieses Jahr hatte ich viel geplant in den Bergen. Erst im Juli ein paar Berge auf eigene Faust, dann eine Bergtour mit meinem ältesten Sohn, später die Monte-Rosa-Runde mit einer Vierergruppe. Leider war von Anfang an der Wurm drin: Im Juli hatte ich schönes Wetter, merkte aber zuhause bereits, dass ich eine Erkältungskrankheit ausbrütete, mit der mich mein jüngster Sohn angesteckt hatte, der die Sache aus der Schule mitgebracht hat. Ich bin dennoch in die Berge gefahren und habe als Eingehtour das Klein Furkahorn vom Furkapass aus gemacht, als Eingehtour. Das ging noch ganz gut, nach insgesamt 3 Stunden war ich erfolgreich wieder am Ausgangsort zurück. Auf das Klein Furkahorn möchte ich hier jedoch nicht näher eingehen, da es ein recht einfacher 3000er ist und hier auch schon genug Berichte darüber zu finden sind. Tags darauf ging ich nach Zermatt, weil ich dort eine Tour machen wollte. Einige Kilometer hinter dem Berghotel Fluhalp versperrte mir jedoch ein noch recht frischer Erdrutsch, der letztes Jahr oder in diesem Frühjahr heruntergekommen sein muss den Weiterweg. Alles war noch recht weich und locker. Ohne Gepäck oder mit leichtem Tagesrucksack wäre ich sicher hier durchgekommen, aber nicht mit dem schweren 20-Kilo-Rucksack, den ich dabeihatte. Also machte ich wieder kehrt und schleppte mein Zeug, genauso wie ich heraufgekommen war wieder nach Zermatt herunter und bestieg den Zug nach Randa, wo ich mein Auto stehen hatte. Ich fuhr zur Mattmark, wo ich dann schon merkte, dass ich Fieber hatte. Am nächsten Morgen erkundete ich dort noch ca. 200 Höhenmeter Weg, dann ging krankheisbedingt nichts mehr. Also fuhr ich nach Hause, ging am nächsten Tag zu meiner Hausärztin, die mich dann für den Rest der Woche krankschrieb. Somit war der Juli gelaufen.
Irgendwann im August fuhr ich dann mit meinem Sohn ins Furkagebiet, wo ich mit ihm eine Tour probieren wollte. Leider war es Samstag und die Straßen derartig verstopft, dass wir dreieinhalb Stunden in Staus verloren. Auf den Bergwegen war es nicht besser, auch hier kam man vor lauter Leuten nicht richtig vorwärts und auf den Umwegen, die wir versuchten war es auch nicht viel besser. Schließlich waren wir derartig aus dem Zeitplan, dass es uns unmöglich gewesen wäre, vor Einbruch der Dunkelheit den vorgesehenen Zeltplatz zu erreichen. Da sowohl mein Sohn, als auch ich selbst von der Situation total entnervt waren und keiner von uns beiden noch Bock auf irgendwas hatte, machten wir kehrt und fuhren wieder nach Hause.
Ende August war dann die Monte-Rosa-Tour geplant. Alles sah vielversprechend aus, das Wetter schien auch gut zu werden. Ich stellte mein Auto diesmal in Täsch ab, fuhr mit dem Zug nach Zermatt und stieg zu Fuß auf zur Gandegghütte. Ein weiterer Teilnehmer und eine Teilnehmerin erschienen dort etwa eine Stunde später. Mit dem vierten Teilnehmer war ausgemacht, dass er mit der Seilbahn auf das Klein Matterhorn fahren und dort übernachten würde, wo wir ihn dann im Lauf des nächsten Tages treffen sollten.
Am nächsten Tag kam dann die Überraschung: Die Frau in unserer Gruppe bekam eine SMS von unserem vierten Teilnehmer, in der er schrieb, dass er wegen Krankheit nicht zum Klein Matterhorn gefahren sei und auf die Tour nicht mitkommen kann, er schrieb weiter, dass er mich am Bahnhof in Täsch noch gesehen hatte. 
Wir setzten uns darauf erstmal auf die Bank vor der Hütte und beratschlagten, was wir nun weiterhin tun würden, wobei wir Entscheidungen in aller Ruhe fällen und nichts überstürzen wollten. Dabei stellten wir fest, dass unsere Ausrüstung trotz des fehlenden Teilnehmers vollständig war und wir von diesem Punkt aus gesehen eigentlich trotzdem losgehen könnten. Danach gingen wir unsere Kenntnisse durch. Dabei stellten wir fest, dass zwar jede(r) von uns eine Alpine Ausbildung gemacht hatte, diese aber bei jedem auch mindestens 5 - 7 Jahre zurückliegt. Da in dieser Zeit niemand von uns mit Spaltenstürzen zu tun hatte, konnte dieses Wissen auch nicht aufgefrischt werden und daher waren sich einige von uns etwas unsicher, die Tour auch zu dritt durchzuführen. Daher entschlossen wir uns schweren Herzens, die Tour nicht durchzuführen, sondern sie auf nächstes Jahr zu verschieben und im Frühsommer nächstes Jahr einen Spaltenbergungskurs zu absolvieren, um dieses Wissen aufzufrischen. Danach sagten wir die reservieren Hütten ab, stiegen, ebenfalls wieder zu Fuß nach Zermatt ab und fuhren nach Saas Almagell. Dort beratschlagten wir, was wir mit den restlichen Tagen machen wollten. Wir beschlossen, eine Tour aufs Nadelhorn und Ulrichshorn zu machen und reservierten die Mischabelhütte. Tags darauf war das Wetter schlecht und es war schweinekalt. Dies wäre aber nicht das Problem gewesen, da der Wetterbericht für die nächsten Tage wieder Schön angesagt hatte und die Mischabelhütte hätten wir schon erreichen können. Das Problem war vielmehr, dass nun auch die Frau in unserer Gruppe sich eine dicke Erkältung zugezogen hatte und somit ausfiel. Sie war einige Tage zuvor bei strömendem Regen mit dem anderen Teilnehmer unterwegs und anschließend in einem Restaurant. Vermutlich hatte sie sich völlig verkühlt und sich den Krankheitserreger dann an einer Türklinke oder ähnlichem eingefangen. Damit wären wir noch zu zweit gewesen. Ich beriet mich mit dem anderen Teilnehmer und wir merkten, dass das Problem wieder der Gletscher war. Jemanden zu halten würde zwar noch möglich sein, aber um aus einer Spalte rauszukommen, wäre bei einer Zweierseilschaft mit zwei etwa gleich schweren Leuten die Flaschenzug- oder Prusiktechnik notwendig gewesen. Da es aber auch hier Unsicherheiten gab, mussten wir die Tour und die Mischabelhütte schweren Herzens auch absagen. Wir beschlossen daraufhin nach Hause zu fahren, aber als ich bereits im Saastal bemerkte, dass der Himmel aufklarte und die Sonne rauskam, drehte ich um, und beschloss, das schlechte Wetter auszusitzen und an den nächsten Tagen noch etwas zu auf eigene Faust unternehmen. So machte ich an diesem Tag ein paar Einkäufe und nachmittags eine Wanderung bei Sturm und gelegentlichem Graupelschauer um den Mattmarksee.

Jetzt aber zum Wesentlichen Teil.

Stellihorn:
Ich bin folgenden Weg zum Stellihorn gegangen:
 
Mattmark bis zur Abzweigung Richtung Ofental. Auf 2270m macht der Weg eine Serpentine, es gibt aber noch keine Abzweigung. Die Abzweigung befindet sich später bei Punkt 2330. (Schild, Wegweiser) Hier geht man den oberen Weg noch ca. 200 Meter weiter. Dann sieht man den Steinmann, dieser ist mindestens einen halben Meter groß (ca.2380m) Direkt am Steinmann führt dann ein recht unscheinbarer und nicht immer leicht zu erkennender Weg nach Norden, ca. 1 Km weit. Am Ende ist er durch einen Steinmann blockiert, spätestens ab hier muss man in östliche Richtung aufsteigen, erst über Gras, dann über Fels. Man kann aber auch schon etwas früher abzweigen, so etwa ab einer Höhe von 2480m (GPS oder Höhenmesser benutzen). Ab hier gibt es keinen Weg mehr, Steinmänner stehen aber reichlich in der ganzen Gegend verstreut herum. Wichtig ist hier einfach, dass man nach oben und grob in östliche Richtung geht. Der Stellipass ist dann sowieso bald zu sehen. Der Gletscher beginnt erst harmlos und wird dann steiler. Am oberen östlichen Rand sieht es aus wie 45°. Das mag zwar übertrieben sein, aber gute 40° könnten es schon sein. Auf keinen Fall darf man hier abrutschen! Auf meinen Fotos sieht alles viel harmloser und flacher aus, als es in Wirklichkeit ist. Der Gletscher hat zwar nur wenige und eher kleine Spalten, aber trotzdem Vorsicht. Stellen, die mit Neuschnee bedeckt sind unbedingt meiden! Wer den Gletscher hinter sich gebracht hat, befindet sich auf dem Ostgrat, etwa 15m unter dem Gipfel. Wenn hier Schnee liegt ist es sehr rutschig und man braucht unbedingt die Hände. Dahinter befindet sich ein Abgrund und genau da ist mein Wanderstock vermutlich runtergeflogen. Eine Überschreitung zum Stelli ist zwar grundsätzlich möglich, aber recht luftig und wird allgemein mit Kletterei im 2. Grad angegeben. Zu empfehlen nur bei völliger Schneefreiheit und Trockenheit. Ich bin lieber auf Nummer Sicher gegangen und habe den Stelli dann am nächsten Tag von der Westseite gemacht.
Abgestiegen bin ich dann über die Westflanke. Viel loses Blockmaterial, auch größere Blöcke von mehreren hundert Kilo Gewicht können sich in Bewegung setzen und ein Stück abrutschen. Ich habe dort mehrere kleinere Steinschläge ausgelöst und der Weg war wirklich übel, aber zumindest objektiv sicherer als die 15 Meter verschneiter und absturzgefährdeter Ostgrat und fast schneefrei. Allerdings wesentlich schwieriger als der Abstieg vom Lagginhorn, ich würde hier T6 sagen, wenn das Lagginhorn mit T5 angegeben wird. Auch wenn man dann schließlich grasbewachsenes Gelände erreicht ist die Sache noch lange nicht zuende. Hier geht dann die labyrinthartige Suche nach einen Durchgang nach unten weiter, da immer wieder steile und unpassierbare Felsen dazwischen sind.
Alles in allem ein Berg, den man solo eben nur unter guten Bedingungen, oder sonst mindestens zu zweit und dann mit Seil zum gegenseitigen Sichern angehen sollte.

Der Stelli war einfacher, aber viel Blockgelände. Nachdem am Vortag einer meiner Wanderstöcke im Abgrund verschwunden war, ging ich ohne. Der Weg ist bis etwa 2700m der selbe. Dann zweigt man in Richtung Südwesen ab und überquert mehrere Blockhalden, bis man den Westgrat erreicht, der recht breit ist. Diesem folgt man dann bis zum Gipfel. Kurz unterhalb des Gipfels sah ich einen großen Steinbock und konnte ihn fotografieren. Leider hat die Kamera nicht viel getaugt, fast alle Bilder waren mehr oder weniger unscharf, so dass ich das Meiste zuhause wieder löschen konnte. So haben auch die Bilder von dem Steinbock nicht die erforderliche Qualität um sie hier reinzusetzen. Jedenfalls werde ich bei der nächsten Tour nicht wieder eine Kamera vom Billigdiscounter mitnehmen, sondern mir eine Kleinkamera besserer Qualität zulegen. Die die ich bisher sonst immer dabei hatte ist mir leider zu groß und ich hatte mit ihr bisher immer ein Platzproblem.

Am Abend des gleichen Tages fuhr ich in Richtung Furkapass, da ich noch den Galenstock probieren wollte. Dabei musste ich jedoch schnell feststellen, dass es, während es zwei Tage zuvor in der Saaser Gegend höchstens 5 Zentimeter geschneit hatte, es im Furkagebiet mindestens 20 Zentimeter Neuschnee gewesen sein mussten. Daher vermutete ich, dass ich den Galenstock wahrscheinlich vergessen konnte. 
So war es dann auch. Als ich am nächsten Morgen mit viel Mühe einen Weg gefunden hatte, der am zu dieser frühen Tageszeit noch verschlossenen Souvenirladen vorbeiführte, musste ich feststellen, dass der Rhonegletscher eine fast geschlossene Neuschneeauflage hatte und somit für einen Sologänger nicht gangbar war. Somit war der Bergsommer für dieses Jahr praktisch gelaufen und ich konnte nicht viel anderes tun, als nach Hause zu fahren. Zur Versüßung des Tages konnte ich an der Furkastraße wenigstens noch ein paar Schweine fotografieren, die glücklich in der Erde wühlten, eines meiner Lieblingstiere.

Nachdem in diesem Jahr wirklich viel schiefgelaufen ist wie beispielsweise Krankheiten gleich bei mehreren Leuten, verstopfte Straßen und Wege, schlechtes Wetter, Verlust eines Wanderstocks,  zuviel Neuschnee, etc., hoffe ich, dass mir bei meiner im Winter geplanten Tour in Ecuador und nächstes Jahr in den Alpen mehr Glück beschieden sein wird.


http://www.hikr.org/user/Meeraal/

Tourengänger: Meeraal


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