Schafwisspitz 1987 m - Stöllen - Lütispitz 1986,6 m - herrliche Gratüberschreitung im Alpstein


Publiziert von Ivo66 , 3. Juli 2010 um 16:54.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum: 3 Juli 2010
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-SG 
Zeitbedarf: 5:15
Aufstieg: 1120 m
Abstieg: 1120 m
Strecke:Chüeboden - Laui - Altstofel - Mutteli - Schafwis - Schafwisspitz - Stöllen (Ost- und Westgipfel) - Oberwis-Chopf - Nordostgrat - Lütispitz - Windenpass - Gräppelensee - Chüeboden
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Gebührenpflichtiger Parkplatz beim Restaurant Chüeboden - besser aber: gebührenpflichtiger Parkplatz Laui. Von Unterwasser ins Dorf abzweigen und dort dem Wegweiser (Chüeboden - Alpli) folgen. Immer geradeausfahren....
Kartennummer:1:25'000 - Nesslau

Eine fantastische Grattour über den westlichen Teil der nördlichen Alpsteinkette. Die Route ist auf weiten Strecken ausgesetzt - die Grate entsprechend scharf und schmal. Wer Trittsicherheit und Schwindelfreiheit mitbringt wird, hier in alpsteinuntypischer Einsamkeit einen tollen Tag in den Bergen erleben. Die Tour stellt aber eine ernstzunehmende bergsteigerische Unternehmung dar und darf nicht unterschätzt werden. Bei Nässe ist von einer Begehung dringend abzuraten, da man oft in steilem Gras unterwegs ist und - wie schon erwähnt - der Grat meistens schmal und oft mit Pflanzen aller Art bewachsen ist. Das Gestein hingegen darf als solide bezeichnet werden.

Nach 3 1/2 Stunden Gehzeit erreichten wir den Lütispitz und sind auf dem gesamten Aufstieg und der Gratüberschreitung keinem einzigen Menschen begegnet. Dafür schmückten tausenden von Blumen in allen Farben die Alpweiden und steilen Grashänge. Wir wähnten uns zeitweise in einem botanischen Alpengarten.

Aufstieg zum Schafwisspitz (T3)

Vom Parkplatz Laui geht man das Alpsträsschen etwas zurück, bis zur ersten Abzweigung nach Norden (Mountainbike-Wegweiser). In einer Kehre auf dem Asphaltsträsschen tritt man kurz vor P. 1219 aus dem Wald und biegt dort gleich Richtung Alphütte Altstofel nach rechts ab (ab P. 1219 keine Markierung oder Wegbeschilderung).

Von der Hütte Altstofel kämpft man sich weglos den Grashang hoch und hält sich eher östlich, gegen den Wald. Man trifft mehr oder weniger auf 1400 m.ü.M. auf einen recht guten Weg, der weiter nach oben führt. Schliesslich erreicht man die Alphütte Mutteli (1564 m). Von Mutteli aus geht man weiter, in nördlicher Richtung die Grasflanken hoch und trifft bald wieder auf einen Bergweg (keine Markierungen). Vom Mutteli nicht dem markierten Weg folgen, dieser verläuft als Höhenweg und wird bei Schrenit die Route auf die Lauchwies erreichen.

Man kommt in einen Kessel und sieht oben bereits den breiten Weg, der zur Alp Schafwis führt. Etwas vor den Hütten bei Schafwis stiegen wir ziemlich direkt den immer steiler werdenden, gut gestuften Grashang zum Gipfel des Schafwisspitz hoch.

Grattour über Stöllen - Oberwischopf - Lütispitz (Nordostgrat) T5

Nach dem Gipfel des Schafwisspitzes wird die Unternehmung schlagartig ernst. Man folgt dem schmalen, ausgesetzten, mit Gras bewachsenen Grat Richtung Stöllen (Beginn unmittelbar beim Gipfelkreuz).

Bald steht man vor einer kleinen Felsbastion, dem Beginn der Stöllen, eine Bastion aus unzähligen Felszacken bestehend. Man steigt direkt auf den Ostgipfel auf, durch einen gut erkennbaren kurzen Kamin und folgt weiter dem Grat. Bald trifft man auf rote Markierungen (Punkte, Striche und Pfeile), die vor den nächsten Türmen in die Südflanke hinabweisen. Wir umgingen das erste Hindernis durch einen Abstieg von vielleicht 30 Höhenmetern. Nach dem roten Pfeil in entgegengesetzter Richtung fanden wir hier keine Wegzeichen mehr und stiegen, nachdem wir einen ersten grösseren Fels umgangen hatten, durch eine steile Rinne in leichter Kletterei (II) wieder Richtung Grathöhe hinauf und bogen auf ebenerem Gelände nach links ab. Nach einem kurzen, steilen Abstieg standen wir in der Einsattelung zwischen Ost- und Westgipfel der Stöllen. Man erkennt Richtung Westgipfel einen kleinen Felszacken oben am Grat. Diesem kletterten wir entgegen und erreichten so auch noch den Westgipfel der Stöllen.
 
Leider ist das Gipfelbuch völlig durchnässt und nicht mehr benützbar.

Vom Gipfel ging's wieder hinunter in die Scharte aus der wir aufgestiegen sind. Hier (Einsattelung zwischen den beiden Gipfeln der Stöllen) erkennt man wieder rote Markierungen, welche nun in die hier harmlose Nordflanke weisen. Ohne Schwierigkeiten erreicht man bald Wiesengelände, welches nicht besonders angenehm zu begehen war (hohes Gras, kaum Wegspuren, Grasbüschel, Löcher etc.)

Man erreicht nördlich der Hütte bei P. 1890 wieder den Grat, der hier sehr schmal und scharf ist. Hin und wieder weicht man ganz kurz in die Flanken aus (Begehungsspuren jeweils erkennbar), balanciert aber meistens über den Grat selbst.

Am Gipfelaufbau des Lütispitzes angelangt, steigt man eigentlich nicht über den Grat selbst, sondern praktisch immer auf recht guten Pfadspuren durch die sehr steile, aber ordentlich gut gestufte Nordflanke des Lütispitzes auf. Bald hat man den Gipfel ohne eigentliche Schwierigkeiten erreicht.

Abstieg über den Windenpass, Gräppelensee nach Laui (T3)

Der Abstieg führte uns über den viel begangenen Normalweg (gut markiert) hinunter über den Windenpass, vorbei am Gräppelensee und auf dem Asphaltsträsschen zurück zum Ausgangspunkt.

Tourengänger: Ivo66, Lena


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Kommentare (4)


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alpstein hat gesagt:
Gesendet am 4. Juli 2010 um 11:10
Hallo Ivo und Lena.

Schöne Tour und informativer Bericht mit tollen Blumenfotos.

Beste Grüße
Hanspeter

Ivo66 hat gesagt: RE:
Gesendet am 4. Juli 2010 um 11:59
Hoi Hanspeter

Vielen Dank! Die Tour ist wirklich sehr zu empfehlen; wäre auch etwas für Euch. Ich kenne keine andere Grattour dieser Länge und Art im Alpstein, welche für unsereiner noch machbar wäre.

Leider soll ja der heutige Sonntag den Gewittern zum Opfer fallen...

Herzliche Grüsse

Ivo und Lena

marmotta hat gesagt: Herzliche Gratulation...
Gesendet am 4. Juli 2010 um 11:57
... zu dieser tollen Tour - das Herzstück der für mich schönsten Gratwanderung im Alpstein!

Wie Du schön schreibst "...der Grat meistens schmal und oft mit Pflanzen aller Art bewachsen..." - bei meiner Begehung im November letzten Jahres bin ich auf dem Abschnitt zwischen Lütispitz und Stöllen übermütig über die riesigen Polster eines Erikagewächses gesprungen - bis ich plötzlich mit einem Bein in ein darunter verborgenes, metertiefes Karstloch getreten bin! :-o

Vorsicht ist hier in jedem Falle angebracht - ansonsten bietet der Grat ja einfach alles, was dem Alpinwanderer Freude bereitet.

Beste Grüsse

Michael

Ivo66 hat gesagt: RE:Herzliche Gratulation...
Gesendet am 4. Juli 2010 um 12:51
Vielen Dank, Michael!

Genau, diese Sträucher auf dem Grat können sehr heimtückisch sein. Ich hatte ein ähnliches - wenn auch weit weniger dramatisches Erlebnis bei der Begehung. Man weiss nie, was sich unter den Sträuchern befindet bzw. ob sich überhaupt etwas darunter befindet...

Offenbar wird diese sehr attraktive Grattour selten begangen, was sie noch schöner und abendteuerlicher im positiven Sinne macht.

Herzliche Grüsse

Ivo


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