Zwei Hand voll Gipfel


Publiziert von Omega3 , 18. Mai 2009 um 20:27.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Prättigau
Tour Datum:15 Mai 2009
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 12:00
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Grüsch
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Lüen-Castiel
Kartennummer:1176, 1196

Landquart - Chur. Schon zig mal habe ich diesen Landstirch mit der Bahn durchquert. Immer wieder habe ich die nicht allzu hohe, aber umso wildere Bergkette, die sich über Landquart und Zizers erhebt und westlich jäh abbricht, bewundert. Und immer wieder nahm ich mir vor, diese zu begehen. Beim Kartenstudium stach mir bald einmal die Möglichkeit einer Gesamtüberschreitung von Grüsch via Ful Berg und Montalin nach Chur ins Auge. Doch diese Variante schien recht lang und mit etlichen Höhenmetern gespickt zu sein - zudem zur Zeit wohl noch nicht schneefrei, was zusätzlich Zeit und Kraft kosten dürfte. Die Wetterprognose war auch eher suboptimal, waren doch nach einem freundlichen Vormittag für den späteren Nachmittag Schauer zu erwarten. So wollte ich heute nur die Hälfte der Überschreitung begehen: Grüsch - Haupt - Schiterberg - Cyprianspitz - Stams - Trimmis.
 

In Landquart empfängt mich eine recht kompakte Wolkendecke, keine Rede von freundlichem Vormittag oder gar blauem Himmel. Etwas missmutig fahre ich doch weiter nach Grüsch und beginne hier unmotiviert mit dem Anstieg zum ersten Gipfel, dem Haupt. Schon nach wenigen Minuten Fussmarsch heitert meine Laune auf, bald erfreue ich mich an der rauschenden Landquart (dem Fluss) und auch die Sonne findet alsbald einige Lücken zwischen den Wolken (oder war die Reihenfolge umgekehrt?). Der Aufstieg zum Haupt führt über den bewaldeten Osthang, der Bergweg ist markiert. Beim Erreichen des Gipfelgrates wird erstmals der Tiefblick in die Rheinebene frei - ein fast magischer Moment - dieser Tiefblick begleitet mich dann den ganzen Tag. Am Haupt ist der höchste Punkt übrigens nicht zugänglich, denn genau an jener Stelle wächst ein stattlicher Baum (ich glaube, es ist eine Kiefer). Etwas weiter südlich kommt man zu einer Lichtung, wo es sich vorzüglich rasten lässt. Nun folgt in südlicher Richtung ein etwas ruppiger, wegloser Abstieg (T4+). Danach geht es weiter auf einem Wanderweg, der von zahllosen Bänklein gesäumt wird. Wollte man sich an jedem niederlassen, müsste man für die Wanderung drei Tage einplanen. Ich schlendere weiter zur Mittagplatte. Auf diesem unspektakulären Gipfel steht ein grosser Sendeturm. Über Weiden führt der Weg weiter zum Sturnenboden. Der Weg folgt nun dem bewaldeten Grat, teilweise etwas ausgesetzt und an einigen Stellen mit Ketten versehen (T4) - dies ist vielleicht der schönste Abschnitt. So gelange ich zum Medli, steige zum Schlund ab um danach den Schiterberg zu erklimmen. Die Südwestwand des Schiterbergs (Nüniwand) sieht wahrlich ziemlich "schiter" aus. Nach kurzem Abstieg folgt der Aufstieg zum Cyprianspitz. Dies ist aber eher ein Grashügel, keine Ahnung, wer ihm zum Beinamen "Spitz" verholfen hat. Mit dem Cyprianspitz habe ich mein Tagesziel erreicht, Trimmis liegt nur einen weiten Steinwurf entfernt. Weiter südlich erspähe ich den Ful Berg mit der schneebedeckten Nordflanke und ich wittere Morgenluft. So weit scheint das gar nicht mehr zu sein, wieso bin ich bisher bloss so geschlendert! Und ausgerechnet jetzt beginnt sich auch noch eine Wolke zu entleeren. Ich eile nach Stams hinunter, unter einem Vordach warte ich das Ende der Schauer ab, lange muss ich nicht warten. Hier beschliesse ich, noch zum Scamerspitz hochzusteigen, und dann schauen, wie es so weiterginge... Innerlich ist mir jetzt schon klar - ich möchte nach Chur! Nun geht es Schlag auf Schlag. Der Aufstieg zum Scamerspitz ist mühsam - Lawinenverbauungen, Erlengestrüpp, nicht immer tragender Schnee - aber wo ein Wille, da ist auch ein Weg! Vom Scamerspitz dann praktisch schneefrei weiter zum Sunntigberg, Hanen, Girenspitz und da stehe ich schon am Fusse des Ful Berg. Der Schnee in der steilen Nordflanke ist gut begehbar, nur knapp unter dem Gipfel wird er faul und sehr tief. Vorsichtig arbeite ich mich die letzten Meter zum Grat hoch, wo noch eine morsche Wechte im Wege steht. Bald stehe ich neben den Steinmann, das halbe Schanfigg liegt mir zu Füssen. Der Blick zum Montalin bereitet mir neben Freude auch etwas Kummer. Viele grosse Wechten kleben noch auf dem Grat, und sollten die gleich morsch sein, wie jene die ich hier oben zur Seite räumen musste, dann dürfte die Zeit langsam knapp werden. Beim Übergang vom Ful Berg zum Gromser Chopf stosse ich noch auf eine andere Überraschung: ein paar brüchige Felsen müssen auf dem Grat überklettert werden (T5). Möglich, dass die bei Schneefreiheit umgangen werden können, aber durch den faulen Schnee ist das momentan keine Option. Zum Glück sind dann die meisten Wechten doch recht kompakt, aber den Montalin und Chur schreibe ich wegen Zeitmangel nun doch ab. Statt dessen steige ich vom Gromser Chopf direkt hinunter nach Calfreisen. Hier ist der letzte Bus auch schon weg, aber der Bahnhof Lüen (Bahn Arosa - Chur) ist ja nicht mehr weit entfernt, und dort fährt sicher noch etwas nach Chur. So ist es dann auch.
 

Hätte ich in der ersten Tageshälfte nicht so viel Zeit verplempert (was aber auch ganz schön war), wäre das Ziel Chur durchaus erreichbar gewesen.


Tourengänger: Omega3


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