Pigne d'Arolla & Mont Blanc de Cheilon


Publiziert von amphibol , 17. August 2018 um 22:50.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Unterwallis
Tour Datum: 3 August 2018
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 11:00
Aufstieg: 1477 m
Abstieg: 2486 m
Strecke:ca. 19Km: Arolla - Tisjoire Nouve - Glacier de Pièce - Cabane des Vignettes - Pointe des Vignettes - Col de Vignettes - Pigne d'Arolla - Brenay - Col de Brenay - Col de la Serpentine - Mont Blanc de Cheilon Ost - Mont Blanc de Cheilon Haupt - Mont Blanc de Cheilon Wintergipfel - Col de Cheilon - Cabane des Dix - Pas de Chèvres - Arolla
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Arolla, poste
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Arolla, poste
Unterkunftmöglichkeiten:Cabane des Vignettes CAS auch: Cabane des Dix (auch für Überschreitung des Mont Blanc de Cheilon sinnvoll, einfach dann ohne Pigne d'Arolla).
Kartennummer:1346 Chanrion 1:25'000 / 1347 Matterhorn 1:25'000

Sagenhafte Pignes, Aiguilles und Mont Blancs


Das Val d'Hérens ist ein Seitental des Rhonetals, dass sich gut 30 Km südlich in den Alpenhauptkamm einkerbt. Das Val d'Hérens ist bekannt für die Pyramides d' Euseigne, die sagenhafte Bergwelt mit den sehr hohen Talabschlüssen in Form der 4000er Dent Blanche und Dent d'Hérens sowie weiterer prägender Berge wie etwa dem Mont Collon oder der Pigne d'Arolla. Das hintere Tal ist relativ stark vergletschert, den rund ein Dutzend grössere und kleinere Gletscher entwässern in die zwei Hauptabflüsse La Borgne d'Arolla und la Borgne de Ferpècle, die sich bei Les Haudères in die La Borgne vereinigen sowie via Pumpen in den Lac de Dix, dessen Wasser die höchste Staumauer der Alpen aufhält, die Grand Dixence.

Das Val d'Hérens ist ein Nebental des Val d'Anniviers im Osten und des Val Hérémence im Westen. Es ist neben dem Mattertal wohl das längsgezogene Alpental durch den Hauptkamm, dass keine Verkehrserschliessung (Strasse) durch den Hauptkamm besitzt. Gleich 4 bekannte SAC Hütten liegen in der Reichweite des Val d'Hérens: Die Cabane des Vignettes, die Cabane de Bertol, die Cabane des Dix und die Cabane de Chanrion, wobei letztere eher vom Val de Bagnes erreicht wird.  


Cabanne des Vignettes über den Glacier de Pièce

Zustieg zur Cabane des Vignettes: T3/L

[02.08.2018] Nach einer langen Anreise von Spiez via Visp und Sion erreichten wir nach geschlagenen 4 1/2 Stunden Arolla. Ein aufmerksamer Leser denkt sich nun, dass dies doch gar nicht so lange dauern würde!? Ja, grundsätzlich.. Im Lötschbergtunnel der NEAT wurde uns jedoch vermeldet, dass ein voranfahrender Güterzug eine Verzögerung von 8 Minuten verursachte und der Anschlusszug in Visp nach Genf nicht warten würde. Damit durften wir trotz mehreren Telefonanrufversuchen bei Postauto und SBB, welche alle auf irgendwelchen zentralisierten Hotlines endeten, den Postautoanschluss in Sion verpassen und fast zwei Stunden in Sion in einem Kaffee verbringen. Das ist halt dann die Konsequenz einer zentralisierten und effizienten Volkswirtschaft.. :-)

In Arolla, allerdings immer noch guten Mutes und bei Prachtswetter, machten wir uns um den Mittag auf den schönen Weg durch den Lärchenwald, welcher sich aber bald lichtete. Der Weg führt danach schön über Alpweiden des Skigebiets und unterhalb der Endmoräne des bis dahin nicht sichtbaren Glacier de Tsijioire Nouve in Richtung Wasserfassung des Glacier de Pièce (Pkt. 2519). Nach der Wasserfassung, deren Wasser in den Lac des Dix überführt wird, liefen wir um den Hügel mit Kulminationspunkt 2580 (Pkt.) und entgegen die Felsen, die uns mit Kabel und Stiften zum Gletschervorfeld des rund 1.8Km langen und 2Km2 grossen Glacier de Pièce führten. 

Der Glacier de Pièce führt in mehr oder weniger direktem Weg direkt zur Cabane des Vignettes, welche auch bereits vom Gletschereinstieg sichtbar ist. Wir erreichen, ca. 3 Stunden nach dem Abmarsch in Arolla die Cabane des Vignettes und gönnten uns einen gemütlichen Nachmittag. Wir stiegen noch mit den Hüttenfinken auf den Pointe des Vignettes hinter der Hütte, wobei wir so unseren ersten 3000er in Hüttenfinken bestiegen. Auch das muss mal gemacht sein! ;-)

Überschreitung der Pigna d'Arolla und des Mont Blanc de Cheilon

Pigne d'Arolla WS, relativ steiler Aufstieg wenn aper / Mont Blanc de Cheilon, ZS, III, Abstieg in den Col de Cheilon "Westgrat" je nach Route WS-WS+ II-III

[03.08.2018] Um 03:45 starteten wir bereits angeseilt als erste in die Dunkelheit der Nacht. Wir querten nach den Felsen, die von der Hütte westlich verlaufen direkt nach Süden zu den von der Pigne herunterkommenden Felsbändern. Über Stein, Schutt und Blöcke stiegen wir danach jenen entlang hoch und erreichten den Gletscher. Hier stiegen wir die steile apere Rampe (ca. 35 Grad) von rechts nach links konzentriert hoch, es war immer noch stockdunkel. Der Hüttenwart meinte, er wolle da bald mal ein Fixseil installieren, weil es immer steiler würde. Oben flacht es etwas ab und wir stiegen in stetigem und moderatem Firn direkt hoch zwischen Pointes de Brenays und Pigne d'Arolla. Vom Col stiegen wir in wenigen Minuten auf die Pigne d'Arolla, die wir etwa 05:15 Uhr erreichten. Die Dämmerung machte sich langsam breit und das erste orange-rot viollete Licht machte die Nacht langsam zum Tag. Die Sicht insbesondere nach Osten war schön, die Temperatur mit leichtem Südostwind angenehm. Bereits nach knapp 2 Stunden gratulierten wir ins so bereits zum ersten Gipfel! :-)

Noch vor Sonnenaufgang querten wir den Col du Brenay, dem wir etwas folgten um danach gegen Norden in den steilen Abstieg zu queren. Dort halten die Spaltenbrücken der grossen Querspalten gerade noch. Mit dem Sonneaufgang an unserem Standort erreichten wir den Col de la Serpentine (3542m). Dort war eine kurze Pause angesagt.

Danach stiegen wir in steilem Firn hoch bis zum Felsband entgegen den imposanten vergletscherten Ostgipfel des Mont Blanc de Cheilon - ja es besteht kein durchgängiger Firn mehr, wie es etwa auf der Karte eingezeichnet ist  - das ist Schnee von Gestern, im wahrsten Sinne des Wortes. 

Nach dem Felsband wieder im Firn, quert man eher gegen links (südwest) entlang der südlichen Felsen. Bald erreichten wir ca. um 0945 Uhr den den Ostgipfel des Mont Blanc de Cheilon, der eine riesige Gipfelwächte trägt. Hier beginnt denn auch die eigentliche Tour: Der Ostgrat des Mont Blanc de Cheilon.

Über einfache Felsen erreichten wir die Abseilstelle, die mittels Schnürren und Schlingen eingerichtet ist. Hier seilten wir ca. 15m ab und erreichten einen kleinen Col. Zwei grössere Türme, der erste direkt in den Himmel gerichtet, der zweite leicht gegen Süden abgeschrägt, sind von da aus sichtbar. Nach den ersten paar Meter, gelangten wir bereits an die Schlüsselstelle, jedenfalls war dies mein Empfinden. Hier klettert ma links um einen  aufstehenden Sporn ohne grosse Griffe und Tritte. Den ersten dieser Türme erkletterten wir dann direkt, immer der Kante nach. Der Zweite wird absteigend auf einem engen horizontalen Band links umgangen. Danach bleibt man immer an der Kante und sieht den lang wirkenden Schlussaufstieg auf den Haupt des Mont Blanc de Cheilon. Diese Kletterei ist unglaublich schön, ein Genuss in Gneis und ein paar Meter sogar in Granit. 

Etwas vor 12.00 Uhr waren wir glücklich und überaus im Zeitplan auf dem Gipfel! Gratulierend und geniessend schossen wir Fotos und gönnten uns den verdienten Break auf dem wunderschönen Gipfel mit einer atemberaubenden Weitsicht!

Der Abstieg folgte zuerst auf dem Südwestgrat bis auf den Schneesattel bei Punkt 3781. Danach Richtung den Felsgrat zu Punkt 3496 der zu Col de Cheilon führt. Diesem Grat folgten wir jeweils der Gratkante entlang . Teilweise besteht der Grat aus Blockgelände, dann wieder einzelnen Abkletterstellen über festen Fels. Ca. nach 2/3 verliessen wir den Grat über eine schuttige, brüchige Stelle (es hat Wegspuren) runter auf den Glacier du Giétro und kurz über diesen bis zum Col de Cheilon. Der Abstieg vom Col ist im unteren Teil mit Seilen verischert. Der Weg zur Cabane des Dix ist einfach und die Hütte bereits von weitem sichtbar. 

Von der Cabane des Dix stiegen wir über Glacier de Cheilon auf den Pas de Chèvres (Geistritt) zurück nach Arolla (ca. 3 Stunde). Wir erreichten den Bus um 16.20 Uhr und waren ziemlich müde.

Fazit: Eine wunderbare alpine aber relativ lange Tour in bestem, nein allerbestem Fels. Die Schwierigkeiten halten sich in Grenzen, doch ist die Tour nicht anspruchslos! Den sich stark ändernden glazialen Bedingungen muss sicher Rechnung getragen werden.

Zeitangaben und Distanzen: 
Distanzangaben oben: Ohne Zustieg zur Cabane des Vignettes CAS (1200Hm). 
Zeit: Nur "Gipfeltag" von Cabane des Vignettes CAS über Pigne d'Arolla via Col de la Serpentine und Mont Blanc de Cheilon Überschreitung, sowie Abstieg über den Pas de Chèvres nach Arolla (ca. 1500 Aufstieg, ca. 2500m Abstieg, ca. 19 Km Marschdistanz).

Tourengänger: amphibol, berggiis
Communities: ÖV Touren


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Kommentare (2)


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Sherpa hat gesagt: Gratulation
Gesendet am 18. August 2018 um 17:20
zur tollen Tour und dem Bericht. Wie immer auch tolle Fotos.
lg Sherpa

amphibol hat gesagt: RE:Gratulation
Gesendet am 22. August 2018 um 22:49
Hallo Sherpa

Merci viel mal! Ihr seid wieder unglaublich unterwegs gewesen! Die Touren in der Bietschhornregion finde ich super spannend. Merci euch für die Inspiration!

Zusätzlich habt ihr in der Monte Rosa auch noch mächtig abgeräumt! :-)

Viele schöne Touren weiterhin, liebe Grüsse
amphibol


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