Hochtour von der Siegerlandhütte über Sonklarspitze zur Teplitzer Hütte mit abenteuerlichem Ausgang


Publiziert von Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II , 5. August 2018 um 10:00.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Stubaier Alpen
Tour Datum: 2 August 2018
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I   A 
Zeitbedarf: 13:00
Unterkunftmöglichkeiten:Teplitzer Hütte

Am 02.08.17 brach ich an der Siegerlandhütte ca. um 06.00 Uhr auf, um zunächst auf markierter Route (einige wenige Drahtseile vorhanden) zum Grat aufzusteigen, der zum Hohen Eis führt (Höhenangabe falsch, sein Gipfel ist mindestens 3420m hoch). Eine Passage weit kam ich von der Markierung ab, denn sie führte über den Grat, während ich etwas unterhalb querte. So musste ich aber an einem kurzen Drahtseil über eine kleine Steilstelle nicht absteigen, denn ich war ja schon dort unten.

Am Grat angekommen überschritt ich nach kurzer Rast südwestwärts Richtung Schwarzwandspitze eine Graterhebung (I+) u. ging dann noch über eine kleinere zum P. 3389, den man als Gipfel bezeichnen kann. Da er zwei nahe beieinandergelegene Spitzen mit ähnlicher Höhe aufweist, betrat ich beide. Dieser Gipfel soll ca. 30m höher als die Schwarzwandspitze sein, was gewisse Zweifel bei mir auslöste. Der Augenschein kann aber auch täuschen!

Zurückgekehrt überschritt ich das Hohe Eis, das auf der AV-Karte entweder zu weit südlich mit einer falschen Höhenangabe eingezeichnet ist oder sie mit diesem Namen etwas anderes meint als der ca.3420m oberhalb gelegenen Gipfel. Dieser ist flach u. nach Erreichen ging ich auf der anderen Seite weiter ein Stück abwärts, um einer Nebenerhebung zu erreichen. Es herrschte Nebeltreiben, sodass diese Erhebung mir größer u. bedeutender erschien, als sie tatsächlich ist.  Zwischen beiden "Buckeln" liegt ein Seeauge, das mehr als 3380m hoch liegt u. damit das höchstgelegene ist, das ich in den Alpen je gesehen habe! Im Gipfelbuch des Hohen Eises hatte ich zuvor einen Eintrag entdeckt, in dem jemand erwähnt, dass er dort ein kurzes Bad genommen hat!

Im Nebeltreiben erreichte ich bald die Sonklarspitze über ein Eis-/Firnfeld, was ohne Steigeisen möglich war u. zuletzt im mit Felsbrocken übersäten Gelande. Im Firn konnte ich eine Fußspur einer Gruppe sehen, die sich wenige Stunden vor mir ins Gipfelbuch eingetragen hatte.

Ich stieg über den markierten, anspruchsvollen, weil durch steiles Felsgelände führenden Normalweg (T5) auf den Übeltalferner ab. Die Fußspur führte bald über eine halbverdeckte Spalte! Da war mir nicht wohl u ich änderte meine Richtung, nämlich südwärts. Ich ging unterhalb über den dort aperen Gletscher. Ich kam dann in eine Spaltenzone u. musste mir eine Route suchen, was ich von oberhalb her gesehen nicht vermutet hätte. Das dauerte statt einer Gehzeit von 10min. mindestens 3mal so lange, denn ich musste immer wieder umdrehen, da ich an firnbedeckte Spalten geriet. Es wäre lebensgefährlich gewesen, irgendwo den Firn zu betreten!

Schließlich erreichte ich nicht sehr weit von der Müllerhütte entfernt, wo man mich bestimmt beim Umherirren auf dem Gletscher beobachtet hatte, nach einem kurzen Fehltritt in ein "Loch" einen spaltenlosen kurzen Firnhang, unter dem der flache Bereich des Ebenferners liegt, der aper war. An Stangen entlang erreichte ich nach der aperen Passage links oberhalb im Firn den Gletscherrand, wo Markierungen zu finden sind. Über den Karl-Vogel- bzw. Carl-Sonklar-Weg wanderte ich mehr als 150m an Höhe verlierend bis westlich unter den Roten Grat.

Die nördlich des Roten Grates gelegene Freigerscharte schien mir wegen des steilen Bruch- u. Firnhangs etwas schwierig u. mühsam zu erreichen zu sein. Zuerst wollte ich stattdessen über den Südgrat dieses Berges im andersartigen, sehr hellen Gestein aufsteigen. Dann entdeckte ich eine Rippe, die vom NW-Grat südwestwärts abfällt u. gut gangbar zu sein schien. Ich stellte den Rucksack ab, was wohl ein Fehler war, denn der Rückweg war sehr weit, schließlich wollte ich vom Roten Grat aus noch den Hochgrintl erreichen. Ein Problem hätte aber auch dadurch entstehen können, dass ich keine Steigeisen dabeihatte u. man von der Scharte zwischen beiden Gipfeln (Freigerscharte) auf den Hangenden Ferner gelangt u. über diesen Richtung Teplitzer Hütte absteigen muss.

Über flaches Geröll u. ein Firnfeld stieg ich nach Norden zum Fuß der Rippe auf. Sehr steil u. nicht ganz einfach (T6) ging es eine kurze Passage aufwärts. Dann wurde das Gelände etwas flacher u. leichter zu begehen. Über das geröllbedeckte, weiter oben blockige Gelände (I) gelangte ich auf den NW-Grat, über den eine rot-weiß markierte Route verläuft. Über diese stieg ich den Gipfel. Sehr wohl war mir dabei nicht, als ich den NO-Grat Richtung Rotgratscharte abstieg, um dahinter im Auf u. Ab zum Hochgrintl weiterzugehen. Denn ich musste den ganzen Weg retour gehen. Als ich die Rotgratscharte erreicht hatte u. zum Hochgrintl weiterging, fiel von Norden her Nebel ein. Das hätte ich als Alarmzeichen verstehen können! So schnell als möglich stieg ich den letzten steilen Aufschwung zum höchsten Punkt des Hochgrintls auf u. drehte gleich nach seinem Erreichen wieder um. Im Nebel kann man den Himmel nicht sehen u. so hatte ich Angst, ein Gewitter könnte aufkommen! Ich überschritt wieder den Roten Grat u. stieg dieselbe Route zum Rucksack ab. Zunächst schien das Wetter wieder in Ordnung zu sein, bis vermehrt Nebel von Norden einfiel. Eilig brach ich wieder auf u. das war auch notwendig, wie sich bald zeigte!

Wieder einmal schätzte ich die Länge eines Weges - nämlich den zur Teplitzer Hütte - nicht richtig ein, dann auf der AV-Karte macht er nur wenige cm aus! Unterwegs fing es bald an, zu regnen u. im Lauf der Zeit wurde der Niederschlag recht heftig! Überall kamen Rinnsale die Hänge heruntergeflossen, der Weg war an flachen Passagen regelrecht überflutet! Es ging lange Zeit über Gletscherschliffplatten hinweg, über die Wasser floss. An einer Stelle, an der über dem Weg ein senkrechter Felsen gelegen ist, rauschte sogar ein kleiner Wasserfall herunter, dem ich mich nicht ganz entziehen konnte (er berührte meine Jacke an meiner linke Seite). Der Weg zur Hütte schien endlos zu sein! Das Schlimmste stand mir wenige hundert Meter vor der Hütte noch bevor: mit Erschrecken entdeckte ich einen breiten, wahnsinnig angeschwollenen Bach, den ich zu überqueren hatte! Keine Brücke war zu sehen, nur oberhalb ein Wehr, das mit Gittern belegt ist. Einige Stangen sind auf ihm angebracht. Die Wassermassen flossen über das Wehr hinweg. Ich dachte, über dieses muss u. kann ich auf die andere Seite gehen.

Am Rand musste ich eine Betonfläche betreten, über die Wasser floss. Ich prüfte die Tiefe mit dem Stock: ca. 20cm tief. Nasse Füße waren natürlich unvermeidlich. Als ich mich der ersten Stange näherte, versank ich kurz vor ihr plötzlich bis zum Hals im Wasser! Ich bekam kurz einen Kälteschock u. natürlich Angst, griff sofort nach der Stange u. zog mich hinauf. Beide Knie taten danach unheimlich weh. Ich ging jedoch sofort weiter u. gleich war mir wieder warm! Ich eilte zur Hütte, wo ich dann mit meinem Erscheinen für Aufsehen sorgte!



Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T5- WS II
WS- I
15 Jul 97
Juli-Skitour vom Becherhaus zum Botzer und am Grat weiter zum... · Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II
T2
T6 WS II
1 Aug 18
Vom Timmelsjoch über die Timmelsalm, Beilöcherspitze und... · Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II
WS+ I WS
10 Mai 17
Skitour vom Stubaigletscher über zwei Gipfel zur... · Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II

Kommentar hinzufügen»