Grandiose Bergkamm- und Panoramawanderung mit Hochtour auf die Innere Quellspitze


Publiziert von Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II , 22. Juli 2018 um 16:53.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ötztaler Alpen
Tour Datum:19 Juli 2018
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   I 
Zeitbedarf: 13:45
Unterkunftmöglichkeiten:Oberetteshütte

Dieser Bericht über eine fantastische Bergfahrt ist meinem an der Inneren Quellspitze verstorbenen Bergfreund Thomas Maurer gewidmet!

Anmerkung:
Die im Folgenden geschilderte lange Kammbegehung in mehr als 3000m  Höhe dürfte eine der in ihrer Art schönsten in den Alpen sein!

"Erli" hat zwar den Wegpunkt "Innere Quellspitze" in seinen Bericht über die Besteigung der Weißkugel aufgenommen, war aber nicht auf ihrem Gipfel. So bin ich bei "hikr" der Erste, der einen Bericht über ihre Besteigung veröffentlicht hat.

Am 19.07.2018 machte ich voraussichtlich mit dieser meine letzte Tour im Bereich des Hauptkamms im Gebiet der Ötztaler Alpen, auf dem ich zwischen Östlichem Hennesiglkopf im Westen und Timmelsjoch im Osten im Lauf der Jahre alle Dreitausender bestiegen habe und dem des Weißkamms, auf dem ich als einzigen der Dreitausender den Hintergraslturm wegen IIIer-Kletterei nicht erreichen konnte. Auf dem Ramolkamm war ich auf allen Gipfeln dieser Höhe.

Mit meiner neuen Kamera, die wegen ihres 26-fach Zooms mich zu mehr Fotos verführt, erwischte ich einen Traumtag, um diese Tour zu unternehmen, der sich in der Anzahl der in diesem Bericht befindlichen Fotos widerspiegelt. Ich entdeckte unterwegs bei freier Sicht entsprechend viele mir bekannte, weil bestiegene Berge, die ich mit dem Zoom nah heranholen konnte. Also ein bisschen in Erinnerung schwelgen war bei der Tour auch dabei. Wegen des schweren Rucksacks kam ich sowieso nicht so schnell voran u. genoss das landschaftliche Juwel u. den Sonnenschein bei zahlreichen Verschnaufpausen.

Über den Rofenbergkamm bin ich einmal vor vielen Jahren vom "Im Hintern Eis" her abgestiegen, habe aber auf der Wanderkarte nur 3 Vermessungspunkte vorgefunden. Auf der AV-Karte finden sich aber 5. Ich wusste einerseits nicht, ob ich alle überschritten hatte, andererseits fand ich in der Dreitausenderliste des Ersten, der alle namentlich bekannten Gipfel dieser Höhenlage Österreichs bestiegen hat, 7 Gipfel auf dem Rofenbergkamm vor. Das konnte nun aber nicht stimmen! Was also lag näher, als noch einmal - das bei besten Wetterbedingungen - den Rofenbergkamm in der anderen Richtung, also aufsteigend, zu begehen, um dahinter über einen einfach zu begehenden Grat in die Nähe der Inneren Quellspitze zu gelangen, die mir als einziger Dreitausender im oben erwähnten Abschnitt des Hauptkamms noch in meiner Gipfelliste fehlte!

Ein weiterer wichtiger Grund, die Innere Quellspitze zu erklimmen ist oder besser war der, dass mein Tourenkamerad Thomas aus Mittenwald Anfang Juli 2014 an diesem Berg tödlich verunglückt ist

Ich wanderte ein Stück auf dem Wanderweg vom Hochjochhospitz Richtung Schöne Aussicht. An geeigneter Stelle verließ ich ihn zur SO-Flanke des Rofenbergkamms hin u. stieg den anfangs steinigen, dann grasigen Hang querend auf.

Auf dem Rofenbergkamm kann man noch bis in über 2900m im Gras gehen! Weiter oben wird es dann natürlich steinig. Kletterstellen gibt es keine, man muss höchstens mal an zwei kurzen Passagen im steilen Blockwerk Hand an Fels anlegen, um das Gleichgewicht zu halten.

Ich wanderte langsam aufsteigend u.  hinter den Rofenbergköpfen jeweils kaum an Höhe verlierend über den Westlichen Rofenbergkopf zum " Im Hinteren Eis", wo ich eine kurze interessante Unterhaltung mit einem 70jährigen Holländer hatte. Ein paar wenige Wanderer kamen mir noch an diesem einfach zu erreichenden Berg entgegen. Ich ging Markierungen folgend auf dem Kamm weiter u. überschritt dabei das Egg, dahinter einen namenlosen Gipfel mit flachem Gipfelgrat u. 3243m Höhe u. das Teufelsegg.
Seltsam, dass der mittlere Gipfel höher als seine beidseitigen Nachbargipfel ist, aber im Gegensatz zu ihnen keinen Namen trägt!

Ich stieg vom Teufelsegg über eine Gratschulter (3170m) in einen flachen Bereich mit 3130m Höhe ab. Zunächst steigt der breite Kamm aus der Mulde leicht an. Bald steigt der markierte Steig aber steil bis auf 3226m Höhe an. Zum Steinschlagjoch geht es wieder flacher. Dort führt am oberen Ende des Gletschers unter dem Felsgrat entlang die Route über das Hintereisjoch auf die Weißkugel. Im Firn war eine Spur vorhanden, der ich ein kurzes Stück unter dem Grat folgte, da das Gehen dort bequemer war. Da sich der Gipfel der Inneren Quellspitze weiter südlich befindet u. ich nicht wusste, wie schwierig es ist, vom Steinschlagjoch zu ihrem Gipfel zu gelangen, zog ich es vor, weiter am Felsgrat aufzusteigen.

Ich hatte in Erinnerung, vor Jahren im AV-Führer gelesen zu haben, dass man am Grat mit IIer-Stellen den Gipfel erreichen kann. Ich sah aber auf dem Weg zur Inneren Quellspitze, dass ich weiter oben dem Grat nach links in die SW-Flanke ausweichen muss. Leider stieg ich am Grat zu weit auf, genauer gesagt bis zum Beginn der für mich nicht überwindbaren Felsen. Die Flanke links sah ein wenig weiter unterhalb gefährlich aus, da sehr brüchig. An den Felsen entlang war es mir aber möglich (T6), schräg nach rechts absteigend u. mich dabei an kleinen festen Felsen haltend ein steiles Firnfeld zu erreichen, das ich mit Pickel querte. Dahinter gelangte ich in einen flachen Bereich. Von dort stieg ich dann in mäßig steilen Firn zu leichten Felsen auf. Über sie (I) erreichte ich in Kürze ein Plateau, wo ich erst einmal Pause machte u. den Rucksack stehen ließ.

Ich stieg in die SW-Flanke der Inneren Quellspitze ein: zunächst in mäßig steilem Firn, dann über Gesteinstrümmer u. Blockwerk. Ich erreichte schließlich den S-Grat des Berges, über den ich den Gipfel erreichte. Ich musste, nein durfte eine II-er-Stelle im bombenfesten Fels hinaufklettern, sonst fand ich nur I-er Stellen vor. Als ich oben war, sah ich, dass der Grat Richtung Weißkugel flach ist, kaum abfällt, aber brüchig ist. Man kann einige Meter abklettern u. dann in der Flanke bis vor einen schwarzen Turm queren. Dieser ist nicht schwierig zu erreichen. Wie es dahinter aussieht, wusste ich aber nicht. Vermutlich kam mein dort tödlich verunglückter Freund vom Hintereisjoch her u. ist vom Grat über die ca. 100m hohe Felsflanke auf den Matscher Ferner abgestürzt. Ich hätte ihn begleitet, wenn er mich vorher gefragt hätte u. dann wäre die Tour für ihn möglicherweise anders verlaufen. Möglicherweise...

Ich begann bald den Abstieg, wobei ich eine Geröllrinne nahm, die vor den Kletterstellen des S-Grates  hinabführt. Von unten war sie mir als zu steil für den Aufstieg erschienen bzw. hatte sie nicht ganz überblicken können. Rasch gelange ich wieder an mein Rucksackdepot u. stillte zunächst den inzwischen aufgekommenen Hunger. Danach stieg ich im Firn u. dann im Geröll den Hang Richtung Äußerer Quellspitze querend ab. Ich steuerte die untere Felskante dieses Berges an. Ich querte dann flach den stark zerfurchten, mäßig steilen Firnhang.  Ich musste über Grate der dicht an dicht nebeneinander liegenden, bis 60cm tiefen Rinnen steigen u. rutschte auch ein paar mal in den Rinnen. An eine längere Passage mit so stark zerfurchten Firn in den Alpen kann ich mich nicht erinnern!

Ich ging unterhalb der Felskante an ihr vorbei u. begann den Anstieg über den Steinschlagferner zum Oberettesjoch. Weiter unten bzw. auf meiner Höhe in der Mitte des Gletscher sah ich wenige Spalten. Zunächst ging ich also sicherheitshalber weit rechts, aber da keine weiteren Spalten zu sehen u. auch nicht mehr welche zu erwarten waren, stieg ich flacher, also im Zickzack eher in der Mitte auf. Ich war froh, nach der letzten Anstiegsanstrengung des Tages auf der anderen Seite der Scharte zur Oberetteshütte absteigen zu können. Der Oberettesgletscher ist wie andere Gletscher auch zurückgegangen. Ich musste ein steiles Geröllfeld absteigen, um den Firn zu erreichen. Auf ihm konnte ich weit absteigen. Dann erreichte ich im Geröll schließlich Markierungen, denen ich folgte. Ich machte einen Fehler u. verlor sie wieder. Weglos stieg ich nahe eines Bachs ab. Ich erreichte eine Brücke u. damit wieder einen Weg. Zur Hütte war es nicht mehr weit. Dort trank ich ziemlich geschafft erst einmal ein Bier u. aß eine Speckknödelsuppe. Der Wirt ist sehr freundlich u. zuvorkommend u. fragt erst einmal nach dem Namen!



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Kommentare (2)


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ADI hat gesagt:
Gesendet am 24. Juli 2018 um 11:30
Scheene Tour....Kollege, aber a bisserl mehr Buidl hättest scho machen können....

;-)

VLG!

Gesendet am 26. Juli 2018 um 14:35
Ich hatte schon genug damit zu tun, von den bei dieser Tour fast 300 gemachten Fotos zahlreiche rauszuwerfen! Weitere Entscheidungen zu treffen, welche davon ich nicht zu veröffentlichen brauche, hätten mehr Zeit u. Energie in Anspruch genommen, als sie zu lassen u. einfach zu beschriften!


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