Im Hintern Eis 3270 m: Von der Sauna auf den Gipfel


Publiziert von basodino , 10. August 2016 um 15:03.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ötztaler Alpen
Tour Datum: 6 August 2016
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   I 
Zeitbedarf: 3 Tage 8:30
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 650 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:das Ötztal nach Süden über Sölden hinaus, in Zwieselstein rechts ab bis zum Talende nach Vent, die Straße nach Rofen ist mit einem Fahrverbot belegt außer für Anreiner oder Besucher der gastronomischen Betriebe dort
Unterkunftmöglichkeiten:Hochjochhospiz (2412 m), Schutzhaus Schöne Aussicht (2842 m)
Kartennummer:AV Karte 30/2 Weisskugel

Manchmal kann man sich schon ärgern, wenn ein verlängertes Wochenende am 2. Tag mit Regen und Neuschnee aufwartet, manchmal ist es aber der Rahmen für ein wundervolle Erfahrung.

Vorab muss gesagt werden, dass unser ursprünglicher Plan wegen ausgebuchten Hütten gar nicht möglich war. So war von vornherein klar, dass wir über das Hochjochhospiz am 1. Tag zur Schönen Aussicht am 2. Tag gehen wollten und dort 2 Nächte bleiben. (PS: im Nachhinein ein Riesenglück, denn der Weg von Vent zur Martin Busch Hütte wurde gerade am Donnerstag wegen Felssturz gesperrt, so dass wir den ursprünglichen Plan gar nicht zu Ende gebracht hätten).

Das Wetter spielte dem zu, indem wir unter Drohung erster Gewitter von Vent zum Hochjochhospiz aufstiegen (am 2. Tag konnte man wegen Regen eh keinen Gipfel machen). Man kann in Vent hinter dem Parkplatz des Sesselliftes kostenlos parken, die Straße nach Rofen ist mit einem Fahrverbot belegt. Also wanderten wir links des Talflusses Richtung Rofen und dort über die Hängebrücke. Dann rechts des Flusses immer mehr taleinwärts, zunächst durch Wiesen, dann in eine Schlucht und zum Schluss sehr leicht ansteigend bis das Hospiz in Sicht kommt. Das zieht sich gewaltig, da der Weg zwar sehr bequem ist, aber kaum an Höhe gewinnt, im Bereich der Schlucht auch mal ein paar gewonnene Höhenmeter wieder abgibt.
Mit schwerem Gepäck (gesamte Touren- und Regenausrüstung) brauchten wir insofern die angegebenen 3 Stunden für den Zustieg auch wenn das Netto gerade mal 516 Höhenmeter sind. T1, 3 h 00 min.

Am Hospiz drohten zwar einige Wolkentürme, ließen aber genug Lücken um auch der Sonne Raum zu geben. In der gemütlichen Hütte erhielten wir ein 2-Bett-Zimmer mit Stockbett, eng, aber ruhig und verglichen mit manchem Lager der pure Luxus. Das Abendessen fiel reichlich aus und war lecker.

Am nächsten Morgen regnete es dann bereits vor dem Frühstück. Gegen Nachmittag war Wetterberuhigung angesagt, 3 niederschlagsfreie Stunden am Stück schienen aber unwahrscheinlich. Also gingen wir um kurz nach 9 Uhr bestens verpackt los. Zunächst steigt man über einen Weg mit kurzen, gesicherten Abschnitten hinab an den Bach zur Brücke (2292 m). Dahinter geht es gemütlich in einigen Kehren auf eine Höhe knapp über der des Hospizes hinauf. Dann orientiert sich der Weg am reißenden Bach, man erreicht eine Brücke (2460 m), die man nicht benutzt, und steigt allmählich, aber ganz allmählich rechts des Baches die Hänge empor. Auf ca. 2500 m mischten sich die ersten Schneeflocken in den Regen, ab 2600 m blieb der Schnee liegen. Da der Weg aber bestens ausgebaut ist, selbst im Bereich der Geröllhalden, gab es keinerlei Probleme. So erreicht man ca. 10 Minuten vor der Schönen Aussicht ein Zollhaus und somit die italienische Grenze. Zum Schluss durch das hier ansetzende Skigebiet kurz auf einer Schotterstraße, dann markiert nach rechts querend durch eine Felsbank bis zur Hütte. T2, 3 h 00 min.

Die Hütte liegt ca. 50 m oberhalb des tiefsten Punktes einer weiten Senke, die man nur schwer als Pass bezeichnen mag, aber geografisch sicher so zu betrachten ist. Insofern pfeift der Wind hier schon einmal stärker. Froh, der Mischung aus Schnee und Wind zu entkommen, erreichten wir den Vorraum der Hütte, wo für uns der Berghüttenluxus begann. Von den geheizten Schuhhaltern, über Betten mit Bettbezug und ohne Hüttenschlafsack bis zur Sauna, die draußen ab 15 Uhr zur Verfügung steht. Das ist schon mal nicht ohne, wenn das Wetter nicht mitspielen mag.
Wir setzten uns erst mal in den Gastraum und genossen eine üppige Speckknödelsuppe bzw. einen Kaiserschmarrn. Zu uns setzten sich zwei Bergsteiger, die den gleichen Weg zur Hütte genommen hatten und die uns am Vorabend aber nicht so sehr aufgefallen waren. Der Tiroler und die Bayerin entpuppten sich als offene Gesprächspartner mit Witz und Verstand. Man traf sich später in der Sauna, was eine Erfahrung der eigenen Art war. Zunächst war die Sauna auf 115 Grand geheizt, was selbst hart gesottenen Saunierern ein bißchen zuviel sein dürfte. Mit Tür auf und Handtuchwedeln konnten wir hier abhelfen. Das ganze bei horizontalem Schneetreiben und -1 Grad Außentemperatur nur bekleidet mit einem Handtuch. Nach den jeweiligen Saunagängen konnte man sich so aber luftkühlen und man brauchte die eisige Dusche eigentlich nicht. Von außen sieht es erst mal drollig aus, wenn man 4 Erwachsene mit Handtüchern im eisigen Schneetreiben sehen mag, uns hat es aber richtig Spaß gemacht.

Im weiteren Verlauf stellte sich dann heraus, dass obwohl wir nur 4 Tage unterwegs waren, die anderen 2 Wochen, unsere Pläne für diese 4 Tage ziemlich synchron verliefen. So verabredeten wir uns zu einer gemeinsamen Tour auf die Fineilspitze am 4. Tag. Zuvor stand bei uns aber noch etwas Akklimatisierung an.

Am 3. Tag gab es am Morgen immer noch eisigen Wind, letzte Flocken, aber nach und nach einen freundlichen Mix aus Wolken und Sonne. So stiegen wir zwischen 10 und 13 Uhr auf den nahen Gipfel genannt "Im Hintern Eis". Dabei war das größte Problem, den Einstieg in den Weg zu finden, da dieser unmittelbar hinter der Sauna beginnt. Wir suchten weiter links, fanden ihn dann aber 10 Meter höher durch eine Querung nach rechts. 

Der Weg führt gut markiert über einige Wellen immer höher, ist nirgends exponiert oder schwierig. Durch den Neuschnee hatte alles aber ein Ambiente, als wäre man auf einer richtigen Tour, wenngleich man von der Hütte aus eher über einen ausgedehnten Spaziergang reden sollte. Aber mit 3270 m erreicht man doch eine Höhe, die viele "vollwertige" Gipfel nicht erreichen. T3 (meist leichter), 1 h 30 min im Auf-, 1 h 00 min im Abstieg.

Am Nachmittag nutzten wir dann noch die Duschen mit Aussicht. In der Hütte gibt es 5 Duschen, aus denen man unmittelbar die Bergwelt bewundern kann, die Bergwelt und die sich darin bewegenden Menschen aber auch einen selbst sehen können. Die ganz rechte Dusche ist hingegen etwas geschützter. Irgendwie ist die ganze Hütte ein ungewöhnlicher Ort.

Am Abend vertieften sich die Gespräche dann noch, die eine oder andere Lebenssituation wurde beleuchtet, Möglichkeiten oder Chancen erkannt, was die Verbindlichkeit zwischen uns Vieren noch zu stärken vermochte und somit die beste Voraussetzung für eine sich ansonsten unbekannte Viererseilschaft am nächsten Tag war.

Tourengänger: basodino, tourinette


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