Schon fast zu alt(els) - Altels 3629m ü.M.


Publiziert von amphibol , 27. April 2018 um 00:50.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Frutigland
Tour Datum:25 April 2018
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Ski Schwierigkeit: ZS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-VS 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 2630 m
Abstieg: 2630 m
Strecke:Eggeschand - Sunnbüel- Sagiwald - Altels (retour)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Die Luftseilbahn Sunnbüel fährt bis am 1. Mai jeweils um 8.00, 13.00 und 17.00 Uhr. Alle Anlagen an Oeschinen sind geschlossen.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Auto bis Eggeschwand (Baracken vom Militär)
Unterkunftmöglichkeiten:Kandersteg: einige Unterkünfte. Ansonsten kann die Tour natürlich abgekürzt werden vom Berghotel Schwarenbach (hat noch bis am 29. April 2018 geöffnet) www.schwarenbach.ch/home/
Kartennummer:263S Wildstrubel (1:50'000)

Altels - eine schier unendliche Geschichte...


Der Altels stand bisher nicht auf meiner Wunschliste, jedenfalls nicht als Skitour! Der Berg ist aber eine überaus imposante Erscheinung, deren plattige, schier endlose Nordwestflanke einem eher Angst einflösst denn einladend entgegenschaut, wenn man auf die Sunnbüel gelangt und in sein Antlitz schaut. Wir wollten den Altels vom Talboden in Kandersteg (Eggenschand) an einem Tag erreichen und wieder den ganzen Weg zurück nach Eggeschand bewältigen - rund 2600m Aufstieg und Abfahrt zugleich bei einer Horizontaldistanz von rund 11 Kilometer (ein Weg) ... Eine grosse Tour war also angesagt. Das Lawinenbulletin, wie oft zweiteilig in dieser Saison, mit überdurchschnittlichen Tagestemperaturen berichtete von guten Bedingungen, wenn man früh startet und erheblich, wenn der Tag die Hänge aufheizen wird. Fazit war demnach, dass wir den Gipfel vor Mittag erreichen müssen, um bestenfalls im ersten leichten Sulz die Flanke wieder zu passieren. Beim Altels kommt uns entgegen, dass seine Nordwestflanke lange im Schatten bleibt und daher in dieser Jahreszeit bei nächtlicher Abstrahlung eher länger gefroren bleibt und daher erst später "gefährlich" wird. 

Wir starteten gestern am 25. April 2018 früh morgens um 4.50 Uhr bei den Militärbaracken in der Eggeschwand (Kandersteg) mit den Stirnlampen und den Skiern am Rucksack zügig dem Bergweg gegen die Bergstation Sunnbüel entgegen. Etwas Nach dem Flur "Nasse Bode" auf rund 1560m ü.M. deponierten wir unsere Trekkingschuhe und stiegen mit den Skiern weiter und gelangten eine gute Stunde später unterhalb der Sunnbüel in das kleine Tälchen, welches uns via die Winteregg zum SAC Hüttchen der Sektion Altels führte. Von dort zogen wir weiterhin angefellt, auch wenn sich das Gelände einsattelt bis unterhalb des Sagiwalds und bogen nach dem Sagiwald gegen Südosten ab. Über einen grösseren Lawinenkegel, welcher den Schnee bis weit in die Fläche stiess, stiegen wir Richtung Sagiweid auf. Der Untergrund war hart gefroren, die Harscheisen bereits an den Skieren. 

Der Altels ist ein Berg, der bereits einige Todesopfer abverlangte. Nicht des Bergsteigens wegen allerdings, sondern weil seine fast 1700m hohe und rund 3.5 Km lange Gipfelflanke früher einen Gletscher trug, der mehrmals abbrach. So brach am 18. August 1792 ein grosser Teil des Gletschers von der Flanke, wobei 4 Menschen starben. Ebenso starben am 11. September 1895 bei einem Abbruch von rund 4 Millionen Kubikmeter Eis in die Spittelmatte sechs Menschen. 

Ab der Sagiweid sieht man in die unendlich wirkende Gipfelflanke, die sich noch in tiefem morgendlichem Schatten präsentierte. Im grandiosen Zick-Zack zogen wir eine Spitzkehre an die andere. Unterhalb von Punkt 2633 wird es gerade so grenzwertig steil, die alten Spuren leiteten zwar den Weg, waren aber nicht mehr so gut brauchbar, weil sehr eisig. Die Flanke ist relativ konstant steil und bei diesen doch eher harten Bedingungen musste ich mich schon konzentrieren, insbesondere bei den Spitzkehren. Nach einem sich bereits zum zweiten mal auftretenden Hungerast machten wir bei einem eisigen Wind einen kleinen hungerstillenden Rast beim Steinmann (Pkt. 2961). Danach folgten noch einige Kehren bis zu unserem Skidepot auf etwa 3200m. Ex post betrachtet, hätten wir die Skier hier noch an den Rucksack binden sollen, denn man kann von weiter oben (dem eigentlichen Skidepot über die Hauptflanke abfahren und unten in die kleinere "Aufstiegsflanke" queren.. 

Nun stiegen wir, halt ohne Skier zum Einstieg in den sehr steilen, sich aufstellenden Gipfelhang. Zuerst über die plattigen Schotter, worin sich gar der Sommerweg finden lies bis auf ca. 3300m. Dort zogen wir die Steigeisen an und querten in das schneegefüllte Couloir ca. mittig der Flanke und stiegen dieses hoch. Im Moment ist das Couloir selbst noch gut eingeschneit und wir kamen voran, aber spürten nun doch die Höhe und die Beine waren unglaublich schwer! Ich glaube, ich habe noch selten so gelitten....! Klar, wir hatten schon gut 2300m Aufstieg hinter uns und das spürten wir nun zusammen mit der Höhe... 

Nach den ersten ca. 80 Höhenmeter mussten wir die Route etwas suchen, weil teilweise der Fels und Eis zum Vorschein kommen, ein Ausrutscher wäre hier sehr unschön.. Nach endlosem Tritte treten und teilweise mit dem Pickel schlagen, dachte ich auch schon ans Aufgeben und überlegte mir bereits mal Mike zu fragen, ob wir abbrechen wollen, doch der Kopf gab's dann doch nicht zu. Insbesondere die Aussicht auf diesen weissen Punkt, von dem ich annahm, dass dies der Kulminationspunkt sein könnte, gab es mir nicht zu, Mike zu sagen, dass ich eigentlich nicht mehr mag.. :-)

Dann erreichten wir den Gipfel und freuten uns sehr, den Altels bezwungen zu haben - ein Ausblicksberg par Excellence... - herrlich! 

Wir entschieden uns gegenseitig, nicht mehr zum Kreuz zu steigen, denn auch der unglaublich starke, böige und kalte Wind machte uns gerade zu schaffen und auch der Übergang mit bereits viel freigelegtem Fels liess uns schnell zur Entscheidung kommen. 

Nach nur ein paar wenigen Minuten machten wir uns sehr vorsichtig auf den Abstieg, mit müden Beinen und Armen umso mehr. Wir erreichten ca. gut eine Stunde später das Skidepot, fellten ab und fuhren los. Der Hang war im oberen Teil noch nicht recht aufgesulzt, erst ca. ab 2630 wurde es zum Abfahrtsvergnügen. 

Wir erreichten bei mittäglicher Wärme ca. 20 Minuten nach Mittag das Bänkli bei der Brücke zu Punkt 1872 wo wir unseren Wasserbedarf via Bachwasser stillten und angesichts der Altelsflanke die Tour nochmals auf uns wirken liessen - schön wars und anstrengend! 

Die Abfahrt und der anschliessende Fussabstieg waren ohne Probleme, der Schnee im Bereich Sunnbüel schon sehr tief und nass.. 

Merci viel Mal an Mike - ohne dich wäre ich nie mit Ski auf den Altels! :-)


Angaben zur Tour:
Zeitangabe: 6:30h nur Aufstieg ab Eggeschwand (Kandersteg)
Distanz (ein Weg) rund: 11Km
Aufstieg: 2630m (Gegenanstiege eingerechnet, insb. Sunnbüel Sagiwald-retour)
Schwierigkeit: Ski ZS+ (Abfahrt vom Gipfel S-S+); Hochtourenschwierigkeit sehr bedingungsabhängig zwischen WS und ZS. Im Couloir hat es keine Sicherungsmöglichkeiten, bei Eis allenfalls Eisschraube einsetzbar, bei durchgehendem gutem Trittschnee eher einfacher. Trotzdem ist der Gipfelbereich nicht zu unterschätzen.



Tourengänger: amphibol


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Kommentare (6)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 28. April 2018 um 19:45
gewaltig - Gratulation!

amphibol hat gesagt: RE:
Gesendet am 15. Mai 2018 um 21:24
:-) ein gewaltiger Berg!
Danke Felix.

Camox hat gesagt: Well done!
Gesendet am 3. Mai 2018 um 16:35
Gratuliere zum Altels! Schön, dass er auch von anderen human powered bestiegen wird. Mit etwas Durchhaltevermögen ist das nämlich durchaus machbar..

amphibol hat gesagt: RE:Well done!
Gesendet am 15. Mai 2018 um 21:26
Dein Tourenbericht war mir Vorlage für eine mögliche Sommerersteigung. Nun war ich fast etwas unerwartet im Winter oben, auch wenn dein Bericht mich immer noch dazu ermuntert den Altels eines Tages camoxisch zu erbiken und - klimmen. :-)

Camox hat gesagt: RE:Well done!
Gesendet am 29. Juni 2018 um 21:11
Noch eine späte Antwort auf deine Nachricht oben:
Falls du mal eine Begleitung für die Sommertour auf den Altels suchtest, so stünde ich dafür gerne zur Verfügung.
Und unabhängig davon: viel Erfolg für dieses Projekt ;-).
Beschti Grüess!

amphibol hat gesagt: RE:Well done!
Gesendet am 7. Juli 2018 um 22:31
Da bin ich gerne mal dabei! :-) Auf bald
Raphael


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