Läden 1885m - Altenalptürm 2031m - Hängeten 2209m


Publiziert von Bergamotte , 14. Juni 2017 um 22:20.

Region: Welt » Schweiz » Appenzell
Tour Datum:11 Juni 2017
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-AI 
Zeitbedarf: 6:15
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1700 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW bis Lehmen
Kartennummer:1115 Säntis

Die Gesamtüberschreitung von Läden, Altenalptürm und Hängeten zählt zu den ganz grossen Bergfahrten im Alpstein. Persönlich ist mir das eine Schuhnummer zu gross, weshalb ich mich heute auf die jeweiligen Hauptgipfel beschränke. Spannung und Nervenkitzel sind auch bei dieser Variante garantiert: drei T6-Routen über steile Schrofen und luftige, brüchige Grate. 

Für den Zustieg zur nördlichen Alpsteinkette wähle ich zum ersten Mal die Nordvariante ab Lehmen (968m). Natürlich ist das weniger bequem als die Seilbahn zur Ebenalp, aber landschaftlich lohnend und vor allem einsam. Zudem bewegt man sich lange im Schatten, an diesem Hitzetag ein stechendes Argument. Oberhalb der Filderchöpf treffe ich schliesslich auf die Normalroute und damit die übliche Karawane. Für eine Pause auf dem Schäfler (1925m) ist es noch zu früh und ohnehin zu belebt, also direkt weiter zum Altenalpsattel, der früher inoffiziell noch Filderbettersattel hiess. Hier macht sich soeben eine grössere Gruppe zur Überschreitung der Altenalptürm bereit.

Den Läden, eigentlich ein unbedeutender, brüchiger Felsgrat, gilt heute mein Hauptaugenmerk. Denn erstens stand ich noch nie oben und zweitens werden sie kaum je begangen. Die bisher einzige Hikr-Begehung stammt von Delta, der mich auch mit ein paar Zusatzinfos versorgt hat. Wobei, routenmässig kann beim äusserst kurzen Aufstieg nichts schiefgehen. Vom Altenalpsattel steige ich die breite, schuttbedeckte Grashalde hoch (Gehgelände), um anschliessend möglichst bald die Grathöhe zu gewinnen (T5+, II). Nun folgt das Herzstück, der knapp fünfzig Meter lange, brüchige Grat zum Hauptgipfel der Läden (1885m). Knackig sind vor allem die letzten zehn Meter, T6 in Reinkultur, Reitersitz empfohlen. Spätestens auf dem Gipfel erhält man die Gewissheit, dass eine Begehung von Nordosten noch viel abenteuerlicher wäre und die Alpinwanderskala deutlich sprengt, wie auch tricky bei seinem Versuch erfahren musste.

Ohne Pause steige ich über die Aufstiegsroute zurück und folge dem Wanderweg auf der Südseite der Altenalptürm. Diesen verlasse ich an geeigneter Stelle, um ungefähr in der Falllinie über zunehmend steiles Gras- und Schrofengelände den markanten Kessel zu erreichen. Wie schon bei den Läden achte ich penibel darauf, keinen Steinschlag in Richtung Wanderweg auszulösen. Die unübersehbare Grasrampe führt mich hoch zum Grat und wenige Augenblicke später stehe ich auf dem Hauptgipfel der Altenalptürm (2031m). Ich pausiere eine Viertelstunde und beobachte die bereits erwähnte Gruppe am Reitergrat - ein äusserst zeitraubendes Unterfangen. Auf den Westgipfel verzichte ich heute, lieber spare ich mir die Zeit für die Hängeten auf.

Zunächst gilt es aber, via Lötzlialpsattel (1898m) die Vordere Öhrligrueb zu durchqueren. Hier liegen noch wie erwartet grössere Schneefelder, die aber allesamt gespurt sind. Eigentlich wollte ich zunächst den Hängeten-Westgrat komplett begehen (sprich ab Öhrlisattel), wähle schliesslich aber doch die einfachere Variante durch die NW-Rinne (T5/II-, bei Nässe schmierig). Irgendwie sollten Plaisir und Nervenkitzel im Gleichgewicht bleiben... Und letzterer gewinnt bald wieder die Überhand. Von der Grathöhe über Trittspuren kurz in die Südflanke ausweichen, um durch einen Riss gleich wieder den Grat zu gewinnen. Diesem folge ich luftig, einige Meter davon auf einem fussbreiten, nordseitigen Grasbändchen. Der mittlere Abschnitt ist gehobenes Gehgelände. Die letzten fünfzehn Meter zum Gipfel wiederum sind äusserst knackig, sprich schmal und brüchig. Im Gegensatz zum letzten Mal schenke ich mir den Kick und wähle die  Umgehung durch die schrofige Südflanke - aber T6 auch hier. Mit Hilfe von Deltas Seil (ohne mind. III) gewinne ich erneut den Grat und stehe wenige Sekunden später auf dem Hauptgipfel der Hängeten (2209m). Das Gipfelbuch stammt von 2009 und bietet noch Platz für viele Jahre. Mindestens die Hälfte (!) der Einträge stammt übrigens vom Local Maveric.

Nach einer ausgiebigen Mittagsrast - dank einem Lüftchen ist die Hitze gut zu ertragen - folgt der Rückweg nach Lehmen via Nasenlöcher. Die schöne, gut versicherte wbw-Route wird inbesondere ab Schwägalp gerne begangen. Im Frühjahr ist aber Vorsicht angebracht, weil sich der Schnee recht lange hält. Doch nach den hohen Temperaturen der letzten Wochen liegen alle Seile frei und der Pickel bleibt unbenutzt. Unten dann sanftes, knieschonendes Auslaufen zurück nach Lehmen (968m).


Zeiten
1:30  Schäfler
0:30  Läden
0:45  Altenalptürm
1:25  Hängeten
2:00  Lehmen

Tourengänger: Bergamotte


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Kommentare (2)


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Linard03 hat gesagt:
Gesendet am 15. Juni 2017 um 22:36
Gratulation zu dieser schönen Tour!

Hängeten - / Altenalptürm-Berichte lese ich immer gerne; staune v.a. ab den Bildern ... Da wird's mir oft schon schwindlig vom Fotos betrachten; nichts für mich ...

Bergamotte hat gesagt: RE:
Gesendet am 16. Juni 2017 um 10:01
Danke, Richard. Also jedes Wochenende müsste ich das auch nicht haben...


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