Neuenalpkamin - Altenalptürm


Publiziert von pboehi , 31. Juli 2019 um 12:50.

Region: Welt » Schweiz » Appenzell
Tour Datum:30 Juli 2019
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-AI 
Zeitbedarf: 4:15
Aufstieg: 1193 m
Abstieg: 717 m
Strecke:Neuenalp - Neuenalpkamin - Schäfler - Altenalptürm - Schäfler - Ebenalp - Neuenalp
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Weissbad - Abzweiger "Lehmen" - Eugst/Eschböhl - Gatter Neuenalp
Unterkunftmöglichkeiten:Berggasthäuser Lehmen, Ebenalp, Schäfler

Wie ich festgestellt habe, gibt es auf Hikr noch keine Beschreibung des Neuenalpkamins, weshalb ich das hiermit nachholen möchte. Immerhin findet die Route im SAC Führer “Säntis - Churfirsten” eine Erwähnung (308a, BG). Für mich ist der Neuenalpkamin eine einsame Variante um die Region Ebenalp - Schäfler zu erreichen. Mein Ziel waren die Altenalptürm, aber anstelle des Filderbetters entschied ich mich für den Neuenalpkamin als Zustieg.
 
Ich parkiere jeweils beim Gatter zur Neuenalp (Pt 1138), von dort zur Vordere Neuenalp, kurz darauf den Wanderweg ignorierend, halte ich direkt auf den Neuenalpkamin zu. Aufstieg in leicht Schotter durchsetztem, gut gestuftem Grasgelände. Der Geländeeinschnitt ist nicht zu verfehlen, ich halte mich bald einmal an das trockene Bachbett und verlasse die Grasflanken, um über Steine und kleine Blöcke zu klettern. Es lohnt sich nicht zu hoch nach links zu klettern, das führt nicht weiter, theoretisch kann die Schlüsselstelle des Neuenalpkamins auch rechts (Pt 1633) umgangen werden.
 
Der Neuenalpkamin sollte nur bei Trockenheit passiert werden, sonst wird es gleich rutschig und heikler. Ein verkeilter, zunehmend morscher Baumstrunk bildet das erste Hindernis und kann links überklettert werden, kurz darauf folgt die Schlüsselstelle, eine 4-5m hohe Steilstufe, welche rechts umklettert wird (II). Bei mir waren die Verhältnisse noch leicht feucht, deshalb vorsichtiges Klettern mit überlegter Tritt und Griffwahl, oben kann wieder nach links in den Kamin traversiert werden. Anschliessend muss man sich gleich links halten und auf dem grasigen Rücken aufsteigen, hohes und nasses Gras sorgte rasch für nasse Hosen und Schuhe. Der Kamin weitet sich zu einem grossen Grastrichter, der einfachste Ausstieg ist ganz links beim Zaun auf den Kalberer, gegebenenfalls dorthin traversieren. Ich ziehe seit einiger Zeit den Direktausstieg gerade nach oben vor, das ist nicht nur eine Abkürzung, sondern gibt noch ein paar zusätzliche Kraxelmeter. Oben angekommen nach rechts auf einem kleinen Weg zum gut frequentierten Wanderweg zum Schäfler in die Welt des Massentourismus.
 
Nach einer kurzen Pause im Berggasthaus Schäfler weiter auf dem Wanderweg entlang der Läden zum Altenalpsattel, dort schlage ich mich ins Gras und halte auf den Wandfuss der Altenalptürm zu, wo der Einstieg zur E-W-Überschreitung ist. Die Route ist absicherbar und weist Borhaken und oben sogar einen guten Stand auf, ist aber sehr gut ungesichert machbar. Wenn eine weitere Partie im Aufstieg ist lohnt sich das Tragen eines Helms, ansonsten braucht es keine weiteren Hilfsmittel. Ich war im leichten Tenu mit guten Bergschuhen unterwegs, Aufstieg in steilem, gestuftem, gemischten Gelände, eine wahre Freude für den T6-Enthusiasten. Oben wird es etwas flacher, dann kommt das Abkettern zum Reitergrat über kleine, ausgesetzte Türmchen, wahrscheinlich der schwierigste Abschnitt der Tour. Der Reitergrat ist objektiv sehr sicher in der Reitertechnik zu bewältigen, er ist etwas nach links geneigt, über kleine Leisten auf der rechten Seite kann man sich immer wieder genügend weit aufrichten, um den Hintern etwas weiter zu befördern, so lässt sich der Grat mit einiger Anstrengung überwinden. Anschliessend leichter Aufstieg auf dem mässig ausgesetzten Grat zum mittleren Gipfel (2031m) mit Steinmann, dann restliche Überschreitung zum westlichen Gipfel mehr oder weniger ausgesetzt über den Grat. Beim westlichen Gipfel (2017m) findet sich auch das Gipfelbuch, wo sich schon eine stattliche Anzahl Besucher dieses Jahr eingetragen haben. Hier befindet sich auch die Abseilstelle (4x20m), da ich zu faul war, die Abseilausrüstung heraufzuschleppen, musste ich über den Normalabstieg runter. Also zurück zum mittleren Gipfel, wo ein steiles Band auf der Südseite runtergeht. Der Abstieg erinnerte mich an den Abstieg vom Toggenburger Girenspitz. Ein kleiner Felsriegel kann an der logischen Stelle (kleines Band) gut übergeklettert werden, dann folgt steiles, von plattigen Felsen durchsetztes Gelände. Achtung auf den Wanderweg darunter, um ahnungslose Wanderer nicht durch Steinschlag zu gefährden, bei Bedarf kurze Pause machen. Unten auf den Wanderweg und zurück zum Schäfler bzw. Ebenalp, wo eine längere Pause im Berggasthaus Ebenalp fällig war.
 
Abstieg via Chueschnuerweg zurück zum Auto.

PS: Zeit und Höhenangaben beziehen sich auf die Tour bis Ebenalp.

GPS Track mit Garmin Forerunner 935 aufgezeichnet, Bilder mit Canon G1x Mk3 und iPhone Xs, Nachbearbeitung in Lightroom

Tourengänger: pboehi


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Kommentare (3)


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ossi hat gesagt: Neuenalpkamin
Gesendet am 31. Juli 2019 um 17:22
Hoi pboehi

Ich hab den Kamin vor zwei Jahren gemacht und alles schön fotografisch dokumentiert, wie sich das für einen hikr gehört.

Leider habe ich die Fotos verloren, weshalb ich dann auf eine Berichterstattung verzichtet habe.

Schön, hast Du die Lücke geschlossen.

Gruss
ossi

maggotist hat gesagt: neuenalpkamin
Gesendet am 2. August 2019 um 14:03
hallo pboehi,
vielen dank für deinen ausführlichen bericht! in kombination mit deinen fotos dokumentierts du deine routen immer hervorragend!

dass die route „neuenalpkamin“ auf hikr noch nicht dokumentiert ist, ist nicht ganz richtig. aufgrund deiner fotos auf flickr wusste ich von der route. wir haben sie im januar 2016 begangen und auch grob beschrieben (http://www.hikr.org/tour/post104426.html)...
grüsse aus dem appenzellerland,
maggotist

pboehi hat gesagt: RE:neuenalpkamin
Gesendet am 2. August 2019 um 17:01
Na dann, Ehre wem Ehre gebührt :-)


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